Der unaufhaltsame Preisanstieg bei den konventionellen Energien verschärft bestehende soziale Probleme. In dieser schwierigen Lage kommt ein politisch erwägenswerter Vorschlag. Man möge doch den Preisanstieg für die Minderbemittelten weniger schmerzhaft machen durch Einführung eines Sozialtarifs. Dazu gibt es verschiedene Vorschläge:

So wurden bereits Sondertarife für Bedürftige diskutiert. Diese würden eine Fülle von Bürokratie und von Missbrauchsmöglichkeiten nach sich ziehen und erscheinen deshalb problematisch.

Die gegenwärtigen Tarife allerdings sind eher unsozial, denn sie belasten durch den Grundpreis und oft auch noch durch eine Degression des Arbeitspreises die Wenigverbraucher. Zu den Wenigverbrauchern gehören nicht nur die Energiesparer, sondern insbesondere auch die Haushalte mit einem geringen Nettoeinkommen.

Anteil der monatlichen Stromkosten am Nettoeinkommen.
Angaben für Ehepaar mit 2 Kindern, bezogen auf 1994

Haushaltseinkommen
(netto)
monatlicher
Stromverbrauch in kW/h
1.700-2.450 DM290 kW/h
3.457-4.757 DM359 kW/h
5.221-6.677 DM385 kW/h

Quelle:Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1995, Wiesbaden 1995, S.551
Für Hinweise auf eine neuere Statistik wären wir dankbar.

 

In den letzten Monaten wurde nun ein Vorschlag zur Tarifänderung neu aufgegriffen, der die Wenigverbraucher finanziell entlastet, und die Vielverbraucher stärker zur Kasse bittet. Es handelt sich um einen Tarif ohne Grundpreis und mit stark progressivem Arbeitspreis, wie er auch schon früher von vielen Umweltgruppen gefordert wurde. Das Neue daran ist die Erkenntnis, dass ein solcher Tarif nicht nur das Energiesparen belohnt, sondern dass er bei konsequenter Ausgestaltung auch eine soziale Komponente beinhaltet. Die ersten Kilowattstunden sind spottbillig, aber je mehr man verbraucht, desto höher steigen die Kosten für die hinzukommenden Kilowattstunden, d.h. die Grenzkosten.

Bei verpflichtender Einführung eines solchen Tarifs für die Gesamtheit aller Haushaltskunden ergäbe sich die Erleichterung für die minderbemittelten Wenigverbraucher ohne Rückgriff auf staatliche oder kommunale Steuergelder ganz nebenbei - sozusagen als erwünschte Nebenwirkung.

In Spanien wurde Anfang Juli 2008 ein progressiver Arbeitspreis verpflichtend für alle Haushaltskunden eingeführt. Eine Grundgebühr (7,19 Euro) ist geblieben. Sie soll vermutlich verhindern, dass jemand mehrere Anschlüsse anmeldet.
In einer Beispieltabelle wird gezeigt (rechte Spalte unter der Überschrift Variación % ), dass der Monatspreis gegenüber dem alten Tarif (mit einem linearen Arbeitspreis) für Haushalte mit einem sehr niedrigen Verbrauch etwas geringer geworden ist, bei einem hohen Verbrauch dagegen gestiegen ist.

Nur der rasche Umstieg auf die Erneuerbaren Energien bringt eine nachhaltige Lösung

Natürlich handelt es sich hier nur um ein Kurieren an den Symptomen. Eine nachhaltige Lösung für den Preisanstieg bei den konventionellen Energien und für den immer bedrohlicheren Klimawandel verlangt den raschen Umstieg auf die Erneuerbaren Energien. Die Erneuerbaren Energien müssen mit allen zur Verfügung stehenden Kräften so rasch wie möglich eingeführt werden.