Seit zwanzig Jahren ist Thomas Seltmann fasziniert von Solartechnik, selbst Betreiber von Photovoltaikanlagen und überzeugt von deren Möglichkeiten. Nach seinem anerkannten, bereits 2000 erschienenen und erst vor zwei Jahren in der vierten Auflage vollständig überarbeiteten Ratgeber „Photovoltaik: Strom ohne Ende“, (Verlage Solarpraxis und Beuth, Berlin) zum Bauen und Nutzen von netzgekoppelten PV-Anlagen macht er sich nun selbst Konkurrenz:

„Photovoltaik - Solarstrom vom Dach“
, diesmal erschienen im Verlag der Stiftung Warentest, Berlin richtet sich besonders an potenzielle Bauherren und Betreiber kleiner Anlagen auf privaten Hausdächern. Angefangen bei den technischen Grundlagen der Photovoltaik und der verschiedenen Modultypen über Planung, Finanzierung und Ausführung bis hin zur Beantragung von staatlichen Fördermitteln informiert Seltmann fundiert zu nahezu allen denkbaren Fragestellungen. Seltmanns aktueller Ratgeber ist sowohl ein flüssig lesbarer Einstieg für den interessierten Laien, als auch - mit klar strukturiertem Inhalt, Adress- und Literaturempfehlungen, Glossar und Stichwortregister - ein schönes Nachschlagewerk für den Betreiber einer Anlage. Also rundum empfehlenswert? - Ja.

Und gar keine Kritik? - Doch, leider: Die Bewerbung von Seltmanns Ratgeber durch die Stiftung Warentest mit dem Titelschlagwort „Solarenergie - eine lohnende Investition!“ können wir nicht anders als grob irreführend bezeichnen. Dort wird als Thema unter anderem die Planung einer „rentablen“ Anlage aufgeführt und im Werbetext heißt es gar: „Trotz sinkender staatlicher Zuschüsse lohnt sich die Investition in eine eigene netzgekoppelte Solarstromanlage“.

Thomas Seltmann hält sich dagegen mit Aussagen zur Rentabilität von kleinen Hausdachanlagen auffallend zurück. Er weist zwar im Geleitwort pauschal darauf hin, dass die weitere Senkung der Einspeisevergütung dazu führen könne, „dass größere und Großanlagen zeitweise weniger Rendite bringen und anonyme Beteiligungsmöglichkeiten an großen Photovoltaikanlagen weniger lukrativ sind als bisher“ und behauptet weiter, für private und gewerbliche Betreiber, „die lieber in Sacheigentum als in abstrakte Geldanlagen... investieren“ und „eher an Sicherheit als an hoher Rendite interessiert sind“, seien „Photovoltaikanlagen aber noch immer und mehr denn je interessant“.

Vor dem Hintergrund der Bewerbung durch Stiftung Warentest könnte der Leser hieraus implizit schließen, dass Seltmann kleine Hausdachanlagen durch die Senkung der Einspeisevergütung nicht betroffen sehe - aber jede konkrete Aussage des Autors zu diesem Thema fehlt, von klaren Zahlen zur Rentabilität ganz zu schweigen. Im Ratgeber finden sich nur vereinzelte Bezüge zur Rentabilität, wie der Hinweis auf die angeblich „lukrative Vergütung“, die das EEG für die Netzeinspeisung regele und damit „den wirtschaftlichen Betrieb dieser Anlagen“ ermögliche oder auf den Eigenverbrauch, der sich<i> „in der Regel“</i> lohne.

Dass im klaren Gegensatz zur Bewerbung durch Stiftung Warentest Bau und Betrieb insbesondere kleiner Hausdachanlagen unter den aktuellen Bedingungen nur bei ausreichend Idealismus - und insbesondere keinesfalls als Geldanlage - als<i> „lohnende Investition“</i> zu empfehlen sind, macht Seltmann in dem einzigen (mit ganzen fünf Sätzen) längeren Abschnitt zu diesem Thema deutlich:

„Mit einem Sparbuch oder Festgeldanlagen und den dort üblichen Renditen lässt sich die Investition in eine Solarstromanlage trotzdem nicht gut vergleichen. Würde man sich den gesamten Zeit- und Verwaltungsaufwand als Photovoltaikbetreiber vergüten, wäre es mit der Wirtschaftlichkeit vieler kleiner Anlagen schnell vorbei. ... Und schließlich bleiben gewisse Risiken und Unsicherheiten, die man bei einer unternehmerischen Investition nie hundertprozentig ausschließen kann. ... Von den zweistelligen Renditen, wie sie in der klassischen Energiewirtschaft mit Stromerzeugung und -verkauf erzielt werden, ist die Photovoltaik jedenfalls weit entfernt.“

Aber diese aus praktischer - und bei allem Idealismus des Autors ohne Zweifel auch leidvoller - Erfahrung gewachsene Warnung vor den üblichen Werbesprüchen aus der Solarwirtschaft passt wohl nicht so recht in das Konzept der Stiftung Warentest.