Datum: 16.05.03

Wald roden für PV-Anlagen? Dokumentarfotos aus Hemau

Das folgende Bildmaterial von der weltgrößten PV-Freiflächenanlage in Hemau soll jedem Solar- und Naturfreund helfen, sich in der Diskussion um den Sinn von Freiflächenanlagen ein eigenes Bild zu machen.
Erläuterungen, Bildmaterial und Bildunterschriften von Dr. Martin Creuzburg
Weiter unten finden Sie eine Stellungnahme des Solarenergie-Fördervereins

Erläuterung und Bildmaterial

Die PV-Anlage wurde in einem ehemaligen Munitionsdepot in Hemau bei Regensburg errichtet. Das Depot hat eine Gesamtfläche von 18,4 ha (1 ha = 10 000 qm). In dem umzäunten Gelände waren 5 ha Mischwald und einige Feuchtbiotope entstanden. Die Natur hatte sich einen großen Teil des Geländes "zurückgeholt".

Der Mischwald wurde gerodet, lediglich die Feuchtbiotope blieben erhalten.

Um das Gelände herum wurden zusätzlich ca. 10 ha Nutzwald für eine 90 m breite Abstandsfläche gerodet. Auch diese Abstandsfläche muss dauerhaft von Wald freigehalten werden.

 

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Holzstämme Um eine Beschattung der PV-Anlage zu verhindern, musste eine 90 Meter breite Abstandsfläche außerhalb des Zaunes geschaffen werden. Die Waldbesitzer werden verpflichtet, diese nur nach einem festgelegten Plan stufenweise höhenbegrenzt wieder anwachsen zu lassen.
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Zaun mit Abraumholz Innerhalb des Anlagenzaunes mussten 5 ha Mischwald gerodet werden. Dabei ging es offensichtlich nicht immer ganz forstgerecht zu.
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Erdbunker Die mit Erde und Bewuchs getarnten ehemaligen Munitionsbunker sowie der nicht mehr benutzbare Wachturm im Hintergrund wurden von der Betreiberfirma mit dem Gelände erworben. Abriss oder Sanierung ist im Finanzplan nicht enthalten.
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Modulreihen im Geröll Die 33 000 Module sind in Einheiten von 12 Modulen (1,5 kWp Leistung) in unregelmäßigen Reihen aufgeständert. Die Betonfundamente wurden oberflächlich vor Ort gegossen, wobei Bodenunebenheiten und zukünftige Verwerfungen nicht beachtet wurden. Der Kies wurde als Träger für die Baufahrzeuge angefahren und soll später wieder weggeräumt werden.
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großes PV-Feld mit Wachturm Südlich des Wachturms liegt das größte zusammenhängende PV-Feld. Das nahezu rechteckige Gelände von 530 mal 350 Metern ist mit einem Stacheldraht-Zaun gesichert und wird nachts bewacht. Der Wachturm ist nicht mehr nutzbar.
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Blick unter das Gestell Die beiden 10-mal 10 cm- Fichtenholzständer, die jeweils 12 Module tragen, werden durch ungehobelte und genagelte Fichtenbretter versteift. Man sieht einige lose Stromzuführungen (5 Monate nach Errichtung).
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Teich Im Gelände war ein Tümpel entstanden. Nach Maßgabe der Naturschutzbehörde wurde dieser erhalten und soll, ebenso wie ein Feuchtgebiet außerhalb des Zaunes, als Ausgleichsfläche behandelt werden.
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Stellungnahme des Solarenergie-Fördervereins (SFV)

Anlässlich der Einweihung der weltweit größten Photovoltaikanlage in Hemau bei Regensburg wiederholt der Solarenergie-Förderverein (SFV) seine Ablehnung von PV-Anlagen, die auf Freiflächen errichtet werden. Der derzeitige wirtschaftliche Vorteil von Großanlagen auf Freiflächen gegenüber PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden wird erkauft mit dem Nachteil eines weiteren Flächenverbrauchs und durch steigende Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung.

Das Beispiel Hemau zeigt spektakulär weitere ökologische Nachteile auf, die mit dem Bau von Freianlagen verbunden sein können. Insbesondere wird hier ungewollt auch die Annahme widerlegt, dass gewisse Flächen, z.B. Industriebrachen und ehemaliges Militärgelände ohnehin für die Natur verloren seien und deshalb für PV-Anlagen freigegeben werden könnten. Immerhin waren in dem Gelände Feuchtbiotope und 5 ha Mischwald entstanden, der nun wieder vernichtet wurde.

Die Großanlage Hemau ist ein besonders krasses Beispiel. Aber auch, wenn bei anderen Freilandanlagen kein Wald vernichtet wird bleibt doch die Tatsache, dass auch dort Flächen in einen natur-ferneren Zustand versetzt werden.

Der Solarenergie-Förderverein warnt davor, die Nutzung der Erneuerbaren Energien - so wichtig sie auch ist - als Alibi für vermeidbaren weiteren Flächenverbrauch zu missbrauchen.

Dieser Text wurde in Absprache mit SAMOS e.V. Solarförderverein Regensburg, Sonnenkraft Freising Bund Naturschutz in Bayern, Energiereferat erstellt.