vom 16.02.2002 (überholt)

Stellungnahmen zum sogenannten Ökostromhandel

Nachfolgend finden Sie Stellungnahmen zur Diskussion über Ökostromhandel (ab 17.12.2001) mit Beiträgen von
  • Andreas Abstreiter
  • Ulrich, Adolphi
  • Stephan Albrecht
  • Thomas Bantle
  • Ralf Bischof
  • Jochen Bülow
  • Bernward Credo
  • Martin Creuzburg
  • Jürgen Ebert
  • Reinhard Ebert
  • Claudio Fischer-Zernin-Schmitt
  • Jürgen Friedrich
  • Wolfgang Heins
  • Dirk Jesaitis
  • Martin Kind
  • Jürgen Kubens
  • Arnulf Lorentz
  • Kunz/Meyer
  • Joseph Meyer
  • Siegfried Mutschler-Firl
  • Georg Neulen
  • Werner Neumann
  • Oekostrom AG Wien
  • Aribert Peters
  • Plambeck Energiekonzept
  • Klaus Prost
  • Götz Renger
  • Carsten Schaar
  • Ralph Schuchmann
  • Gerd Stadermann

Die Umweltbewegung ist groß geworden, weil sie Gedanken, die jeder für richtig hielt, von Grund auf hinterfragt hat. Nichts anderes tun wir jetzt in der Ökostrom-Diskussion.

 

Arnulf Lorentz für die Initiative "Unser Strom ist grün"

Heidelberg, Januar 2002

Leserbrief zum Solarbrief 1/2002

Das letzte Heft der Solarbriefe (Solarbrief 1/2002) enthält einen Artikel von Wolf von Fabeck, in dem er zu dem Schluss kommt, jede Beteiligung am Ökostromhandel gefährde die Energiewende. Dies sei inzwischen auch die Position des Solarenergiefördervereins. Diese Aussage wird mögliche Bezieher von Ökostrom verunsichern. Sie wird jedoch nicht dazu führen, dass diese potentiellen Stromkunden in relevantem Umfang in Anlagen zur Er-zeugung von Strom aus regenerativen Energiequellen investieren. Bei den Argumenten für diese Position handelt es sich überwiegend um Annahmen und Be-hauptungen, die nicht durch Fakten oder Untersuchungen erhärtet werden. Im Einzelnen:

1. Es steht außer Frage, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen Meilenstein für die Energiewende bedeutet. Schon die Aussage jedoch, dass die im Gesetz vorgese-hene Mindestvergütung einen wirtschaftlichen Betrieb von Stromerzeugungsanlagen er-mögliche, ist falsch. Sie trifft zu für Wasserkraft und Windenergie an günstigen Standor-ten, für viele Biomasse-Kleinkraftwerke und für photovoltaische Anlagen jedoch nicht. Beim Solarstrom etwa werden zurzeit nur 2/3 der Erzeugungskosten gedeckt. Darüber hinaus wird die Vergütung für Strom aus Wind, Biomasse und Geothermie zeitabhängig gesenkt; die Vergütung für Solarstrom nach EEG entfällt zudem, wenn insgesamt aus allen Anlagen 350 Megawatt - ein Bruchteil der Leistung eines Kernkraftwerkes - ins Netz eingespeist werden. Es ist nicht zu erwarten - und im Artikel von Fabeck nicht belegt - dass zu diesem Zeit-punkt die Solarenergie durch Fortschritte in der Technik und Fertigung am Strommarkt konkurrenzfähig sein wird.

2. Die Aussage, die Entscheidungskette beim Ökostromhandel sei lang und kompliziert, bei Investitionen des Einzelnen (Hausbesitzer) nach EEG kurz, ist ebenfalls fragwürdig. Von der Entscheidungskette Kunde - Zertifizierer - Ökostromhändler - Anlagenbetreiber sind die Schritte Zertifizierer - Ökostromhändler - Anlagenbetreiber für verschiedene (ökolo-gisch glaubwürdige) Ökostromhändler abgeschlossen. Andererseits muss sich der Haus-besitzer über Photovoltaikanlagen kundig machen und sollte am besten einen Fachmann mit der Planung beauftragen, der auch die ortsrechtlichen Bestimmungen prüft und ein evtl. benötigtes Baugesuch einreicht. Dann sollte er für diese Planung verschiedene An-gebote einholen, mit seiner Bank verhandeln und gegebenenfalls für ein Darlehen eine Grundschuld eintragen lassen. Diese Entscheidungskette dürfte in der Regel deutlich länger und komplizierter sein, als sich einen Ökostromhändler auszusuchen.

3. Dass gewisse Interessenkonflikte zwischen Ökostromhändlern und Anlagenbetreibern bestehen, ist nicht von er Hand zu weisen. Sie dürften sich aber - soweit es sich um Ökostromhändler handelt, die aus der Umweltbewegung hervorgegangen sind - in Gren-zen halten. Dafür dürften die entsprechenden Aufsichtsräte Sorge tragen.

4. "Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser" ist sicher ein vernünftiger Grundsatz. Eine Beurteilungen aller Geschäftsbeziehungen eines Ökostromhändlers ist für den einzelnen Ökostromkunden nicht möglich, für die Zertifizierer und die Aufsichtsräte der Händler aus der Umweltbewegung allerdings schon. Für den örtlichen oder regionalen Bereich sind die Initiativen hilfreich, die für Ökostrom werben, falls sie auch die Händler bewerten und kontrollieren, im Raum Rhein-Neckar etwa die Initiative "Unser Strom ist grün". Strukturelle Probleme der Kontrolle ergeben sich allerdings auch, wenn es sich bei den Betreiber von Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom um Kapitalgesellschaften handelt, in die ein ökologisch engagierter Bürger eine Einlage macht oder von der er eine Aktie erwirbt. Ob der Verwaltungs- und Organisationsaufwand, auch die Bezüge der leitenden Angestellten, gerechtfertigt sind, kann der einzelne kaum überprüfen. Dies ist insbesondere für Solarstrom und Strom aus Biomasse von Bedeutung, da diese Gesellschaften regelmäßig mit Verlustzuweisungen abschließen.

5. Zur Bewertung des finanziellen Wirkungsgrades des höheren Preises von Ökostrom bzw. von Investitionen in Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom müsste eine detaillierte (Einzelfall-) Analyse vorgenommen werden. Diese wird im Artikel nicht einmal beispielhaft erbracht. Es scheint naheliegend, dass der "finanzielle Wirkungsgrad" günstiger ist, wenn der Netzbetreiber auch die Anlage betreibt oder der Anlagenbetreiber unmittelbar in das Netz des Netzbetreibers einspeist und damit Durchleitungsgebühren entfallen. Für die meisten der größeren Stromerzeugungsanlagen dürfte das allerdings nicht der Fall sein. 6. Die Nachhaltigkeit jeden Ansatzes oder Programms, mit dem eine Energiewende erreicht werden soll, hängt nicht von einzelnen Maßnahmen oder Gesetzen ab, sondern davon, ob sie politisch gewollt ist und durchgesetzt wird. Hierfür ist weder ein wachsender Ökostrombezug noch das EEG eine Garantie. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass die - individuelle - Bereitschaft zum Bezug von Ökostrom und der politische Wille zur Energiewende sich nicht gegenläufig entwickeln werden.

7. Natürlich darf die Energiewende nicht wenigen Idealisten aufgebürdet werden. Deshalb ist das EEG wichtig. Es wird jedoch nicht ausreichen, um die Stromerzeugung aus Photovoltaik und Biomasse marktfähig zu machen. 8. Eine Gefährdung des EEG durch Ökostromhandel aufgrund einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes ist nicht zu befürchten, da es einen - europaweit funktionierenden - Markt für Strom aus erneuerbaren Energien nicht gibt und sinnvoller Weise auch nicht geben sollte/ kann: Ökostrom sollte regional und dezentral erzeugt und verbraucht werden.

9. Das Argument "Abgeordnete, deren Wähler den Ökostromhandel als einen möglichen Weg zur Energiewende ansehen, deren Wähler gar selbst Geld für den Ökostromhandel opfern, tun sich schwer, kompromisslos auf eine Fortsetzung des EEG hinzuarbeiten." erscheint wenig plausibel und wird von keiner Um- oder Nachfrage bei Abgeordneten gestützt. Plausibler ist folgender Schluss: Abgeordnete, deren Wähler einen persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten - auch durch den Bezug von Ökostrom - werden sich energisch für alle Maßnahmen einsetzen, mit denen diese erreicht werden kann.

10. Es ist sicher sinnvoll, den Stromlieferanten zu wechseln, wenn er Betreiber von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien benachteiligt. Dies allerdings setzt wiederum eine Überprüfung der Stromlieferanten voraus, die für den Einzelnen nur schwer zu leisten ist. Auch hier ist ein "Zertifizierer" oder eine lokale Initiative gefordert.

Fazit: Ökostrombezug ja, wenn er von einem Händler stammt, der mit den höheren Kosten des Stromes den Neubau von Anlagen finanziert oder fördert, die bisher nicht rentierlich arbeiten (insbesondere Biomasse, Photovoltaik).

Mit freundlichen Grüßen, Arnulf Lorentz
Für die Initiative "Unser Strom ist grün"

Jochen Bülow in der Frankfurter Rundschau

http://www.fr-aktuell.de/fr/211/t211026.htm

Der Trick mit dem Ökostrom

Nicht alle Siegel für "grüne" Elektrizität halten, was sie den Verbrauchern versprechen

Von Jochen Bülow

Immer mehr Bundesbürger wollen den privaten Ausstieg aus der Atomenergie - und bestellen (teureren) "Öko-Strom". Eine Vielzahl von Siegeln und Labels soll dessen Ökoqualitäten garantieren. Kritiker entdecken oft Etikettenschwindel.

Das Problem fängt schon mit den Begriffen an: Was ist eigentlich Öko- oder Grüner Strom? Die Mehrzahl der Stromanbieter und Umweltschützer versteht darunter Strom, der aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser oder Sonnenkraft, der Vergasung von Biomasse und aus Erdwärme stammt. Ob Strom aus Klär- oder gar Mülldeponiegas ebenfalls "grün" ist - schon daran scheiden sich die Geister.

Richtig ambitioniert wird der Streit aber, wenn es um die Frage geht, ob Strom nur dann als "öko" gilt, wenn er aus Neuanlagen stammt. "Neu" ist in diesem Zusammenhang eine Anlage, die nach 1998 gebaut worden ist. Der Hintergrund: Stromversorger wie der Atomriese Eon haben auch Strom aus Wasserkraftwerken im Angebot. "Aquapower" nennt sich das entsprechende Produkt, oft hergestellt in jahrzehntealten Wasserkraftwerken des früheren Bayernwerks. Dieser Strom war schon immer im allgemeinen Energiemix vorhanden - aber dank der Bereitschaft der Verbraucher für Ökoprodukte mehr zu bezahlen, lässt sich der Wasserkraftstrom noch einmal so richtig vergolden. Nur die Umwelt hat kaum etwas davon - auch wenn Eon unverbindlich angibt, einen Teil der Gewinne in Neuanlagen zu investieren: Jede Kilowattstunde Aquapower, die dem normalen "Egalstrommix" entzogen wird, kann durch Kohle- oder Atomstrom ersetzt werden. Fazit: Eon macht Kasse, die Umwelt zumindest keinen Gewinn.

Was die Kritiker besonders auf die Palme bringt: Eon bietet einen Festpreis von 54,17 Euro monatlich für einen Jahresstromverbrauch von bis zu 4000 Kilowattstunden. Damit entfällt jeder Anreiz zum Energiesparen - ein Vierpersonenhaushalt bleibt mit seinem Verbrauch locker unter der Grenze. Logisch, dass sich Investitionen in besonders sparsame Haushaltsgeräte nicht lohnen - der Mehrpreis für das Gerät wird durch den Minderverbrauch nicht ausgeglichen. Dabei ist eigentlich allen Energieexperten klar: Der Ausstieg aus Atomstrom und klimaschädigendem Kohlestrom kann nur klappen, wenn sich Stromsparen lohnt und erneuerbare Energien eingesetzt werden. Allerdings ist es vielleicht von einem Stromversorger auch zu viel verlangt, sich selber mit der Ermutigung zum Sparen das Licht auszuknipsen. Schließlich leben Elektrizitätsunternehmen davon, Energie zu verkaufen - und nicht zu sparen.

Zum Skandal aber wird die Eon-Praxis durch den TÜV: Der Gralshüter der technischen Sicherheit in Deutschland vergibt Label für Ökostrom - die silbernen Plaketten nutzen die Stromanbieter gerne und offensiv in der Werbung. Doch fast alle Umweltschützer sind sich einig, dass die TÜV-Plaketten in vielen Fällen eben nicht dokumentieren, dass der so ausgezeichnete Strom tatsächlich die Umwelt entlastet. Schließlich schreiben die Kriterien man-cher TÜV-Label nicht vor, dass der Strom aus Neuanlagen kommen muss und vor allem müssen sich die Stromverkäufer nicht verpflichten, einen Teil der Gewinne wiederum in Neuanlagen zu investieren.

Besonders problematisch dabei: "Den" TÜV gibt es nicht - vielmehr teilen sich verschiedene TÜVs das Bundesgebiet regional auf. Zwar hat der Verband der TÜVs mit der Vergaberichtlinie 1303 eine für alle TÜVs verbindliche Grundlage für die Zertifizierung von Ökostrom geschaffen. Doch daneben bieten alle TÜVs individuelle Kriterienkataloge für Ökostrom-Zertifikate an. Angesichts der vielfältigen Angebote sei man gezwungen gewesen, sich auf die Anforderungen der Kunden - sprich: Stromanbieter - einzustellen, heißt es unisono bei den Technikwächtern. Warum aber - im Vergleich zu dem verbindlichen Anforderungskatalog 1303 - der TÜV Süd teilweise Kriterienkataloge mit erheblich geringeren Anforderungen anwendet - das erschließt sich auch vielen Stromspezialisten beim TÜV in Norddeutschland oder TÜV Rheinland nicht: Denn mit der Zertifizierung des Eon-Aquapower-Angebotes konterkariert der TÜV Süddeutschland die Bemühungen aller Kollegen um nachvollziehbare und angemessene Prüfkriterien in Sachen Ökostrom. Schließlich ist allein die Tatsache, dass der Tarif bis zur Obergrenze von 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch gleich bleibt, mit dem Ziel Ressourcenschonung nicht in Einklang zu bringen.

Immerhin macht die zertifizierende TÜV-Süddeutschland-Tocher TÜV Management Service GmbH keinen Hehl aus ihrem Vorgehen: "Die TÜV Management Service GmbH reagierte auf die Marktentwicklung und die damit verbundenen variierenden Anforderungen. So wurden von uns auf Basis des VdTÜV 1303 zusätzliche Kriterienkataloge geschaffen, um den Endkunden und den Energielieferanten, -händlern sowie -erzeugern gerecht zu werden", erklärt Helmut Langl. Besonders undurchsichtig wird diese Praxis dadurch, dass nur Eingeweihte anhand der Label erkennen können, nach welchem Kriterienkatalog geprüft wurde: Wer hat schon eine Vorstellung davon, was "EE 01" oder "UE 02" konkret heißt?

Auch andernorts bleiben unbeantwortete Fragen: In Köln verkauft der lokale Versorger Strom aus dem "energreen"-Pool. Das ist ein Zusammenschluss von rund 50 Stadtwerken, die ihren Strom nach dem strengen "Grüner Strom Label" zertifizieren lassen. Nach dessen Kriterien müssen sich die Anbieter verpflichten, mindestens 80 Prozent ihrer Ökostrom-Gewinne in Öko- Neuanlagen zu investieren. Die Frist dafür beträgt nach Auskunft des Grünen Strom Labels maximal zwei Jahre: "Wenn die Investition noch länger dauert, würden wir nicht zertifizieren. Die Ökostromkunden wollen ja neue Anlagen finanzieren - und nicht ein Ökostromgeld-Konto füllen", meint Geschäftsführerin Irm Pontenagel. Jetzt sind die Verhandlungen mit einem Biobauern wegen einer Biogasanlage angeblich so weit gediehen, dass bald der Vertrag unterschrieben werden kann.

Ähnlich strenge Maßstäbe legt auch das "OK-Power"-Label an. Verbraucherzentralen, Umweltstiftung WWF und Öko-Institut Freiburg haben sich hierfür zusammengeschlossen, um die Verbraucher vor Kurzschluss-Angeboten zu schützen. Und schließlich: Neben vielen zweifelhaften Ökoangeboten gibt es auch einige Stromlieferanten wie Greenpeace, die Elektrizitätswerke Schönau und einige Einzelanbieter, die überzeugende Ökostromangebote machen - aber ihren Strom nicht zertifizieren lassen: "Kein Zertifikat" heißt demnach nicht, dass das Angebot fragwürdig sein muss. Umgekehrt ist nicht jedes Zertifikat der Beweis für ökologische Energie.

Wer die Mühen des Vergleichens scheut und selber Geld investieren kann, sollte unter Ökogesichtspunkten eine eigene Solar- oder Windanlage bauen - oder in solche Projekte investieren. Bisher nämlich hat fast allein das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) für nennenswerten Kapazitätszuwachs in Sachen grüner Strom gesorgt. Nicht umsonst fürchten Umweltfreunde, dass die Ökostromangebote konventioneller Anbieter nur das Argument für die Abschaffung des EEG liefern sollen. Nach dem Motto: "Förderung brauchen wir nicht mehr, das erledigt der Markt."


 

Stellungnahme von Wolfgang Heins

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Die Frage wie sich der SFV meiner Ansicht nach verhalten soll will ich gerne aufgreifen, doch zuvor einige Bemerkungen zum SFV aus meiner Sicht.

Der SFV hat sich in dem letzten Jahren sehr engagiert für die KV eingesetzt. Nachdem die KV zu einem beachtlichen Teil Gesetz (EEG) geworden ist musste sich der SFV neu orientieren. Zum einen überwacht er die Einhaltung des EEG (Beispiel Einspeiseverträge), zum anderen sieht der SFV seine Aufgabe darin dieses Gesetz gegen Angriffe zu verteidigen. Dies finde ich konsequent und schlüssig und es ist gut, daß sich eine Institution dieser Aufgaben annimmt. Was ich nicht nachvollziehen kann sind: Ihre Stoßrichtung, ein Teil Ihrer Argumente und Ihre drastischen Schlußfolgerungen.

Die Stoßrichtung

Wenn es so wäre, dass der Ökostromhandel das EEG gefährdet, dann doch nur, weil Politiker das eine Instrument gegen das andere ausspielen. Außer mit den Stromkonzernen, die verdeckt gegen das EEG kämpfen, muß man sich mit den Politikern und Parteien die das EEG ablehnen und nicht so in der Deckung bleiben können, auseinandersetzen.

Einige Worte zur Naturstrom AG, (ich bin dort Kunde) an der Sie sich reiben

In der Tat sind in dem Dezember Rundschreiben einige äußerst fragliche Punkte auszumachen. Da ist die Erhöhung der Grundgebühr, die aus ökologischer Sicht nicht zu vertreten ist. Die Übernahme der VDEW Zahl von ein Pfennig Mehrkosten durch EEG und KWK Gesetz steht im Widerspruch dazu, dass die Naturstrom AG in ihrem Magazin Ausgabe 2/2001 berichtet, die Stormpreiserhöhung 2000 seien überzogen und auf das BET Gutachten verweist. Aber das Schlimmste ist in der Tat die Tatsache, dass den Formulierungen dieses Briefes folgend, die Naturstrom AG den Anspruch erhebt Ihre Kunden sollten nicht die Mehrkosten für das EEG und das KWK Gesetz zahlen. Viele Ökostromhändler fordern eine Befreiung von der Ökosteuer und das ist mir auch verständlich, denn die Ökosteuer soll ja eine Lenkungswirkung haben. Aber für die Forderung nach Befreiung von EEG und KWK Abgabe ist nicht akzeptabel, denn durch diese Abgaben sollen nach meinem Verständnis alle Stromverbraucher zur Finanzierung dieser gewünschten Technologien herangezogen werden. Ich werde mir das von der Naturstrom AG erklären lassen und unter Umständen muß ich im neuen Jahr schon wieder ein Kündigungsschreiben verfassen. Im Moment bin ich über diesen Punkt noch irritiert, da das Geschäftsprinzip der Naturstrom AG ja gerade auf dem EEG beruht.

Die Argumente

Ob Sie Gespenster sehen sei dahingestellt. Fakt ist, daß Ihre Sichtweise und Ihre Argumente von dem überwiegenden Teil der Umweltbewegung nicht geteilt wird. Auch ich kann viele Ihrer Schlüsse nicht nachvollziehen. Zum Beispiel schreibt der SFV: "Abgeordnete, deren Wähler den Ökostromhandel als einen möglichen Weg zur Energiewende ansehen, ... tun sich schwer, kompromisslos auf eine Fortsetzung des EEGs hinzuarbeiten." Man könnte den Satz auch so formulieren: "Abgeordnete, deren Wähler den Ökostromhandel als einen möglichen Weg zur Energiewende ansehen, ... müssen davon ausgehen, daß die Wähler eine hohe Erwartung an die Einführung erneuerbarer Energien haben. Beide Schlüsse belegen gar nichts. Sie sollten sich darauf beschränken sachliche Argumente und eindeutige Zusammenhänge anzuführen.

Die Schlußfolgerungen

Solange Sie zwar Gefahren erkennen, diese aber noch nicht schlüssig belegen können, sollten Sie sich mit Schlußfolgerungen wie "der Ökostromhandel gefährdet die Energiewende" zurückhalten. Meiner Meinung nach ist mit solchen Provokationen weder der Umweltbewegung noch dem SFV gedient.

Das Gefahren die man zu erkennen glaubt angesprochen werden müssen ist keine Frage. Die Frage ist vielmehr wie?

Gegen eine veröffentlichung dieser Zeilen habe ich nichts einzuwenden.

mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Heins


 

Dr. Aribert Peters in der EnergieDepesche

Strom Aktuell

Stromkennzeichnung täuscht
  • Die gewinnbringende Verwechslung von wirtschaftlichen und physikalischen Gesetzen.
  • Die Stromkennzeichnung sollte als beliebig manipulierbares und daher untaugliches Konstrukt in der Mottenkiste verschwinden.

Bei e.on kann der Verbraucher die Höhe seines Strompreises selbst bestimmen

Die Kennzeichnung der Stromherkunft wird von progressiven Umweltverbänden und Politikern als wichtiger Fortschritt, geradezu als ein Erfordernis eines ökologisch gestalteten liberalisierten Strommarkts dargestellt. Diese Sicht hält einer kritischen Betrachtung nicht stand. Denn die Herkunft des Stroms, der aus der Steckdose kommt, hat nichts damit zu tun, mit welchem Stromhändler der Verbraucher einen Vertrag abgeschlossen hat und wo dieser Händler seinen Strom einkauft.

Strom oder Keks?

Bei einer Schachtel Kekse sagt die Inhaltsbezeichnung etwas darüber aus, was man in den Händen hält und ggf. später in den Mund steckt. Beim Strom gibt es diese Beziehung aber nicht: Was aus der Steckdose kommt, hat überhaupt nichts mit den Bezugsverträgen eines Händlers zu tun. Deshalb ist die Deklaration der Stromherkunft eine bewusste oder fahrlässige Täuschung der Verbraucher.

Was aus der Steckdose kommt, wird von physikalischen Gesetzen bestimmt. Was der Händler als seine Stromherkunft bezeichnet, wird von Kaufverträgen bestimmt.

e.on läßt mixen

Der große Stromkonzern e.on, dessen Stromerzeugungskapzität zu drei Vierteln aus Atom- oder Kohlekraftwerken besteht, lässt seine Kunden wählen, woher ihr Strom kommen soll. Wenn z.B. zehn Prozent der Kunden Strom haben wollen, der zu 60% aus Wasserkraft und zu 3% aus Wind und zu 1% aus Sonne besteht, dann ist das für den Stromriesen kein Problem. Er muss diese Mengen an Strom aus Wasser, Wind und Sonne ohnehin einkaufen, erzwungen durch das Erneuerbare Energien Gesetz. Er kann dem Kunden also bestätigen, dass er ihnen diesen Strom liefert, auf dem Papier natürlich nur, denn physikalisch bekommen diese Kunden denselben Strommix wie alle anderen Kunden auch. Dadurch werden Verbraucher getäuscht.

Gericht untersagt Täuschung

Das Landgericht München hat die Werbung mit der Stromherkunft als irreführend untersagt. Es ist zu hoffen, dass auch andere Gerichte und Verbraucherschützer diesem Verdummungsspiel bald ein Ende setzen.

Töchter machen alles möglich

Ein Gedankenexperiment zeigt, dass die Stromkennzeichnung untauglich ist: Der Stromriese gründet eine kleine Tochterfirma und verkauft dieser Tochter seinen ganzen Wasserkraft- und Sonnenstrom. Die Tochter kann mit Recht behaupten, dass sie nur sauberen Strom einkauft. Sie kann also diesen Strom mit allen Ökostromlabeln und Herkunftsbezeichnungen versehen und an gutgläubige Verbraucher verkaufen. Die Verbraucher bekommen aber nach wie vor denselben Strom wie vorher, denselben Strom wie der Nachbar auch - Herkunftsbezeichnung hin, Ökolabel her.

Wo bleibt der Aufpreis?

Damit verliert das Bemühen um eine möglichst umweltfreundliche Stromerzeugung nicht an Bedeutung. Ökostrom kann jedoch nicht auf der Grundlage der fiktiven Stromherkunft bewertet werden. Ausschlaggebend ist vielmehr die Verwendung des freiwillig entrichteten Aufpreises auf den Basisstrompreis: Werden mit diesem Geld neue regenerative Erzeugungskapazitäten errichtet? In den USA kommt eine Studie auf neue errichtete Grünstromkraftwerke mit einer Leistung von 240 MW (http://www.eren.doe.gov/ greenpower/new_gp_cap.shtml). Ein Viertel Prozent der Stromverbraucher in Europa und auch in Deutschland beziehen grünen Strom. Jedoch nur zwei Prozent des regenerativ erzeugten Strom in Deutschland wird als Grüner Strom verkauft (www.greenprices.com). Selbst bei einer Steigerung der Grünstromnachfrage um das Fünfzigfache könnte dieser Bedarf abgedeckt werden, ohne ein einziges neues Grünstromkraftwerk zu bauen.

Aribert Peters


 

Claudia Kunz und Bettina Meyer

Thesen zur Steuerbefreiung für Strom aus Erneuerbaren Energien

Bettina Meyer, Tel. 0431/ 988 - 7217 Umweltministerium Schleswig-Holstein Mail: bettina.meyer@umin.landsh.de

Claudia Kunz, Tel. 04 131/ 223 702 Studentin Umweltwissenschaften Mail: claudia.kunz@uni-lueneburg.de

14. Februar 2002

Vorbemerkung:

Mit diesem Papier möchten wir einen Beitrag zur Diskussion zu zwei aktuellen - zusammenhängenden - Punkten leisten. Der Zusammenhang zwischen den beiden Diskussionspunkten besteht darin, dass eine Steuerbefreiung keine zusätzliche Förderwirkung auf den EEG-Strom hätte, wohl aber auf den neben dem EEG (privat) vermarkteten EE-Strom.

Privater Ökostrommarkt: Wir möchten zeigen, dass eine pauschale und allgemeine Kritik des Ökostrommarktes unangemessen ist, sondern dass nach den konkreten Ausgestaltungsmerkmalen unterschieden werden sollte. Unsere zugespitzte These lautet: Die private Vermarktung von Ökostrom nach dem Spendenmodell ist eine sinnvolle Ergänzung zum Erneuerbare Energien Gesetz.

Steuerbefreiung für erneuerbare Energien: Wir möchten auf einige Probleme und Nebenwirkungen einer Steuerbefreiung für erneuerbare Energien hinweisen und eine Debatte anstoßen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Steuerbefreiung gekommen ist und wie diese sinnvoll gestaltet werden kann. Plakativ zusammengefasst lautet unsere These "Steuerbefreiung Ja, aber nicht sofort - jetzt sorgfältig vorbereiten und spätestens zur Ablösung des Erneuerbare Energien Gesetzes umsetzen".

Ein ausführliches Diskussionspapier ist bei den Verfasserinnen erhältlich (bitte per Mail anfordern).

(1) Für die Steuerbefreiung der erneuerbaren Energien sprechen eine Reihe von steuersystematischen, strategischen und Akzeptanzgründen. Insbesondere ist eine Steuerbefreiung der erneuerbaren Energien (EE) sinnvoll als Instrument einer verursachergerechten Steuerstruktur und zur Schaffung angemessener Wettbewerbsvorteile der erneuerbaren Energien.

(2) Kurzfristig kann auf die Steuerbefreiung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern verzichtet werden, denn sie würde unter der Ägide des (hoffentlich noch lange währenden) Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) einen geringen zusätzlichen Förderimpuls für erneuerbare Energien bewirken. Das EEG ist das erfolgreichste Instrument zum Ausbau der erneuerbaren Energien auf dem Strommarkt. Es gibt kaum "Förderlücken" für den Ausbau der EE auf dem Strommarkt und somit nur einen geringen Bedarf an zusätzlichen Instrumenten. Hinzu kommt, dass eine Steuerbefreiung einen hohen Verwaltungsaufwand, rechtliche Risiken und Manipulationsmöglichkeiten verursacht, und sie würde - politisch und hinsichtlich der Finanzierung - aufgrund der mit ihr verbundenen Steuermindereinnahmen die Fortführung und Aufstockung des Marktanreizprogramms für EE des Bundes gefährden. Die Steuerbefreiung sollte allerdings spätestens dann umgesetzt werden, wenn das EEG durch ein anderes Fördermodell ersetzt wird. Weiterhin sollte die Steuerbefreiung spätestens dann in Kraft treten, wenn sie ausschlaggebend dafür ist, dass eine separate Vermarktung des Stroms aus EE im Rahmen Grüner Stromangebote zu wettbewerbsfähigen Preisen erfolgen kann, d.h. wenn die Vergütungssätze des EEG so weit gesunken sind, dass Strom aus EE ohne Stromsteuer vergleichbar viel kostet wie konventioneller Strom mit Stromsteuer.

(3) Wichtiger als die Steuerbefreiung ist in den nächsten Jahren die Fortführung und kontinuierliche Aufstockung des Marktanreizprogramms (MAP). Das MAP umfasst eine investive Förderung der erneuerbaren Energien auf dem Wärmemarkt mit den Schwerpunkten Solarthermie und Biomasse. Zwar sind Steuerbefreiung und MAP grundsätzlich nicht alternative, sondern additive und sich gut ergänzende Instrumente; politisch gibt es jedoch das MAP nur als Kompensation für die nicht umgesetzte Steuerbefreiung, und dieser in den Verhandlungen um die Politik der rot-grünen Bundesregierung 1999 erstmals hergestellte Zusammenhang besteht auch weiterhin aufgrund der knappen Haushaltsmittel. Da eine allgemeine Steuerbefreiung der EE erhebliche Steuermindereinnahmen verursachen würde, besteht die Gefahr, dass das BMF dann die Mittel für das MAP kürzt.

Das Marktanreizprogramm trifft auf so große Nachfrage, dass trotz der Aufstockung auf 300 Mio. DM in 2001 (von 200 Mio. DM in 2000) die Förderkonditionen im Juli 2001 verschlechtert wurden. Nachdem Ende 2001 die Aufstockung auf 200 Mio. Euro in 2002 erreicht wurde, wurde nunmehr eine Verbesserung der Förderkonditionen angekündigt. Für die Biomasse ist ein Korridor von 35 Mio. Euro vorgesehen, das ist 1/6 des Fördervolumens; ursprünglich wurde 1/3 des Volumens angestrebt. Damit wird für die Biomasse-Förderung im MAP weiterhin wenig Spielraum sein. Eine weitere kontinuierliche Aufstockung des MAP um 100 Mio. DM p.a. ist für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf dem Wärmemarkt erforderlich.

(4) Eine Steuerbefreiung hat eine geringe zusätzliche Förderwirkung Im Zusammenspiel einer Steuerbefreiung mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ist keine bzw. nur eine geringe zusätzliche Förderwirkung zu erwarten:

- Entweder kommt die Steuerbefreiung gar nicht bei den Stromerzeugern mit erneuerbaren Energien an. Wahrscheinliche Variante ist, dass die Versorgungsunternehmen die Steuerbefreiung des EE-Stroms für eine anteilige Verringerung der Stromsteuer beim Verkauf des Stroms an ihre Stromkunden nutzen würden. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass über die Netzumlage des EEG die Mehrkosten der Einspeisevergütung für erneuerbare Energien bundesweit gleichmäßig verteilt werden. Dies führt im Ergebnis dazu, dass alle Stromanbieter denselben rechnerischen Anteil an erneuerbaren Energien aufweisen. (Davon ausgenommen sind nur die nach § 11 (4) EEG von der Netzumlage befreiten "Ökostrom-Anbieter" mit mehr als 50% Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien.)

- Wenn die Steuerbefreiung durch Rückwälzung bei den Erzeugern von EE-Strom ankommt, dann müssten die (explizit als kostendeckend ausgewiesenen und begründeten) Vergütungssätze des EEG entsprechend gesenkt werden, um eine Überförderung zu vermeiden.

(5) Eine Förderwirkung hätte eine Steuerbefreiung nur auf den neben dem EEG vermarkteten Strom aus erneuerbaren Energien. Der Sinn und die Bedeutung des privaten Ökostrom-Marktes wird kontrovers diskutiert, insbesondere der SFV (Solarenergie-Förderverein) hat im Dezember 2001 erneut pointiert gegen die private Vermarktung von EE-Strom Position bezogen. Die Argumente für und gegen den privaten Ökostrom-Markt erörtern wir differenziert und ausführlich in der Langfassung zu diesem Diskussionsbeitrag; hier nur das Ergebnis:

Ein wesentlicher Einwand der Kritiker besteht darin, dass beim privaten Ökostromhandel die Ökostromkunden die Mehrkosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien tragen, statt diese - wie im EEG vorgesehen - auf alle Stromverbraucher umzulegen. Der Ökostromhandel untergrabe damit das Umlagesystem des EEG und verstoße gegen das Verursacherprinzip, indem Ökostromkunden übermäßig belastet und konventionelle Stromkunden tendenziell entlastet werden. Dieser Einwand trifft jedoch nicht pauschal auf alle Modelle des Ökostromhandels zu, sondern nur auf das sogenannte "Durchleitungsmodell", nicht jedoch auf das "Spendenmodell":

Die Ökostrom-Angebote können zwei Grundmodellen zugeordnet werden. Eines davon ist das sogenannte Spenden- oder Fondsmodell. Bei diesem Modell sammelt der Ökostrom-Anbieter von seinen Kunden Mehrvergütungen ("Spende für einen "Fonds") und liefert dafür "Egal-Strom" (teilweise auch Wasserkraft- oder KWK-Strom, jedenfalls nicht bzw. nicht zu 100% EE-Strom). Mit dem Mehraufkommen wird der weitere Zubau von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gefördert. Gehen die Anlagen dann in Betrieb, wird für den erzeugten Strom - soweit er unter die Definition des EEG fällt - das EEG in Anspruch genommen. Dieses Ökostrom-Modell wird auch mit den ökologisch ambitionierteren Labeln ok-power von EnergieVision e.V. (Öko-Institut, Verbraucherzentrale NRW, WWF) und Grüner Strom Label von Grüner Strom Label e.V. (BUND, NABU, DNR, Eurosolar, Bund der Energieverbraucher u.a.) verfolgt.

Auch wenn die private Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien zumindest unter der Ägide des EEG voraussichtlich ein Nischenmarkt bleiben wird, ist insbesondere das Spendenmodell eine sinnvolle Ergänzung. Zum einen können für die kleinen, aber bestehenden Förderlücken des EEG zusätzliche Finanzierungsbeiträge erbracht werden (Mitverbrennung von Biomasse in fossilen Kraftwerken, Rapsöl-BHKW, innovative Photovoltaikanlagen, Modernisierung und Wiederinbetriebnahme von Wasserkraftanlagen). Zum anderen sollte der Ökostrommarkt weniger unter dem Aspekt eines Hauptinstruments für den Zubau der EE gesehen werden, sondern vielmehr als eine Reaktion auf die Wünsche umweltbewusster Verbraucher/innen, einen zusätzlichen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu leisten.

(6) Es wäre allenfalls symbolisch oder strategisch begründbar, nur den Strom von der Stromsteuer zu befreien, der außerhalb des EEG vermarktet wird. Mit einer solchen kleinen Lösung einer Steuerbefreiung besteht die Gefahr, gerade die weniger effektiven Ökostrom-Modelle zu begünstigen.

Das Spendenmodell entzieht den Strom nicht der EEG-Umlage und ist damit das vorteilhaftere Ökostrom-Modell. Daneben gibt es auch Ökostrom-Modelle, bei denen ganz oder teilweise EEG-fähiger Strom statt über das EEG über die Beiträge der Ökostrom-Kunden finanziert wird (sogenanntes Durchleitungsmodell). Es darf bezweifelt werden, dass damit ein nennenswerter Zubau der EE erreicht wird, da ein großer Teil der Mehrvergütung der Ökostrom-Kunden für eine Finanzierung der Mehrkosten des Ökostroms verwendet werden muss, statt dafür das EEG in Anspruch zu nehmen.

Zusammenfassend: Ökostromangebote nach dem Spendenmodell sind effektiver und zudem EEG-kompatibel. Diese Angebote würden aber von einer Steuerbefreiung des neben dem EEG vermarkteten Stroms nicht profitieren. Profitieren würden nur die sogenannten Durchleitungsmodelle. Gerade und ausschließlich Durchleitungsmodelle über eine Steuerbefreiung für den außerhalb des EEG gehandelten Strom gezielt zu unterstützen, wäre ein wenig vorteilhaftes Signal. Die Szene der Anbieter von EE-Strom hat eine längere Debatte über die Frage hinter sich, was denn eigentlich ihre spezifische Rolle und ihr spezifisches Angebot sein sollte. Die beiden aus der Umweltbewegung stammenden Label (ok-power und Grüner Strom Label) haben als zentrales Kriterium die Frage der Kompatibilität und des Zusatznutzens zum EEG erhoben, und viele Ökostromanbieter stellen sich auf diese Kriterien ein und wählen das sogenannten Spendenmodell.

Andererseits gibt es einige Vorteile der "kleinen Lösung" einer Steuerbefreiung nur für die private Vermarktung von Ökostrom:

- Es wird ein Fuß in die Tür für die langfristig notwendige Steuerbefreiung gesetzt.

- Man kann die Durchsetzung der Steuerbefreiung für den Bereich, wo sie eine Wirkung entfalten kann, öffentlichkeitswirksam verkaufen.

- Ebenso gering wie der Effekt sind die Steuermindereinnahmen (Ökostrom-Anbieter haben 0,3% Marktanteil auf dem Strommarkt, die meisten Anbieter arbeiten zwischenzeitlich nach dem Konzept des Spendenmodells, so dass der Anteil der Angebote nach Durchleitungsmodell relativ gering ist).

Trotz dieser Vorteile ist das Modell einer "kleinen Steuerbefreiungslösung" für den neben dem EEG vermarkteten EE-Strom unserer Einschätzung nach nicht empfehlenswert.

(7) Es wäre allerdings näher zu prüfen, ob ein Modell einer gezielten Steuerbefreiung für die Ökostrom­angebote nach dem Spendenmodell realisierbar ist.

Alle bisherigen Überlegungen sprechen dafür, kurzfristig weder eine allgemeine Steuerbefreiung umzusetzen noch gezielt den neben dem EEG vermarkteten EE-Strom (gemäß dem Durchleitungsmodell) von der Stromsteuer zu befreien. Da Ökostromangebote nach dem Spendenmodell eine sinnvolle Ergänzung zum EEG sein können, wäre zu prüfen, ob und wie ggf. eine gezielte Steuerbefreiung für dieses Marktsegment ausgestaltet werden könnte.

- Die Steuerbefreiung müsste nicht auf die Herkunft des Stroms und seine Eigenschaft als Ökostrom bezogen werden, sondern müsste auf bestimmte Anbieter-Merkmale abstellen (Ökostrom-Angebote nach dem Spendenmodell). Beim Spendenmodell wird ja gerade nicht Strom aus erneuerbaren Energien zu den Kunden "durchgeleitet" (auch wenn diese Illusion aus Marketinggründen vielfach geschürt wird), sondern es wird "Egalstrom" zu einem Mehrpreis verkauft, mit dem anschließend der Zubau an erneuerbaren Energien gefördert wird.

- Eine solche Steuerbefreiung müsste an ein Zertifikat für die zu begünstigenden Angebote gekoppelt werden, damit die Steuerverwaltung nicht selbst definieren und prüfen muss, welche Anbieter bzw. Angebote von EE-Strom unter die Steuerbefreiung fallen. Dies setzt idealerweise voraus, dass ein bundesweit einheitliches Label für EE-Strom nach dem Spendenmodell geschaffen wird.

Ob eine gezielte Stromsteuerbefreiung für Ökostrom nach dem Spendenmodell bei näherer Prüfung sinnvoll, praktikabel und rechtlich zulässig ist, wäre näher zu erörtern. Auf jeden Fall scheint uns diese Idee der näheren Diskussion wert und allen anderen derzeit diskutierten Steuerbefreiungs-Varianten vom Ansatz her überlegen.

(8) Um langfristige und kurzfristige Perspektive zusammenzuführen und einen Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern einer Steuerbefreiung zu finden, sollten heute die erforderlichen Vorbereitungen für die Steuerbefreiung geleistet werden:

Die Bundesregierung sollte bis Mitte 2002 einen Gesetzentwurf erstellen und Lösungen für eine Reihe von Detailfragen und -problemen (Erläuterung siehe Langfassung) systematisch erarbeiten:

- Zertifizierung für Strom (nicht nur) aus erneuerbaren Energieträgern vorantreiben. Dabei Klärung der Frage, ob bzw. wie Zertifizierung bei Stromhandel an Börsen überhaupt möglich bzw. sinnvoll ist.

- Welcher Steuersatz wird auf die Steuerbefreiung angewendet: Der Regelsteuersatz oder der (zu ermittelnde) durchschnittliche Steuersatz über alle Verbrauchergruppen

- Behandlung des nicht der Stromsteuer unterliegenden erzeugten Stroms (Strom zur Stromerzeugung, Leitungsverluste der Stromübertragung)

- Sammelbecken-Problematik

- Steuermindereinnahmen

- Definition des Stroms, für den die Steuerbefreiung gelten soll (Ein- oder Ausschluss der großen Wasserkraft, Abfall bzw. biogene Anteile im Abfall, Grubengas)

- Eine Steuerbefreiung führt zu einer Senkung des durchschnittlichen Stromsteuersatzes und schwächt damit die Wirkung der Stromsteuer.

Fragen und Probleme im Zusammenhang mit Importstrom / EU- und GATT-Recht

- Gespräche mit der EU-Kommission, ob eine Steuerbefreiung (als Umweltbeihilfe) notifiziert werden müsste und welche Bedingungen für die Genehmigung gelten.

- Kann eine Steuerbefreiung auf Strom aus heimischer Produktion beschränkt werden?

- (Wie) kann die Stromsteuer nach den Herkunftsquellen des Stroms differenziert werden? Könnte die Stromsteuer statt auf Ebene des Verkaufs an Endverbraucher nicht auch auf der Ebene der Stromerzeugung erhoben werden?

Sehr geehrte Frau Kunz

Ihrem ausführlichen Artikel möchte ich im allgemeinen zustimmen; ich sehe allerdings heftige Probleme psychologischer Art.

Sie haben selber gemerkt, wie schwer es ist, dem Leser den Unterschied zwischen dem "guten" Ökostromhandel nach dem Spendenmodell und den unsinnigen Ökostromhandel nach dem Händlermodell zu verdeutlichen.

In der Praxis wird die Angelegenheit noch vertrackter, weil die bekannteste, nach dem Spendenmodell agierende Ökostromhandelsgesellschaft vehement ableugnet, dass es sich bei ihr um Spenden handelt und weil sie außerdem öffentlich erklärt, sie wolle demnächst auf das Händlermodell umsteigen und weil sie schließlich ihr Konzept als Zukunft für das EEG anbietet. Und weil sie immer wieder behauptet, sie würde 100% reinen Ökostrom verkaufen.

Damit treibt diese Gesellschaft ein Verwirrspiel, dem kaum ein Kunde gewachsen ist.

Aus unserer sehr intensiven Diskussion mit Hunderten von Leuten zum Thema wissen wir außerdem, wie gering der Kenntnisstand der Stromkunden ist, und wie gläubig viele Menschen davon ausgehen, dass sie wirklich die "guten" Elektronen von den Windrädern aus ihrer Steckdose empfangen.

Der intellektuelle Aufwand, den Sie und wir betreiben, um hier Klarheit reinzubringen, führt nur bei wenigen Zuhörern zum Erfolg. Wir vergeuden mit dem Ökostromhandel politische Energie, die lieber im Schwerpunkt des Geschehens, bei der Verbesserung des EEG eingesetzt werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen Wolf von Fabeck

Sehr geehrter Herr von Fabeck, vielen Dank für Ihre Antwort. Frau Meyer und ich würden uns trotzdem freuen, wenn Sie den Artikel veröffentlichen, und zwar nach Moeglichkeit mit beiden Namen (Meyer/Kunz). Zudem wäre es sehr schön, wenn der Artikel auch über die e-mail-Liste des SFV verschickt würde, da darüber bisher in der Regel nur Ihre dem Oekostrommarkt gegenüber völlig ablehnende Position kam. Es ist mir ein Anliegen, deutlich zu machen, dass dieser Markt grundsaetzlich durchaus sinnvoll ist - eben mit Einschränkungen. Dass es schwarze Schafe gibt, ist noch lange kein Grund, den gesamten Markt schlecht zu machen, was Sie immer wieder tun. Schließlich werden auch in anderen Bereichen (Autos, Waschmaschinen...) Verbraucher mit schlechten Produkten betrogen, und trotzdem fordert hier niemand den Markt abzuschaffen. Ich denke, es ist eine Frage des Lernens im Umgang mit dem Markt. Deswegen finde ich differenzierte Aufklaerung besser als pauschale Ablehnung. Nachdem sich auch Zertifizierungsorganisationen intensiv mit Kriterien an Oekostromangebote und der Vereinbarkeit mit dem EEG auseinandergesetzt haben, gibt es eine recht einfache Moeglichkeit sich zu orientieren, ohne alles im Detail zu verstehen. Ich faende es schade, die Verbraucher voellig zu entmuendigen und die von uns allen gewuenschte Entwicklung in Richtung einer oekologischen Stromversorgung nur Zwangsinstrumenten wie dem EEG zu ueberlassen. Das EEG ist Gold wert, keine Frage! Aber es muss auch moeglich sein, in Ergaenzung dazu freiwillig die Moeglichkeiten des liberalisierten Strommarktes zu nutzen.

Sie verweisen immer darauf, dass es sinnvoller sei, selber in eine entsprechende Anlage zu investieren. Dem stimme ich prinzipiell auch zu. Nur haben viele Menschen nicht das Kapital fuer eine entsprechende Beteiligung oder Eigeninvestition uebrig. Fuer sie ist es durchaus eine Alternative einen winzigen Beitrag zu leisten ueber ein Oekostromangebot. Vor allem ist dies eine Chance, sein Geld nicht mehr E.ON und Co. zu geben, sondern anderen Unternehmen.

Nachhaltigkeit ist eben nicht nur eine Frage der Oekologie, sondern auch der Oekonomie und Sozialem. I

n einem solchen Artikel sehe ich auch keine Verschwendung von Energie. Sie verwenden schließlich auch eine Menge Energie, den Oekostrommarkt schlecht zu machen. Kritik ist ja auch durchaus angebracht, denn ohne - auch Ihre - kritische Auseinandersetzung waere es vielleicht nie zu einer Anpassung von Angeboten an das EEG gekommen. Es ist aber auch irgendwann Zeit, das zu wuerdigen und nicht weiter alles zu bekaempfen.

Die Kommunikationspolitik der Naturstrom AG, die Sie in Ihrer Mail anfuehren, finde ich auch nicht optimal, trotzdem ist das Sache des Unternehmens. Solange das Produkt an sich sauber gestaltet ist, ist das zwar trotzdem ungluecklich, aber noch kein Grund eine Kampagne gegen das Unternehmen zu fuehren. Diese Energie koennte man dagegen dazu verwenden die wirklichen Uebeltaeter anzuprangern - z.B. preist HEW saemtliche Stromangebote als umweltfreundlich an (klar: wegen wenig CO2-Ausstoß) und sorgt dabei fuer unertraegliche Ereignisse wie z.Zt. in Brunsbuettel.

Die Kommunikationspolitik der Naturstrom AG ist vor allem fuer den zu veroeffentlichenden Artikel meiner Meinung nach nicht relevant. In diesem Sinne wuerde ich mich ueber die Veroeffentlichung des Artikels freuen.

Mit freundlichem Gruß, Claudia Kunz


 

Lieber Wolf von Fabeck,

Bitte bitte machen sie daraus ein Theaterstück, midestens aber ein Comic und schicken sie das ganze an Dieter Hildebrand, aber nur unter Einbeziehung der Problematik von BSE.


 

Schreiben von Prof. Dr. Creuzburg

Lieber Herr v Fabeck,

das Thema "Ökostromhandel" lässt mich nicht los. Ich bin zwar Physiker und kein Wirtschaftler, aber das ist hier vielleicht gut so. Habe auch die Dissertation von Jens Drillich, Weizsäcker-Schule Uni Köln, über Quoten- und Zertifikatshandel (noch) nicht gelesen. Trotzdem, angeregt von Ihren markanten Bildern (Schafe gehören aufs Dach, Apfelsaftkuh...), habe ich mir folgende Glosse ausgedacht. Vielleicht haben Sie Verwendung für sie:

"WARUM MAN MIT ÖKOSTROM NICHT HANDELN KANN

"Sie kaufen beim Bioladen Milch von artgerecht gehaltenen Kühen eines Biobauern aus der Nachbarschaft. Den Mehrpreis gegenüber der Milch aus dem Supermarkt legen Sie für die bessere Qualität und für die Stützung dieser Art der dezentralen Grundversorgung auf den Tisch. Ein Bekannter beobachtet, dass der Bioladen seine Milch, zeitlich auf den Bedarf abgestimmt, von den Milchwerken kauft, und zwar die gleiche Menge, die das Milchwerk von dem Biobauern geliefert bekommt. Betrug! Und Sie sind nicht mehr bereit, die dezentrale Grundversorgung des Bioladens und die artgerechte Tierhaltung zu unterstützen.

"Ein Stromhändler, der Ihnen regenerativ erzeugten Strom verkauft, betrügt Sie nicht, denn er kann nicht sagen, dass dieser Strom besser sei. Er erwartet aber, dass Sie für den besser, nämlich umweltverträglich erzeugten Strom mehr bezahlen. Würden Sie dem Bioladen die Milch des Milchwerks als Biomilch zu einem höheren Preis abkaufen? Wahrscheinlich nicht, selbst wenn er nachweist, dass die Milch vom Milchwerk genauso gut wie die des Biobauern ist.

"Mit diesem Vergleich soll klar gemacht werden, dass es Ökostrom nur so lange gibt, wie er direkt vermarktet und bevor er ins Stromnetz eingespeist wird. Und nur dann kann man naturgemäss mit ihm handeln. Der Stromhändler bietet dem Ökostromerzeuger einen höheren Preis als z.B. der örtliche Netzbetreiber. Ohne sich zu ruinieren muss er jetzt Kunden suchen, die ihm für gewöhnlichen Strom mehr bezahlen (im obigen Bild für Milchwerks-Milch als Biomilch). Das Kundensuchen und Kundenhalten ist zwar das Ziel eines jeden Händlers, aber der Ökostrom"händler" hat es besonders schwer: Er muss Kunden zum Kauf eines virtuellen Produktes überreden, einer Ware, die sie nicht sehen oder spüren können. Anders ausgedrückt: Er muss Spenden für einen guten Zweck (nämlich die Erzeugung von Strom ohne Schadstoffe, im obigen Bild von Biomilch) einsammeln. Kein Geschäftsmann würde dies Handel nennen.

"Dass der sogenannte "Ökostromhandel" (wohlgemerkt: der zertifizierte, nicht die Mogelpackungen grosser Stromanbieter) heute tatsächlich doch in Ansätzen funktioniert, hat einen ganz anderen Grund. Die Erzeugung von Ökostrom ist nämlich wegen der gesetzlichen Vorgaben auch ohne die spendenartigen Zuschüsse des Stromhändlers rentabel. Kein Händler könnte Ökostrom kaufen, wenn er die Differenz zwischen fossilen und regenerativen Gestehungekosten aufbringen müsste. Die Preise sind durch das Stromeinspeisegesetz und das ErneuerbareEnrgienGesetz bei Wasser und Wind voll kostendeckend, bei Fotovoltaik und Biomasse fast wirtschaftlich. Der Zuschuss, den ein Ökostromkäufer anbieten kann, ist ein oft nicht notwendiger Bonus und ausserdem, im Gegensatz zu den gesetzlichen Preisen, langfristig nicht kalkulierbar.

"Die regenerative Stromerzeugung würde also sofort zusammenbrechen, wenn die gesetzlichen Regelungen wegfielen. Ein Spendenhandel könnte die erheblichen Mehrkosten nie auffangen und auch keine Planungssicherheit bieten. (Ähnlich wie die Milchwirtschaft ohne die staatlichen Subventionen zusammenbrechen würde.) Der Gesetzgeber - und hier muss man ihn in beschränktem Umfange ausdrücklich loben - hat erkannt, dass die Grundversorgung mit Strom nicht dem "freien Markt" einer Natur ausbeutenden und Umwelt zerstörenden fossilen und nuklearen Stromerzeugung überlasen werden kann, sondern dass er durch Umlagen (die oben genannten Gesetze regeln ja genau dies) regulativ eingreifen muss. "Ökostromhandel", d.h. Spendensammeln als Ersatz für Daseinsvorsorge: eine absurde Konstruktion."


 

Dirk Jesaitis, Aufsichtsratmitglied der Naturstrom AG

Leserbrief an den Solarenergie-Förderverein

Sehr geehrter Herr von Fabeck,
mit Interesse habe ich Ihre drei Rundmails mit der Naturstrom-Stellungnahme und Ihren Kommentaren gelesen. Bedauerlicherweise fehlt mir die Zeit, zu den zahlreichen komplizierten Details selbst Stellung zu nehmen. Ich meine jedoch auch, dass die beidseitigen Argumente nun umfangreich genug ausgetauscht worden sind.

Normalerweise müsste sich ein Leser mit den gesammelten Informationen selbst ein Bild machen können, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Dieses wird bedauerlicherweise dadurch erschwert, dass Sie die Stellungnahme von Ralf Bischof nicht komplett an Ihre Leser weitergeleitet, sondern (1.) auf drei Mails verteilt und (2.) mit diversen Kommentaren zerstückelt haben. Die Materie EEG, Zertifikatshandel, Ökostromhandel, Ökosteuer, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Energiewirtschaftsgesetz, Situation die Deutschland, Situation in Europa usw. usw. ist so hoch komplex, dass man zwangsläufig zu falschen Urteilen gerät, wenn man nur einzelne Teilaspekte betrachtet. Die aus genau diesem Grunde sehr umfangreiche Stellungnahme von Ralf Bischof gibt insgesamt ein geschlossenes Bild und überzeugt. Mit Ihrer (insoweit sehr geschickten) Zerstückelung des Beitrags von Ralf Bischof nehmen Sie Ihren Lesern die Möglichkeit, dieses zu erkennen.

Auch wenn es mit dem Thema eigentlich überhaupt nichts zu tun hat, sehr geehrter Herr von Fabeck, kann ich mir nachfolgende Anmerkung nicht "verkneifen": Seit Jahren bereits versenden und empfangen Sie nur E-Mails im Textformat und wehren sich dagegen, Attachments zu öffnen, weil Sie panische Angst vor Computerviren haben, obwohl es - ebenso seit Jahren - wirkungsvolle Möglichkeiten gibt, sich vor solchen Viren zu schützen. Ich greife das Thema deshalb auf, weil es interessante Parallelen zum Diskussionsthema gibt: Genau wie bei Computerviren scheinen Sie auch eine panische Angst vor dem Ökostromhandel zu haben und genauso verschließen Sie auch hier die Augen vor der Realität!

Genau wie Sie, verehrter Herr von Fabeck, wünschen Ralf Bischof und alle Freunde der Naturstrom AG sich ein möglichst langes Fortbestehen des EEG und insbesondere auch einen erfolgreichen "Export" dieses Modells in zahlreiche andere Länder der Welt. Der Unterschied ist nur folgender: Sie wollen sich für alle Ewigkeiten an den "Strohhalm" EEG klammern und verschließen die Augen vor jeder Gefahr, die nicht nur in der Zukunft droht, sondern bereits heute real existent ist. Man könnte auch meinen, Sie sind ein wenig "betriebsblind"!

Vorstand und Aufsichtsrat der Naturstrom hingegen (wie natürlich auch die Mitarbeiter, zahlreiche Kunden, Aktionäre etc.) öffnen die Augen, blicken in die Zukunft, analysieren Gefahrenpotentiale messerscharf und versuchen Lösungen zu etablieren. Dabei zahlen die Naturstromkunden nicht unerhebliche Naturstom-Aufschläge, gehen Aktionäre ein hohes Risiko ein und verzichten auf Dividenden - vor allem aber engagieren sich Mitarbeiter, Vorstand und Aufsichtsrat seit vielen Jahren mit ungeheurem Engagement bei minimalen Bezügen, um die gemeinsamen ökologischen Ziele zu erreichen.

Dass Sie, sehr geehrter Herr von Fabeck, bei Berücksichtigung dieser Situation (die Ihnen genau bekannt ist!) der Naturstrom AG fortwährend "pure Geschäftsinteressen" vorwerfen, ist ungeheuerlich!

An anderer Stelle gipfeln Ihre falschen Behauptungen in der Unterstellung, die Naturstrom AG würde Verbraucher bewusst zur Stromverschwendung animieren, um mehr Geld zu verdienen. Derartige Entgleisungen, verehrter Herr von Fabeck, haben mit einer sachlichen Auseinandersetzung nichts mehr zu tun. Sie zeigen vielmehr, wie sehr Sie sich durch überzeugende Argumente in die Ecke gedrängt fühlen und wie wenige Fakten Sie den Argumenten von Ralf Bischof entgegenzusetzen haben.

Ich habe die Diskussion sehr lange aus der Distanz verfolgt und mich mit eigenen Kommentaren zurückgehalten. Da Ralf Bischof alle sachlichen Fragen ausführlich und richtig kommentiert hat, bestand zu Ergänzungen von meiner Seite auch keine Notwendigkeit. Mit Ihren Kommentaren vom 26. Januar 2002, die Sie vermutlich an mehrere 1.000 Leser Ihrer Rundmails verteilt haben, greifen Sie jedoch Ralf Bischof und seine Mitarbeiter persönlich in einem Maße an, welches "das Fass zum Überlaufen" bringt. Als Mitgründer, Aktionär und Aufsichtsrat der Naturstrom AG muss ich Ihre Äußerungen außerdem auch persönlich als Attacke gegen mich werten.

Ich habe lange überlegt, ob ich den oben angeführten - zugegeben unsachlichen - Vergleich zur Virenproblematik vortragen soll. Ich habe mich allerdings dafür entschieden, da er wunderbar zu Ihren emotionalen und unsachlichen Ausführungen passt ...

Wie schon ganz oben ausgeführt halte ich einen weiteren Austausch von Sachargumenten nicht für erforderlich, da alle Fakten (mehrfach) vorgetragen worden sind. Die "Fronten" liegen so weit auseinander, dass eine Einigung kaum in Sicht ist. Ich würde es allerdings sehr begrüßen, wenn Sie, sehr geehrter Herr von Fabeck, sich zumindest öffentlich bei Ralf Bischof für Ihre Entgleisungen entschuldigen. Dieser Schritt wäre sicherlich Grundvoraussetzung, um zu einer sachlichen Diskussion zurückzufinden.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Jesaitis

PS: Da Sie kritische Stellungnahmen offenbar gern "unter den Tisch" fallen lassen, wenn die Autoren nicht explizit um Veröffentlichung bitten, möchte ich diesen Wunsch hiermit ausdrücklich äußern - und zwar bitte möglichst unzerstückelt!

 

Zur Erläuterung für Leser, die später eingestiegen sind:

  • Die Stellungnahme von Ralf Bischof können Sie unzerstückelt nachlesen unter www.sfv.de/lokal/mails/wvf/natag.htm.
  • Das EEG ist kein "Strohalm" an den wir uns klammern. Angst vor einem vorzeitigen Ende des EEG ist ein schlechter politischer Ratgeber
  • Wir werfen der Naturstrom AG nicht fortwährend pure Geschäftsinteressen vor, sondern haben einzelne Fehlentscheidungen beanstandet:
    1. Die Naturstrom AG täuscht ihre Kunden. Sie erweckt den falschen Eindruck, dass sie 100% Strom aus erneuerbaren Energien verkauft, obwohl sie tatsächlich Egalstrom bei Egalstromhändlern einkauft und mit einem Aufpreis weiterverkauft. (Nur der Aufpreis wird an die Betreiber von Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien weitergeleitet.)
    2. Die Naturstrom AG hat den Grundpreis erhöht, obwohl dies einen Anreiz zum Mehrverbrauch darstellt.
    3. Die Naturstrom beklagt, dass ihre Kunden den vom EEG verursachten Strompreiszuschlag zahlen müssen, den vom Prinzip her alle Stromkunden zahlen sollten.
    4. Die Naturstrom AG nennt für den EEG-Zuschlag überhöhte Werte.


 

Stellungnahme von Joseph Meyer

Die Definition 1a, also Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen als "Oekostrom" zu bezeichnen, kann ja leicht als Schwindel entlarvt werden, weil zur Herstellung des Stroms immer noch fossile Brennstoffe verwendet werden, selbst wenn die Energieausbeute gesteigert wird und also der Verschwendung Einhalt geboten wird. Weil die konventionelle Energiewirtschaft und mit ihr die Regierungen sich aber laufend dieses Schwindels bedienen, sollte diese Definition genauso energisch bekämpft und entlarvt werden! Sie haben natürlich vollkommen Recht mit Ihrer Einschätzung bezüglich der US-Energie- Philosophie. Ganz wichtig erscheint mir der Erhalt des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes in Deutschland, als Signalwirkung zum europäischen Ausland und auch nach Amerika hin. Deshalb sollte der SFV und andere gleichgesinnte Organisationen in Deutschland ganz massive Parteienlobby in diesem Sinne betreiben und die Medienöffentlichkeit mobilisieren! Die Frage der erneuerbaren Energien ist "die sozialste aller Sozialfragen"(Energieversorgungssicherheit und Energiepreise, Arbeitsmarkt), die alles entscheidende Landschaftsschutz- und Vogelschutzfrage, etc.


 

Stellungnahme von Stephan Albrecht

Hallo Solarfreunde,

mit Vergleichen ist das immer so eine Sache, weil manches sich nicht so einfach vergleichen läßt. Bei der Diskussion um den Ökostrom fällt mir noch folgende Geschichte ein:

Es gibt normale Eier von bedauernswerten Hühnern aus Legebatterien und "Öko-Eier" von "glücklichen" Hühnern aus Freilauf-Gehegen. Diese "Ökö-Eier" sind natürlich etwas teurer in der Herstellung als normale Eier. Neben den normalen Eier-Händlern gibt es noch Ökö-Eier-Händler, die den Herstellern die Öko-Eier abkaufen und diese an interessierte Kunden weiterverkaufen (wollen). So weit so gut.
Doch leider gibt es ein, nein sogar zwei Probleme:

1. Normale Eier unterscheiden sich (abgesehen von ihrer Herstellung) durch nichts von Öko-Eiern und leider werden die Eier nicht nach ihrer Herkunft gekennzeichnet. (Es soll Leute geben, die Öko-Eier am Geschmack feststellen, aber das ist eher ein subjektver Eindruck.)

2. Es gibt nur einen Spediteur, der die Eier vom Händler zu den Verbrauchern bringt und leider macht der Spediteur aus Ersparnisgründen keine Extra-Touren, um normale Eier und Öko-Eier getrennt zu transportieren. Er fährt einfach die Händler ab und lädt die bestellten Eier auf seine Ladefläche. Dabei werden normale Eier und Öko-Eier gemischt und niemand weiß mehr, aus welcher Herstellung ein konkretes Ei stammt.

Wenn der LKW nun beim Kunden ankommt, erhält jeder Kunde die Anzahl Eier, die er bestellt hat. Auch der Kunde, der Öko-Eier bestellt hat und dafür etwas mehr bezahlt, erhält Eier. Wenn dieser Kunde fragt, ob er auch wirklich Öko-Eier geliefert bekommt, erhält er vom LKW-Fahrer (je nachdem wie ehrlich dieser ist) folgende möglichen Antworten:

1. Aber natürlich sind das Öko-Eier, schließlich habe ich eigenhändig Öko- Eier geladen. (Der 2. Halbsatz stimmt, der 1. Halbsatz ist vorsichtig gesagt geflunkert. Mit etwas Glück sind vielleicht ein oder zwei Öko-Eier in einer Lieferung von 50 Eiern.)

2. Es handelt sich bei der Lieferung um einen Eier-Mix. Wieviel Öko-Eier dabei sind, kann ich nicht sagen. Im Durchschnitt sind es aber x %. (Das wäre die richtige Antwort.)

Nun kann sich natürlich der Öko-Eier-Kunde fragen, wofür er eigentlich mehr bezahlt. Jedenfalls nicht für das, was er erhalten hat, sondern schlicht nur für die Tatsache, dass Öko-Eier produziert werden (unabhängig davon, wer diese erhält) und dass demzufolge weniger Hühner in Legebatterien ihr Dasein fristen. Der Kunde muß sich deshalb fragen, woran ihm wirklich gelegen ist: Tatsächlich Öko-Eier zu erhalten oder die Anzahl der Hühner in Legebatterien zu reduzieren. (Das erste ist fast unmöglich, wenn man nicht selbst 100 km oder mehr zu einem Öko-Eier-Hersteller fahren will.)

Wie dem auch sei, es gibt nun ein paar einsame Menschen, die aus vernünftigen nachvollziehbaren Gründen die Öko-Eier-Wende herbeiführen wollen. Ziel ist, alle Legebatterien abzuschaffen. Dazu gibt es zwei Strategien:

1. Möglichst viele Menschen zu überzeugen, Öko-Eier-Kunde zu werden, um auf diese Weise die normalen Eier aus dem Markt zu verdrängen. Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Wie will man die Eier-Groß-Verbraucher (wie z.B. Nudelhersteller) überzeugen?
Jedenfalls ist in der Menschheitsgeschichte kein Beispiel bekannt, wo es gelungen wäre, eine signifikant hohe Anzahl von Menschen zu einer Verhaltens- änderung zu bewegen, solange es eine andere kostengünstigere Alternative gibt.

2. Man könnte selbst Öko-Eier-Hersteller werden (und sei es nur mit ein paar Hühnern im eigenen Garten) oder sich an einem Herstellungsbetrieb beteiligen. Doch das ist nicht risikolos. Denn das Problem ist, die Eier zu verkaufen, die man selbst nicht verbrauchen kann. Hier befindet man sich im harten Wettbewerb mit allen Herstellern und man ist auf ein paar Idealisten angewiesen, die bereit sind, für die Herstellung von Öko-Eiern mehr zu zahlen. (Und man ist dem Ziel auch nicht näher, als bei der 1. Strategie.)

Zum Glück wurde in dieser Situation vom Gesetzgeber das ÖEG (Öko-Eier-Gesetz) erlassen. Es garantiert allen Öko-Eier-Herstellern, dass sämtliche Öko-Eier zu einem bestimmten (einigermaßen vernünftigen) Preis von den Eier-Händlern abgekauft werden. Jetzt sieht die Welt anders aus. Nun gibt es Investitionssicherheit und es ist jetzt einigermaßen rentabel, Öko-Eier herzustellen. Die Mehrkosten für die Öko-Eier bleiben nicht bei den Eier-Händlern hängen, sondern werden gleichmäßig auf alle Eier-Kunden verteilt. Und somit werden alle Eier-Verbraucher an dem Ziel beteiligt, die Legebatterien abzuschaffen.

Egal wie man es dreht und wendet: Mit dem ÖEG ist die Herstellung die beste Strategie. Alles andere verpufft.

Ende der Geschichte

Vielleicht ist es bei der (anscheinend notwendigen) Diskussion, ob es Öko-Strom gibt oder nicht gibt bzw. ob man diesen verkaufen oder nicht verkaufen kann, nötig, das eigentliche Ziel und wie man dieses Ziel erreichen will wieder mehr in den Blickpunkt zu rücken. Vielleicht kann die Eier-Geschichte dazu beitragen.

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Albrecht


 

Stellungnahme von Gerd Stadermann

es ist eben Fasching. Und deshalb noch eins drauf: Man muss nun nämlich noch unterscheiden, ob der Strom durch Kupferkabel oder durch Aluminiumkabel geleitet wird. Denn dann handelt es sich nämlich entweder um Kupferelektronen oder Aluminiumelektronen. Da Aluminium aber einen höheren Schmelzpunkt besitzt als Kupfer, muss zur Herstellung von Alu-Kabel mehr Energie aufgewendet werden als zur Herstellung von Kupferkabel. Daher ist natürlich Kupferelektronenstrom mehr öko als Alu-Elektronenstrom. Das sollte man also bei der Durchleitung von Ökostrom unbedingt beachten. Eine Anfrage bei den EVUs genügt, um die verwendete Kabelart zu erfahren. Dann muss man natürlich auch bei der Zertifizierung diesen Posten mit aufnehmen. Viele Grüße + Helau

Gerd Stadermann

 


Stellungnahme von Ulrich Adolphi

Sehr geehrter Herr von Fabeck,

Ihre mails zu Ökostrom sind zu lang, zu belehrend, überflüssig und kontraproduktiv im Wandel von Monopol- allenfalls Oligopolstrukturen hin zu einer dezentralisierten Stromwirtschaft.

Es ist doch schön, wenn es Menschen gibt, die Ihr Geld in Arbeitsplätze investieren, die bei den Firmen entstehen, die mit Ökostrom handeln. Und da finde ich es nicht schlimm, wenn das Ziel, wirklich saubere Stromproduktion zu fördern nicht so schnell erreicht wird, wie bei einer Anlagebeteiligung. Ich denke, jede/r sollte das Geld, was er oder sie hat in einen ökologische Wirtschaft einbringen und damit gleich gesinnte Menschen an Ihren Arbeitsplätzen fördern.

Ich persönlich kaufe auch ausschließlich oder auf jeden Fall lieber ökologisch sinnvolle Produkte und gebe kein Geld im Supermarkt aus oder überlasse es konventionellen Banken für Rüstungsgeschäfte u.a..

Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Arbeitskraft wieder sinnvoller einsetzen würden als gegen im Prinzip doch Gleichgesinnte zu wetterrn.

Mit sonnigen Grüßen
Ulrich Adolphi

Es geht hier nicht um ein Wettern gegen Gleichgesinnte, sondern um eine dringend überfällige Strategiediskussion, die aber nur dann sinnvoll geführt werden kann, wenn die Begriffe einheitlich definiert sind.
Wolf von Fabeck


 

Stellungnahme von Bernward Credo

Sehr geehrte SFV-Akteure,

vielen Dank für Ihre geduldige Auseinandersetzung mit der Naturstrom-AG bzw. dem Phänomen Ökostromhandel insgesamt. Mir fiel beim Lesen der Vergleich mit dem Atmen ein, wozu es bekanntlich frische Luft braucht. Kommt sie weither über Meere und Wälder oder vom Wald vor den Toren der Stadt? Der Vergleichspunkt zum elektrischen Strom ist die untrennbare Vermischung der Luft, egal woher sie kommt. Unterstellt, man müsste für frische Luft bezahlen, könnte ja einer auf die Idee kommen, mir die frische Luft des Waldes vor den Toren der Stadt als Extraangebot zu offerieren. Der Respekt vor der ursprünglich guten Absicht der Ökostromhändler verbietet es mir, meine Reaktion auf dieses Angebot in gewiss nicht gerade freundlich ausfallende Worte zu kleiden.

Mit freundlichen Grüßen

Bernward Credo, Erfurt

 


Stellungnahme der Naturstrom AG

 


Stellungnahme von Carsten Schaar

als emotional unbeteiligter Leser, der in keinerlei einschlägiges Beziehungsgeflecht gehört und damit unverdächtig ist, halte ich Ihren "Kleinkrieg" für nicht der Sache dienlich.

Argumenten nur deshalb, weil sie auch von der "bösen" Stromwirtschaft verwendet werden, die Gültigkeit abzusprechen, halte ich für verfehlt. Beispiel Thema fixer Grundpreis: es ist sozial und ökologisch gerecht und betriebswirtschaftlich richtig, für eine variable Leistung (Stromverbrauch) variable Kosten zu haben (Arbeitspreis), während die intervallfixen Nebenleistungen (Zählermiete, Verwaltung) mit festen Beträgen bezahlt werden. Dafür sorgen, dass die Effekte von Produktivitätsfortschritten aber auch Preissteigerungen gerecht weitergegeben werden, kann nur der Wettbewerb. Eine Behörde ist dafür zu teuer.

Wir sprechen einem Argument nicht deshalb die Gültigkeit ab, WEIL es von der Stromwirtschaft verwendet wird, sondern weil wir eine sachliche Begründung haben:

Das Weglassen des Grundpreises ist ein Sparanreiz, darüber sind wir uns sicher einig. Es ist bedauerlich, dass die Naturstrom AG solche Anreize wörtlich als "falsche" Signale bezeichnet.

Die Umweltbewegung fordert seit Jahren, den Grundpreis bei Strom und Gas wegfallen zu lassen. Dass dies auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht möglich ist, beweisen z.B. die Elektrizitätswerke Schönau.

Die Naturstrom AG praktiziert das Gegenteil; sie erhöht sogar die Grundpreise. Das ist im Hinblick auf das Geschäft verständlich, hat aber mit ökologischem Verhalten nichts zu tun. Die Naturstrom kapituliert hier vor ihren eigenen Geschäftsinteressen. Die Umweltbewegung hat 20 Jahre lang vergeblich argumentiert. Da nach Auskunft der Naturstrom AG die anderen "Ökostromhändler" sich genauso verhalten, kommen auch hier in diesem Zusammenhang neue Zweifel auf, ob "Ökostromhändler" dem von der Naturstrom AG aufgestellten Anspruch genügen können, die bisher im EEG verankerten - weit schwierigeren - Aufgaben zu übernehmen und sie notfalls sogar gegen die eigenen Geschäftsinteressen fortzuführen.

Ihren Kommentaren zur Stellungnahme der Naturstrom AG entnehme ich nichts Versöhnliches, keinen Versuch, die vermutlich vorhandenen Gemeinsamkeiten zu heben. Dabei ist es doch sinnvoll, dass in die ferne Zukunft Denkende als auch sich im Alltag Befindliche versuchen, sich ob der gemeinsamen Zielerreichung zu verständigen: dauerhaft mehr Erzeugung von EE-Strom als bisher.

Ihren Bemerkung entnehme ich, dass Sie diese Vorgehensweise ablehnen. Selbst wenn richtig wäre, dass die Naturstrom AG und die handelnden Personen ausschließlich von Gewinnstreben geleitet würden, und deren Vorgehensweise die Erreichung der vom SFV für richtig erachteten Ziele (oder sind es nur die Schritte auf dem Weg dahin?) blockiert, halte ich es für intelligent, sich gegenseitig zu "benutzen" und zu verstärken. Wenn dies unterbleibt, können m.E. nur Animositäten eine Rolle spielen. Sie kennen sich doch persönlich, oder? Es wäre schön, wenn Sie über sich hinauswachsen könnten!

Mit freundlichen Grüßen
Carsten.Schaar@12move.de

P.S.: Komisch fand ich auch Ihre Antwort auf den Vorwurf, kritische Zuschriften nicht zu veröffentlichen (sinngemäß): "wir haben alle Zuschriften veröffentlicht, die dies ausdrücklich genehmigt hatten". Wenn ich einen Leserbrief schreibe, denke ich normalerweise nicht daran, so einen Zusatz aufzunehmen. Sicherheitshalber: mein Leserbrief ist zur Veröffentlichung freigegeben.

Bei Zuschriften, die als Leserbrief gekennzeichnet sind, fragen wir im Allgemeinen nicht nach, das wäre ja albern.

Bei Mails, die an mich persönlich gerichtet sind, kann ich nicht erkennen, ob sie persönlich gemeint sind oder nicht. In solchen Fällen fragen wir selbstverständlich. Das ist eine Frage der Diskretion.

Mit freundlichen Grüßen Wolf von Fabeck

 


Stellungnahme von Martin Kind

Den Solarbrief 1/02 habe ich mit Dank erhalten und soeben durchgearbeitet. Ihre großen Bemühungen, den Lesern und Interessierten die Stromhandelproblematik so klar und verständlch darzustellen, finde ich sehr engagiert und bewundernswert !!

Gefühlsmäßig konnte ich mich die ganzen Jahre nicht auf Ökostromhandel einlassen sondern war mit eigener PV-Stromerzeugung (mittels Module aus Ihrer Garage 1988 erstanden) und Windstrombeteiligungen beschäftigt. Seit einiger Zeit unterstütze ich die EWS Schönau und bin auch Stromkunde dort. Würden Sie diese als seriöse und empfehlenswerte Stromerzeuger und -händler einstufen oder die allgemeine Empfehlung, lieber für Ökostromerzeugung zu sorgen, auch hier gelten lassen?

W.v.F. Zu Ihrer Frage bezüglich der EWS Schönau schlage ich vor, dass Sie dort den billigen Tarif wählen; d.h. einfach ganz normalen Strom kaufen.

Mit solaren Grüßen
Martin Kind

 


Stellungnahme von Jürgen Friedrich

Sehr geehrter Herr von Fabeck, gerade hatte ich die Lektüre vom Solarbrief 1/02 (Werbeexemplar, vielen Dank!) abgeschlossen, und jetzt diese Begriffsverwirrung um "Ökostrom".

Erst mal vorweg: Ich folge Ihren Ausführungen voll und ganz.

Aber um der Begriffsverwirrung zu etwas mehr Spaß an der Freude zu verhelfen, sollte bei "Ökostrom" immer auch bedacht (und definiert ?) werden, daß "Öko" nicht nur für "ökologisch" sondern selbstverständlich auch für das "ökonomisch" der ewig-Gestrigen taugt.

Sie und ich - und viele andere - lassen Ökonomie ja nur noch gelten, wenn sie "reinrassig ökologisch" und damit "sustainable" ist!

 


Stellungnahme von Klaus Prost

Sehr geehrter Herr Wolf von Fabeck,

ich freue mich, dass Sie den Ökostrom kritisch beleuchten.

Einerseits betreibe ich eine Solaranlage nach EEG, andererseits habe ich den Aquastromtarif von -jetzt- EON gewählt.

Der Ökostrom ist meiner Meinung nach der Versuch der großen Konzerne, die Energieerzeugung weiterhin zentral in der Hand zu halten, anstatt sie zu dezentralisieren, wie es durch das EEG durch den Bau von Windrädern und Solaranlagen gefördert wird.

Wissen Sie, Herr von Fabeck, ich verstehe nicht, warum man auch von klugen Leuten oft belächelt wird, wenn man für die Nutzung der Solarenergie eintritt. Eine so wunderbare, natürliche Möglichkeit, die Ressourcen der Sonne zu nutzen! Können wir es uns wirklich leisten, auf diese Energienutzung zu verzichten, obwohl wir die Möglichkeit haben, sie zu nutzen?

Ich danke Ihnen und Ihren Mitarbeitern/innen für Ihr großes Engagement und Ihren häufigen direkten und persönlichen Rat und wünsche Ihnen persönlich und solar alles Gute für das Jahr 2002.

MfG Klaus Prost

P.S.: Ihr Engagement hat mir geholfen, mich für die Errichtung einer kleinen Solaranlage zu entscheiden.
Seit dem 12. März hat sie 837 kWh erzeugt bei 1,1 kW Leistung. Ab Januar werde ich die Werte für Ihre Statistik durchgeben.

 


Stellungnahme der Oekostrom AG, Wien

oekostrom® ist Teil der solaren Gesellschaft

Utl.: Kurze Entgegnung auf Wolf v. Fabecks Kritik am Ökostrom-Handel

Wolf v. Fabeck ist seit langem einer der verdientesten Kämpfer für Solarstrom und kostendeckende Einspeisevergütung in Deutschland. Es ist schmerzlich, dass er die neuen Herausforderungen und Chancen, die der liberalisierte Strommarkt nun zusätzlich für die Erneuerbaren bietet, so vehement ablehnt.

Fabecks wesentliches Missverständnis ist, dass er Einspeisevergütungen gemäß EEG und Ökostrom-Markt in Konkurrenz sieht um den einen und einzigen Königsweg zur "Energiewende".

W.v.F. Ich habe gelernt, dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren muss, wenn man Wesentliches erreichen will: Wenn es für alle erneuerbaren Energien eine kostendeckende Vergütung gibt, brauchen wir keinen Ökostrom-Markt mehr. Deshalb sollten wir alle politische Anstrengung darauf richten, die Einspeisevergütungen im EEG für alle Energien auf kostendeckende Höhe anzuheben.

Wir glauben vielmehr, dass die solare Gesellschaft auf einer Vielzahl von Mechanismen und Wegen gebaut wird. EEG und Ökostrom-Markt ergänzen sich, Markt und Regulierung sind zwei Seiten einer Medaille. Die solare Energiekultur braucht eine EEG-Regelung, um den herrschenden Billigpreisdruck zu bändigen und die Wirtschaftlichkeit der EE-Anlagen zu sichern; sie braucht glaubwürdige und kontrollierte Angebote an den Konsumenten, Qualität statt "Egalstrom" zu kaufen, um persönliche Handlungsoptionen zu schaffen und die Kultur fairer Preise und Handelsbeziehungen aufzubauen; sie braucht Tausende Vorbilder von wertbewussten Menschen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die sich bewußt für nachhaltige Energiesysteme statt billigen Einkauf entscheiden. Konsequente Ökostrom-Anbieter sind im Strommarkt die wichtigste Handlungsoption für jeden Verbraucher.

Fabecks zweites Missverständnis betrifft die Vorstellung, wie Strom gehandelt wird. Es gibt keinen "Einheitsstrom" oder "einheitlichen Strommix im Netz", der aus jeder Steckdose käme, wie Wasser aus der Leitung! Es fließen keine grünen, braunen oder gelben Elektronen (nochzumal bei Wechselstrom)! Kein seriöser Ökostrom-Händler behauptet das.

W.v.F. Eine sprachliche Analyse der meisten "Ökostromangebote" ergibt, dass beim unaufgeklärten Kunden der Eindruck erweckt wird, er bekäme ein besonderes Produkt. Warum spricht der Händler von "Ökostrom"! Warum spricht er nicht ehrlicherweise von "Strom zum Ökopreis"

Das Einzige was fließt ist:
a.) die Information, welches Kraftwerk für welchen Kunden arbeitet (einspeist), und
b.) das Geld des Kunden (und damit das Rentabilitäts-Signal) zu einem fossil/atomar orientierten Stromlieferanten (und -erzeuger) oder zu einem solaren.

Es ist betrüblich, dass Fabeck mit seiner Darstellung den "Egalstrom"-Verfechtern auf den Leim geht, und dass er sogar für den Wechsel zum Billigstrom-Anbieter argumentiert, d.h. dafür, genau von jenen Unternehmen Strom zu beziehen (und ihre Retabilität zu stützen), deren Geschäftspolitik er so scharf kritisiert.

W.v.F. Da haben Sie mich falsch verstanden. Ich plädiere sehr wohl dafür, zu solchen Händlern zu wechseln, die sich für die Energiewende einsetzen. Falls diese ökologisch engagierten(!) Händler zwei verschiedene Tarife anbieten, empfehle ich den billigeren zu nehmen.

Wir glauben, was die solare Gesellschaft ausmacht, ist eine Kultur ganzheitlicher Kaufentscheidungen, die am nachhaltigen Lifecycle und an ethischen Kriterien orientiert sind:
* faire Preise statt viel Plunder
* Einsparung statt Verschwendung
* nachhaltige Warenflüsse, regionale Beschaffung und Wertschöpfung,
* Ökostrom statt Atomstrom.

Deshalb ermuntern wir all jene, die sich zum Jahreswechsel mit dem Gedanken an ihren eigenen konstruktiven Beitrag für eine nachhaltigen Energiezukunft im freien Strommarkt tragen: Wechseln Sie zu einen Ökostrom-Lieferanten - jetzt!

Beteiligen Sie sich an Österreichs Ökostrom-Versorger Nr.1
Neue Aktien noch bis 21. Januar 2001
Zeichnungs-Unterlagen: http://www.oekostrom.at/aktienseite.htm

---------- oekostrom AG
A-1060 Wien; Mariahilferstraße 89
T: +43 - 1 - 961.05.61 - 41
F: +43 - 1 - 961.05.61 - 25
hoehne@oekostrom.at
http://www.oekostrom.at
Ulfert Höhne

 


Briefwechsel zwischen Siegfried Mutschler-Firl und W.v.Fabeck

Betr: [sfv-rundmail 44/01] 27.12.01 Begriffsverwirrung um "Ökostrom"

Sehr geehrter Herr v. Fabeck,
ich kann Ihren heftigen Kampf gegen den Ökostrom nicht mehr ganz nachvollziehen, obwohl ich Ihnen inhaltlich zustimme.
Was EON u.a. Stromanbieter im Bereich "Öko" verzapfen, gehört entlarvt: das ist Volksverdummung.

W.v.F. Ein Problem liegt darin, dass die von Ihnen geforderte "Entlarvung" immer wieder daran scheitert, dass dann auf die wenigen vermeintlich "Guten" hingewiesen wird. Auch Sie handeln so: Sie weisen auf unit[e] hin.

Ich finde nicht, dass daran eine Entlarvung scheitert. Es gibt doch wohl tatsächlich einen gravierenden Unterschied zwischen Unternehmen wie EON und solchen wie Naturstrom oder unit[e].

W.v.F. Sie glauben die Unternehmen beurteilen zu können. Vielleicht können Sie es aufgrund Ihrer intensiven Beschäftigung mit dem Thema sogar, aber Sie sind nicht repräsentativ!

Was aber soll schlecht daran sein, wenn ich meinen Strom, den ich nun mal zusätzlich zu meinem Photovoltaik-Strom, den ich selbst produziere, brauche, statt bei einem EVU wie EnBW, welches auch Atomstrom finanziert, einzukaufen, bei einem Anbieter wie Unit[e] zu beziehen, der das gesamte eingenommene Geld zum Betrieb von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung verwendet?

W.v.F. Woher wissen Sie? Haben Sie unit[e] kontrolliert? Oder glauben Sie blos, was unit[e] in seinen Prospekten schreibt? Ich meine die Frage bitter ernst !!!

Ich weiß das ziemlich genau, denn ich habe mich gut über das Unternehmen informiert, bekomme alle Geschäftsberichte. Ich bin Aktionär von unit[e] und unterstütze auch dadurch ein m.E. ökologisch ausgerichtetes Unternehmen. Aber 100% Sicherheit gibts da natürlich nicht.

>Es ist mir doch klar, dass das kein "sauberer" oder sonst irgendwie anderer Strom ist, der da aus meiner Steckdose kommt

W.v.F. Ihnen und mir ist das klar, aber Sie sind, wie schon weiter oben gesagt, nicht repräsentativ!

was soll also Ihr Wettern? Ich gebe mein Stromgeld doch lieber einem Unternehmen, welches keinen Atomstrom damit unterstützt. Und das ist weder Konkurrenz noch Alternative zum absolut notwendigen EEG.

W.v.F. Das empfehlen wir ja auch. Kaufen Sie Strom bei einem vertrauenswürdigen Händler, aber kaufen Sie keinen "Ökostrom"! Ein Händler, der Ökostrom anbietet, ist nicht seriös!

Das ist Wortklauberei! Für mich ist unit[e] vertrauenswürdig und damit seriös, egal ob er seinen Strom "Ökostrom" nennt oder nicht, sondern weil er Strom selber produziert, und das aus regenerativen Quellen. Er gehört damit nicht zu den "Händlern" wie Greenpeace-Strom oder HEAG, die nur Kontingente regenerativ produzierten Stromes aufkaufen und dann weiterverkaufen. Mit dem dafür bezahlten Geld wird kein kW regenerativer Strom zusätzlich(!) produziert.

W.v.F. Andere unserer Gesprächspartner schwören gerade auf Greenpeace-energy. Wie sollen diese anderen Gesprächspartner das denn beurteilen? Anhand der Verkaufsprospekte etwa?

Je mehr Geld aber unit[e] einnimmt, desto mehr Wind- und Wasserkraftanlagen können sie davon bauen - und werden sie m.E. auch. (Hoffentlich bald auch in nenneswertem Umfang Fotovoltaik)

"Ökostrom" von EnBW oder EON oder sonst einem Atom-Konzern zu beziehen, ist allerdings Quatsch, weil mit dem zusätzlichen Geld natürlich keine zusätzlichen Regenerativen Anlagen finanziert werden.

W.v.F. Und warum ist es kein Quatsch, "Ökostrom" von einem anderen Händler zu beziehen? Was ist von einem Verfahren zu halten (dem sogenannten "Ökostromhandel") welches ganz nach Belieben des Anwenders genauso gut gegen oder für die Energiewende eingesetzt werden kann. Wollen Sie ein solches Verfahren ernsthaft empfehlen?

Siehe oben: Von reinem Ökostromhandel halte ich nichts. Ich bin dafür, Ökostromproduzenten (!) zu unterstützen.

Herzliche solare Grüße und auf ein sonniges Jahr 2002

 


Stellungnahme von Jürgen Ebert

Hallo Freunde der Energiewende,

seit längerem verfolge ich die Debatte um den richtigen Weg zu unserem gemeinsamen Ziel der Energiewende. Dabei werden immer wieder Forderungen an Verbraucher, Wirtschaft und vor allem die Politik gestellt. Diese verkennen dabei einen wesentlichen Punkt: Die Mehrheit der vorgenannten teilt unser Ziel aus unterschiedlichen Gründen nicht! Deshalb ist es zwar nicht schadhaft aber eben auch nicht besonders hilfreich die vorhandenen, zugegebenermaßen unzulänglichen, Instrumentarien zu kritisieren und Neuordnungen zu fordern. Die Konsequenz könnte sein, dass sich diejenigen aus Politik und Wirtschaft durchsetzen, die ebenfalls eine Energiewende wollen; nur eben eine andere, zurück zur Kernenergie! Wenn wir als Lobbyisten der regenerativen Energien wild durcheinander fordern, kritisieren etc. wird das Ergebnis sicher nicht das von uns gewünschte sein...... Besser wäre, wir spielten unsere Stärken aus. Die Kritiker der Solarenergie behaupten beispielsweise in der Öffentlichkeit, diese Technik würde in unseren Breitengraden nichts bringen. Die Masse der Menschen glaubt das, dieses erlebe ich als "Frontkämpfer" jeden Tag. Es ist immer wieder ein "innerer Vorbeimarsch", anhand der Praxis (einmal einen "Ungläubigen" im Februar einen Kollektor anfassen lassen) das Gegenteil zu beweisen. Erst wenn die Bevölkerungsmehrheit von der Machbarkeit der Energiewende überzeugt ist, wird Druck auf die Politik ausgeübt.

Im Augenblick gehen viele PolitikerInnen von einer Modeerscheinung aus, ich erlebe das als politisch aktiver oft genug. In der letzten Zeit werden sogenannte Arbeitskreise z.B. der SPD zum Thema Energie und Umwelt beerdigt. Diese wurden vor einigen Jahren gegründet um, wie man in der Politik sagt, ein Thema zu "besetzen". Jetzt gibt es eben andere Themen wie Wirtschaft, Terrorismus, Haushaltspolitik etc..... Und wir streiten weiter über den richtigen Weg...........

Mit sonnigen Grüßen
Planungsbüro SunConsult
Jürgen Ebert, Geschäftsführer
Jebert@iname.com
www.sunconsult.de

 


Stellungnahme von Georg Neulen

Georg.Neulen@t-online.de
Date: Fri, 28 Dec 2001 15:56:45 +0100

Hallo SFV,
ich halte die Aussage vom SFV - "Ökostromhandel gefährdet die Energiewende" - für zutreffend. Die aufgezeigte Analyse (Rundmail, Solarbrief 1/02) ist für mich plausibel und gut nachvollziehbar.

Wir beziehen selbst "grünen Strom" von der Naturstrom AG über die Hamelner Stadtwerke. Die ca. 100 Euro Mehrkosten pro Jahr betrachte ich als Kosten für unsere politische "Stimmabgabe" zur Art der Energiegewinnung, zur Sichtbarmachung unserer Forderungen. Wichtig bei der Entscheidung für Naturstrom war mir, dass die geförderten Anlagen weiterhin nach EEG betrieben werden und so die EEG-Vergütung (99 Pf/kWh) auf die Netzbetreiber umgelegt wird. Für die wirklich richtige Lösung habe ich die separate Vermarktung von Ökostrom nie gehalten, da ich ebenfalls sehe, dass es nicht reichen wird, nur auf Idealisten und Interessierte zu setzen. Beim Öko-Strom-Handel zahlen nur diese wenigen Idealisten, die "Öko-Spinner", die Kosten für die Einführung neuer Technologien, während sich die große Mehrheit und die Industrie mit "Egal-Strom" zu günstigeren Preisen zufrieden gibt und auch immer geben wird, solange die Preise nichts anderes fordern.

Das EEG ist das wahre Instrument, die Energiewende, hin zu den sanften und intelligenteren regenerativen Energien, zu erreichen. Über das EEG werden alle Bezieher von Strom an den Kosten zur Markteinführung beteiligt, so wie dies auch bei den "externen Kosten" bei Atom, Kohle, Öl und Gas geschieht. Das ist nur gerecht, denn nach der erfolgten Markteinführung der erneuerbaren Energien wollen später ja auch alle von den Vorteilen profitieren (hohe Verfügbarkeit, günstige Preise gegenüber dann knappen fossilen Energien, Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens).

In der Tat wäre es ideal und konsequent, wenn alle Förderprogramme für regenerative Energien (Förderjungle) zu gunsten des EEG gestrichen und statt dessen die Konditionen des EEG verbessert würden. Insgesamt entstünden so weniger Verwaltungskosten und für potentielle Betreiber wären die Ausgaben und Einnahmen sofort kalkulierbar. Häufige Verzögerungen und Unsicherheiten durch das Warten auf Förderzusagen würde es nicht mehr geben; mit der Installation könnte quasi direkt im Anschluß an die Investitions-Entscheidung begonnen werden.

Das EEG gilt es also vorrangig zu verbessern, zu erhalten und zu "exportieren". Die erzielte Rechtssicherheit durch die Entscheidung des EUGH vom März 2001 hat zu einem weiteren Anstieg der Regenerativen, insbesondere der Windenergie, geführt.

Trotzdem sollte man wachsam sein und besonderes Augenmerk auf das Kleingedruckte im Urteil des EUGH richten, wie vom SFV beschrieben: wenn es nämlich tatsächlich einen "funktionierenden Handel mit Strom aus Erneuerbaren Energien (Ökostromhandel)" gäbe, dann könnte diese Rechtssicherheit ruck-zuck wieder in Frage gestellt werden. Die großen EVUs könnten z.B. ihr andauerndes Interesse an der Abschaffung des EEG durch entsprechende Klagen auf "freien Warenaustausch" vor dem EUGH erneut durchsetzen wollen. Verunsichernde und langwierige Verfahren mit unkalkulierbarem Ausgang vor dem EUGH hätten immense negative Folgen für den weiteren Ausbau der Solarenergie. Wohl möglich käme am Ende eine Entscheidung gegen das EEG heraus (Recht haben und Recht bekommen ...). Dann wäre das Gejammer groß, jedoch der Zug abgefahren.

Weitsicht ist also gefragt !

Gruß und guten Rutsch,
Georg Neulen
Hameln

 


Stellungnahme der Plambeck Energiekonzept AG

nachdem wir uns Mitte dieses Jahres als Stromhändler mit der Frage des Ökostroms inhaltlich auseinandergesetzt haben, sind auch wir zu dem Ergebnis gelangt, daß dieses Angebot in der Konsequenz dem Ausbau der regenerativen Energien schadet. So wird der Eindruck erweckt, als sei der Verbraucher für strukturpolitische Entscheidungen verantwortlich zu machen, die Betrachtungszeiträume von mehr als 20 Jahren erfordern.

Der Handlungsspielraum des Verbraucher ist u.E. als Konsequenz des EEG klar beschrieben: Energiesparen erhöht zwingend den Anteil der eneuerbaren Energie im Netz.

Wir haben deshalb unseren Stromhandel mit dem Angebot der Stromsparberatung im Haushalt verknüpft und darüber hinaus unseren Ökotarif durch einen Tarif 'Gemeinschaft' ersetzt, der aus den erwirtschaftetem Zuschlägen dann Energiesparmaßnahmen in öffentlich genutzten Einrichtungen - z.B. Sportvereinen - finanzieren sollte. Dieses Konzept wird im Markt aber kaum nachvollzogen - auch das musterhaft angefügte Schreiben an einen unserer Kunden führte letztlich zu dessem Wechsel zu einem Ökostromanbieter. Überschätzt haben wir die Bereitschaft unserer Kunden, sich mit dem Thema wirklich auseinanderzusetzen. Wenn wir unterstellen, daß der Ökostrom-Kunde eher im oberen Drittel des intellektuellen Spektrums unserer Gesellschaft anzusiedeln ist, kann man abschätzen, daß das bequeme Märchen vom Ökostrom, den jeder kaufen kann - wenn er will -, dank der Werbemacht von EON und RWE überleben wird.

Vordergrüdig ist dabei die Reaktion des Verbrauchers eher unerheblich und jeder Ökostrom-Kunde ist ein potentieller Energiesparer. Insofern sensibilisieren die Kampagnen und besetzen das Thema der erneuerbaren Energien mit positiven Aspekten. Tatsächlich aber zielen diese Werbekampagnen nicht auf den Verkauf von 'Aquapower' und 'Mix-it' sondern auf die Meinungsbildung - letztlich der Politiker. So betreiben dann auch die gutmeinenden Ökostrom-Händler letztlich das Geschäft der RWE's und EON's dieser Welt, die - ökonomisch nachvollziehbar - ihre vorhandenen Kraftwerke gegen die Konkurrenz der erneuerbaren Energien schützen müssen.

In diesem Sinne hoffe ich, daß Sie mit Ihrer Argumentation gegen das Angebot von 'Ökostrom' durchdringen.

Mit freundlichem Gruß
Cornelius v.Ingersleben
Vorstand der Plambeck Energiekonzept AG
Es folgt das angekündigte Musterschreiben.

Anlage

Sehr geehrte Frau Sehr geehrter Herr,

da Sie sich offensichtlich intensiv und kritisch mit dem Thema Energieversorgung auseinandersetzen, erläutern wir Ihnen gern die inhaltlichen Grundlagen, die zur Entwicklung unseres Konzepts geführt haben.

Spätestens seit dem Gesetz über den 'Vorrang der Erneuerbaren Energien' (EEG) ist der Ausbau der erneuerbaren Energie in Deutschland durch gesetzliche Rahmen-bedingungen auch wirtschaftlich so gesichert, daß die Entscheidung eines Verbrauchers für sogenannten Ökostrom keine Auswirkungen mehr auf den Ausbau der Energieerzeugung haben wird. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, ist tatsächlich im Jahr 2000 die Energieerzeugung in Deutschland auf eine völlig neue Basis gestellt worden. Waren schon vorher die Zurechenmodelle von Ökostrom eher fragwürdig, lenken sie heute den Verbraucher nur noch den zu entscheidenden Fragen ab.

Da wir in unserer Unternehmensgruppe mit dem Marktführer im Ausbau der erneuerbaren Energien diese Verhältnisse sicherlich besser beurteilen können als reine Ökostromhändler, haben wir im Verlauf des letzten Jahres ein Konzept entwickelt, das letztlich zur Gründung der Plambeck Energiekonzept AG geführt hat.

Das Konzept gründet sich auf folgende Überlegungen:

1. Der grünste Strom ist der nicht verbrauchte Strom, der billigste ist er allemal.

2. Die Mitwirkung des Verbrauchers am Umbau der Energieerzeugung besteht heute zwangsläufig im Einsparen von Stromverbrauch, denn auf die Erzeugung hat er keinen Einfluß. Die Logik des Gesetzes über den 'Vorrang der Erneuerbaren Energien' (EEG) führt dazu, daß die vorrangig einzuspeisende Energie aus erneuerbaren Energiequellen die konventionelle Erzeugung nachhaltig dann verdrängen kann, wenn der Verbrauch reduziert wird. Hier liegt der tatsächlich wirksame Hebel für den Verbraucher, denn das Einsparpotential in den Haushalten ist beträchtlich. So läuft derzeit in Schleswig-Holstein eine Kampagne der Landesregierung, die den Verbraucher darauf hinweist, daß allein in diesem Bundesland für den weitgehend nutzlosen 'stand-by-Verbrauch' jährlich 175 Mio DM von privaten Haushalten ausgegeben werden. Allein durch die intelligente Regeltechnik sogenannter 'stand-by-controller', die sich überdies im Haushalt sofort bezahlt machen, können die Verbraucher sofort und mehr für den Umbau der Energieversorgung bewirken als durch jahrzehntelangen Bezug von Ökostrom, dessen Fiktion Sie auch noch zusätzlich bezahlen.

Statt gutgemeinte Spenden in wirkungslose Ökozuschläge zu verschwenden, sollte dieses Geld schon unter ökologischen Aspekten im eigenen Haushalt investiert werden. Dazu müssen dem Verbraucher aber zuerst die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden:

wo sich Stromverbrauch ohne Komfortverlust reduzieren lässt,
welche technische Lösung dafür einzusetzen ist
wo die technische Lösung zu beschaffen ist und
wie sich die technische Änderung für den Haushalt rechnet

Natürlich kann sich jeder Verbraucher durch Einsatz von Zeit und Geld diese Informationen beschaffen. Auch die einzusetzende Technik ist nicht revolutionär. Aber welcher Haushalt weiß tatsächlich, daß sein 12 Jahre alter Kühlschrank im Vergleich zum modernen Gerät das Dreifache des Stroms verbraucht und daß sich der Austausch schon weitgehend aus der Verbrauchsersparnis bezahlt macht. Hier kann nur die konkret auf den eigenen Stromverbrauch bezogene Information und die zielgerichtete Anregung den einzelnen Verbraucher in die Lage versetzen, tatsächlich ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu handeln.

Der getrennte Verkauf von sogen. Ökostrom dagegen führt den Verbraucher auf einen Irrweg. Tatsächlich beziehen auch wir - wie im übrigen alle Stromlieferanten - einen Anteil von sogen. Ökostrom, der seit dem EEG gleichmäßig zugerechnet wird. Auch wenn das EEG ausdrücklich vorsieht, daß dieser durch Umlage verteilte Strom aus erneuerbaren Quellen getrennt vermarktet werden kann, werden wir diese Möglichkeit nicht nutzen. Wir glauben nicht, daß man als Stromlieferant die mangelnde Information gerade der wohlmeinenden Kunden ausnutzen darf, um Ökozuschlage zu kassieren, die nichts an der Energieerzeugung in Deutschland ändern werden. Dieser Strukturwandel vollzieht sich aufgrund anderer Regelungen und hat dazu geführt, daß das Angebot von Strom aus erneuerbaren Energiequellen die spezifische Nachfrage um ein Vielfaches übersteigt.

Zugegeben: Diese Überlegungen sind schwieriger nachzuvollziehen, als der Glaube an die einfache Lösung des Ököstroms, aber diese Schwierigkeit unterscheidet häufig das Märchen von der Wahrheit. Diese Wahrheit finden Sie auch in der Fachpresse und in wissenschaftlichen Beiträgen; beispielhaft und ohne Anspruch auf vollständige Darstellung des Gesamtthemas erhalten Sie beiliegend einen Beleg.

Sollten Sie diese Überlegungen nachvollziehen können und dann gespannt darauf sein, wie wir diese Überlegungen in die Praxis umsetzen, senden Sie uns bitte nochmals die Einverständniserklärung bis spätestens zum 26.03.2001 unterschrieben zurück.


Stellungnahme von Andreas Abstreiter

From: AndreasAbs@aol.com

auch ich habe die Diskussion um den Ökostromhandel verfolgt und möchte folgenden Beitrag liefern:

Obwohl ich ihre Argumente verstehen und nachvollziehen kann, möchte ich Vereine davor warnen gegen die echten Ökostromhändler, wie Naturstrom etc. Stimmung zu machen.

1. Nicht jeder umweltbewußte Mensch, der für den Umbau der Energiewirtschaft ist, kann oder will sich an der Errichtung von EE-Anlagen beteiligen.

2. Das EEG geht den Umbau der Energiewirtschaft von der Erzeugerseite an. D.h. es wird Privatpersonen UND den großen Konzernen die Gelegenheit gegeben ihren Teil beizutragen. Konzerne wie e.on entlarven sich mit ihren Pseudo-Angeboten bei genauer Betrachtung selbst.

3. Wenn ich, als AKW Gegner, mein Geld nicht einem menschenverachtenden Atom-Konzern geben will, habe ich nun die Möglichkeit mein Geld wesentlich sinnvoller in die Erzeugnung von Strom aus EE-Anlagen zu stecken.

4. Ökostromhandel bremst nicht den Umbau der Energiewirtschaft. Die paar Euro, die Ökostrom teurer ist, die ich mir also sparen würde, wenn ich mein Geld der Atomwirtschaft geben würde, reichen ohnehin nicht zu Beteiligung an EE-Anlagen. Wesentlich sinnvoller wäre es, auf das klimaschädliche Autofahren zu verzichten und von dem gesparten Geld eine Solaranlage zu errichten.

5. Ökostromhandel geht das Problem von der Verbraucherseite an. Nun kann sich niemand mehr herausreden, wenn es um die Auswahl des Stromanbieters geht. Die psychologische Wirkung, mit der Kundenentscheidung sich für etwas einzusetzen, dabei gleichzeitig anderen die rote Karte zu zeigen, sollte nicht unterschätzt werden.

6. Ökostromhandel und EEG ergänzen sich gut. Durch das Zusammenspiel von Erzeugerseite und Verbraucherseite können sich noch unabsehbare Synergieeffekte ergeben. Auch wenn das EEG dabei das wesentlich wirksamere Instrument ist und bleiben wird. Deshalb sollten wir zwar das eine tun (Anlagen bauen), aber gleichzeitig das andere nicht lassen (Ökostrom beziehen, Atom- und Kohlestrom ausgrenzen).

Ich wünsche ihnen und allen Mitarbeitern des SFV ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes und friedliches neues Jahr.

Mit sonnigen Grüßen
Andreas Abstreiter

PS: Selbstverständlich dürfen sie diesen Diskussionsbeitrag veröffentlichen.

 


Stellungnahme von Dr. Werner Neumann

Gesendet: Dienstag, 18. Dezember 2001 09:16

Betreff: Warum Ökostrom richtig gemacht kein Gegensatz zum EEG ist

Sehr geehrter Herr von Fabeck,

ich finde Ihre Ausführungen politisch kontraproduktiv gerade da das Grüner Strom Label e.V. die Kriterien so geändert hat, dass hier kein Gegensatz mehr ist und bezogen auf Naturstrom AG für geschäftsschädigend. (...) Zu Ihrer Frage - gerade aufgrund des Problems, dass "Grüner Strom" in einen Gegensatz zum EEG-System kommen kann, wurden die Kriterien bei Grüner Strom Label e.V. so geändert, dass nunmehr auch das Aufpreismodell praktiziert wird: Die Mehreinnahmen werden für die Differenzkosten von Anlagen verwendet, für die die Vergütung nach EEG nicht ausreicht, z.B. bei Windanlage Herstellungskosten 20Pf, Vergütung EEG 18 PF, dann kommen die 2 Pf /kWh von der Naturstrom AG, bei Biomasse, PV usw. analog. Gleiches Modell gilt auch bei EnergieVision/Ökoinstitut. Damit ist der von Ihnen unterstellte Gegensatz nicht nur gleichermaßen wahrgenommen worden, sondern zugleich produktiv gelöst worden.

Gruß Dr. Werner Neumann

Anmerkung des SFV: Das Aufpreismodell ist dem SFV genauso bekannt, wie das Händlermodell (Durchleitungsmodell) und das Splittingmodell. Die politischen Warnungen des SFV richten sich gegen alle drei Modelle. Gerade die Vielfalt der möglichen Modelle macht das Prinzip des Ökostromhandels noch undurchschaubarer für den einzelnen Kunden.

 


Stellungnahme von Nordsolar

Sehr geehrter Herr Fabeck !

Ich halte ihren Vorschlag kein Ökostrom zu kaufen für blöd !!

Das ist "prägnant" genug !!
C. Fischer-Zernin-Schmitt, Nordsolar e.V.


Stellungnahme von Ralph Schuchmann

From: "Ralph Schuchmann"
Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Freude habe ich Ihre Ausführungen / e-mail vom 17.12.2001 zum Thema Ökostromhandel und EEG gelesen.

Es gibt sehr viel zu tun. Wir haben die Aufgabe in einer Informationsüberfluteten Gesellschaft, seine Mitbürger über die Konsequenzen einer fehlgeleiteten Energiepolitik ( und nicht nur das ) aufzuklären und das mit eingeschränkten Mitteln. Trotzdem werden wir uns früher oder später durchsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

 


Stellungnahme von Götz Renger

From: Götz Renger renger@pds-im-bundestag.de

Organisation: Bundestagsfraktion PDS

Exkommunikation Der Beitrag von Wolf von Fabeck ist auf Grund seines empirischen Gehalts beachtenswert. In der Tat: Die Protagonisten des Ökostromhandels betreiben Desorientierung und Desorganisation. Sie wollen davon ablenken, dass die Kosten der Energiewende soziale und wirtschaftliche Dimensionen hat, die nur gesamtgesellschaftlich bewältigt werden können. Sie behindern streitbare Auseinandersetzungen um soziale und wirtschaftliche Fragen indem sie subjektivistische Weltanschauungen fördern. Das unterscheidet sie nicht nur von linken Traditionen sondern wohl auch von der vorherrschenden wirtschaftwissenschaftlichen Lehre. So wie sie Gefahren der "Überförderung" von Erzeugern regenerativer Energien durch staatliche Preispolitik beschwören, so schweigen sie sich über die Politik der Aneignung von Mehrwert durch industriellen Großverbraucher zu Lasten der privaten Haushalte aus. Auch das Scheitern des deutsche Sonderweges in der Liberalisierung der leitungsgebundenen Energiemärkte ist kein Thema, dem sich die Koalitionsparteien und die bürgerliche Opposition freiwillig annehmen. Als "König Kunde" umschmeichelt zu werden mag manchen gefallen und das Gefühl von Souveränität verleihen. Demokratisch ist das nicht. Erst die Einsicht, dass unter uneingeschränkter Herrschaft des Kapital gegessen wird, was auf den Tisch kommt, macht den Weg für Verbraucherschutz und auch für eine Fortentwicklung des EEG frei.

Berlin, den 19.12.2001
gez. Götz Renger

(Der Autor arbeitet als Mitarbeiter der PDS Fraktion im Deutschen Bundestag und ist mit einem Abdruck seiner Lesermeinung einverstanden.)

 


Stellungnahme von Reinhard Ebert

Sehr geehrte Damen und Herren,
sicherlich ist das EEG die gegenüber dem Ökostromhandel bessere Methode. Und selbstredend sollte der Ökostromlieferant "seriös" sein. Deswegen den Ökstromhandel komplett abzulehnen bzw. sogar massiv zu bekämpfen ist meineserachtens aber verkehrt.

Genausogut könnte man sage: Würden durch eine "echte, tiefgreifende Ökologische Steuerreform" alle zugehörigen externen Kosten der jeweiligen Stromerzeugungsform auifgebürdet, wären Atom- und Kohlestrom schon so teuer, dass von vornherein aus Preisgründen nur regenrativer Strom verkaufbar wäre. Ausserdem wirkt das EEG nur auf den Strombereich, während dei Ökosteuer den ganzen Energiebereich abdeckt (Verkehr, Wärme) Also: Am effizientesten ist eine optimale Ökologische Steuerreform, das EEG ist nur ein verklemmter Notbehelf, ja sogar ein Verhinderungsinstrument, da es den Druck zur Einführung der optimalen Ökosteuer verringert.

Oder ein übertragens Beispiel: Das Verabreichen eines durchblutungsfördernden Medikamts an einen jahrelangen Raucher mit Akutproblemen wird abgelehnt, weil es den Druck zum Beenden/Verbot des Rauchens verringert.

Falls der SFV diese Kampagne jetzt erneut intensiviert und damit sozusagen das "Alleinweisheitsrecht" in Sachen Ökostrom für sich beansprucht, werde ich austreten.

Meine Stellungnahme dürfen Sie veröffentlichen.

MfG Reinhard Ebert

PS: Was passiert eigentlich, wenn z.B. der RWE-Konzern selbst PV-Anlagen baut, den Strom in sein eigenes Netz einspeist, dabei aber erzeugte PV-Strommengen angibt die wesentlich höher als die tatsächlichen sind ? Diese immäginären regenrativ erzeugten Strommengen werden dann letztendlich von allen Stromkunden in Deutschland über das EEG betrügerischerweise bezahlt werden, oder?

Anmerkung des SFV: Das wäre in der Tat zu befürchten. Würde dies allerdings in größerem Maßstab durchgeführt, so würde es von den anderen Übertragungsnetzbetreibern, auf welche die Kosten ja aufgeteilt würden, als Benachteiligung angesehen und zurückgewiesen werden.

 


Stellungnahme

Sehr geehrter Herr Fabeck,

bisher habe ich Ihre Rundmails mit großem Interesse gelesen in der Überzeugung ihres überparteilichen Sachverstandes. Leider habe ich nach dem Lesen Ihrer Mail zum Ökostromhandel leichte Zweifel daran bekommen. Ich habe mir, wie von Ihnen empfohlen, die Ruhe genommen und Ihre Ausführungen gelesen. Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren statt der neutralen Analyse einen persönlichen Rachefeldzug vor mir zu haben. Was haben Ihnen Ihre "Kollegen" von Naturstrom angetan? (Anmerkung des SFV: Es handelt sich um die im Vorstand abgestimmte Meinung des SFV)

Doch zur Sache: Ich stimme Ihnen zu, dass die Installation einer PV-Anlage mit Hilfe des EEG (wie ich es getan habe) die direktere und bessere Methode ist, um die EE voranzubringen. Auch bewerte ich die künstliche Aufsplittung des Stromangebotes der Energieversorgungsunternehmen und die damit verbundene Werbung als schädlich und irreführend. Jede Mark, die ich einem solchen EVU für teureren "Öko-Strom" in den Rachen werfe ist vergeudet!

Hier setzt jedoch meine Kritik an. Ich finde es unredlich die unseriösen Praktiken dieser EVUs mit einem Unternehmen wie der Naturstrom AG zu vergleichen. Natürlich ist der Abschluss eines Vertrages mit Naturstrom (oder ähnlichen Gesellschaften) eine Vertrauenssache, aber ich habe dadurch die Möglichkeit dem "alten" EVU mein Geld für den gesamten von mir verbrauchten Strom vorzuenthalten (abgesehen von den Durchleitungskosten). Es geht also nicht um ein paar zusätzliche Mark. Die hohen Verwaltungskosten, die Sie beim Ökostromhandel bemängelten, fallen übrigens bei den "normalen" Stromlieferungen (beim EVU) auch an.

Soweit zu den objektiven Tatsachen. Der zweite Block Ihrer Ausführungen betreffend der politischen Argumentationsproblematik halte ich für reine Mutmaßung ohne jegliche Beweiskraft.

Ich hoffe, dass im Interesse der gemeinsamen Anstrengung für die Verwirklichung der Energiewende die Art dieses "Vortrages" nicht zum Standard der Publikationen Ihres Vereins wird.

 

Anmerkung des SFV: Die Umweltbewegung ist dadurch groß geworden, dass sie es gewagt hat, Gedanken, die jeder für richtig hielt, von Grund auf zu hinterfragen. Nichts anderes tun wir jetzt auch in der Ökostrom-Diskussion.


Stellungnahme von Thomas Bantle

Sehr geehrter Herr von Fabeck!

mein Reden und Denken seit Jahren! Ich persönlich halte Ökostromhandel - nichts gegen die Naturstrom AG und Sie persönlich - bei vielen Konzernen fast für Betrug oder mindestens Täuschung: Nutzlos, Ineffizient, Monopolstellungen zementierend. Warum soll ich Geld an einen Stromkonzern über "Ökostrom" "spenden", was meine 0,xx Pfennig pro KWh durch das EEG besser erreichen? Nein, nie im Leben! Und wenn es für Solarstrom eine echte kostendeckende Vergütung gibt, werde ich mir eine Solaranlage aufs Dach bauen. Vorher nur, wenn ich die paar Tausend Mark Verluste im Jahr vertragen kann ;-)).

Ich will sagen können, dass ich mit der Investition auf dem Dach Geld verdiene, und nicht als Ökospinner abgetan werden. Und das ist das Problem der "Ökobewegung": sie ist nicht "sexy". Das wird sie aber nur durch ein anderes Image. Nicht durch das Image "Verzicht", "Selbstkasteiung" und "Gewissensberuhigung" sondern durch "Lebensqualität", "Gewinn" und "Effizienz".

Mein Standardbeispiel: der Energieverbrauch pro Kopf ist in den USA doppelt so hoch, der Lebensstandard aber nicht, er ist nicht viel höher als bei uns, mit starken Ausreissern nach oben und unten. Die Ölförderung hat ihr Maximum überschritten, ein jetzt eingeleiteter gleitenderer Übergang ist für alle, Wirtschaft, Staat und Bevölkerung, besser als der Schlag, den die USA in etwa 50 Jahren erleben werden, wenn Öl richtig teuer werden wird.

mit freundlichen Grüßen
Thomas Bantle

machen Sie weiter so, auch wenn eigenes Umdenken manchmal schmerzt.