Mit einem polemischen Youtube-Beitrag gegen die Windenergie hat Oskar Lafontaine im Saarländischen Wahlkampf 2017 nach den Stimmen von Windenergie-Gegnern gefischt. Geholfen hat es Lafontaine nicht sonderlich (Stimmenverlust 3,2% gegenüber der Landtagswahl 2012). Außerdem ist Lafontaine damit denjenigen in den Rücken gefallen, die in der Linkspartei seit Jahren unbeirrt den Kampf gegen den Klimawandel aufgenommen haben.

Mit diesem Schreiben möchten wir darauf aufmerksam machen, dass sich die Parolen der Klimazerstörer über die Parteigrenzen hinweg gleichen. Dazu brauchten wir nur die Aussagen aus dem YouTube-Beitrag von Lafontaine in fetter Schrift wörtlich wiederzugeben. Gleiche Parolen könnte man auch bei der AfD, der Union, der FDP oder den Sozialdemokraten finden. Jeweils direkt unter diesen Parolen finden Sie unsere Einwände, Fragen oder Richtigstellungen in Stichworten. Diese werden im Kreis unserer Leser genügen.
Über eine Richtigstellung von Oskar Lafontaine würden wir uns natürlich besonders freuen und würden sie gerne nachtragen.

 

Lafontaine: Windräder im Wald? Schluss mit der Zerstörung unserer Natur!

(SFV) Haben Sie Einwände auch gegen Windräder in Wirtschaftswäldern, z.B. in reinen Fichten-Monokulturen?

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)

Lafontaine: Wir wollen eine umweltfreundliche Energieversorgung, deshalb dürfen wir nicht gleichzeitig die Natur zerstören. Deshalb sind wir, die Partei "Die Linke", als Einzige im Landtag gegen das Aufstellen immer größerer Windräder.

(SFV) Hier versucht Lafontaine den Eindruck zu erwecken, als sei sich "die Linke" einig in der Ablehnung der Windenergie. Soweit ersichtlich, trifft das jedoch weder für die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger noch für den Spitzenkandidaten Dietmar Bartsch zu. Weitere Befürworter der Windenergie sind zum Beispiel Petra Beck, Alexandra Borchardt, Wolfgang Borchard, Eva Bulling-Schröter, Dagmar Enkelmann, Ralph Lenkert, Helmut Holter, Dorothée Menzner, Wolfgang Methling, Bodo Ramelow, Frau Mignon Schwenke, Janine Wissler, Harald Wolf, Hubertus Zdebel.


 

Lafontaine: Die Windräder vertreiben das Wild, sie schränken den Lebensraum der Vögel ein und sie schreddern Fledermäuse.

(SFV) Jeder wirtschaftliche Eingriff im Wald - z.B. das Fällen von Bäumen - vertreibt das Wild und schränkt den Lebensraum von Vögeln ein. Auch können Fledermäuse beim regulären Betrieb von Windanlagen ums Leben kommen. Das sind aus Sicht der Natur und ihrer Freunde bedauerliche, aber lokale Ereignisse. Der Klimawandel dagegen bedroht umfassend die gesamte Natur inklusive des Wildes, der Vögel und der Fledermäuse und der MENSCHEN sowie ihre Werke. Die Abwehr des Klimawandels muss also Vorrang haben.

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)

 

Lafontaine: Das muss nicht so sein. Wir können auch Energie einsparen, indem wir die Häuser dämmen, wir können den CO2 Ausstoß reduzieren, indem wir bessere Motoren bauen.

(SFV) Verstehen wir Sie richtig, dass Sie nicht auf eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien, sondern hauptsächlich auf Verbesserungen der konventionellen CO2-emittierenden Techniken hinarbeiten?

(SFV) Welche politischen Maßnahmen schlagen Sie vor, damit Häuser gedämmt und bessere Motoren gebaut werden? Und denken Sie an Elektroautos?

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)

 

Lafontaine: und wir müssen auch an Diejenigen denken, die den Strom bezahlen müssen. Dadurch dass die Erneuerbaren Energien den Strom immer teurer machen, können Leute am Monatsende ihre Rechnung nicht mehr bezahlen.

(SFV) Nicht die Erneuerbaren Energien machen den Strom immer teurer, sondern mehrere widersinnige Gesetze und Verordnungen.

  • Es darf z.B. auch in solchen Stunden noch Kohle- und Atomstrom erzeugt werden, wenn es genügend Solar- und Windstrom gibt.
  • Stromvielverbrauchende Unternehmen werden von der EEG-Umlage befreit. Stattdessen müssen die "kleinen Stromkunden" die EEG-Umlage für die großen mit bezahlen
  • Die EEG-Umlage wird anhand der Strompreise im Hochspannungsnetz berechnet, obwohl der EEG-Strom im Nieder- oder Mittelspannungsnetz eingespeist und verbraucht wird. Dort ist er bereits billiger als Braunkohlestrom, der für die Verbraucher erst von der Hochspannungs- auf die Niederspannung heruntertransformiert werden muss.
  • Der Ausbau der Fernübertragungsnetze, die im Wesentlichen für Kohlestrom vorgesehen sind, muss durch die Stromverbraucher bezahlt werden. Diese Kosten haben mit Erneuerbaren Energien nichts zu tun, werden ihnen aber zugerechnet.
  • Überschüssiger Wind- oder Solarstrom wird abgeregelt, weil es keine Langzeit-Stromspeicher gibt.

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)

 

Lafontaine: Mehr Windräder würden sich nur dann rechtfertigen, wenn es Energiespeicher gäbe. Die gibt's aber nicht!

(SFV) In der Tat werden sich mehr Windräder besser rechtfertigen, wenn es angemessene Energiespeicher (Langzeitspeicher) gäbe. Die Technik dafür gibt es längst, z.B. Power to Gas oder Power to Liquid. Warum fordert Lafontaine keine energische Markteinführung solcher Langzeitspeicher? In einer durch Markteinführung angestoßenen Massenproduktion würden solche Speicher deutlich billiger werden. Beispiel dafür ist die Markteinführung von Photovoltaik-Anlagen durch die kostendeckende Einspeisevergütung und das EEG. Dadurch sind die Preise für PV-Anlagen sogar auf ein Zehntel gesunken.

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)

 

Lafontaine: Also: Stoppen wir diesen Wahnsinn der Windräder, sorgen für eine umweltfreundliche Energieversorgung, ohne dass die Landschaft zerstört wird.

(SFV) Wenn wir vollständig auf Erneuerbare Energien umsteigen wollen, können wir auf die Windenergie nicht verzichten. Begründung: Sonnen- und Windenergie haben das größte Potential für eine umweltfreundliche Energieversorgung. Im Winter reicht allerdings die Sonnenenergie in Deutschland nicht aus. Die Sonne steht dann nur niedrig, ihre Strahlen müssen eine längere Strecke durch die Atmosphäre zurücklegen und werden dabei stärker geschwächt. Außerdem beträgt die Sonnenscheindauer täglich nur wenige Stunden und auf manchen Solarstromanlagen liegt Schnee.
Uns ist kein Windenergie-Gegner bekannt, der eine ausreichende Alternative für Windkraftanlagen und Langzeitspeicher anbieten kann, die in absehbar kurzer Zeit die Hauptlast der Stromversorgung im Winter übernehmen könnte.

(Platz für eine Antwort von Oskar Lafontaine:)