Freiflächenanlagen - Position des SFV
Sehr geehrte Freunde der dezentralen Solarstromerzeugung,seit Mai 2001 hat sich der SFV immer wieder öffentlich gegen Freiflächenanlagen ausgesprochen. Viele dieser Beiträge sind auch im Internet nachzulesen (Aufzählung siehe unten). Im Rechenschaftsbericht zur Mitgliederversammlung 2002 wurde die ablehnende Stellung des SFV zu Freiflächenanlagen angesprochen und durch die Mitgliederversammlung bestätigt.
Im Zuge der anstehenden EEG-Novellierung eskalieren nun in der interessierten Öffentlichkeit die Diskussionen zum Thema PV-Anlagen auf Freiflächen. Der Unternehmensverband Solarwirtschaft (UVS) und der Bundesverband Solarindustrie (BSI) werben für eine Aufhebung der bisherigen Größenbeschränkung für Freilandanlagen im EEG. Ihre Argumente haben sie in einem Positionspapier zusammengefasst, welches wir auf unserer Internetseite vollständig wiedergeben und ausführlich kommentieren.
Der SFV lehnt Freiflächenanlagen auch weiterhin ab und schlägt vor, eine Einspeisevergütung nach EEG für Freiflächenanlagen nur noch für eine Übergangszeit vorzusehen, d.h. für Anlagen, die bis 31.12.2005 ans Netz gehen. (Falls mit anderen Verbänden eine entsprechende Einigung nur bei einer längeren Übergangsfrist möglich ist, würden wir uns auch auf eine Übergangsfrist bis 31.12.2006 einlassen).
Unseren Mitgliedern und Freunden möchten wir mit dieser Mail unsere Entscheidung erläutern.
Der SFV berücksichtigt folgende Überlegungen:
Die Nutzung der Erneuerbaren Energien braucht Flächen zur "Ernte". Flächen sind in Mitteleuropa ein "knappes, nicht vermehrbares Gut". Das Potenzial der Erneuerbaren Energien hängt davon ab, dass genügend Flächen bereitgestellt werden können. Die Windenergie stößt aus diesen Gründen bereits an die ersten Grenzen und weicht jetzt auf Meeresflächen aus.Bei den meisten Methoden der Energiegewinnung sind große Anlagen gegenüber kleinen Anlagen im Vorteil, weil größere Anlagen einen besseren Wirkungsgrad haben. Das ist bei der Photovoltaik anders. Ein besonderer Vorteil der Photovoltaik gegenüber den anderen erneuerbaren Energien liegt in der Tatsache, dass auch kleine PV-Anlagen einen gleich hohen Wirkungsgrad erreichen wie Großanlagen. Die Photovoltaik bietet deshalb die Möglichkeit, auch sehr kleine Flächenstücke effektiv nutzen zu können.
Dies ist ein zusätzlicher gesellschaftlicher Vorteil, weil er erstmalig direktes Engagement vieler Bürger bei der Stromversorgung ermöglicht.
Diese Vorteile verbinden sich mit einem weiteren Vorteil, dass nämlich Photovoltaik auch auf Bauteilen und als Bauelement genutzt werden kann, z.B. zur Abdeckung von Gebäuden als Dach oder Fassadenelemente. Diese Doppelnutzung wird auf mittlere Sicht eine erhebliche Preisreduktion für PV-Strom bewirken. Sie bietet zudem noch die Möglichkeit, die Sonneneinstrahlung sogar auf senkrecht stehenden Flächen, nämlich an Fassaden oder Lärmschutzwänden zu nutzen.
Der Vorteil, den PV-Anlagen auf Dach- und Fassadenflächen bieten, entfällt, wenn PV-Anlagen abseits von Gebäuden auf Freiflächen errichtet werden. Dann würde auch die Photovoltaik den ohnehin schon beklagenswerten Flächenverbrauch erhöhen.
Photovoltaikanlagen auf Freiflächen treffen deshalb auf die Ablehnung der Naturschutz- und Umweltschutzverbände und ihrer Mitglieder. Sie verringern die Akzeptanz und schmälern die Unterstützung aus der Bevölkerung.
Die Tatsache, dass zur Zeit große Freilandanlagen als preisgünstiger gelten, hat mehrere Ursachen:
Zum Einen sind die Anforderungen an gute fachliche, standfeste Ausführung auf Gebäuden höher und werden durch die Gebäudeeigentümer besser kontrolliert.Zum Anderen ist für eine Integration der Photovoltaik in die Gebäudehülle noch erhebliche Markteinführungsarbeit zu leisten. Dies liegt daran, dass dach- oder fassadenintegrierte PV-Anlagen in der Architektenausbildung stiefmütterlich behandelt werden und dass die Entwicklung von preiswerten, leicht montierbaren Dach- und Fassadenelementen mangels Nachfrage nur langsam vorankommt. Solche Elemente gelten noch nicht als Massenprodukt, insbesondere deshalb, weil etliche Hersteller den Massenabsatz bei Freiflächen-Großanlagen erwarten.
Forderung des SFV
Der Solarenergie-Förderverein setzt sich deshalb für wirtschaftliche Anreize ausschließlich zum Bau von PV-Anlagen auf und an Gebäuden ein.Der SFV ist davon überzeugt, dass bei genügend wirtschaftlichen Anreizen für PV-Anlagen auf und an Gebäuden die Nachfrage nach PV-Modulen höher sein wird, als sie zur Zeit durch die Solarindustrie überhaupt befriedigt werden kann. So wird ein schnelles Wachstum der Branche in Gang gesetzt. Bei Wegfall der Freiflächenanlagen wird die Entwicklungsarbeit dann auch von vornherein in in die erwünschte Richtung gelenkt.
Damit es zur Entwicklung großer Fassadenelemente kommt, sollte der künftige Abnehmerkreis für diese Technik besonders berücksichtigt werden. Großabnehmer für PV-Anlagen an und auf Gebäuden sind beim Neubau und bei der Sanierung großer Fassadenflächen zu erwarten. Man sollte die dort erwünschte Nachfrage forcieren, indem man die gleiche Einspeisevergütung anbietet, die auch für kleine Anlagen vorgesehen ist (keine Staffelung nach Baugröße).
Der SFV fordert deshalb eine Einspeisevergütung von 80 Cent pro Kilowattstunde für alle PV-Anlagen an und auf Bauwerken unabhängig von der Größe der Anlage.
Die Förderung von PV-Anlagen auf Freiflächen hingegen sollte - nach einer kurz bemessenen Übergangszeit zur Abwicklung bereits begonnenener Projekte - beendet werden.
Auf Nachfrage: Auch eine Anbringung von Solarmodulen an Lärmschutzwänden oder zur Überdachung von Fernstraßen halten wir für eine sinnvolle Lösung, weil sie keinen Flächenverbrauch verursacht.
Öffentliche Diskussion erwünscht
Wir möchten unseren Lesern Gelegenheit bieten, Ihre Meinung zum Thema öffentlich zu äußern. Dazu werden wir eingehende E-Mails mit voller Anschrift sortiert nach Pro und Kontra auf unserer Internetseite veröffentlichen.Da es uns um ein allgemeines Stimmungsbild geht, ist uns auch eine bloße Mail des Inhalts "Bin für Freiflächenanlagen" oder "Bin gegen Freiflächenanlagen" willkommen.
Weitere Stellungnahmen und Informationen zum Thema
Weitere Stellungnahmen und Informationen zum Thema finden Sie unter dem Stichwort Freiflächenanlagen. Sie finden dort insbesondere:21.05.2003 Solarstrom-Freilandanlage Markstetten (Oberpfalz) Bildmaterial Fotos, Thomas Seltmann, Solaragentur
16.05.2003 Waldrodung für PV-Freiflächenanlage in Hemau Bildmaterial und Stellungnahme Martin Creuzburg und Wolf von Fabeck
28.03.2003 Flächenverbrauch durch PV-Freiflächenanlagen stoppen Einspeisevergütung für PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden im EEG anheben
10.02.2003 Vergütung nach EEG - bei Standortwechsel; auf Freiflächen Auffassung des VDEW VDEW-Verbandsnachrichten (Auszug)
22.04.2002 Umfrage zu PV-Anlagen in der freien Landschaft, abseits von Gebäuden Für oder gegen PV-Anlagen in der freien Landschaft?
01.12.2001 Freiland-Großanlagenbetreiber droht rechtliche Schritte an Eine Erklärung des SFV-Vorstandes
26.11.2001 Geldanleger werden vor Freiland-Großanlagen gewarnt
26.10.2001 Freiland-Solarstrom-Großanlagen - Eine Umgehung des EEG Stellungnahme des Solarenergie-Fördervereins Der Vorstand
16.09.2001 Flächenbedarf der Solarstromerzeugung Kein Problem
05.05.2001 Überlegenheit dachgetragener PV-Anlagen gegenüber Anlagen auf dem freien Feld Untersuchung von RWE und Bayernwerk - Eine mögliche Erklärung für das Desinteresse der Energiekonzerne an der PV