Im Widerstreit der Interessengruppen geht es letztlich darum, welche Gruppe die gesetzlichen Rahmenbedingungen so verändern kann, dass ihre Interessen am besten bedient werden.

Zumeist geht es um Macht - und Macht ist zumeist finanzielle Macht: "Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles" - heißt es frei nach Goethe, aber dann gibt es auch noch den mahnenden Spruch "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt". Hier kommen ethische Gesichtspunkte ins Spiel und die Erfahrung, dass die Reichen und Mächtigen sich nur selten um ihre ärmeren Mitmenschen besorgt zeigen.

Wir wären ja zunächst schon einmal glücklich, wenn wir wenigstens unseren Kindern und Enkeln und uns selber die Hölle der Klimakatastrophe ersparen könnten... ja und natürlich auch denjenigen, die schon jetzt zu Tausenden verdursten oder ertrinken oder an Unterkühlung oder Überhitzung sterben. Und deswegen setzen wir uns für den Umstieg auf Erneuerbare Energien ein. Wir wollen bei uns im Land damit beginnen.

Sechs Rahmenbedingungen für den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien sind unverzichtbar

Was wir brauchen, ist uns - soweit wir uns mit der Thematik naturwissenschaftlich auskennen - ja völlig klar: Solar- und Windenergie müssen überall reichlich ausgebaut werden und dazu müssen jede Menge moderne Langzeit- und Kurzzeit-Stromspeicher errichtet werden, und alles so dicht wie möglich in der Nähe der Energieverbraucher. Und keine dieser 6 Voraussetzungen darf vergessen werden:
  1. Solaranlagen,
  2. Windanlagen,
  3. moderne Langzeit-Stromspeicher (z.B. Power to Gas od. Power to Liquid),
  4. Kurzzeitspeicher,
  5. Verbrauchernähe von Stromerzeugung und -Speicherung
  6. keine Obergrenzen!

Diejenigen, die weiter mit Kohle, Öl, Gas oder Atom ihre Dividenden erwirtschaften wollen, haben es da viel einfacher. Für SIE sind in den letzten 10 Jahren die gesetzlichen Rahmenbedingungen immer perfekter und großzügiger zurechtgebogen worden (z.B. Kapazitätsmarkt, Ferntransportleitungen, Übernahme der Entsorgungskosten). Sie können großzügig sein, sie können uns ruhig unsere oben aufgezählten Forderungen alle zugestehen, nur eine beliebige einzige von den 6 Voraussetzungen brauchen sie uns zu verweigern, schon ist die "Energiewende" gefährdet. Jede der genannten Voraussetzungen ist also sozusagen eine Conditio sine qua non (Eine Bedingung auf die man nicht verzichten kann). Im Alltag kennen wir hunderte solcher Bedingungen: Stellen Sie sich vor, sie finden den linken Schuh nicht, oder das Fahrradventil wurde geklaut, oder das Kühlwasser im Auto mit Dieselmotor fehlt. Beim absichtlichen Weglassen einer solchen Conditio sine qua non darf man schon von Sabotage sprechen.

Testen wir einmal stichprobenweise diese Aussage bei der Energiewende. Lassen wir z.B. Bedingung 6 weg, indem wir gedanklich eine Obergrenze für Windenergie einführen. Schon reicht die Sonnenenergie im Wintervierteljahr nicht mehr, denn die Sonne steht im Winter nur wenige Stunden am Himmel.
Oder "vergessen" wir die Langzeitspeicher (ein besonders beliebter Sabotageakt der Energiewendegegner). Dann dauert es nur wenige Wochen bis zur nächsten Dunkelflaute und die Stromversorgung bricht jämmerlich zusammen. (Im Jahr 2016 gab es immerhin 52 Dunkelflauten und auch zwischendurch wurde es immer wieder sehr knapp!)

Aber was hat das denn nun mit dem Sinn der Umfragen zu tun?

Ganz einfach: Unter den 6 aufgeführten unverzichtbaren Bedingungen, die zum Eintritt des Energiewende-Erfolges notwendig sind, gibt es einige, die bei Teilen der Bevölkerung weniger beliebt sind. So ist insbesondere die Windenergie bei etlichen Naturfreunden unbeliebt, weil an Windanlagen immer wieder einmal Vögel oder Fledermäuse zu Schaden kommen. Das ist ein Erlebnis, das ans Gemüt geht. Ein am Windrad zerschmetterter Vogel wird emotional anders wahrgenommen, als ein für die Ernährung geschlachtetes und zerlegtes Schwein an der Theke des Fleischers, obwohl beide Tiere gleichermaßen Opfer der menschlichen Zivilisation sind.
Bei der Beurteilung der Windenergie-Akzeptanz geht es nicht um die Berechtigung des Vogelmord-Vorwurfs. Es wird auch nicht diskutiert, ob der Klimawandel, der durch die Windenergienutzung gebremst werden soll, nicht viel mehr Verluste an Vögeln und Fledermäusen hervorrufen würde als die Windräder. Es geht hier schlicht um die Frage - damit kommen wir zur Sache - ob eine politische Partei, die sich für den Ausbau der Windenergie einsetzt, im derzeitigen Wahljahr Stimmenverluste zu befürchten hat, wenn sie den unbegrenzten Ausbau der Windenergie in ihr Wahlprogramm aufnimmt, wie z.B. die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP).

Vermutete Akzeptanzprobleme können nur durch eine Meinungsumfrage quantifiziert werden

Die Befürchtung einer Partei, durch offensiven Einsatz für die Windenergie Wählerstimmen zu verlieren, kann nicht kurzfristig dadurch beseitigt werden, dass der Solarenergie-Förderverein oder der Bundesverband Windenergie oder die Freunde von PROKON sorgfältig erarbeitete Statistiken vorlegen, wonach die Verluste durch Vogelschlag an Windanlagen nur einen winzigen Bruchteil der Verluste ausmachen, die durch Zusammenstöße von Vögeln mit Autos, Eisenbahnen, Hochhaus-Fenstern, Stromleitungen, Flugzeugen usw. verursacht werden. Lesenswert ist dazu z.B. auch eine Ausarbeitung des Bund für Umwelt und Naturschutz. Der durchschnittliche Wahlbürger liest solche anspruchsvollen Ausarbeitungen allerdings nicht, sondern entscheidet sich auf Grund der herrschenden Vorurteile.
Genau so wenig könnte man herausfinden, ob der Neid, den manche Mitbürger gegenüber den reichen Zahnärzten mit ihren Solaranlagen empfinden, eine bemerkenswerte Zahl von Wählern gegen eine Partei einnehmen würde, die bessere Einspeisevergütungen für Solarstrom fordert.
Es hilft hier auch keine Befragung von Fachleuten, sondern um Akzeptanzprobleme zu erkennen, kann nur eine Umfrage bei einem Querschnitt der Wähler helfen, die sich in der Mehrzahl NICHT ausführlich mit dem Problem des Vogelschlags an Windanlagen oder den angeblichen goldenen Nasen von Solarstromanlagen betreibenden Zahnärzten befasst haben. Meist zeigt sich dann, dass es nur einige Wenige sind, die durch lautstarken Protest eine scheinbare Mehrheit vorgetäuscht haben.

Wenn wir also den politischen Parteien Mut machen wollen, sich für die "richtigen Entscheidungen" einzusetzen, dann können wir das tun, indem wir eine möglichst aufschlussreich formulierte Frage zur Akzeptanz notwendiger Maßnahmen bei einem seriösen Meinungsforschungsinstitut in Auftrag geben und das Ergebnis anschließend den entsprechenden Parteien zukommen lassen. Viel Zeit bleibt uns dafür nicht mehr, denn die Wahlprogramme dürften wohl in diesen Tagen endgültig entschieden werden. Die ersten Wahlplakate hängen schon in NRW, und im Saarland werden sie bereits wieder abgenommen.

 

Welchen Nutzen können gerade die kleinen Parteien aus einer Umfrage ziehen?

Ziel der hier angesprochenen Umfragen ist es, in einer von der Entmutigungs-Kampagne der Energiewirtschaft belasteten öffentlichen Meinung, den kleinen Klimaschutzparteien Mut zu machen, sich im Wahlkampf auch für weniger populäre Maßnahmen einzusetzen. Dazu müssen sich die Parteistrategen darauf verlassen können, dass die Umfrageergebnisse repräsentativ sind.

Es geht dabei für die kleineren Parteien gar nicht darum, was die Mehrheit aller deutschen Wähler wünscht, sondern nur darum, was die Mehrheit der ihrer Partei zugeneigten Wähler wünscht. Um es an einem erdachten Beispiel mit frei erfundenen Zahlenwerten zu verdeutlichen: Wenn bei einer Umfrage "nur" 20 Prozent der deutschen Wähler eine hohe CO2-Steuer wünschen, dann wäre das eine Minderheit. Wenn dann aber trotzdem die Bündnisgrünen als einzige Partei in ihrem Wahlprogramm eine hohe CO2-Steuer ankündigen würden und daraufhin 20 Prozent der Wähler die Grünen wählen würden, dann wäre das für die Grünen derzeit ein großer Wahlerfolg.
Dazu noch eine Anmerkung: Tatsächlich haben bei einer EMNID-Umfrage sogar erheblich mehr Befragte als nur 20 Prozent für eine hohe CO2-Steuer plädiert. EMNID-CO2Steuer.pdf

 

Unterschied zwischen Wahlprognosen und anderen Meinungsumfragen


Aber es gibt auch Einwände gegen Meinungsumfragen - zum Beispiel: Viele Wahlprognosen der vergangenen Jahre hätten daneben gelegen. Dazu ist Folgendes zu sagen: Wahlprognosen sind erheblich schwerer zu erstellen,

  • weil es oft nur um wenige Prozent Unterschied geht,
  • weil viele Leute erst in der Wahlkabine entscheiden, wen sie überhaupt wählen wollen,
  • weil viele Leute prinzipiell nicht über ihre Wahlabsichten sprechen wollen,
  • weil manche Leute mit unsinnigen Aussagen schocken wollen,
  • weil das Wahlergebnis auch vom Wetter und von den letzten spektakulären Ereignissen abhängt, man denke z.B. an das Elbe-Hochwasser, das Gerhard Schröder zum Wahlerfolg verhalf.

Die Tatsache, dass manche Wahlprognose falsch war, besagt nur, dass Wahlprognosen schwer zu erstellen sind, sie besagt aber nicht, dass andere Umfragen generell unzuverlässig sind.

Ein weiterer Einwand befürchtet die nachlässige Beantwortung von Umfragen unter Zeitdruck. Dem kann man entgegenhalten: Gerade unter Zeitdruck wird der Befragte, wenn er überhaupt antwortet, keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Windräder oder gegen reiche Hausbesitzer mit Solaranlagen machen. Endlich kann er mal seine Meinung sagen!

Unterschied zwischen repräsentativer Befragung und Expertenbefragung

Ein häufig gehörter Einwand besagt, es dürften eigentlich nur Leute befragt werden, die sich mit dem Thema auskennen. Dieser Einwand geht davon aus, dass eine gewisse Schwarm-Intelligenz in der Lage sei, für schwierige Probleme die passenden Lösungen zu finden. Eine solche Befragung wäre eine "Expertenbefragung".

Eine Expertenbefragung sucht nach einer Lösung für ein Problem. Die repräsentative Befragung dagegen bewertet die Akzeptanz einer angebotenen Lösung. Da wir in 30 Jahren Beschäftigung mit Sonnen- und Windenergie zum Problem des Klimawandels eine Lösung erarbeitet haben, suchen wir jetzt nach der Akzeptanz, die diese Lösung in der Bevölkerung findet. Wichtig ist daher die repräsentative Auswahl der Befragten.
Vorausgesetzt, jede Person in Deutschland hat genau die gleiche Chance, ausgewählt zu werden, so ist die Auswahl repräsentativ. Die Statistik als mathematische Wissenschaft kann dann genau angeben, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Ergebnis "stimmt".

Weitere Informationen zu Umfragen

Welche weiteren Voraussetzungen und Bedingungen zu beachten sind, damit Umfragen ein möglichst repräsentatives Bild ergeben, wird z.B. unter http://www.q-set.de/Umfragetipps/Umfragetipps.php ausführlich und anhand von Beispielen beschrieben. Besonders interessant ist dort der Umfragetipp 9. Hier zeigt sich in besonderem Maße, welche Erfahrung dazu gehört, Umfragen so zu formulieren, dass sie nicht suggestiv wirken.