Unter "Möglichkeiten zum Ausgleich fluktuierender Einspeisungen aus Erneuerbaren Energien Studie im Auftrag des BEE" findet sich (sinngemäß) folgende Aussage:

Je größer das Gebiet, innerhalb dessen Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden können, desto größer sind Ausgleicheffekte, die allein durch unterschiedliche Wind- und Einstrahlungsverhältnisse in den verschiedenen Gebieten entstehen.
Voraussetzung für den internationalen Ausgleich sind ausreichende Kuppelkapazitäten. Derzeit wird der Stromaustausch mit dem Ausland durch die begrenzten Kuppelkapazitäten eingeschränkt. Ein Ausbau erscheint sinnvoll, um zu relativ niedrigen volkswirtschaftlichen Kosten den Bedarf für teurere Ausgleichsmöglichkeiten zu senken.

Dieser Aussage aus einer Studie des Büros für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH (BET) widerspricht der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV):
Unter "teureren Ausgleichsmöglichkeiten" werden im allgemeinen Stromspeicher verstanden. Man hofft also, auf dem Weg zu 100 Prozent Erneuerbare Energien Stromspeicher vermeiden zu können, indem man die Fernübertragungsnetze ausbaut. Dies wäre ein teurer und zeitraubender Umweg.

Wenn die fossilen Kraftwerke abgeschafft werden sollen (was ja unser Ziel ist), dann muss das neue System nicht nur an vielen Tagen, sondern IMMER funktionieren. Dass es aber mit Hilfe des Fernleitungsbaus meistens nicht funktionieren kann, zeigen die folgenden Grafiken:

 
Bild 1: Bild 1

Bild 1 zeigt im oberen Bildteil die Einspeisung von Solar- und Windstrom zu Weihnachten 2014 in das deutsche Stromnetz. Im unteren Teil ist angedeutet, welche Solar- und Windstrom-Einspeisung aus dem Ausland zur Ergänzung nötig wäre.

 
Bild 2: Bild 2

Bild 2 zeigt, wie die Auslands-Einspeisung aus Bild 1 die Inlandseinspeisung ideal ergänzt. Zur optischen Verdeutlichung wurde die Auslandseinspeisung "auf den Kopf gestellt".

 
Bild 3: Bild 3

Bild 3 zeigt eine beliebige andere Auslandseinspeisung im Zusammenwirken mit der deutschen Inlandseinspeisung aus Bild 1. Man erkennt, dass im linken Bildteil zu viel fluktuierender Strom abgeregelt werden muss und dass im rechten Bildteil ein erheblicher Fehlbetrag an fluktuierender Leistung vorliegt. Die hier dargestellte Auslands-Einspeisung ist mit der deutschen Inlandeinspeisung nicht kompatibel

Kommentar:

Es gibt nur einen einzigen kompatiblen Idealverlauf der Auslands-Einspeisung, aber unendlich viele Möglichkeiten für nicht kompatible Auslandseinspeisungen.

Aus diesem Grund wäre es leichtfertig, eine Energieversorgung auf der Hoffnung aufzubauen, dass die Auslandseinspeisung immer kompatibel zur deutschen Inlandeinspeisung verlaufen könnte. Auf Stromspeicher, die die Lücken füllen, kann man nicht verzichten. Dagegen bringt der Ausbau der Fernleitungen und der Grenzkuppelstellen nur in extrem seltenen Fällen einen Vorteil.

Auf die Nachteile, die der Ausbau der Fernleitungen und Grenzkuppelstellen mit sich bringt, insbesondere aus dem Gesichtspunkt der Verwundbarkeit eines so großen Systems sowie der höheren Kosten gehen wir hier nicht weiter ein.