Während das Voranschreiten des Klimawandels stets dramatischer und die Energiewende dementsprechend dringlicher wird, strebt die Bundesregierung die Ablösung der Kohle ganz offensichtlich nicht durch erneuerbare Energien, sondern durch Erdgas an.

Man verweist auf die gegenüber der Kohle geringere CO2-Emission in der Gasflamme und auf die bessere Regelbarkeit von Gaskraftwerken, verschweigt aber, dass in der Produktionskette des Erdgases, beim Transport von LNG ("Liquefied Natural Gas" - verflüssigtes Erdgas) durch mangelhafte Kühlung, sowie als „Schlupf“ in Gasmotoren unverbranntes Methan in die Atmosphäre gelangt. Während CO2 ein langsam, aber dauerhaft wirkendes Klimagas ist, entfaltet unverbranntes Methan seine Treibhauswirkung schnell und heftig. In den ersten 10 Jahren der Exposition ist sie 100 mal stärker als die
von CO2, nach 100 Jahren verringert sie sich auf das 34fache. (Robert W. Howarth, Cornell University, New York und IPCC)

Erdgas ist also keineswegs weniger klimaschädlich als Kohle. Und die Reduktion von Methan-Emissionen ist besonders wichtig, da der positive Klimaeffekt schnell eintritt. Durch Fracking erhöht sich die Methan-Freisetzung noch erheblich, und bei LNG-Herstellung verschlechtert sich die Klimabilanz des Erdgases durch die für die Verflüssigung und Abkühlung auf -162 Grad benötigte Energie zusätzlich.

Ungeachtet dieser Fakten bemüht sich Bundeswirtschaftsminister Altmaier, möglichst große Erdgasströme nach Deutschland zu organisieren. Nicht nur über North Stream 2, sondern auch aus dem Mittelmeerraum, wo man ein Drittel der weltweiten Vorkommen detektiert hat, möchte er den „Gas-Schatz“ nach Deutschland und Europa lenken. Mutmaßlich steht dahinter das Kalkül: je größer das Erdgas-Angebot, umso niedriger der Preis, und umso schwieriger ist es für die erneuerbaren Energien, dagegen anzukommen. Die jüngste – und zunächst vielleicht überraschende – Altmaier-Äußerung, dass ein Kohleausstieg vor 2038 durchaus möglich wäre, ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass er die Kohle durch Erdgas ersetzen will.

Jetzt und in naher Zukunft getätigte Investitionen in Erdgas-Technologie führen zu einer Einsatzzeit bis mindestens 2060. Dadurch schwindet jede Aussicht, die Paris-Vereinbarungen einzuhalten – geschweige denn, die Emission von Klimagasen in dem Maß zu verringern, wie es für eine Begrenzung des Klimawandels nötig wäre.

Krass abwegig ist das Vorhaben, Häfen für die Anlandung insbesondere von gefracktem LNG aus den USA zu bauen und auch noch Gesetze derart zu ändern, dass Bau- und Betriebskosten auf die Verbraucher*innen umgelegt werden können. Dies schlägt jeglicher Klimaverantwortung ins Gesicht.

Die für den klimapolitisch kontraproduktiven Umstieg von Kohle auf Gas vorgesehenen Gelder müssen in den Ausbau des erneuerbaren Systems fließen. Behauptungen, die jetzt aufzubauende LNG-Infrastruktur werde später für die Speicherung grünen Gases benötigt, sind abwegig und verfolgen nur den Zweck, den Widerstand gegen die LNG-Vorhaben zu verwirren. Nicht an Speichervolumen mangelt es, sondern an der Produktion von Sonnen- und Windstrom, um damit genügende Mengen chemischer Speichermedien herzustellen.

Im Übrigen ist grünes Methanol dem grünen Methan vorzuziehen. Gute Gründe sind z.B.

  • Methanol kann mit dem aus der Elektrolyse per Sonnen- und Windstrom erzeugten Wasserstoff und CO2 aus der Luft hergestellt werden. (s. Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg),
  • ist per Tankwagen oder Tankschiff leicht und ohne Kühlung zu transportieren,
  • wird als kohlenstoffhaltiger Grundstoff in der Chemieindustrie gern verwendet
  • und hat etwa die 1000fache Energiedichte von gasförmigem Methan.
  • Solange Methanol gelagert wird, ist das in ihm enthaltene CO2 der Luft entzogen.

 

power to liquid

Quelle: Wolf von Fabeck, Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)

Fazit:

Statt der extrem klimaschädlichen LNG-Technologie den roten Teppich auszurollen, müssen die bürokratischen Hürden, Hemmnisse und Fußangeln zur Behinderung eines Systems zur vollständigen Versorgung durch erneuerbare Energien beseitigt werden.

Wir fordern:

  • Rücknahme der LNG-Pläne und Umwidmung der dafür vorgesehenen öffentlichen Gelder für den Aufbau einer 100%igen Versorgung durch erneuerbare Energien - Sonne und Wind!
  • Schluss mit der Belastung von Mieterstrom und Eigenverbrauch mit der EEG-Umlage! Die EEG-Umlage wurde erfunden, um die erneuerbaren Energien zu fördern. Es ist absurd, dass die erneuerbaren Energien ihre Förderung selber bezahlen sollen!
  • Schluss mit dem Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen, das kapitalschwächere Bauwillige vom Zubau abhält!

Wir wollen, brauchen und schaffen 100% EE, ökologisch-sozial gerecht, bürgernah, demokratisch, dezentral und schnellstmöglich! Es ist die welthistorische Aufgabe von uns heute lebenden Menschen!
 

 

Dieses Positionspapier wurde initiiert durch den Rat des Bündnis BürgerEnergiE e.V. (BBEn) und wird unterstützt durch den EE-Runder Tisch

Mitzeichnende Erneuerbare Energien (EE)-Initiativen/Unternehmen (Stand 31.07.2019):

Bündnis Bürgerenergie e.V. • Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. • Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. • Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn • Bergische BürgerEnergiegenossenschaft eG (bbeg) • E-W-Nord (EnergiE zum Leben, auch in W-Nord) • Energiebündel Kreis Eichstätt e.V. • Energiegenossenschaft Lauterstrom eG (Kaiserslautern) • Energieforum Zorneding • Energie-Initiative Kirchberg e. V. • Energiewende Landkreis Starnberg e.V. • Förderverein Wind- und Wasserkraft Ostalb e.V. • Freunde von Prokon e.V. • Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG) • Energiebildungsverein (EBV), Sitz 35519 Rockenberg • Kassel kohlefrei • LandesNetzwerk BürgerEnergieGenossenschaft Hessen e.V. • Pankower Initiative zur Nutzung innovativer Energiequellen e.V. •SAMOS e.V. •Solarverein Goldene Meile e.V. •Sonneninitiative e.V., Verein zur Förderung privater Sonnenkraftwerke (Marburg) • Sonnenkraft Freising e. V. • Umschalten in der Energieversorgung Soest e.V. • abasto ökologische Energiesysteme, Hamburg • econ SolarWind GmbH, Erkelenz • Energietechnik M. Hänsch, Düsseldorf • Energiewandel regional GbR • Ingenieurgruppe München eG • p&e power&energy GmbH • Rena Solartechnik& mehr GmbH, Cuxhafen • SE-Consulting GmbH – Sonnenenergietechnik • Kandern (Landkreis Lörrach) • Solarenergiezentrum, 02763 Oberseifersdorf • Solar mobil Heidenheim e.V. • SunOn Sonnenkraftwerke Lüneburg e.V. - Strom von Bürgern für Bürger!


sowie weitere für Mensch-Mitwelt engagierte Initiativen/Unternehmen…

Agenda21Senden, 48308 Senden • Aktionsbündnis gegen die Süd-Ost-Trasse (ABSOT vertritt ca. 40 BIs in Bayern & Sachsen-Anhalt) • Abgefrackt - Bündnis Weidener Becken gegen Fracking • BUND-Landesverband Rheinland-Pfalz • BUND-Kreisgruppe Südpfalz • BUND Kreisgruppe Cuxhaven • BUND Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg • Wir gegen fracking - BUND Lüneburg • BUND Kreisgruppe Wuppertal • Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen Südlink • Berliner Wassertisch • c/o GRÜNE LIGA Berlin e.V. • BI FrackingFreies Hamburg • BI frack-loses-gasbohren (Landkreis Rotenburg)• BI kein frack in wf (Cremlingen) • BI für Gesundheit Hemslingen/Söhlingen • BI gegen CO2-endlager e.V. Schleswig-Holstein • Fracking AG der BI-Lüchow-Dannenberg • Gemeinnütziger Verein zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität in Deutschland (FEBiD) • e.Parents for Future in Göttingen • Sozialökologisches Bündnis Plön e.V. • Umweltschutzverein in Isernhagen und Umgebung e.V. • Versöhnungsbund, Regionalgruppe Mainz • VIVENDA leben & arbeiten in Stadt und Land e.V. (Hamburg) • Ökologischer Weinhandel Thomas Reich, 63500 Seligenstadt

und politische Organisationen…

Beckumer Grüne • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kreisverband Göttingen • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kreisverband Herzogtum Lauenburg • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen • BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kreisverband Weiden • Stadtratsfraktion GRÜNE Weiden • Bundesverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) • DiEM25 • Green New Deal für Europa