Datum: 07.02.2004

Zukunft der Erneuerbaren Energien


Gedanken im Zusammenhang mit dem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Der Kongress fand am 28.01.04 im Fraktionssitzungssal der C-Fraktionen im Reichstagsgebäude statt. Die geladenen Gäste stammten aus Vereinen und Verbänden der Erneuerbaren Energien, aus Hersteller-, Beratungs- und Finanzierungsfirmen sowie aus der Elektrizitäswirtschaft und dem Bereich ihrer Großkunden.

Die hohe Zahl von etwa 470 Teilnehmern hat offenbar die Gastgeber überrascht, wie aus den Begrüßungsworten deutlich wurde. Von Seiten der Gesprächsleitung wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass man sich noch in einer Phase der Fragen und der Meinungsbildung befinde.

Der folgende Beitrag ist hier als Antwort gedacht. Er soll auf Vorbehalte und Fragen eingehen und er soll Angedachtes weiterdenken. Den Vertretern der Erneuerbaren Energien, die nicht teilnehmen konnten, soll er außerdem Hinweise geben, wo die eigene Argumentation noch besser ausgearbeitet werden müsste.

Um die Fülle der Beiträge überhaupt bewältigen zu können, wurden nur die markantesten Aussagen berücksichtigt und diese außerdem auf einige Stichworte verkürzt. Viele Redebeiträge sind ganz unberücksichtigt geblieben.

Insgesamt war es eine sehr informative und lohnende Veranstaltung, bei der - wie immer - die Zeit nicht ausreichte, bei der aber, so weit es möglich war, auch jeder der Gäste zu Wort kommen konnte. Es ist zu hoffen, dass der gegenseitige Meinungsaustausch nicht abreißt und zu guten Ergebnissen führt.

 

Dr. Angela Merkel, Vorsitzende der CDU/CSU Bundestagsfraktion
Kommentar des SFV
Importabhängigkeit vermeiden, insbesondere bei Erdgas. Die Begrenztheit von Erdgas sei ein Problem, ebenfalls die Umweltschädlichkeit von Erdgas, wegen vieler Leckagen und wegen der hohen Treibhauswirkung von Methan. Die Folgerung aus den drei Feststellungen zum Erdgas wäre es, die Einführung solcher regenerativer Kraftwerke zu fördern, die Erdgaskraftwerke ersetzen können. Welche Anforderungen sind dabei zu erfüllen? Erdgaskraftwerke werden meistens als Spitzenlastkraftwerke eingesetzt, also zur zeitlich gezielten Befriedigung von Nachfragespitzen bzw. zum Ausfüllen von Angebotslücken. Zeitlich gezielten Einsatz kann am besten die Biomasse sowie Klärgas und Deponiegas leisten. Die Mindestpreisregelung im EEG zur Förderung der Biomasseverstromung sollte deshalb den Spitzenlastausgleich zukünftig besonders belohnen.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Ungeklärtes Zusammenwirken des EEG mit dem Emissionshandel Hier war unklar, ob Frau Merkel den Emissionshandel eigentlich begrüßt, oder ob sie ihn ablehnt, und wenn sie ihn ablehnt, ob er ihr nicht weit genug geht, oder ob er ihr zu weit geht.
Der SFV lehnt den Emissionshandel entschieden ab:
Die geringen jährlichen Reduzierungen reichen nicht im entferntesten aus. Das deutsche Emissionsminderungsziel von 21 % bis zum Jahr 2010 stellt eine glatte Täuschung der Öffentlichkeit dar, denn tatsächlich sind bereits 19 % durch die Stilllegung vieler emissionsstarker Betriebe in der ehemaligen DDR schon weit vor Beginn des Emissionshandels erreicht. - Der Prüfaufwand ist enorm und belastet den Staatshaushalt - Weder die Staaten selber noch die zu überwachenden Betriebe haben ein eigentliches Interesse an der wahrheitsgemäßen Ermittlung der emittierten Gase, denn je höher die Emissionen sind, desto teurer wird es für die Wirtschaft des Landes, bzw. den jeweiligen Betrieb. Die Versuchung zur Schönung der Ergebnisse ist deshalb riesig. Unglücklicherweise ist das System auch noch höchst anfällig gegen Betrug und Ungenauigkeiten - Ein weltweiter Fehler von nur 5% durch "Fälschung" von Emissionszertifikaten oder Außer-Acht-Lassen von nur 5% der Emissionszertifikate bzw. Nichtbeachtung von Emissionen würde die weltweiten "Anstrengungen" von 20 Jahren zunichte machen (geplant ist eine weltweite Verringerung von 1990 bis 2008/2012 um 5,2%). - In vielen Ländern fehlen wirksame Prüfinstitute wie z.B. der TÜV - Es gibt kein wirksames Mittel, Staaten am Ausscheiden zu hindern, wenn ihre Industrie beim Emissionshandel Verluste macht - Das Regelwerk ist kaum verständlich - Die vorgesehenen Strafen bei Überschreitung der erlaubten Mengen orientieren sich nicht am Handelspreis der Zertifikate, sondern sind ein fester Geldbetrag; bei hohen Zertifikatspreisen ist es also günstiger, die Strafe zu bezahlen, anstatt Zertifikate zu kaufen - Die Zahl der Sonderregelungen ist absurd hoch.- Nur große Betriebe müssen am EH teilnehmen. Durch formale Aufteilung emissionsintensiver Betriebe können die Betriebsgrößen unterschritten werden und die Teilnahme entfällt.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Energieerzeugung aus dem eigenen Land ist wichtig. Diese Forderung spricht für die Erneuerbaren Energien. - Kernenergie scheidet aus, da die deutschen Uranvorkommen begrenzt sind. - Braunkohle hat erhebliche Nachteile: Besonders hoher CO2-Ausstoß, Nutzung nur in großen Einheiten und in der Nähe der Abbaugebiete sinnvoll, daher kaum Nutzung in Kraft-Wärmekopplung, keine Eignung zur Spitzenlastdeckung, große Umweltbeeinträchtigung durch den Tagebau, z.B. Grundwasserabsenkung in weitem Umkreis von Köln bis fast an die niederländische Küste (daher Gefährdung der zukünftigen Trinkwasserversorgung, die ohnehin ein wachsendes Zukunftsproblem darstellt).

A propos Landschaftsbeeinträchtigung: Wenn Windenergiegegner sich über Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes beklagen, sollte man sie einmal an einen Braunkohletagebau führen, wo die Landschaft einschließlich Dörfer und Wälder über 100 qkm - tiefer als der Kölner Dom - einfach weggebaggert worden ist.

In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis: Schon seit langem wird der umweltpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Dr. Peter Pazziorek mit massiven Protesten der Landschaftsschützer gegen Windanlagen überhäuft. Es wäre deshalb sehr wichtig, dass die durch den Braunkohleabbau Betroffenen Herrn Paziorek über die massiven Umweltvergehen beim Braunkohleabbau informieren.



Angela Merkel


Kommentar des SFV
Entwicklung der EE eröffnet Exportmärkte Dieser Punkt ist ein wichtiges Argument in der Diskussion mit wirtschaftsnahen Institutionen


Angela Merkel


Komentar des SFV
Die Energienutzung müsse umweltschonend sein, aber auch sicher und wirtschaftlich! Hier stört das „aber“, weil es den Eindruck erweckt, als würden die EE weniger sicher oder weniger wirtschaftlich sein, als die bisherige Art der Stromerzeugung. Deshalb einige stichwortartige Anmerkungen zu Sicherheit und Wirtschaftlichkeit:
Sicherheit hat viele Teilaspekte:

Ausfallsicherheit
Diese ist bei vielen kleinen Anlagen höher als bei wenigen großen Anlagen. Wenn von tausend Anlagen eine ausfällt, ist das leicht auszugleichen. Wenn dagegen von 10 großen Anlagen 1 ausfällt, fehlen gleich 10% der Leistung.

Kontinuität der Versorgung im Tages- und Jahresverlauf
Dazu werden Kraftwerke gebraucht, die immer dann einspringen, wenn Sonne und Wind nachlassen. Hierzu können Kraftwerke mit speicherbarer Biomasse eingesetzt werden. Die Fähigkeit der Biomasse hierzu wurde bisher im EEG vernachlässigt. Falls Biomasse nicht ausreicht, bieten sich Speicherkraftwerke an. Stromspeicherung kann bei entsprechender Gesetzgebung auch dezentral in kleinen Einheiten erfolgen. Hierzu lässt sich sinnvoll das Gesetz von Angebot und Nachfrage nutzen. Der Preisanreiz, der sich nach den Marktgesetzen bei Knappheit des Angebots ergibt, muss auch den privaten Teilnehmern an der Stromversorgung weitergegeben werden (zur Zeit haben nur große Einheiten über 30 MW Zugang zum Minutenreservemarkt). Es kann sich dann auch für Privatleute lohnen, billigen Strom in Zeiten des Überangebots zu speichern, um ihn zu Zeiten hohen Bedarfs mit Gewinn teuer ins Netz einzuspeisen.

Zukunftssicherheit der Brennstoffversorgung
Hier sind die Erneuerbaren Energien ersichtlich überlegen.

Auch zur Frage der Wirtschaftlichkeit ein Kommentar
Hier ist zu unterscheiden zwischen der betriebswirtschaftlichen und der volkswirtschaftlichen Sichtweise. Aufgabe der Politik ist nicht die betriebswirtschaftliche Sichtweise, bei der isoliert nur die Gewinne der Stromwirtschaft und die Belastung der Verbraucher durch die Strompreise betrachtet werden. Aufgabe der Politik ist die umfassendere volkswirtschaftliche Betrachtungsweise, die das Umfeld mit im Auge behält. Da geht es auch um Verluste, die sich nicht monetarisieren lassen, oder die durch die Volkswirtschaft indirekt (d.h. nicht über den Strompreis) getragen werden, z.B. Ressourcenverbrauch (Braunkohle steht nicht in beliebiger Menge zur Verfügung) Umsiedlung der Bewohner, Bergschäden, Waldsterben, Korrosion von Stahlbauwerken, Säurefraß an den historischen Bauwerken, Atemwegserkrankungen, Gefährdung des Klimas mit der Folge von Hitzewellen, Dürre und Überschwemmungen.
Auf der Habenseite wären auch zu erwähnen die Gewinne durch die Erneuerbaren Energien, neue Arbeitsplätze und neue Exportchancen.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Skepsis gegenüber Planungen über 2010 hinaus. Angela Merkel spricht hier einen Zeitraum von knapp sieben Jahren an. In der Energiewirtschaft müssen jedoch erheblich längere Zeiträume bedacht werden. Das gilt auch für die erforderlichen Milliardeninvestitionen in deutsche Solarsiliziumfabriken, Solarzellenfabriken, Solarmodulfabriken und Wechselrichterfabriken. Die Bereitschaft der Unternehmen zu den notwendigen Investitionen wird ungeheuer gebremst, wenn der politische Wille zur Einführung der EE nur häppchenweise verkündet wird. Die Erneuerbaren Energieen brauchen noch auf Jahrzehnte hinaus politische Unterstützung. Das liegt nicht daran, dass die EE nicht konkurrenzfähig werden können, sondern an strukturellen Problemen. Die konventionelle Art der Stromerzeugung hat unter den eindeutigen politischen Vorgaben seit 1935 (Energiewirtschaftsgesetz) zu mächtigen zentralen Monopolstrukturen geführt, die durch die sogenannte Liberalisierung des Strommarktes (Energiewirtschaftsgesetz 1997) keineswegs aufgehoben wurden. Das sogenannte „Unbundling“ - die Aufteilung der Stromversorgung in Stromerzeugung und Netzbetrieb besteht nur auf dem Papier und wird staatlich nicht kontrolliert. Die Tatsache, dass die Firmen RWE-Net und RWE-Energie unter der gleichen Konzernmutter weiter betrieben werden dürfen (das gilt auch für EnBW und E.ON), wirft ein bezeichnendes Licht auf die tatsächlichen Verhältnisse. Die Stromnetzbetreiber müssten zwar theoretisch den Betreibern von Anlagen Erneuerbarer Energien neutral gegenübertreten; stattdessen häufen sich die Fälle, in denen sie mit technisch unsinnigen Begründungen den Anschluss von EE-Anlagen an das Netz verhindern oder die Zahlungen hinauszögern. Uns sind schon allein im Solarbereich viele hundert Fälle bekannt. Ohne die gesetzlich festgelegte Anschluss- und Vergütungspflicht des EEG hätten die Erneuerbaren Energien überhaupt keine Chance, selbst dann nicht, wenn sie den Strom billiger anbieten könnten als die geplanten neuen Kohlekraftwerke.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Bedenken wegen der Belastung der Verbraucher durch Erhöhung der Strompreise. Die Belastung der Strompreise durch das EEG wird von der Elektrizitätswirtschaft maßlos übertrieben, vermutlich um die steigenden Monopolgewinne der Netzbetreiber zu kaschieren und die Erneuerbaren Energien in der Bevölkerung in Verruf zu bringen. Erstens wird meistens die Belastung durch Steuern und EEG in einem Atemzug genannt und fälschlich alleine dem EEG zugeschrieben. Zweitens werden die vollen Kosten des Stroms aus EE genannt ohne Abzug der eingesparten Kosten durch Einsparung von Strom aus konventionellen Kraftwerken und drittens werden oft noch die Kosten für die Bereithaltung von Regelleistung hinzugezählt, obwohl diese Regelleistung schon seit Jahren (lange bevor die ersten Windräder ans Netz gingen) bereitgestellt werden muss, um den ungeplanten Ausfall eines oder mehrerer konventioneller Großkraftwerke auszugleichen.

Strategisch wichtig:
In Deutschland muss in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren ein Drittel des Kraftwerkbestandes durch neue Kraftwerke ersetzt werden. Auch wenn dazu Kohlekraftwerke (oder Kernkraftwerke) gebaut würden, würde der Strompreis ansteigen, denn die zur Zeit noch laufenden alten Kraftwerke sind längst abbezahlt, während die Investitionen für die neuen Kraftwerke auf den Strompreis umgelegt werden müssen. Hinzu kommen Mehrkosten durch höhere Sicherheits- und Umweltauflagen für neue Kohlekraftwerke. Der Strompreis wird also auf jeden Fall steigen. Entscheidend ist, ob der so oder so unvermeidbare Strompreisanstieg für die Einführung einer neue Technik genutzt wird oder für die Verbesserung der alten Technik. Schlimm wäre es, wenn man erst den konventionellen Kraftwerksbestand durch Neubau konventioneller Kraftwerke erneuern würde und dann - z.B. wegen noch alarmierenderer Erkenntnisse zur Klimagefahr - sich gezwungen sieht, nun doch noch die Erneuerbaren Energien einzuführen. Man hätte dann die Investitionen für die konventionellen Kraftwerke in den Sand gesetzt.
Wenn Angela Merkel daran denkt, in den Jahren bis 2010 durch einen praktischen Versuch herauszufinden, ob die EE das Potenzial und das Preissenkungspotenzial haben, das sie brauchen, um die konventionellen Kraftwerke abzulösen, dann darf das Versuchsergebnis nicht durch Zögerlichkeiten verfälscht werden. Wer über einen Graben springen will, darf seinen Anlauf nicht vorsichtig verzögern, um erst einmal auszuprobieren, ob er überhaupt rüber kommt.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Deckelung der zu fördernden Menge an Erneuerbaren Energien ist zu überlegen. Das Wort "Deckelung" fehlt kaum in irgeneinem beliebigen Beitrag von konservativer Seite. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Nutzung der Erneuerbaren Energien dort immer nur als ein Notbehelf angesehen wird, und weil die Überzeugung fehlt, dass eine völlige Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien ohne Gefährdung des "Wirtschaftsstandorts" möglich ist. Diesem Punkt müssen wir in den weiteren Gesprächen besondere Bedeutung beimessen.

Unter Deckelung kann man verschiedene Verfahren verstehen.

Deckelung der Menge des erzeugten Stroms
Wer den strategischen Entschluss gefasst hat, dass er die Stromversorgung auf Erneuerbare Energien umstellen will, darf keine Deckelung der erzeugten Strommenge aus EE vorsehen.

Deckelung der Ausgaben
Einen bestimmte Geldmenge als Deckel vorzuschreiben, ohne die gelieferte Strommenge zu berücksichtigen, ist sachlich nicht zu begründen. Der Effekt könnte sogar kontraproduktiv sein, weil ein Geldmengendeckel die gelieferte Strommenge nicht berücksichtigt. So wäre es denkbar, dass die Erneuerbaren Energien zu günstigen Preisen das Stromnetz rasch und erfolgreich auffüllen, und trotzdem durch den Geldmengendeckel gestoppt würden.

Jährliche Degression der Vergütungssätze nach EEG-Muster statt Deckelung:
Die im EEG vorgeschriebenen jährlichen Vergütungs-Reduktionen (bei Solarstrom z.B. jährlich 5 %) führen dazu, dass alle Techniken der Erneuerbaren Energien, die diese scharfe Bedingung nicht einhalten können, aus dem Rennen ausscheiden. Einen schärferen Maßstab zum Schutz der Volkswirtschaft vor ungeeigneten Stromerzeugungstechniken kann man sich kaum denken. Das Verfahren nimmt genau auf denjenigen Kennwert Einfluss, den es zu vermindern gilt, nämlich auf den Preis pro Kilowattstunde.


Angela Merkel


Kommentar des SFV
Windanlagen in windschwachen Gebieten könnten das Land verarmen lassen. Diese Sorge von Frau Merkel ist schwer verständlich. Vielleicht hilft folgende Erklärung, die sich aus einem Beitrag von Dr. Peter Paziorek aus der Bundestagssitzung vom 27.11.03 zum Solarstromvorschaltgesetz entnehmen lässt. Betreiber von Windanlagen können angeblich durch Steuertricks zu Geld kommen, je höher die Verluste sind, die sie einfahren. Dies muss hier nicht weiter diskutiert werden. Wenn das so ist, dann ist das ein Mangel der Steuergesetzgebung, den es zu beseitigen gilt. Mit dem EEG hat das aber nichts zu tun! Nach dem EEG ist nur eine Vergütung für eingespeisten Strom vorgesehen. Eine Windanlage, die keinen Strom einspeist, kann den Strompreis nicht belasten. Wenn ein Windanlagenbetreiber versucht, auch aus einem schwachen Wind noch Strom zu machen, dann ist das SEIN Risiko, vor dem das EEG ihn nicht schützen muss, im Gegenteil. Er leistet auf eigenes Risiko einen Beitrag zur Verbesserung der Windtechnik.
Für Windanlagen im Binnenland und auch in windschwächeren Gebieten spricht folgende Überlegung: Je weiter und gleichmäßiger Windanlagen über Deutschland verteilt sind, desto gleichmäßiger ist der Windstrombeitrag. Beim Durchzug eines Sturmgebiets von Norden nach Süden liefern erst die nördlichen Windräder Strom, dann die mittleren und schließlich die südlichen Windräder. Deshalb ist die Verteilung von Windanlagen über das ganze Land von Vorteil.


Prof. Dr. Joachim Treusch - Forschungszentrum Jülich


Kommentar des SFV
Die für die Windenergie aufzubringende Regelenergie stelle ein Problem dar Regelenergie wird nur für unvorhergesehene Differenzen zwischen Stromnachfrage und Stromangebot benötigt. Regelenergie für Windenergie wird also nur nötig, wenn das Windenergieangebot falsch vorhergesagt wurde.
Für Regelenergie werden vom regelverantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber zwei Preise bezahlt. Ein Leistungspreis für ihre Bereitstellung und ein Arbeitspreis, wenn sie denn tatsächlich genutzt wird. Herr Treusch bedenkt nicht, dass Regelenergie ohnehin in Bereitschaft gehalten wird, um den ungeplanten Ausfall von Großkraftwerken in Minutenfrist auszugleichen. Diese ohnehin in Bereitschaft gehaltene Regelenergie ist für den Ausgleich von unvorhergesehenen Windenergieschwankungen mehr als ausreichend. Ein zusätzlicher Leistungspreis fällt deshalb nicht an.
Falls aber der Ausgleich von unvorhergesehenen Windenergieschwankungen erforderlich wird, fällt nur der Arbeitspreis an. Im übrigen werden die Vorhersageverfahren für das Windangebot immer weiter verbessert.


Treusch


Kommentar des SFV
Die Photovoltaik (PV) werde trotz ständiger Reduktion des Solarstrompreises um jährlich 5% dennoch den Strompreis belasten Herr Treusch bedenkt nicht, dass PV-Strom schwerpunktmäßig um die Mittagszeit erzeugt wird und damit genau zur Zeit des höchsten Strombedarfs. So ersetzt Solarstrom den teuren Mittags-Spitzenlaststrom. Zur Mittagszeit ist Strom auf dem Spotmarkt erheblich teurer als zu anderen Tageszeiten, häufig sogar deutlich teurer als die augenblickliche Mindestvergütung für Solarstrom. Ein weiterer Ausbau der Photovoltaik wird deshalb den Strompreis möglicherweise sogar ENTLASTEN; welcher Effekt überwiegt, muss sich noch zeigen.


Treusch


Kommentar des SFV
Bedauert, dass der Hochtemperaturreaktor nicht exportiert wird. Hier zeigt sich die Enttäuschung eines Wissenschaftlers, dessen Forschungsanstrengungen von der Öffentlichkeit nicht nur nicht gewürdigt, sondern sogar zurückgewiesen wurden. Es bleibt zu hoffen, dass diese menschlich verständliche Enttäuschung nicht auf die Bewertung der "Konkurrenzverfahren" Solar- und Windstromgewinnung zurückschlägt.


Peter Harry Carstensen MdB, AG Verbraucherschutz, Ernährung u. Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion


Kommentar des SFV
Fossile Vorräte seien nur endlich - Mit heimisch gewonnenem Biotreibstoff könne man 6 % des Dieselbedarfs decken, "vegetarisch tanken" - Die energetische Nutzung von Biomasse brauche höhere finanzielle Anreize. Herrn Carstensen ist aus unserer Sicht in jedem dieser Punkte zuzustimmen


Dagmar Wöhrl, Energiepolitische Sprecherin der CDU/CSU Bundestagsfraktion


Kommentar des SFV
Die Hersteller von Anlagen der Erneuerbaren Energien brauchen sich KEINEM Wettbewerb zu stellen Hier gab es allgemeine Unmutsbezeugungen im Saal.
Tatsächlich bietet das EEG erhebliche Anreize zum Wettbewerb unter den Herstellern. Die Erklärung ist einfach: Das EEG sieht eine Vergütung nur für die gelieferte Strommenge vor. Je mehr Strom eine Anlage liefert und je preiswerter ihre Errichtung und ihre Unterhaltung sind, desto höher ist der Gewinn für den Betreiber. Die Betreiber ihrerseits wählen ihre Anlagen deshalb nach dem Gesichtspunkt der Preisgünstigkeit, der Wartungsarmut und des hohen Stromertrages aus. Dies führt zu erheblichem Wettbewerbsdruck unter den Herstellern.


Dagmar Wöhrl


Kommentar des SFV
Der Liberalisierungserfolg im Strommarkt sei durch die Förderung der Erneuerbaren Energien aufgebraucht Dies ist fast wörtlich die offizielle Erklärung der Stromwirtschaft, ist aber falsch. Offenbar hat Frau Wöhrl nicht erkannt, dass die Stromnetzbetreiber in ihrem Versorgungsgebiet ein Quasimonopol haben, und dass jedes Monopol - wenn die Staatsaufsicht fehlt - die Preise, und damit seine Gewinne, in die Höhe treibt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Strompreiserhöhung ist gegenüber den steigenden Netzgebühren um mindestens eine Größenordnung kleiner.


Dr. Peter Paziorek MdB, Umweltpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion


Kommentar des SFV
Stellt Frage nach der Stabilität des Netzes Die Freunde der Erneuerbaren Energien wären gut beraten, wenn sie der Beantwortung dieser Frage mehr Gewicht zumessen als bisher. Diese Frage ist nicht nur eine Fachfrage, sondern wird zunehmend eine politische Frage, deren ALLGEMEINVERSTÄNDLICHE Beantwortung über den weiteren Fortgang der Energiewende entscheiden wird.


Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH


Kommentar des SFV
Offshore-Technik stellt hohe Anforderungen an die Netze.
Aufgabe des Verbundnetzes sei Ausgleich der unterschiedlichen Erzeugungscharakteristiken
Lehnt Windkraft an windschwachen Standorten ab Hier verweisen wir auf den früheren Kommentar zu einer entsprechenden Aussage von Frau Merkel
Windanlagen müssten selber Lastmanagement betreiben
Für Regelenergie fordert Kohler Steinkohlekraftwerke Dies hat mit Zukunft der Erneuerbaren Energien wenig zu tun. Bioenergie, Speichertechnik und Verbrauchsmanagement wären die besseren Antworten
Photovoltaik müsse Aufständerung einsparen Diese Forderung ist richtig; sie muss aber auch stärker als bisher in den Vergütungsanreizen des EEG für PV-Anlagen, die in die Gebäudehülle integriert sind, zum Ausdruck kommen


Peter Paziorek


Kommentar des SFV
- Bezeichnet EEG mit dem Vorgängergesetz StrEG als Erfolg.
- Ausschreibungsverfahren berücksichtigen nicht den Mittelstand
- Begrenzung der Windkraft in windschwachen Gebieten würde Windindustrie so stark schädigen, dass die Aufstellung von Offshoreanlagen fraglich würde.
- Sieht in der PV einen wichtigen Exportartikel
Der SFV stimmt Herrn Paziorek in jeder dieser Behauptungen zu.
Denkt über eine Deckelung der EEG-Kosten unter 50 Mrd Euro nach. Hierzu unser Verweis auf die Kontraproduktivität von Deckelungen
Beklagt völlig kontroverse Gutachten zum Thema Netzkosten Hier dienen die Stichworte Quasimonopol der Netzbetreiber und fehlende Stromnetzaufsichtsbehörde sicher zur Aufhellung


Dr. Matthias Eichelbrönner, Geschäftsführer der MVV Erneuerbare Energien GmbH


Kommentar des SFV
Es bestünde ein Wettbewerb um Kapital zwischen den konventionellen und den Erneuerbaren Energien. Unter diesem Gesichtspunkt und bei Betrachtung der möglichen Renditen bei den konventionellen Energien könne man keinesfalls von einer Überförderung der Erneuerbaren sprechen Wie hoch ist denn üblicherweise die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals in der Stromwirtschaft? Dazu eine Mitteilung der WestLB an die Aktionäre des RWE anlässlich der Hauptversammlung am 23.11.00: "Das Unternehmen (RWE) ist nach Übernahme der VEW der größte Stromanbieter Deutschlands. ... Trotz mehrerer Kostensenkungsoffensiven ist es dem Energiekonzern bislang nicht gelungen, die Erlöseinbußen beim Strom durch Spareffekte und Effizienzsteigerungen aufzufangen. ... Geplant ist eine Verzinsung von 15 Prozent auf das im Unternehmen eingesetzte Kapital. Derzeit erreicht RWE gerade einmal 9,2 Prozent. ..."


Dr. Peter Ramsauer MDB (CSU)


Kommentar des SFV
Makroökonomische Kosten müssen berücksichtigt werden! Leider werden die makroökonomischen Kosten (externe Kosten) von Vielen vergessen!


Gert Maichel, Vorstand Multi-Energy der RWE AG


Kommentar des SFV
Befürchtet ein Abwandern der Alu- und sonstiger stromintensiver Industrie, falls die Strompreise ansteigen; dies würde deutsche Kraftwerke zu Fehlinvestitionen degradieren Aus betriebswirtschaftlicher Sicht eines Betreibers konventioneller Kraftwerke ist diese Überlegung verständlich - bei Betrachtung aus umfassenderer Sicht jedoch skandalös: Damit die von der Stromwirtschaft erbauten konventionellen Kraftwerke keine Fehlinvestition werden, ist das Ausweichen auf eine alternative Technologie zu verhindern!
Wettet, dass Gas und Öl noch dreimal so lange halten, wie man jetzt annimmt, denn ständig würden neue Reserven entdeckt Steigende Unruhe im Saal. Ein Vertreter der konventionellen Energiewirtschaft im Saal kommentiert die Überzeugungskraft von Herrn Maichel mit den halblaut gemurmelten Worten: "Das geht schief!"


Gert Maichel


Richtigstellung von Peter Paziorek
Hält die Klimawarnungen für unseriöse Panikmache Die CDU/CSU Fraktion nähme die Warnungen der Wissenschaft vor einer Klimakatastrophe durchaus ernst.


Dr. Dieter J. Braun, Vorstandsvorsitzender der Hydro Aluminium Deutschland GmbH


Kommentar des SFV
Die Deutschen Aluminiumwerke brauchen so viel Strom wie die Stadt Hamburg. 35 % ihrer Kosten seien Energiekosten. Wenn sie wegen höherer Strompreise nach China gehen müssten, wäre der Umwelteffekt verheerend, weil bei der Stromerzeugung in China viel mehr CO2 emittiert würde als in Deutschland. Diese Sichtweise reicht nur für die nächsten fünf bis zehn Jahre. - Die Strompreise werden steigen, auch wenn neue Kohlekraftwerke gebaut werden.. - Die Strompreise werden weiter steigen, wenn das Erdgas zu Ende geht. - Die Strompreise werden später sogar noch viel stärker steigen, wenn nicht jetzt rechtzeitig eine neue Technologie eingeführt wird.