Viele Menschen raten in der beginnenden Klima-Panik zur Besonnenheit. Man dürfe nicht zu scharfe Forderungen stellen, denn wenn die zu bewältigenden Aufgaben unerfüllbar scheinen, könnte sich lähmende Entmutigung ausbreiten.

Dem widerspricht Greta Thunberg mit aller Leidenschaft: "Our House is on Fire. I want You to Panik"
Und weiter "Menschen leiden und sterben. Uns steht das größte denkbare Massensterben bevor und alles was ihr könnt, Ihr denkt nur an Geld und faselt von immerwährendem wirtschaftlichen Wachstum. How dare You!"

Meine Meinung; Greta Thunberg hat Recht - und wichtiger noch, ohne sie gäbe es keine Klimademonstrationen der Jugend. Und endlich verstehen viele Erwachsenen, dass sie nicht irgendwelche Ur-Urenkel sondern ihre eigenen Kinder und Enkel um Lebensqualität und sogar ums Leben bringen, wenn sie weitermachen wie bisher.

Bei der Diskussion zu den erforderlichen Maßnahmen gibt es 101 verschiedene Standpunkte: Den Standpunkt des nüchternen Wissenschaftlers oder die 100 Standpunkte der besorgten Klimapolitiker (auch mancher Klimawissenschaftler), die sich - je nachdem wie sie ihre Zuhörer einschätzen - von vornherein bereits auf verschiedene Kompromisse in ihren Forderungen eingelassen haben. Doch wer sich hier auf Kompromisse einlässt, hat kein Argument mehr, wenn sein Kontrahent einen noch weitgehenderen Kompromiss fordert (das gilt auch für das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht).

Ich entscheide mich für den Standpunkt der nüchternen Wissenschaft. Auch wenn ich weiß, dass die physikalisch notwendigen Maßnahmen zur Abwehr der Klimakatastrophe kaum Aussicht auf Umsetzung haben, werde ich sie dennoch nennen, um die ungeheure Lücke aufzuzeigen, zwischen dem, was zum Schutz vor der Klimakatastrophe unbedingt getan werden muss und dem was tatsächlich vom Gesetzgeber veranlasst wird.

Als einer der Kläger bei der Verfassungsbeschwerde gegen den Gesetzgeber will ich die naturwissenschaftlichen Notwendigkeiten nennen

Also die Fakten:

Zur Zeit beträgt die globale Temperaturerhöhung gegenüber der vorindustriellen Zeit etwa 1 Grad. Schon jetzt schlägt das Wetter furchtbare Kapriolen, z.B. erinnere ich an die über 70.000 vorzeitigen Todesfälle durch Überhitzung in Westeuropa im Jahr 2003 oder an die steigende Unfruchtbarkeit des Landes in Syrien oder ständig wieder aufflammenden Waldbrände in Kalifornien. Für mich ist das Bild der Keeling-Kurve das entscheidende Indiz. Solange die Menschheit diese Kurve nicht zum Abfallen gebracht hat, ist die Klimagefahr nicht gebannt.

Keeling-Kurve 2018

Verteidigungslinien gegen die Klimakatastrophe

Spätestens nach dem Paris-Abkommen im Dezember 2015 sind verschiedene Temperaturerhöhungen wie 2 Grad oder 1,5 Grad, manchmal auch 3 Grad oder gar 4 Grad in der öffentlichen Diskussion präsent. Diese Gradzahlen werden aufgefasst wie strategische Verteidigungslinien im Kampf gegen die globale Erwärmung, hinter die wir uns nur im schlimmsten Notfall zurückziehen dürfen.
Manche Politiker sind der Auffassung, dass eine Erhöhung der Globaltemperaturen um 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Globaltemperatur gerade noch hinnehmbar sei. Andere Politiker glauben, auch noch 2 Grad seien gerade noch hinnehmbar.

Die Klimagas-Budgets

Immer häufiger ist die Rede von einem sogenannten "Klimagas-Budget".
Den vorstehend genannten Temperaturgrenzen werden verschiedene "Klimagas-Budgets" zugeordnet, die die Menschheit bis dahin angeblich noch nutzen dürfe.
Mit anderen Worten: Wenn die Menschheit mehr CO2. emittiert, als das 1,5 Grad-Budget zulässt, dann wird die Globaltemperatur die 1,5 Grad Grenze übersteigen. Wenn die Menschheit mehr CO2 emittiert, als das 2 Grad-Budget zulässt, dann wird auch die 2 Grad Grenze überschritten werden.

Gedankenfehler bei Einführung von Klimagas-Budgets:

Der Vorstellung, dass es für die Menschheit ein Klimagas-Budget (also eine bezifferbare Einschränkung der antropogenen Nutzung fossiler Brennstoffe) geben könnte, liegt ein massiver Gedankenfehler zugrunde. Er besteht darin, dass man so tut als ob die antropogenen Emissionen die einzigen Emissionen seien. Man vergisst die zusätzlichen und zunehmenden Emissionen infolge der Kippelemente.

Emissionen stoppen

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Ein globales "Klimagas-Budget" aus wissenschaftlicher Einsicht hat es zu Beginn der Industrialisierung nicht gegeben. Man hätte es vermutlich als unnötige Bagatelle betrachtet. Auch hätten die physikalischen Kenntnisse zu seiner Berechnung gefehlt. Wenn es aber so ein "erstes Klimagas-Budget" gegeben hätte, dann hätten wir dieses erste Klimagas-Budget inzwischen hoffnungslos überzogen.

Denn wir (die Menschheit) haben es ohne effektive Gegenwehr zu einer globalen Temperaturerhöhung von etwa einem ganzen Grad kommen lassen!!!

Warum findet die Idee eines Klimagas-Budgets solchen Zuspruch?

Das Verführerische an dieser Budget-Idee ist die Wahlfreiheit, die wir angeblich bekommen. Wenn wir die 1,5 Grad Temperaturgrenze tatsächlich überschreiten sollten, nun dann ist die Welt noch nicht vollständig verloren, meinen ihre Befürworter. Dann erwarten uns zwar die schrecklichen Katastrophen der 2 Grad Temperaturgrenze, aber irgendwie werden wir dann wenigstens doch diese Verteidigungslinie halten können. Wir können dann ja auf das großzügigere 2 Grad Klimagas-Budget zurückgreifen.

Irgendwie klingt das wirr und unlogisch - aber worin liegt denn der Gedankenfehler?

Das Diktat der Kippelemente

Gehen wir in Gedanken noch einmal zurück. Wir überschreiten also die 1,5 Grad-Grenze. Inzwischen sind wir, die Menschen und ihre Wirtschaft, es längst nicht mehr alleine, die fossilen Kohlenstoff als Klimagas in die Atmosphäre emittieren. Inzwischen erzeugt die Natur die Klimagase selbst und zwar um so mehr, je wärmer es wird. Eines von vielen Beispielen ist das Auftauen der Permafrostgebiete, bei dem die bisher eingefrorenen Sumpfgase (hauptsächlich Methan) in die Atmosphäre gelangen. Und je mehr Klimagase in die Atmosphäre gehen, desto wärmer wird es global und desto mehr Permafrostboden taut auf und desto mehr Klimagase gehen wiederum in die Atmosphäre. Solche "positiven Rückkopplungen", sind unter Regelungstechnikern oder Kybernetikern gefürchtet. Wenn sie nicht mit entschlossenen Mitteln sofort bei Beginn angehalten werden, dann wird ein Stopp von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde immer schwieriger. Dann werden die Temperaturen ungebremst immer weiter ansteigen und es werden immer weitere "Kippelemente" ins Spiel kommen.

  • Abschmelzen des arktischen Meereises
  • Abschmelzen des Grönländischen Eisschilds
  • Abschmelzen des Westantarktischen Eisschildes
  • Erlahmen der atlantischen thermohalinen Zirkulation
  • Störung der Südpazifischen Klima-Oszillation und Verstärkung des El Niño-Phänomens
  • Methan- und Kohlendioxidemissionen aus tauenden Permafrostböden
  • Rückgang der Photosynthese infolge Überhitzung und Wassermangel
  • Abbrennen der Wälder
  • Erschöpfung der CO2-Aufnahmefähigkeit des Ozeans

Diese Serie von Rückkopplungen wird erst dann zum Stehen kommen, wenn sämtliche verfügbare Energie In Wärme umgesetzt wurde, d.h. wenn alle oberirdischen Kohlenstoffverbindungen - Wälder, Savannen, Steppen, Getreideernten, Holzbauten, Verbundwerkstoffe, Chemieanlagen, Tanklager, Munitionsdepots usw. - in Flammen aufgegangen sind oder wenn der Sauerstoff der Atmosphäre zur Neige geht.. Und da schon vorher einige Teile der Erde unbewohnbar sein werden, werden dort schon frühzeitig alle Löschversuche aufgegeben werden.

Wir leben jetzt unter einem anderen naturwissenschaftlichem Gesetz, dem Diktat der Kippelemente. Die Zeiten, in denen es so etwas wie ein Klimagas-Budget gegeben haben mag, sind urlange vorbei, denn nicht nur die Menschen in ihrer Unvernunft holen fossilen Kohlenstoff aus dem Erdinneren um ihn zu verbrennen. Auch die Kippelemente emittieren zunehmend Klimagase.

Es bleibt uns nur die folgende übermenschliche Anstrengung

Wir müssen alle Wälder aufforsten und vor Waldbränden schützen.
Wir müssen zusätzlich noch all die Klimagase aus der Atmosphäre zurückzuholen, die durch die Menschheit seit Beginn der Industrialisierung in die Atmosphäre geblasen wurden. Wir müssten sozusagen die "Keeling-Kurve" rückabwickeln.

Da dieses unter den gegebenen politischen Machtverhältnissen unmöglich erscheint, fürchten sogar viele Klima-Wissenschaftler die Entmutigung der Entscheidungsträger und verbergen ihr Wissen. Ein trauriges Beispiel:

Ein IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C. Zusammenfassung für Entscheidungsträger
Der Wortbestandteil "Kipp" (Für Kippen oder Kippelement) kommt in dem 34 seitigem Dokument nicht ein einziges mal vor.

So soll das Wissen um die Kippelemente vor den Entscheidungsträgern verheimlicht werden.

Zu den antropogenen fossiltechnischen und landwirtschaftlichen CO2-Emissionen, die es so rasch wie möglich zu stoppen gilt, treten zusätzlich noch die kippelement-verursachten ständig zunehmenden Emissionen, auf die wir keinen Einfluss nehmen können.
Die einzige Möglichkeit die uns bleibt, wäre ein Ausgleich durch Rückholung andererer Treibhausgase aus der Atmosphäre. Wir haben somit als Menschheit folgende Aufgaben zu lösen:

1. Antropogene Klimagasemissionen stoppen so schnell wie möglich.

2. Kippelementverursachte Klimagasemissionen durch Rückholung anderer Klimagase ausgleichen. Damit die Aktion überhaupt zu einem erfolgreichen Ende führt (also zum Absenken der Globaltemperaturen, muss die Rückholmenge schneller gesteigert werden als die kippelementverursachte Klimagasemissionen zunehmen.

Mit einem Budget, das wir angeblich noch emittieren dürfen, hat das gar nichts mehr zu tun.

Die Vorstellung, die Menschheit könne den Temperaturanstieg bei +1,5° oder +2° oder +3° oder gar +4° Temperaturerhöhung anhalten, ist so absurd wie die Vorstellung, man könne bei einem Sprung (ohne Fallschirm) aus dem Flugzeug an der 3-Metermarke oder der 2-Metermarke oder der 1,5 Metermarke über dem Erdboden anhalten. Tatsächlich wird die Menschheit rasch an der 1,5° noch rascher an der 2° Temperaturgrenze vorbei-rauschen und die dann noch rascher folgende 3° Temperaturerhöhung wird wohl kaum noch jemand von uns überleben

Zusammenfassung:

Das Klima kippt bereits. Selbst wenn wir alle technischen CO2-Emissionen stoppen würden, würde der Methan-Ausstoß aus dem tauenden Permafrostboden sowie der CO2-Ausstoß aus vielen weiteren Kippelementen die Temperaturen weiter ansteigen lassen.

Bereits jetzt, bei +1°, sind mehrere Kipppunkte überschritten.

  • Das "ewige" Nordmeer-Eis schmilzt.
  • Der Permafrostboden taut auf.
  • Das Meerwasser ist bereits so stark mit CO2 gesättigt, dass es an wärmeren Stellen des Ozeans aufhört, der Atmosphäre weiteres CO2 abzunehmen.

Ich halte es deshalb für einen Irrtum, dass wir als Menschheit noch ein gewisses CO2-Budget hätten, das wir noch nutzen dürften. Im Gegenteil!

Es muss uns gelingen

1. die technischen Klimagas-Emissionen vollständig zu stoppen

2. UND der Atmosphäre die "natürlichen" Klimagase schneller zu entziehen, als sie aus den Kippelementen von alleine nachströmen.

Dazu gehört äußerste Entschlossenheit! Wir haben keine andere Wahl!