Liebe Freunde, Verwandte, Bekannte,
Liebe Klima-Rundbrief-Leser

Die Welt ist komplex, Probleme einschließlich Erderwärmung auch, die Lösung von der Richtung eigentlich einfach: einfacher und bescheidener und solidarischer leben, im Einklang mit der Natur und mit wenig Verbrauch fossiler Rohstoffe.

Ich erinnere mich noch an den Klimagipfel 2009 in Kopenhagen, damals hatten wir 386 ppm CO2 in der Erdatmosphäre und Politiker brachten den Begriff 2°C sei die "Leitplanke", die es nicht zur überschreiten gelte. Es klingt, als ob man wenn man mit zuviel Tempo darauf zusteuere auf die Bahn zurückgeworfen würde. In Wirklichkeit ist es eher ein steiler Abhang, der keinen weiteren Halt mehr bietet: Permafrosterwärmung mit Methanausgasung bringt ein weiteres Grad, die Trockenheit der Urwälder und deren spontane Brände werden die Erde auf 4° bringen, die dann nach Eisschmelze verlorenen Reflexionsflächen erwärmen noch mehr.
Jetzt haben wir 400ppm CO2 in der Atmosphäre, die höchste Konzentration seit 25 Millionen Jahren. Über 450 ppm, sagen die Wissenschaftler des Weltklimarats, darf die CO2-Konzentration nie steigen, wenn wir 2° nicht überschreiten wollen.

Woran liegt es, dass wir nicht entschlossen handeln? Dass wir dies wissen und dann im Gegenteil Fracking und Tiefsee- oder Arktisöl als Lösung der Probleme erscheinen? Dass wir uns über die Kosten des EEG aufregen?

Eine Ursache ist sicher auch die zunehmende soziale Schere, wo der Mittelstand aus Angst vor Absturz in Hartz4 sich an Wachstum als Lösung klammert, dieses aber letztlich Umweltschutz und nachhaltige Lösungen ausschließt.
Jeder kennt bei sich oder Jugendlichen den Trend zu neuen Handys oder starken Autos, die Verlockung von billigen Wochenendflügen, von allen Konsumgütern mehr, die Hoffnung dadurch Sicherheit und Wohlstand zu erreichen. Dabei bieten Länder mit weniger sozialem Abstand gerade mehr Sicherheit und Lebensglück, auch für die Reicheren.

Wie extrem Eigentumsverhältnisse in Deutschland geworden sind in den letzte 10 Jahren: die 1% Reichsten besitzen 35% aller Vermögen, während die 50% Ärmsten sich mit 1% des Vermögens begnügen müssen (https://www.campact.de/umfairteilen/appell/5-minuten-info/).

Eine Facette ist, dass wir seit Jahren gelernt haben, nach außen egoistisch zu sein und Schnäppchen zu jagen, das große Auto ein paar Prozent billiger, billige Kleidung, günstige Flüge. Geiz ist geil. Nur intern in der Familie wird gefeiert, sorgt man sich, geht man fairer um, weil das Glück sonst schnell bedroht ist.

Stellen wir uns vor, die Welt würde in 2 Hälften geteilt, durch Glaskuppeln getrennt, und jeder dürfte wählen: Leben in der Wachstumsseite ("Konsum-Welt") wie bisher, weiter Öl bohren und fracking, schnelle Autos, Flugreisen, und die prognostizierte Zukunft mit irreversibler Erderwärmung für die Kinder - oder: Leben in einer bescheideneren Welt ("Natur-Welt"), mit drastischen Umverteilungen und Maßnahmen zu Nachhaltigkeit, zügige Reduktion des CO2-Ausstoßes, Fahrradwege, Besteuerung fossiler Ressourcen für alle, mehr Reparatur als Konsum, gleichzeitig naturnäher und entschleunigt, mit Zukunft für die Kinder die Welt intakt zu übernehmen.
Wo würdest Du leben wollen? Die meisten die ich kenne würden sich dann für die bescheidenere Welt entscheiden. Trotzdem leben die meisten Menschen jetzt so, als bevorzugen sie und wären sie sicher in der Konsum-Welt.
Das Problem für mich ist, das diese durch die Haltung "eigentlich hast Du ja recht, aber die anderen konsumieren ja noch mehr" mitwirken die Welt für mich und meine Kinder definitiv zerstören. Wir sind schon ganz nahe dran (z.B. http://www.klimaretter.info/forschung/nachricht/13646-viele-arten-sind-noch-zu-retten ).

Wenn es so weitergeht, werden wir die erste "Konsum-Welt"-Variante für alle bekommen. Und werden - wie unsere Altengeneration - uns rechtfertigen wollen, wir hätten es nicht klar genug gesehen, es wäre der Zeitgeist gewesen. Wir werden nicht sagen können, wir hätten es nicht gewusst oder man hätte Angst um sein Leben haben müssen. Die Schäden werden Jahrhunderte lang andauern, und es wird Millionen oder Milliarden Menschenleben sowie Tausende von Arten kosten.
Wann werden wir konsequenter mit uns selbst und den anderen, stellen unsere Haltung aktiv und offen dar, gehen endlich auf die Straße und fordern unnachgiebig die anstehenden Maßnahmen um die zweite "Natur- Welt"-Variante für uns alle einzufordern?


Thomas Bernhard