Zwischen sommerlichen Hitzegewittern machen 25 junge Menschen erste Gehversuche auf einem Musterdach – wenige Tage später haben sie dort eine Demo-Photovoltaik-Anlage aufgebaut. Im Rahmen des SolarCamps Kassel lernen sie am Anfang der Sommerferien innerhalb von zwei Wochen die Grundfähigkeiten, um Photovoltaik-Anlagen zu montieren: von elektrotechnischer Unterweisung über sichere Werkzeug-Handhabung bis zur korrekten Montagetechnik. Nach einer Woche Anleitung durch erfahrene Handwerker:innen geht es bei sieben regionalen Kooperationsbetrieben für Kurzpraktika auf reale Baustellen. Abends und am Wochenende kommt auch das Freizeitprogramm nicht zu kurz. Am Ende halten alle Teilnehmenden ein Zertifikat als Photovoltaik-Hilfskraft in der Hand.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: drei der jüngeren Teilnehmenden wollen nun eine Ausbildung bei einem Elektro- oder Dachdeckerbetrieb anfangen. Zwei Studierende und eine Physiotherapeutin haben noch während des SolarCamps Neben- oder Ferienjobs mit den Kooperationsbetrieben ausgemacht, weitere sind am Überlegen. Ein Elektromeister und zwei Bauingenieur-Studenten bereiten sich langfristig auf eine Selbständigkeit im Bereich Photovoltaik vor.

Angehende Photovoltaik-Hilskräfte üben am Dach

Abb 1 — Für das Solarcamp wird sogar ein Musterdach aufgebaut. Daran üben die Teilnehmenden Haken setzen und die Montage der Solarmodule 

Solarcamps bieten einen niedrigschwelligen Quer-Einstieg ins Klimahandwerk, denn nur wenige entscheiden sich mit 16 für eine Elektro-Ausbildung. Doch allein in der Photovoltaik-Montage werden bis 2030 schon für die Ziele der Bundesregierung insgesamt bis zu 240.000 und damit dreimal so viele Monteur:innen gebraucht. Solarcamps können die zukunftsfähigen Jobs im Klimahandwerk öffentlich aufwerten. So kann aus der sich ausbreitenden Klimakrisen-Ohnmacht stattdessen Mut für die Klimawende werden.

Letzten Sommer fand das erste Solarcamp in Braunschweig statt. Dieses Jahr gibt es sie bereits in Kassel, Freiburg, Lüneburg und Berlin. Nächstes Jahr sollen 50 Orte dabei sein (bislang geplant in Darmstadt, München, Reutlingen, Kiel, Oldenburg, Köln, Merzig-Wadern). Häufig werden sie von lokalen Klima-Gruppen zusammen mit erfahrenen Photovoltaik-Akteuren umgesetzt. Finanziert werden die Camps bislang über Stiftungen, Kommunen und geringe Teilnahmebeiträge. Es gibt eine bundesweite Unterstützergruppe, die nicht nur mit einem ausführlichen Handbuch beim Organisieren hilft. Wer mit Solarcamps zu Jobs mit Sinn sowie zur Eindämmung der Klimakrise beitragen will, findet weitere Infos und Kontakte unter

www.solarcamp-for-future.de

Hand anlegen für mehr Klimahandwerkerinnen

Abb 2 — Hand anlegen fürs Klimahandwerk: Dachziegel werden abgeflext, mit Akkuschrauber die Dachhaken festgeschraubt.   • 

Solarteur Giulio erklärt das Haken setzen

Abb 3 — Solarteur Giulio erklärt das Haken setzen