Afrikanische Schüler stehen abends unter Straßenlaternen, lesen und machen Hausaufgaben für die Schule. Welcher Schüler in Deutschland käme auf diese Idee? Keiner! In Deutschland haben wir eine funktionierende Stromversorgung: Abends das Licht im Zimmer einschalten ist in unserem Alltag eine Selbstverständlichkeit.

Dies gilt aber nicht für viele Länder und Gebiete dieser Erde, wie z.B. Äthiopien, Togo oder Sansibar und Tansania. Dort haben viele Dörfer und Siedlungen auf dem Lande selten Zugang zu einer öffentlichen Stromversorgung. Lesen nach Einbruch der Dunkelheit (in Äquatornähe um ca. 18.30 Uhr) ist schwierig, die Lernmöglichkeiten und somit Bildungschancen – vor allem der Kinder – sind dann stark eingeschränkt. Viele Kinder müssen nach der Schule ihren Eltern bei den Arbeiten auf dem Feld helfen, es bleibt also nur der Abend zum Lernen. Auch andere Aktivitäten, z.B. im Handwerks- und Gesundheitsbereich, sind von dem frühem Einbruch der Dunkelheit betroffen.

Solare Energie statt fossile Energien

Zwar helfen sich viele Menschen durch die Nutzung von Petroleumlampen, um z. B. abends etwas Licht zu bekommen, aber gesundheitliche Schäden sind meist die Folge. Auch ist der Brennstoff sehr teuer. So geben afrikanische Haushalte immerhin zum Betreiben von 4 bis 6 dieser Lampen bis zu 25 Prozent ihrer Tageseinnahmen für Petroleum aus (1).

In einigen Gebieten wurden schon vor Jahren Dieselgeneratoren zur dezentralen Stromversorgung aufgestellt. Leider ergaben sich im Dauerbetrieb einige Probleme: Es kam u.a. zu einer „Explosion“ der Betriebskosten, da z.B. Wartung und vor allem Treibstoffkosten Dimensionen erreichten, die vor Ort nicht mehr finanziert werden konnten. Die Folge: das System wird nicht mehr genutzt (1).

Eine ideale Alternative ist der Einsatz der Photovoltaik zur Stromerzeugung in Kombination mit einem Batteriespeicher: Mit ihr kann man besonders im ländlichen Raum eine zuverlässige, dezentrale Stromversorgung aufbauen, die an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst ist. Denn die Ressource „Sonnenenergie“ ist in den betroffenen Ländern überall verfügbar und kann „kostenfrei“ genutzt werden. Die Investitionen in die Technik sind zwar hoch (Finanzierung, s. u.), es gibt aber z.B. keine Folgekosten für Treibstoffe, keine gesundheitlichen Schäden bei der Nutzung, keine CO2-Emissionen und keine Energieimportabhängigkeiten.

Projekte

Die verantwortlichen Regierungen der Entwicklungsländer schaffen es meist nicht aus eigener Kraft, entsprechende Energieversorgungsstrukturen aufzubauen. Gemeinnützige Organisationen, Privatinitiativen, aber auch Firmen z. B. aus Europa engagieren sich deshalb bereits seit Jahren beim Aufbau neuer Infrastrukturen, so auch bei der Elektrifizierung. Zur Einführung der Photovoltaik gibt es verschiedene Projekte.

Einige konzentrieren sich auf die Einführung von „Solarem Licht“ in Schulen und Wohnhäusern, um ein Lernen nach Anbruch der Dunkelheit zu ermöglichen und somit einen besseren Zugang zur Bildung. Die Projekte „Licht für Togo“, „Licht für Schulen“ oder das solare Schulprogramm „One child one light“, welches bereits erfolgreich in Indien eingesetzt wird, können hier beispielhaft genannt werden (siehe Kasten). Ein ähnliches Angebot ist auch an Schulen in Ländern wie Tansania (Sansibar) eingeführt worden. Dort müssen sich die Schulen für das Solar-Programm bewerben. Nach Absolvierung von Unterrichtseinheiten über den Klimawandel und Erneuerbare Energien sowie die Solartechnik können SchülerInnen eine Solarlampe zu einem reduziertem Preis kaufen. So kann die Technik zum Lesen genutzt und in die Dörfer „getragen“ werden (2). Birte Bernhard war 2012/13 ein Jahr in dem Projekt „One child ohne light“ in Sansibar eingebunden. Nach ihren Erfahrungen rentieren sich kleine Leselampen für Schüler in wenigen Monaten.

Beispiele von Projekte zur Einführung von „Solares Licht“

One Child one light in Sansibar http://www.zasea.org/index.php/projects/school-programme/one-child-one-light
Licht für Togo http://www.togo-licht.com/frame.htm
Licht für Schulen http://www.solar-afrika.de/page/Licht_fuer_Schulen
So arbeiten wir http://www.stiftung-solarenergie.de/So-arbeiten-wir,305.html

Das System besteht grundsätzlich aus einem Photovoltaik-Modul, einem Laderegler und einer Batterie, an dem eine Lampe (meist LED) angeschlossen ist.

Andere Projekte wie z.B. das „Economical Solar Plant“ von ZASEA (Zanzibar Solar Energy Association) soll u.a. der Bevölkerung die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Solarenergie am Beispiel der Photovoltaik aufzeigen: Ein „Multiplikator“ betreibt über ein 85 Watt-Solarmodul 6 Lampen und eine Ladestation (Mehrfachsteckdose) zum Aufladen von Handys gegen Entgelt. Da Handys in Afrika ein gängiges Kommunikationsmittel sind, kommen viele aus der Umgebung, um ihre Handys dort aufladen
zu lassen (3).
 
Komponenten der Solarleuchten

Foto: Birte Bernhard

Die Stiftung Solarenergie möchte grundlegend die „energiebedingte Armut“ in Ländern wie Äthiopien verringern und nicht nur projektorientiert vorgehen. In einem ersten Schritt arbeitet sie gemeinsam mit den Menschen vor Ort deren energetische Bedürfnisse heraus. So konzentriert sie sich in ihrer Arbeit nicht nur auf die Installation von Solarleuchten, sondern fördert z.B. auch die Installation „solar“ betriebener Kühlschränke, Wasserpumpen und Wasserdesinfektionanlagen (4).

Nachhaltig?

So vielversprechend diese Projekte auch sind, einige Fragen bleiben doch offen: Sind diese Projekte auch wirklich nachhaltig angelegt? Werden die initiierten Projekte auch langfristig Bestand haben? Und, reichen die oben genannten Maßnahmen als Grundstein für eine solare Stromwirtschaft in afrikanischen Staaten, vor allem in deren ländlichen Gebieten? Bereits die Qualität der eingesetzten Produkte ist deshalb von Bedeutung. Der Report „Pico Solar PV Systems for Remote Homes“ der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigt, dass Testverfahren für LED-basierte Solarsysteme entwickelt wurden (5).

Viele Organisationen haben erkannt, dass man nach der Installation der „Solar-Home-Systems“ auch für einen dauerhaften zuverlässigen Betrieb sorgen muss (After-Sales-Service). So werden z. B. im Solar-Schulprogramm in Sansibar/Tansania Interessierte zu „Local Technicians“ ausgebildet. Beim Projekt „Economical Solar Plant (ESP)“ ist der „Multiplikator“ der Fachmann. Die „Local Technicians“ sind in ein Netzwerk eingebunden und werden für eine regelmäßige Wartung eingesetzt (3).

Ähnlich geht die Stiftung Solarenergie vor: In eigenen Schulungszentren, z.B. in ländlichen Gegenden von Äthiopien, werden über 6 Monate heimische Solartechniker in Solartechnik, Kundenservice und Unternehmensführung (Theorie und Praxis) ausgebildet. Des Weiteren ist es ihnen wichtig, dass qualitativ hochwertige langlebige Produkte eingesetzt werden und die Beschaffung von Ersatzteilen möglich ist (Aufbau eines lokalen After-Sales-Service) (6). So werden Arbeitsplätze geschaffen, und es wird eine wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen Gebieten angeschoben.
 
Solarleuchten

Foto: Birte Bernhard

Die meist zeitlich befristeten Projekte gehen der Stiftung Solarenergie nicht weit genug: Für eine sich selbst tragende Solarwirtschaft sei ein umfassender Ansatz notwendig, der über die „reine Einführung“ der Solarenergie hinausgehe. Der Vertrieb und die Installation von Photovoltaikanlagen zur Lichtproduktion könne nur ein erster Schritt sein, um eine Elektrifizierung mit Erneuerbaren Energien in die Wege zu leiten. Ihr Ziel sei es, „ein sich selbst tragendes Solarhandwerk zu schaffen, das die Menschen in ländlichen Regionen zuverlässig und dauerhaft mit Solarenergie versorgt und auch eine Beitrag zum wirtschaftlichen
Wachstum des (..) Landes leisten kann.“ (6). Dazu gehört neben der Technikeinführung, der Ausbildung und den Betriebsstrukturen auch die Finanzierung.

(Mikro-)Finanzierung

Wenn die Nutzung der Solarenergie sich nachhaltig etablieren soll, muss sie auch für die Bevölkerung bezahlbar sein. Bisher geben viele Haushalte jeden Monat Geld für Kerosin und Batterien für eine Taschenlampe aus. Ein monatliches „Energiebudget“ ist also vorhanden. Die ländliche Bevölkerung verfüge meist über genügend Kaufkraft, schreibt Harald Schützeichel, Vorstand der Stiftung Solarenergie, in seinem Bericht (6). Der Kauf einer PV-Anlage sei für viele nur deshalb unerschwinglich, weil sie den (Gesamt-Investitions-)Betrag nicht sofort bar bezahlen könnten.

Es mussten also Finanzierungsmodelle entwickelt werden, die die Ratenzahlung, ggf. Ersatzteile sowie Rücklagen für eine Neuanlage, aber auch „die finanziellen, sozialen und kulturellen Verhaltensnormen potentieller NutzerInnen von Solartechnik berücksichtigen“ schreibt die Deutsch-Tansanische Partnerschaft in ihrem Bericht "Finanzierungsmodell für Solartechnik“ (3).

Vor dem oben genannten Hintergrund entwickelte die Stiftung Solarenergie z.B. ein eigenes Mikrofinanzierungssystem „Revolving Fund“: Interessierte erhalten von der Stiftung eine PV-Anlage zur Verfügung gestellt. Über mehrere Jahre wird über eine monatliche Rate die Anschaffung bezahlt. Diese fließt in den „Revolving Fund“ und deckt über einen begrenzten Zeitrahmen auch die Wartungskosten. Anschließend steht ein Großteil des Geldes zur Finanzierung neuer PV-Anlagen zur Verfügung.
Nur das Startkapital müsste über externe Geldgeber (Spender) kommen.

Ein anderer Ansatz ist z. B. das LUKU-Prepay-Modell. In manchen Gebieten kaufen - ähnlich wie bei den Prepaid-Handykarten – Kunden eine bestimmte Strommenge im Voraus, die z. B. auf eine Karte geladen wird. So wird sichergestellt, dass der genutzte Strom bereits bezahlt ist. Möglichen Problemen nicht bezahlter Raten kann so vorgebeugt werden (3).

Interessant ist auch das Projekt „Economical Solar Plant“, in dem zusätzlich über den Verkauf von Strom die Leasingraten bezahlt werden können, gleichzeitig aber ein Einkommen generiert wird und somit lokale Handelsstrukturen aufgebaut werden können (3).

Fazit:

Die aufgezeigten Objekte und Aktionen zeigen nur einen kleinen Ausschnitt einer Vielzahl von Aktivitäten verschiedenster Akteure in Afrika. Sie belegen, welches Entwicklungspotential und welche Möglichkeiten durch die Nutzung von Sonnenstrom vor allem in Kombination mit Energiespeichern in Entwicklungsländern vorhanden sind. Eine bessere Bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und der Aufbau von dezentralen Wirtschaftsstrukturen könnte auch der Abwanderung der Bevölkerung aus
ländlichen Gebieten entgegenwirken.

Es sei an dieser Stelle aber auch darauf hingewiesen, dass die Nachhaltigkeit der Projekte von unserer Seite aus nicht bewertet werden kann.

Quellen
1. Es werde Licht: Elektrifizierung in Afrika, http://hpd.de/node/11737
2. Solar Schul Programm Sansibar Tansania, http://www.solar-schulprogramm-sansibar-tansania.de/index.php/one-child-one-light
3. weltwärts in Afrika - Engagement für die Umwelt: Ein Erfahrungsbericht von artefact, Deutsch-Tansanische Partnerschaft, SAGE Net und Welthaus Bielefeld, 2012
4. www.stiftung-solarenergie.de
5. www.iea-pvps.org
6. Dr. Harald Schützeichel: Ethiopia Solar, Die Initiierung von Solarhandwerk in Äthiopien, 2005 bis 2011, 2012