WDR Fernsehen: Das 100.000-Dächer-Programm zur Solarenergie

vom 01.03.2001


Der folgende Beitrag stand am 03.03.2001 im Internet unter http://www.wdr.de/tv/service/geld/inhalte/010301_3.html
WDR Fernsehen Sendung vom 1. März 2001

Das 100.000-Dächer-Programm zur Solarenergie

Von Katharina v. Bormann und Jochen Bülow
Insgesamt rund 1,1 Milliarden Mark wird die Bundesregierung in fünf Jahren für die Förderung der Solarenergie ausgeben. Viel Geld bewegt viel, sollte man meinen. Doch die Erfahrungen der Interessenten sehen anders aus: Teilweise mehr als ein Jahr Wartezeit müssen die Solarfreunde in Kauf nehmen, um an die zinsgünstigen Gelder der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu kommen. Dann aber muss sofort mit dem Bau der Solaranlage begonnen werden, sonst verfällt der Kredit.

Besonders absurd ist die Situation solcher Antragssteller, die schon vor einem Jahr beantragt haben, aber erst jetzt eine Kreditzusage erhalten. Weil sich zwischenzeitlich die Förderbedingungen drastisch verschlechtert haben, bekommen sie viel weniger Geld, als ursprünglich geplant: Im Extremfall sollten von einem Kreditbetrag über rund 54.000 Mark sofort 34.000 Mark zurückgezahlt werden - die Solaranlage wird damit zum finanziellen Desaster.

Die Gefahr besteht auch für den Solarfreund, der nicht ganz genau rechnet: Nach der neuen Förderung trägt sich die Photovoltaikanlage von Anfang an nicht selber - nur im zweiten Jahr produziert die Solaranlage einen Überschuss von 116 Mark. Dann aber muss der Solarfreund Geld zuschießen, um seine Zins- und Tilgungsverpflichtungen zu bedienen - im zehnten Jahr der Kreditlaufzeit summiert sich der Zuschussbedarf für die Finanzierungskosten sogar auf satte 11.483 Mark pro installierter Kilowattstunden-Leistung. Bei einer Einfamilienhausanlage mit den üblichen 3 Kilowattstunden macht das fast 35.000 Mark, die der Solarfreund zur Bank bringen muss. Das sind bis zu 500 Mark monatlich für Verzinsung und Tilgung - eine echte Schuldenfalle.

Das Schönrechnen des Bundeswirtschaftsministeriums, das nach wie vor von einer "kostendeckenden Förderung" ausgeht, basiert vor allem auf dem unterstellten Zinsverzicht des Solaranlagenbetreibers für das eingeschossene Eigenkapital.

Die großen Stromunternehmen verzichten
(dagegen)
keineswegs auf eine Eigenkapitalverzinsung. RWE erreichte jüngst eine Rendite von knapp 10 Prozent. Die bei unseren oben genannten Beispielbeträgen zugrunde gelegten Werte von 5 Prozent Eigenkapitalverzinsung entsprechen den banküblichen Guthabenzinsen für längerfristige Anlagen. Es bleibt also dabei: Tatsächlichen Gewinn macht mit einer Solaranlage unter den derzeitigen Bedingungen alleine die Umwelt.
Die Rechnung verschlechtert sich noch für den, der erst im nächsten Jahr eine Solaranlage installieren will: Dann sinkt die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gezahlte Vergütung von 0,99 Mark pro Kilowattstunde auf 0,94 Mark pro Kilowattstunde.
Neben einer unabhängigen Finanzierungsberatung sollten sich Solarfreunde auch über die Anschlussmodalitäten ihrer Anlage an das öffentliche Stromnetz beraten lassen. Nach wie vor arbeiten viele Stromversorger in den Einspeiseverträgen mit Haken und Ösen: Da werden rechtswidrige Anschlusskosten verlangt, Einspeisevergütungen nicht über die gesetzlich vorgeschriebenen 20 Jahre festgeschrieben oder alle möglichen technischen Argumente ins Feld geführt, die eine Solarstromeinspeisung angeblich unmöglich machen. Neben der eigenen Bank und den einschlägigen Infomaterialien der Bundesregierung und der Kreditanstalt für Wiederaufbau sollte man deshalb unbedingt einen der unten genannten Solarvereine zu Rate ziehen und sich ausgiebig informieren.

Kontaktadressen:


Solarenergie-Förderverein e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Herzogstr. 6
52070 Aachen
Tel. (02 41) 51 16 16
Fax (02 41) 53 57 86
Internet: www.sfv.de
E-Mail: zentrale@sfv.de

Förderverein Solar- und Energieagentur
Nordschwarzwald e.V. (SEA)
Postfach 1 70
75101 Pforzheim
Tel. (0 72 31) 15 51 56
Fax (0 72 31) 35 22 54
Internet: www.sea-nsw.de
E-Mail: info@sea-nsw.de

Geschäftsstelle der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW
c/o Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand,
Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
Haroldstr. 4
40213 Düsseldorf
Tel. (02 11) 8 66 42-0
Fax (02 11) 8 66 42-22
Internet: www.energieland.nrw.de
E-Mail: baumann@energieland.nrw.de

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Palmengartenstr. 5-9
60325 Frankfurt am Main
Tel. (0 69) 74 31-0
Fax (0 69) 74 31-29 44
Internet: www.kfw.de
Informationszentrum KFW
Tel. (0 18 01) 33 55 77 (Ortstarif)
Fax (0 69) 74 31-6 43 55
E-Mail: iz@kfw.de


Weitere Internetadressen:

www.dfg-vk.de/links/book47a.htm (Informationen der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ zum Thema "Solarenergie“)
www.boxer99.de/solarthermie.htm ("BOXER - Infodienst: Regenerative Energien“ zum Thema "Solarwärme“)
www.solarserver.de ("Forum für Solarenergie“)

Dieser Text gibt den Inhalt des Beitrags der ServiceZeit Geld vom 1. März 2001 wieder.
Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.


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2001 Westdeutscher Rundfunk
Stand: 01.03.2001 18:10