Mit Hilfe eines Solardachkatasters oder auch Solarpotenzialkatasters sollen Hausbesitzer oder Investitionswillige Informationen darüber erhalten, ob sich ein Dach für den Bau einer Solaranlage (gemeint sind Photovoltaikanlagen wie auch Solarthermische Anlagen) eignen würde. Auf einen Blick soll man anhand des interaktiven Kartenwerkes erkennen können, ob sich die Installation auf dem ausgewählten Dach lohnt.

Die Solarkataster werden von Kommunen, Städten und ganzen Landkreisen erstellt, im Internet veröffentlicht und in den kommunalen Webseiten integriert. Mittlerweile stellen viele Städte die Solardachkataster kostenfrei zur Verfügung (u.a. Aachen, Berlin, Bonn, Gießen, Hamburg, Mainz, Solingen, Wiesbaden).

Die Solarpotenzialkataster basieren auf Laserscannerdaten. Mit Hilfe dieser Daten werden für einen Großteil der Dachflächen die Form, die Neigung, die Exposition und die Verschattung im Jahresverlauf berechnet.
Je nach Katasterprogamm reicht die Eingabe der Postanschrift, um das betreffende Hausdach anzuzeigen und eine entsprechende Auswertung einsehen zu können. Neben der Einteilung in sehr gut, gut und bedingt geeignete Dachflächen, werden ebenso Dächer als nicht geeignet ausgewiesen oder nicht bewertet. Um dies optisch zu verdeutlichen, werden die Dächer durch eine farbliche Kennzeichnung entsprechend markiert.

Verschiedene Farbmarkierungen stellen die unterschiedlichen Eignungsstufen dar. Manche Programme bieten auch die Funktion „Teildachflächen eines Gebäudes“ auszuwählen. Neben der Eignung und der Angabe über die nutzbare Dachfläche, werden Aussagen zur installierbaren Leistung, zu dem möglichen Anlagenertrag an Strom oder Wärme sowie zu den Kosten und zur CO2 -Einsparung gemacht.

Häufig gibt es darüber hinaus auch die Möglichkeit, in einem weiteren Schritt eine individualisierte Wirtschaftlichkeitsberechnung durchzuführen, um zu überprüfen, ob sich die Investition in Erneuerbare Energien auf dem eigenen Hausdach lohnt. Dafür müssen meist weitere Eingaben seitens des Interessenten erfolgen: Angaben zur Modulfläche, Anlagenkosten, Zins- und Vergütungsätzen, Kredithöhe, Laufzeit. u.a.. Daraufhin wird eine erste Einschätzung über die individuellen Kosten und möglichen Erträge erstellt.

Soweit so gut?

Die Kriterien, die für die Beurteilung der Eignung der Dachflächen zugrunde liegen, sind in den verschiedenen Solarkatastern nicht immer gut zu finden. Während sie in einigen Katastern bereits in der Einleitung erläutert werden, muss man bei anderen Programmen erst danach suchen. Die Bewertungskriterien sind dabei auch nicht einheitlich. Während einige Systeme eine Berechnung für eine Dachfläche beispielsweise erst ab einer zu belegenden Fläche von 20 m2 durchführen, gelten bei anderen Programmen eine Anlagenmindestnennleistung von 2,0 kWp.

Auch die Beurteilungskriterien für Flachdächer, die Berücksichtigung von Verschattungen oder die Einrechnung von Wartungsgängen sind meist nicht einsehbar. Ebenso bleiben Abschattungseffekte durch kleinere Objekte, wie einzelne Bäume, Masten, Antennen in den Berechnungen unberücksichtigt, obwohl sie einen negativen Einfluss auf den Ertrag der Anlage haben können.

Darüber hinaus wurden bei der Recherche innerhalb der verschiedenen Kataster bei manchen Programmen auch Fehler entdeckt. Mittlerweile ungültige bzw. falsche Vergütungssätze (nach EEG) wurden ebenso gefunden, wie Anlagenkosten die die aktuellen Marktpreise nicht mehr widerspiegeln. Auch wurden beispielsweise für die Berechnung der Anlagenkosten für kleine PV-Anlagen die gleichen kWpeak-Preise angesetzt, wie für große PV-Anlagen ohne die weitaus günstigeren Bezugsmöglichkeiten bei Großprojekten zu berücksichtigen. Dies beeinflusst die Wirtschaftlichkeitsberechnungen negativ.

Städte verändern sich. Dies macht eine ständige Aktualisierung der Katasters notwendig. Leider können die Anbieter der Solarkataster jedoch meist keine regelmäßige Überarbeitung der Datenbasis der Laserscannerdaten gewährleisten.

So besteht bei diesem wartungsintensiven Internetangebot die Gefahr, dass die voreingestellten Parameter nicht mehr aktuell sind bzw. nicht entsprechend gewartet werden. Gerade im Photovoltaikbereich haben sich die Anlagenpreise in der Vergangenheit stetig verringert. Genauso wie die Einspeisevergütungen eine mittlerweile monatliche Degression durchlaufen. Sinken die Anlagenpreise weiterhin so kontinuierlich, und steigen die allgemeinen Energiekosten, so müssen auch die voreingestellten Parameter bezüglich der nutzbaren Dachflächen verändert werden. Denn spätestens dann wird es sich auch finanziell lohnen, Dächer mit geringerer Sonneneinstrahlung für die Installation von PV-Anlagen zu nutzen.

Als problematisch schätzen wir die Genauigkeit der berechneten Daten ein. So erfolgt die Angabe beispielsweise der Modulfläche je nach Programm auf bis zu einer Stelle hinter dem Komma genau (z.B. 454,2 m²). Dies suggeriert dem Interessenten eine exakte Berechnung und Beurteilung der örtlichen Gegebenheiten. Ebenso wie die Angabe der Leistung z.B. mit 64,7 kWp oder des möglichen Stromertrages mit 60074 kWh impliziert eine genaue Berechnung und wiegt den Investitionswilligen in eine falsche Sicherheit. Darüber hinaus werden Installationskosten z.T. bis auf 50 € genau angegeben. Dies kann kein allgemein gültiges Rechenprogramm leisten. Auch werden Besonderheiten des Gebäudes (z.B. notwendige Sicherungsmaßnahmen und unterschiedlicher Arbeitsaufwand bei ein-/mehrgeschossiger Bauweise, verschiedene Anbringungsarten, höhere Investitionen bei Flachdächern durch Gestelle, Preisunterschiede auf Grund der Technik - Dünnschichtmodul oder Hochleistungsmodule -) genauso wie Netzanschlusskosten, Kosten für das Einspeisemanagement nach § 6 EEG 2012 sowie Messkosten nicht berücksichtigt.

Allerdings weisen die Anbieter der Solarkataster meist schon auf der Startseite ihres Angebotes darauf hin, dass die Ergebnisse der Solarpotenzialberechnungen nur als erste Information dienen und eine Fachberatung durch qualifizierte Installateure nicht ersetzen sollen. Die Berechnungen erfolgen dabei ohne Gewähr auf Richtigkeit. Und dies sollten alle Nutzer von Solarkatastern auch beherzigen: Es handelt sich um eine erste grobe Abschätzung der örtlichen Gegebenheiten auf der Grundlage von Laserscannerdaten. Eine Beratung durch einen Solar-Fachbetrieb ist immer notwendig und sinnvoll, auch dann, wenn vielleicht die zur Verfügung stehende Dachfläche durch ein Solarkataster als „nicht geeignet“ eingestuft wurde. Genauso gilt andersherum: Auch wenn eine Eignung einer Dachfläche im Kataster festgestellt wurde, wird diese nicht zugesichert. Es bedarf einer Prüfung des Einzelfalls. Nicht zuletzt auch um die Anschlussmöglichkeiten an das öffentliche Netz oder Fragen der Dachstatik oder der Fassadennutzung zu prüfen, genauso wie ggf. Auflagen des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.

Ob sich die Zahl der Solaranlagenbetreiber in einer Stadt durch das Angebot eines Solarkatasters erhöht, sei dahingestellt. Wir wissen es nicht. Vielleicht wäre die Einrichtung einer unabhängigen Beratungsstelle für interessierte, investitionswillige Bürger der effektivere Weg den Zubau von Solaranlagen zu fördern. Unseres Erachtens ist die Nutzung der Solarkataster aufgrund der zuvor dargelegten Probleme durch die Hauseigentümer wenig empfehlenswert.

Für Installationsbetriebe, die mögliche Kunden gezielt ansprechen wollen, oder für den Netzbetreiber, der sich einen Überblick verschaffen will, wie weit er das Verteilnetz noch verstärken soll, wäre die Nutzung des Programms Google-Earth sicher empfehlenswerter.