Hinweis!

In unserer ersten Druckausgabe steht: "Bleiben wir bei dem preisoptimierten Ausbaupfad, müssen 20% der Landfläche Deutschlands für die Errichtung von Windkraftanlagen freigegeben werden". 

Korrektur: Hier muss es heißen: "... müssen weit mehr als 2% der Landesfläche für die Errichtung von Windkraftanlagen verwendet werden:"

Wir haben das in der digitalen Version bereits korrigiert. 

Ausbau der Erneuerbaren - Reicht das jetztige Tempo?

Ausbau exponentiell beschleunigen!

 

  • Das Potenzial an Sonnen- und Windenergie reicht völlig aus, um den Energiebedarf des Landes (ca. 2000 TWh pro Jahr) vollständig zu decken. Auch andere saubere Stromquellen wie Wasser, Erdwärme und Biogas aus Abfallstoffen können eine Rolle spielen.
  • Damit kann der gesamte Verkehr elektrisch angetrieben und der Wärmebedarf aller Sektoren elektrisch gedeckt werden. Ein Green New Deal, der ein ganzes modernes Industrieland sauber macht!
  • Allerdings muss das Ausbautempo der Erneuerbaren vervielfacht werden. Je nach Ausbaupfad benötigen wir bis 2030 einen Zubau von z.B. 50 GW jährlich an Windenergie (2021: nur 1,6 GW), und mehr als 66 GW an Photovoltaik (2021: nur 5,9 GW). In den ersten Jahren wird die Ausbaumenge noch kleiner sein, da wir die Kapazitäten erst aufbauen müssen.
  • Speichersysteme müssen weiter erforscht und mit kostensenkenden Markteinführungsprogrammen gefördert werden. Je früher, desto besser.

Tempo, Tempo!

Speicher, Wind und Sonnenstrom. 

Die gute Nachricht: Wir können die komplette Umstellung der Energieerzeugung auf Erneuerbare Energien bis 2030 schaffen,  wenn wir uns jetzt richtig anstrengen.

Die Techniken, die wir dafür benötigen, sind bekannt und teilweise auch lange erprobt und preiswert: aerodynamisch optimierte Windkraftanlagen und moderne Photovoltaik-Systeme. Speichertechniken müssen teilweise noch in Massenproduktion überführt werden. Der Einsatz, um den es geht, macht diesen Aufwand nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar.

 

Energiebedarf

Unser Strombedarf wird sich etwa verdreifachen, wenn wir Verkehr, Wärmeversorgung und die Industrie komplett auf Elektrizität umstellen. Um die 2000 TWh Energie-bedarf mit Erneuerbaren zu erzeugen, benötigen wir einen rasanten Ausbau an Solar- und Windkraftanlagen. Dafür sparen wir in allen Sektoren in großem Umfang fossile Kraftstoffe ein.

Möglich wäre ein Mix aus z.B. 650 GW Photovoltaik und 510 GW Windenergie (onshore und offshore). Es ist aber auch möglich, verstärkt auf Solar zu setzen. Das ist zwar etwas teurer, bietet aber auch Vorteile, wie in den folgenden Abschnitten erklärt wird. Außerdem braucht es Speicher, die etwa 250 TWh über längere      Zeit speichern können um Dunkelflauten zu überbrücken.

 

PV-Potenziale

Nach konservativen Schätzungen verfügt Deutschland über weit mehr als 1000 GW Potenzial für die Nutzung von Photovoltaik. Das umfasst zum Beispiel Gebäudedächer und -wände, Lärmschutzwände, Freiflächen oder Autobahnrandflächen.  

Viele bereits versiegelte Flächen ließen sich mit PV-Modulen belegen, z.B. als Parkplatz-Überdachungen, die zugleich Schatten spenden. Genauso können Autobahnen solar überdacht werden. Beträchtliche Flächen könnten zudem über Agri-PV-Anlagen erschlossen werden. Dabei findet unter oder zwischen den Modulreihen landwirtschaftlicher Pflanzenanbau statt. 

 

Windkraft-Potenziale. 

Für Windkraft können viel mehr Flächen genutzt werden, auch in Wirtschaftswäldern. Entlang der Autobahnen und Eisenbahnlinien sowie z.B. an den Rändern von Tagebau-Restflächen können ebenfalls Windräder errichtet werden.

Damit unsere Energiewende klappt, muss die Windkraftleistung etwa zehnfach größer werden. Da moderne Windräder viel mehr leisten als ältere, wird der Flächenbedarf aber um einen deutlich geringeren Faktor steigen. Alternativ kann zum Beispiel mit 250 GW zusätzlich errichteter PV-Anlagen auf ca. 100 GW Wind-kraft verzichtet werden. Der Vorteil: für dezentrale und urbane PV-Anlagen müssen keine Freiflächen belegt werden. 

 

Exponentielles Wachstum. 

Die bis 2021 installierte Leistung an Photovoltaik (59 GW) und Windenergie (64 GW) muss also in den neun Jahren bis 2030 je nach Verhältnis von PV- und Windausbau ungefähr verzehnfacht werden.

In den letzten Jahren wurden unsere Produktions- und Installationskapazitäten durch die desaströse Energiepolitik zerstört. Da sie wieder aufgebaut werden müssen, brauchen wir hier ein exponentielles Wachstum. Das wird ein gewaltiges Investitionsprogramm mit bedeutenden Arbeitsplatzeffekten. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: Die Erde bleibt vielleicht für Menschen bewohnbar.

 

Kostenfrage

Die Investitionskosten für einen solchen ambitionierten Umbau werden riesig sein. Doch verglichen mit den Kosten, die wir damit vermeiden können, ist es richtig preiswert: Wenn wir die Subventionen für fossile Brennstoffe abschaffen, haben wir schon circa 70 Milliarden Euro pro Jahr in der Hand, um Anreize für die möglichen Investitionen zu schaffen.

Noch viel höher sind die vermiedenen Folgekosten der Klima-katastrophe,  die sonst auf uns zukommen. Allein die verheerende Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz 2021 kostete Bund und Länder, also uns Steuerzahler:innen, 33 Milliarden Euro. Ganz abgesehen davon kann man das menschliche Leid und den Verlust der Heimat gar nicht in Geld ausdrücken.

 

Fazit

Das Programm  „100 % Erneuerbare Energien bis 2030“ scheitert nicht an den technischen Möglichkeiten, und auch nicht an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit unseres Landes. Wenn es unterbleibt, dann ist es am fehlenden politischen Willen gescheitert. Wir werden dann in wenigen Jahrzehnten den nachfolgenden Generationen erklären müssen, warum wir von  der Katastrophe wussten, sie verhindern konnten, es aber nicht getan haben.

PV-Zubau

Der Zubau von Solaranlagen geht schon seit Jahren viel zu langsam voran. Die 10-Fache Ausbaumenge von 2021 ist nötig, um die 1,5°C-Grenze zu halten. 

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Quellen zu diesem Kapitel