Irreführende Wirtschaftlichkeitsberechnung in der TAZ

vom 01.02.2000


Sehr geehrte Solarfreunde,

in der TAZ - Beilage vom 29./30. Januar 2000 fand sich ein Artikel von Leo Frühschütz mit dem provokanten Titel "Sonne im Geldregen".

Kernaussage dieses Artikels: Wer gleichzeitig die 99 Pf/kWh und für 55% der Investitionssumme einen 100.000-Dächer-Kredit und für den Restbetrag einen CO2-Minderungskredit der KfW wahrnimmt, dessen Solaranlage amortisiert sich nach gut 18 Jahren.

Leider ist diese Aussage fahrlässig falsch. Wer Details nachsehen will, kann sich bei uns eine Detailberechnung in Jahresschritten bestellen.

Aber auch ohne Berechnungstabelle kann man drei Gedankenfehler in dem Frühschütz-Artikel leicht herausfinden.

Zunächst die ersten zwei Gedankenfehler: Der Autor schreibt:

"Mit den Zinsen müssen insgesamt rund 55.000 DM zurückgezahlt werden.
Da die Anlage 3.000 kWh im Jahr erzeugt und damit rund 3.000 DM einbringt, hat sie sich nach gut 18 Jahren amortisiert."

Unsere Stellungnahme:

Zwar bringt die Anlage 3000 DM im Jahr ein, aber...

- mit den Einnahmen aus der Einspeisevergütung müssen auch noch die Betriebskosten abgedeckt werden, also Versicherung, Wartung und Zählermiete.
Diese betragen etwa 770 DM jährlich. Für die Rückzahlung der beiden Kredite stehen also nicht 3000, sondern nur 2230 DM jährlich zur Verfügung.

- die beiden Kredite müssen nicht erst in 18 Jahren, sondern innerhalb von 10 Jahren zurückgezahlt werden. In 10 Jahren hat die Anlage aber erst 22.300 DM eingebracht. Grob gerechnet fehlen dem Betreiber somit nach 10 Jahren bereits 32.700 DM. Dieses Fehl muß er entweder auf dem freien Kapitalmarkt decken, wobei die dort zu entrichtenden Zinsen seine Anlage wohl endgültig in die roten Zahlen treiben würden, oder er muß das fehlende Geld aus der eigenen Tasche bezahlen und "verdient" anschließend für sein Opfer von 32.700 DM künftig jährlich 2230 DM, das wären etwa 6,6 % jährlich.
Aber das eingesetzte Kapital sieht er nie wieder. Unter Amortisation verstehen wir etwas anderes.

Nun zu dem dritten Gedankenfehler:

Der Autor schreibt weiter:
"50.000 Mark in Solarmodulen bringen 3.000 Mark im Jahr; also sechs Prozent.
Viel besser sind Pfandbriefe auch nicht"
Unsere Stellungnahme:

Bei Pfandbriefen bekommt man schlußendlich das eingesetzte Kapital zurück.
Bei der von Frühschütz erwähnten Beispielanlage aber nicht!!!

Wir möchten nicht mißverstanden werden. Die vorgesehene Förderung von 99 Pf/kWh zusammen mit einem zinslosen 100.000 Dächerprogramm-Kredit über 100 % der Investitionssumme ist eine gute Hilfe für Menschen, die sich ohnehin für eine Solaranlage interessieren. Wir empfehlen auch jedem Interessenten, so rasch wie möglich eine Solaranlage zu errichten. Doch wer den Lesern der TAZ einredet, nunmehr seien Solarstromanlagen wirtschaftlich, man könne sogar Geld damit verdienen, traut diesen Lesern wohl nur wenig wirtschaftlichen Sachverstand zu.

Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck