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1. Wie funktioniert eine steckerfertige Solaranlage?

 

Mit Steckersolaranlagen können viele zur Energiewende beitragen, selbst wenn sie keine Möglichkeit haben, eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach zu installieren.
Diese Anlagen bestehen aus einzelnen PV-Modulen sowie kleinen Modulwechselrichtern, die direkt über die Steckdose Strom in das Hausnetz einspeisen. Die Modulwechselrichter sind meist so kompakt, dass sie hinter das PV-Modul geklemmt werden. Die Anlagen können relativ einfach auf dem Balkon, der Terrasse, an der Fassade oder auch auf dem Dach oder der Garage in Betrieb genommen werden. Viele Netzbetreiber haben ein vereinfachtes Anmeldeverfahren eingeführt. Es spielt auch keine Rolle, auf welcher der drei Stromphasen des Hausanschlusses das Balkonmodul angeschlossen wird. Verbraucher auf den anderen beiden Stromphasen werden ebenfalls berücksichtigt, da der Stromzähler den Bezug und Verbrauch über alle drei Phasen saldiert.

 

2. Kann ich sie einfach so auf meinen Balkon stellen und anschließen? Was muss ich beachten?

 

Ja, in jedem Haushalt in Deutschland können diese Anlagen relativ einfach in Betrieb genommen werden. Der Standort spielt keine Rolle, wichtig ist natürlich direkte Sonneneinstrahlung über mehrere Stunden. Bei der Installation sollte auf eine sichere Befestigung geachtet werden (z.B. bei Windböen). Zu den Modulen können Aufständerungen und Unterkonstruktionen erworben werden, oder man baut diese selbst. Wird das Modul fest mit dem Gebäude verbunden, ist ggf. das Einverständnis des Vermieters/ der Vermieterin einzuholen. Das Aufstellen auf dem Balkon kann bei fachgerechter Installation jedoch nicht verboten werden, wie ein Gerichtsurteil kürzlich feststellte.
Die Verteilnetzbetreiber stützen sich auf die Aussagen des VDE, der maximal 600 W (VA) Wechselrichterleistung pro Netzanschluss/Haushalt empfiehlt. Die angeschlossenen Solarmodule können jedoch eine höhere Leistung haben (z.B. 2x400 W oder 3x300 W). Es können also auch mehrere Module und Wechselrichter miteinander verbunden werden, solange die Wechselrichter in Summe 600 W (VA) Einspeiseleistung nicht überschreiten.
Sowohl der Netzbetreiber als auch die Bundesnetzagentur (BNetzA) fordern, dass die Anlagen bei ihnen gemeldet werden. Viele Netzbetreiber bieten dazu vereinfachte Online-Formulare zur Anmeldung an. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) bietet ebenfalls einen Musterbrief zur Anmeldung an. Ggf. wird der Netzbetreiber den Stromzähler wechseln, um ein Rückwärtslaufen des Zählers zu verhindern. Bei der BNetzA kann die Anlage online ins Marktstammdatenregister eingetragen werden. Es gibt jedoch auch einige Betreiber*innen, die ihre Steckersolaranlagen ohne Anmeldung als “Guerilla-Anlagen” betreiben. Bisher ist noch kein Fall bekannt, in dem dagegen vorgegangen und ein Ordnungsgeld erhoben wurde. Sofern Sie bereits eine größere PV-Anlage auf dem Dach installiert haben, ist ihr Stromzähler bereits vorbereitet und die neue Steckersolaranlage gilt als Erweiterung. Auch diese Erweiterung sollten Sie beim Netzbetreiber und der BNetzA anmelden.

 

3. Gibt es Modellunterschiede?

 

Es können die üblichen PV-Module mit Alurahmen (poly-oder multikristallin) eingesetzt werden, welche es in unterschiedlichen Abmessungen und Leistungsklassen gibt. Abhängig von Aufstellort, vorhandener Fläche und Leistungsbedarf sollte eine geeignete Größe gewählt werden. Des weiteren gibt es auch flexible Dünnschichtmodule, welche sich z.B. recht einfach mit Kabelbindern am Balkon befestigen lassen. Die Stecker der Module sind standardisiert und passen in der Regel an alle Wechselrichter. Viele Online-Shops vertreiben die Module und Wechselrichter aufeinander abgestimmt im Paket mit Kabel und Gestellen.

 

4. Was kosten die Steckeranlagen und wie viel kann ich damit einsparen? Gibt es Förderungen?

 

Im Paket gibt es PV-Module und Modulwechselrichter ab 300 W Leistung ab 350-500€. Zusätzlich müssen je nach Bedarf noch Kosten für die Montage und Gestelle, sowie Anschlusskabel eingerechnet werden. Mit einem 300 W-Modul können in Südausrichtung etwa 200-250 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden. Sofern der Strom vollständig selbst verbraucht wird, ergibt sich bei einem Strompreis von 30 ct/kWh eine Ersparnis von ca. 60€ im Jahr. D.h. das Modul hat sich nach dieser Rechnung in ca 5-8 Jahren amortisiert. Dabei können die Module 20 Jahre und länger Strom erzeugen. Eine bundesweite Förderung gibt es nicht, jedoch fördern einzelne Kommunen Steckersolargeräte, so z.B. die Städte Freiburg und Aachen sowie der Regionalverband Ruhr (RVR).

 

5. Kann ich die Anlage einfach in die Steckdose stecken oder ist ein spezieller Energiestecker notwendig?

 

Darüber ist sich die Fachwelt noch uneinig. Es gibt 2 technische Möglichkeiten, die Anlage anzuschließen. Der VDE/FNN (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V. bzw. Forum Netztechnik/Netzbetrieb) ist der Meinung, ein normgerechter und sicherer Betrieb sei nur mit einer speziellen Energiesteckdose (sog. “Wieland-Stecker” RST20i3 der FA. Wieland) möglich. Der Wieland-Stecker ist mit höheren Kosten verbunden, da die Steckdose in der Regel nicht vorhanden ist und durch eine Fachkraft neu gesetzt werden muss. Die Vorgaben des VDE/FNN haben jedoch keinen rechtlichen bindenden Charakter. Des weiteren können Anlagen auch mit dem haushaltsüblichen Schutzkontakt-Stecker (SchuKo Typ F) ausgestattet werden. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS e.V.) und weitere Akteure der Fachwelt sehen einen sicheren Betrieb auch mit dem SchuKo-Stecker als gegeben an, sofern der Wechselrichter die Norm „EN 60335-1: Schutz gegen Restspannung” einhält, so dass die Kontakte bei Ziehen des Steckers spannungsfrei geschaltet werden. Die meisten Wechselrichter erfüllen diesen Standard. Die DGS zeichnet diese Wechselrichter mit einem Sicherheitszertifikat aus (DGS 0001). Außerdem darf die Anlage nicht über eine Mehrfachsteckdose betrieben, sondern muss stets über eine fest installierte Wandsteckdose angeschlossen werden.

 

6. Wie mobil ist die Steckeranlage? Kann ich sie als Inselsystem betreiben?

 

Der Modulwechselrichter funktioniert nur, wenn er ans Stromnetz angeschlossen ist, ist also nicht inselfähig, sofern das Stromnetz ausfällt. Aber die Steckeranlage kann auf dem Grundstück bewegt werden, um z.B. die Stromausbeute zu steigern, sofern die Kabellänge reicht. Weiterhin könnte sie auch in einem anderen Haushalt aufgestellt werden und dort ins Hausnetz einspeisen. Auch hier fordern Netzbetreiber und Bundesnetzagentur eine erneute Anmeldung (siehe 2.).
Für eine richtige mobile Anwendung sind spezielle Insel-Wechselrichter oder Laderegler sowie Stromspeicher notwendig. Die Solarmodule der Steckeranlage können jedoch auch an dieses Inselsystem angeschlossen werden. Wenn Sie z.B. in den Urlaub fahren, könnten Sie Ihre Solarmodule mitnehmen (der Modulwechselrichter bleibt zu Hause) und mit einem Insel-System (Laderegler & Batteriespeicher, ggf. Wechselrichter) auf dem Wohnmobil oder am Zelt betreiben.

 

Weiterführende Links und Informationen: