Editorial - Blut, Schweiß und Tränen

Die Menschheit steht vor der Gefahr des vollständigen Untergangs in der Klimakatastrophe. Der Klimawandel, ursprünglich vom Menschen angestoßen, macht sich selbständig. Das Klima beginnt zu kippen. Das Wort "Kippen" als Metapher bezeichnet eine sich selbst verstärkende Fehlentwicklung, die wegen der Selbstverstärkung von Stunde zu Stunde mächtiger und damit schwerer korrigierbar wird. Die Kybernetik spricht in solchen Fällen von einer "positiven Rückkopplung".

Jede Fortsetzung der gegenwärtigen Wirtschaftsweise führt dazu, dass sich das Kippen weiter beschleunigt. Anfangs nahm die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre nur infolge der anthropogenen Treibhausgasemissionen zu. An vielen Orten dieser Erde ist es jedoch schon so weit, dass dort die Menge der atmosphärischen Treibhausgase sogar ohne weitere anthropogene Treibhausgasemissionen allein infolge der Erwärmung der Erdoberfläche weiter zunimmt, z.B. dort, wo der tiefgefrorene Permafrostboden auftaut, sich in einen Sumpf verwandelt und das bisher im Untergrund festgehaltene klimawirksame Methan hochblubbern lässt. Wenn solche Fehlentwicklungen nicht umgehend korrigiert werden - enden sie absehbar im Untergang der Menschheit. Joachim Schellnhuber, der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung schreibt dazu in seinem Buch "Selbstverbrennung", "...das Raumschiff Erde steuert dann geradewegs ins Feuer hinein..." (S. 349)

Schon manchmal haben in geschichtlicher Zeit ganze Völker und Kulturen vor der Gefahr endgültiger Vernichtung, Versklavung oder Ausrottung gestanden. Einige haben es geschafft, der Vernichtung zu entgehen. Wir können von ihnen lernen, auch wenn die Bedrohung oft nicht von Naturereignissen, sondern von einem militärischen Gegner ausging.

Zuweilen waren es herausragende Führerpersönlichkeiten, die den bedrohten Angehörigen ihres Volkes in schonungsloser Offenheit die Gefahr vor Augen gestellt, ihren Abwehrwillen geweckt und organisatorisch alle verfügbaren staatlichen Maßnahmen in Gang gesetzt haben. Bekannt ist Winston Churchills zündende Ansprache vor dem Unterhaus, in der er am 12.Mai 1940 kurz nach Hitlers Angriffsbefehl auf Belgien und die Niederlande der Bevölkerung "Blut, Schweiß und Tränen" bei der Abwehr dieses Überfalls angekündigt hat. Die englische Führungselite hat den Appell verstanden. Ohne Englands entschlossenen Widerstand wäre der 2. Weltkrieg vermutlich anders ausgegangen.

Einige unserer führenden Politikerinnen und Politiker haben jedoch die Klimagefahr überhaupt noch nicht verstanden. Sie wollen sie auch weiterhin nicht verstehen, weil ihre Berater aus der Energiewirtschaft über die "German Angst" spotten, während die Eingeweihten aus der Klimaschutzbewegung nur hinter vorgehaltener Hand vorsichtig vom Klimawandel sprechen und das Wort "Katastrophe" lieber vermeiden.

Den meisten ist überhaupt nicht bewusst, dass das rasende Tempo und die Unmöglichkeit einer späteren Korrektur die Erderwärmung unter all den drohenden Gefahren so besonders gefährlich macht. Diese Besonderheit muss besser herausgestellt werden. Um keine Entmutigung zu erzeugen, dürfen wir jedoch nicht versäumen, die möglichen Gegenmaßnahmen zu nennen. Und der umgekehrte Zusammenhang zwischen Beidem besteht auch: Wer die Ernsthaftigkeit der Bedrohung nicht versteht, versteht auch nicht, warum wir all die radikalen, ja revolutionären Maßnahmen benötigen, wie z.B.

  • Einen nationalen Aktionsplan Energiewende - notfalls im Alleingang und gegen die rückwärts gewendeten Interessen der Brüsseler Exekutive.
  • Grundgesetz-Änderung
  • Kohleausstiegsgesetz: Stilllegung aller Kohlekraftwerke
  • Drastische CO2-Steuern und Brennelemente-Steuern
  • Engagierte Markteinführung von Kurz- und Langzeitspeichern
  • Elektrifizierung des Verkehrs zu Land, zu Wasser und in der Luft

Politiker, die nur aus Angst vor Stimmenverlusten aus einer Technik aussteigen, wie Angela Merkel nach Fukushima aus der Atomenergie ausstieg, werden immer wieder Möglichkeiten finden, den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien zu sabotieren. Für die notwendigen revolutionären Maßnahmen setzen sich nur solche Politiker ein, die die Klimakatastrophe wirklich als ernste Bedrohung für alle, auch für sich selber, begriffen haben. Deswegen brauchen wir schonungslose Offenheit.

Wolf von Fabeck