Vorab: Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. bezieht den Strom für die Bundesgeschäftsstelle in Aachen von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS). Wir kaufen dort ausdrücklich keinen „Ökostrom“ sondern ganz normalen Strom, aber es kommt uns darauf an, das unser Geld bei den EWS, einem umweltengagierten EVU und Netzbetreiber(!) landet. Entscheidend ist für uns, wer das Geld bekommt - also der Geldfluss, nicht der Stromfluss. Inzwischen haben auch andere umweltengagierte Vereine die Problematik des sogenannten Ökostromhandels entdeckt. Dazu Auszüge aus einem Artikel, den wir auf der Internetseite des Bundes der Energieversorger gefunden haben.

Artikel des Bund der Energieverbraucher vom 07.02 2004

Wir müssen schnell auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Wahl eines diesbezüglich aktiven Stromversorgers beschleunigt diesen Wandel. Jedoch bringt der Handel mit grünem Strom keinerlei direkten Umweltnutzen. Denn kein Verbraucher kann die Zusammensetzung des von ihm bezogenen Stroms ändern.

Label für Ökostrom leisten der Verbrauchertäuschung Vorschub. Denn sie werden so missinterpretiert, als könne man Strom kennzeichnen. Tatsächlich kann man nur Stromversorger kennzeichnen. Der Bund der Energieverbraucher beabsichtigt, das „Grüne Strom Label“ künftig nicht mehr zu unterstützen. Durch den Verkauf von „Grünem Strom“ verbessern viele Stromversorger bei den Kunden ihr Image. Und kämpfen oft gleichzeitig gegen PV-Anlagen und BHKW‘s vor der Tür.

Umfragen belegen, dass fast jeder Verbraucher angesichts der hohen Umweltschäden durch die Stromherstellung auf umweltfreundlich erzeugten Strom umsteigen will. Das ist durch den Bezug von Öko- oder Grünstrom nicht möglich. Der Bezug von Ökostrom vermindert die Umweltbelastung der Stromerzeugung in keinster Weise. Selbst dann nicht, wenn der Ökostrom zertifiziert ist, sei es durch den TÜV, das ok-Power-Label, das Grüne Strom Label oder andere. Auch der private Atomausstieg ist durch Ökostrombezug nicht möglich. Das Geld der Grünstromkunden kommt auch nicht den erneuerbaren Energien zugute. Denn erneuerbare Erzeugungsanlagen werden gesetzlich gefördert und die Mittel dafür werden von allen Stromkunden gemeinsam aufgebracht. Weder die Erzeugung noch die Bezahlung von Grünstrom hängt davon ab, ob und wieviele Bezieher von Grünstrom es gibt.

Einige Stromanbieter versprechen, einen bestimmten Anteil des vom Kunden bezahlten Preises für die Errichtung neuer Anlagen aufzuwenden: Man spricht vom Spendenmodell oder Fondsmodell. Hier sollte der Verbraucher kritisch fragen, wofür seine Spenden verwendet werden. Durch die Wahl eines Stromanbieters lässt sich die Herkunft des bezogenen Stroms nicht ändern. Denn es ist physikalisch nicht möglich, die Stromerzeugung eines Kraftwerks bestimmten Kunden zuzuordnen. Durch die Wahl eines Stromanbieters lässt sich auch die bundesweite Stromerzeugungsstruktur nicht ändern.

Das Beispiel von zwei Nachbarn macht die Zusammenhänge deutlich

Müller und Meier wohnen in Wiesenstadt. Ein Kraftwerk stellt dort die Hälfte des Stroms für die Stadt in umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) her. Die andere Hälfte des Stroms kommt aus dem Verbundnetz und wird dort zu 30% aus Atomstrom und zu 50% aus Kohle erzeugt (Bundesdurchschnitt). Der Wiesenstadter Strom besteht dadurch zu 50% aus KWK-Strom und zu 15% aus Atomstrom und zu 25% aus Kohlestrom.
Nach einer geplanten neuen EU-Richtlinie muss jeder Stromlieferant auf der Rechnung angeben, aus welchen Energieträgern sein Strom hergestellt wurde.
Wenn jetzt Müller einen Vertrag mit einem Ökostrom-Anbieter abschließt, dann ändert das an der Herkunft seines Stroms nichts: Er bezieht nach wie vor den gleichen Strom wie sein Nachbar Meier. Müller ändert aber auch den Anteil der Stromerzeugung aus Sonne, Wasser und Wind in keinster Weise. Müller bewirkt also auch keine Umweltentlastung. Wenn Müller sauber hergestellten Strom beziehen möchte, dann hat er folgende Möglichkeiten: Er kann umziehen in eine andere Stadt mit anderem Strommix, er kann dafür sorgen, dass in Wiesenstadt viele neue PV-Anlagen gebaut werden. Oder er kann selbst Sonnenstrom herstellen oder ein BLOCKHEIZKRAFTWERK betreiben.

Wichtig sind nicht die Strom- sondern die Geldflüsse. Die Stromherkunft wird durch den örtlichen Stromnetzbetreiber und dessen Kraftwerkspark bestimmt. Den Stromnetzbetreiber aber kann sich kein Verbraucher aussuchen. Da, wo der Kunde wählen kann, bleibt das ohne Einfluss auf die Stromlieferung. Wo jedoch über die Stromherkunft entschieden wird, kann der Kunde nicht wählen. Wenn alle Verbraucher sog. Ökostrom bestellen würden, selbst dann gäbe es nicht mehr davon, als die vorhandenen Kraftwerke erzeugen können. Und bis die Nachfrage nach Ökostrom das Angebot übersteigt, müsste sich die Nachfrage nach Ökostrom vervielfachen, ohne dass sich das Angebot gleichzeitig ausweitet.
Dies ist eine wirklichkeitsferne Vorstellung. Wichtig sind nicht die Strom- sondern die Geldflüsse. Durch die Wahl des Stromanbieters kann jeder Kunde sein Geld progressiven Anbietern zukommen lassen, wie z.B. der EWS Schönau, die aus einer Bürgerbewegung hervorgegangen sind. (...)

Quelle: http://www.energieverbraucher.de/de/Energiebezug/Strom/Gruener_Strom/site__377/