Obwohl die Anzahl der Modelle für die Montage von Steckersolargeräten zunimmt, gehört die Befestigung immer noch zu den größten Herausforderungen und Hemmnissen. Ronald Biallas, Leiter der SFV-Infostelle Köln und Mitglied der Solaroffensive Köln, hat etliche Steckersolargeräte montiert und installiert. Er hat für uns seine Erfahrungen zusammengetragen und zeigt, worauf Sie bei der Planung und Durchführung der Montage achten müssen.

1. Auswahl des Standorts - Was gibt es zu beachten?

In erster Linie soll möglichst viel Sonnenenergie aufgefangen werden, daher ist der Aufstellungsort besonders relevant. Neben der Südausrichtung ist auch eine Ost- oder Westausrichtung gut geeignet. Der optimale Neigungswinkel eines Balkonmoduls liegt zwischen 20° und 60° (bei entsprechender Ausrichtung, siehe Tab.1) – allerdings ist nicht überall eine Schrägstellung des Moduls am Balkon möglich. Der Aufwand für eine zusätzliche Aufständerung muss dem Mehrgewinn gegenübergestellt werden. Auch die Sicherheit ist zu beachten.

Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, dass die Module möglichst nicht verschattet werden. Hierbei gilt: Bereits ein kleiner Schatten auf einem Teil des Moduls (z.B. durch die Brüstung des Geländers o.Ä.) kann zu deutlichen Ertragsverlusten führen. Auch diffuse Schatten (z.B. durch einen Baum oder Strauch) führen zu merkbaren Ausfällen. Moderne Halbzellenmodule beugen diesem Problem insoweit vor, als dass beide Modulhälften unabhängig voneinander Strom produzieren und bei kleineren Verschattungen nur das halbe Modul betroffen ist. 

Steckersolargeräte sind so konzipiert, dass eine Montage durch Laien möglich ist. Handwerkliches Geschick ist trotzdem nützlich und in einigen Fällen sehr wichtig. Auch das sollte bei der Standortplanung berücksichtigt werden.

 

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2. Welches Montagesystem ist geeignet?

Wenn marktübliche Systeme für Ihren Aufstellort geeignet sind, sollten Sie auf ein solches zurückgreifen! Die Montage kann dann ganz schnell gehen, und Sie sparen viel Zeit. Die Halterung “Solar-Hook” z.B. wird an die Befestigungslöcher im Modulrahmen geschraubt. Dann kann das Modul an das Balkongeländer gehängt und festgeschraubt werden. Im unteren Bereich wird das Modul mit einer Klemme an einer Schiene befestigt, die ebenfalls an das Geländer geschraubt wird – fertig! Der Nachteil an diesem System: Das gesamte Gewicht hängt an den Haken, also am oberen Modulrahmen.

Oft ist es leider komplizierter als gedacht, da die Vielfalt an Balkonbauweisen eine Pauschallösung unmöglich macht. Das Balkongeländer kann zu breit sein, der Handlauf für die Haken nicht geeignet, und wenn statt Metallstäben, Gitter oder Glas vorhanden ist, muss ebenfalls getüftelt werden.

3. Welche bautechnischen Anforderungen gib es zu beachten?

Grundsätzlich gilt für alle selbstgebauten Konstruktionen: Ein Montagesystem sollte mit Bedacht gewählt und eingesetzt werden. Sollte ein Modul herunterfallen und es stellt sich heraus, dass es mangelhaft befestigt war, kann das als grob fahrlässig bewertet werden. Dann können Sie Probleme bekommen, mindestens mit der Haftpflichtversicherung. 

In Anleitungen von fertigen Montagesystemen werden Wartungshinweise und Prüffristen genannt. Zum Beispiel sollten einmal jährlich die Schraubverbindungen und Muttern überprüft werden, sowie die mechanischen Bauteile, also Befestigungsbügel, Modulklemmen und die Montageschiene. Das gilt auch für individuell zusammengestellte Systeme. 

Auch die Hersteller stellen Anforderungen an die Unterkonstruktion für ihre Solarmodule, damit Garantieansprüche gültig sind. Unter anderem muss die Unterkonstruktion entsprechend möglicher Schnee- und Windlasten dimensioniert werden. Das Modul darf durch die Konstruktion nicht verbogen werden und es dürfen keine Druckpunkte entstehen. Die Hinterlüftung der Module muss ebenfalls gewährleistet sein und die Klemmen oder Einschubprofile dürfen das Glas auch unter Last nicht berühren. Der Kontakt unterschiedlicher metallischer Materialien sollte aufgrund von Korrosionsgefahr ebenfalls vermieden werden. Eine zusätzliche Sicherung des Moduls durch ein Stahlseil empfehlen wir ausdrücklich. 

Zwischenzeitlich galt, dass Glas-Glas- und Glas-Folien-Module ab einer Montagehöhe von über vier Metern eine allgemeine bauliche Zulassung brauchen. Da die meisten gängigen Glasmodule diese nicht hatten, wurde zeitweise auf flexible Module ohne Glas und Alu-Rahmen zurückgegriffen. Das Deutsche Institut für Bautechnik hat aber mittlerweile festgelegt, dass Steckersolargeräte keine Bauprodukte sind, sondern genauso behandelt werden können wie zum Beispiel ein Blumenkasten. Besondere Vorgaben für die Montage über vier Meter entfallen daher. 

Bevor Sie bauliche Veränderungen am Balkon vornehmen, z. B. in einen Betonbalkon oder in ein Dach bohren, sollten Sie sicherstellen, dass dadurch kein Schaden entsteht. Gerade ältere Betonbalkone aus den 60er bis 80er Jahren können durch eine Bohrung statische Probleme bekommen. Wenn Wasser in den Beton fließt und die innere Stahlarmierung zu rosten beginnt, kann es sein, dass der gesamte Balkon saniert werden muss – und Sie haften, weil Sie hinein gebohrt haben.

4. Was tun, wenn das marktübliche System nicht passt?

Balkon ist nicht gleich Balkon! Es gibt Balkone in allen erdenklichen Bauweisen, Ausführungen und Maßen. Gitterbalkone, Glasbalkone, Betonbalkone, Balkone mit schmaler und breiter Brüstung, mit eckigen oder runden Streben, mit Versatz und ohne usw... Bei vielen passen vorgefertigte Montagesets nicht. im Artikel "Individuelle Unterkonstruktionen für Steckersolargeräte" zeigen wir, mit welchen Systemen individuelle Lösung für Ihren Balkon schaffen können und wie sie vorgehen sollten.

  • Zwei Balkonmodule ums Eck für beste Süd-West Ausrichtung
    Zwei Balkonmodule ums Eck für beste Süd-West Ausrichtung | © Klaus Brandstaetter
  • Mehrere Steckersolargeräte für verschiedene Ausrichtungen
    Mehrere Steckersolargeräte für verschiedene Ausrichtungen | © Pia Anderer
  • Einzelnes PV Modul am Balkon
    Einzelnes PV Modul am Balkon | © SFV Infostelle Köln
  • Schick: Fast überall Balkonmodule
    Schick: Fast überall Balkonmodule | SoLocal Energy e.V.