Wenn Sie diesen Vortrag selber halten möchten, können Sie die Folien in einer Powerpoint-Präsentation abrufen.


Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich darf heute zu einem Thema sprechen, das mich und meine Freunde schon seit Jahren beschäftigt, und sicherlich bei vielen von Ihnen zu großer Beunruhigung führt. Ich meine den Klimawandel und die Frage, wie wir den Klimawandel so weit abmildern können, dass es nicht zu einer unendlichen Reihe immer rascher aufeinander folgender und immer schlimmerer Katastrophen kommt.
Viele von uns haben Kinder und Enkelkinder und andere haben Freunde mit Kindern und wir fühlen uns verantwortlich auch für die Lebensgrundlagen der nächsten Generation. Wir müssen uns deshalb gegen den Klimawandel zur Wehr zu setzen - nicht mehr nur im eigenen Bereich - mit Energiesparen, Verzicht auf Flugreisen und Ähnlichem, sondern auch in der öffentlichen Meinungsbildung und dazu möchte ich Ihnen einige wichtige Informationen weitergeben.
Aber zunächst will ich mich vorstellen: Mein Name ist Wolf von Fabeck. Ich bin Geschäftsführer des Solarenergie-Fördervereins Deutschland. Unser Verein ist ein Umweltschutzverein und setzt sich für eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf die Erneuerbaren Energien ein. Er hat deutschlandweit über 2500 Mitglieder. Wir arbeiten nicht für eine Interessengruppe, sondern setzen uns dafür ein, dass wir den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt übergeben.
Ich sollte hier auch erwähnen, dass unser Verein für die Beschäftigung mit den Fragen des Klimawandels gut gerüstet ist, weil viele unserer Mitglieder und Freunde hauptberuflich im mathematisch-naturwissenschaftlichen und technischen Bereich tätig sind und uns ihre Erfahrungen immer wieder - ohne geschäftliche Eigeninteressen - ehrenamtlich zur Verfügung stellen.
Wir arbeiten zum größten Teil ehrenamtlich und als Idealisten. Aber Appelle, die nur von Idealisten befolgt werden, halten wir nicht für ausreichend. Denn hier geht es um den Schutz des Lebens. Deshalb muss der Staat strikte Gesetze erlassen, die JEDEN Bürger verpflichten, nicht nur die Idealisten. Ich erinnere an die Einführung der Gurtpflicht oder an das Verbot der Kinderarbeit oder daran, dass der Staat den Bau von Deichen zum Schutz der Küstenregionen aus den Steuerbeiträgen ALLER Bürger bezahlt, auch derjenigen, die sich auf den Bergen sicher fühlen.

Wie kommt es zum Klimawandel

Die Gesetze, auf die wir drängen, sollen den Kohlendioxidausstoß von Wirtschaft und Gesellschaft so rasch wie möglich beenden, denn der erhöhte Gehalt an Kohlendioxid ist die wichtigste Ursache für den Treibhauseffekt. (Folie 1)

Folie 1 - Treibhauseffekt- vereinfacht dargestellt

Treibhauseffekt - vereinfacht dargestellt

CO2 lässt kurzwelliges Licht von der Sonne bis zur Erde durch.
Die Erdoberfläche erwärmt sich und strahlt überschüssige Wärme in den Weltraum ab. CO2 fängt einen Teil der abstrahlenden Wärme ab.

 

Der Klimawandel wird verursacht vorwiegend durch die Nutzung der fossilen Energieträger Kohle, Erdgas und Erdöl und dessen Abkömmlinge Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin. Bei ihrer Verbrennung entsteht CO2. Das CO2 lässt die sichtbaren Sonnenstrahlen ungehindert bis zum Erdboden. Der Erdboden wird erwärmt und strahlt die Wärmeenergie wieder in den Weltraum ab. Die zunehmende Zahl der CO2-Moleküle in der Atmosphäre erschwert jedoch die Wärmeabstrahlung, so dass sich die Atmosphäre langsam erwärmt. Gegenüber dem Beginn der Industrialisierung beträgt die Erwärmung der Atmosphäre und der Oberfläche der Meere schon fast ein Grad.
Wer die Erde ganzheitlich wie einen lebenden Organismus mit einem fein austarierten Temperaturgleichgewicht betrachtet, ist alarmiert. Als Arzt würde er sagen, sie hat bereits „Erhöhte Temperatur“. Und leider steigt die Temperatur weiter.
Das IPCC (international panel on climate change) - eine Beratungsrunde der UNO von Klimawissenschaftlern aus aller Welt warnt dringend vor den Folgen, falls die Temperatur um insgesamt mehr als 2 Grad ansteigt.
Wir halten bereits die bisher eingetretenen Erwärmungen für nicht mehr hinnehmbar, denn schon jetzt treten gehäuft Hurricans und Taifune auf, die ganze Städte unter Wasser setzen, wie z.B. der Wirbelsturm Katrina, der New-Orleans zerstörte. Oder Kyrill, oder die Oderflut...
Und schon jetzt beginnen die Eiskappen an den Polen zu schmelzen. Würden wirklich alle Gletscher und das Grönlandeis und ein Teil des antarktischen Festlandeises ins Meer rutschen, so könnte innerhalb weniger Generationen der Meeresspiegel so ansteigen, wie Folie 2 zeigt.

Folie 2 - Norddeutschland unter Wasser

Deutschland nach 100 Meter Meeresanstieg

 

Sie glauben nicht, dass in der Antarktis so viel Eis vorhanden ist?...
Die Antarktis ist größer als ganz Europa und sie ist mit einer Eisschicht bedeckt, die an der dicksten Stelle fast fünf Kilometer dick ist. Durchschnittlich beträgt die Dicke etwa 2 Kilometer. Stellen Sie sich Europa von Gibraltar bis Helsinki unter einem 2 km dicken Eispanzer vor!
Ich zeige die Karte von Norddeutschland unter Wasser, um uns alle an unsere Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen zu erinnern. Ohne Kenntnis dieser Gefahr würden manche Maßnahmen, die unser Verein fordert, sonst nur schwer zu akzeptieren sein.
So aber wird jeder verstehen: Wir dürfen unseren Kindern nicht ein versinkendes Land hinterlassen. Und deswegen darf es keine Toleranz mehr gegen die weitere Verbrennung der fossilen Brennstoffe geben.
Wer sich für die Entstehung des Treibhauseffektes genauer interessiert, dem empfehle ich den weltberühmten Film von Al Gore, „Eine unbequeme Wahrheit“, der die Zusammenhänge in einfacher Weise für jeden verständlich darstellt. Der Film ist in der Diagnose des Problems hervorragend, aber die Therapievorschläge bleiben ungewiss und ungenügend.
Gerade unsere Jugend erwartet konsequentere Maßnahmen. Dazu will ich Ihnen einen Protestsong zu Gehör bringen. Für die Älteren unter uns hört er sich vielleicht etwas ungewohnt an, aber inhaltlich ist diesem
diesem Rap-Song voll zuzustimmen. Diese CD können Sie bei uns anfordern. Sie lag auch dem Solarbrief 2/07 bei.

Rap-Song spielen und Folie 3 - Refrain zeigen

Wollt ihr wirklich einfach nur weiter zusehen,
anstatt die Angebote der Natur zu nutzen,
einfach zusehn, wie die Probleme zunehmen
und wir Schritt für Schritt unsre Zukunft verschmutzen?
Seid ihr wirklich zufrieden mit diesem Trend?
Wenn nicht, nützt es nicht, vor der Wahrheit zu fliehen.
Was wir brauchen das sind 100 Prozent:
anstatt AKW's - Erneuerbare Energien

 
Diese CD können Sie bei uns anfordern.

Und warum kommen die Erneuerbaren Energien nur so langsam voran?

Sie können sich vorstellen, dass die Energiewirtschaft die Erneuerbaren Energien nicht will, denn die Erneuerbaren Energien - speziell Sonnen- und Windenergie im Binnenland - müssen auf großen Flächen sozusagen „geerntet“ werden. Da es in unserem dichtbesiedelten Land keine großen freien Flächen mehr gibt, bleibt nur die Möglichkeit, eine große Anzahl von dezentral verteilten Kleinflächen zu nutzen, die bereits anderweitig genutzt werden, z.B. Hausdächer für die Solarenergie oder Ackerland für die Windenergie. Auf diese Millionen von Kleinflächen haben die Eigentümer besseren Zugriff als die Energiewirtschaft. Gerade die Sonnenenergie und die Windenergie im Binnenland sind deshalb Bürger-Energien und werden von der Energiewirtschaft als ungewünschte Konkurrenz betrachtet.
Die Energiewirtschaft stellt sogar „Sachbearbeiter“ ein, die speziell die Erneuerbaren Energien verhindern sollen (Folie 4).


Folie 4 - Verhinderung von Eigenerzeugungsanlagen

... Der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit liegt zum einen in der Sicherung des Umsatzes durch Verhinderung von Stromeigenerzeugungsanlagen (z.B. Erkennen von Eigenerzeugungsgefahrenpotentialen) ...

 
Als wir eine Kopie dieser Stellenanzeige erhielten, glaubten wir zuerst an eine Fälschung - ein fake, wie man neudeutsch sagt - besonders wegen der grotesken und erhellenden Wortschöpfung „Eigenerzeugungsgefahrenpotentiale“. Doch dann erhielten wir die Originalausgabe der Märkischen Allgemeinen Zeitung, Das hier gezeigte Stellenangebot der MEVAG vom 29.03.97 zeigt den festen Willen der Energiewirtschaft, sich den gewinnbringenden Verkauf von Energie nicht aus der Hand nehmen zu lassen.
Diese wirtschaftlichen Interessen sollten Sie kennen, damit Sie von der Irrationalität der öffentlichen Diskussion nicht allzusehr überrascht werden.
Wir als Ansprechpartner und Kummerkasten für die Betreiber von Solarstromanlagen erfahren fast täglich von den Schikanen der Stromnetzbetreiber und erleben in der öffentlichen Diskussion ihre Irreführungskampagnen. Inzwischen wundern wir uns über fast nichts mehr.
Strategie der Energiewirtschaft ist das Verbreiten von Zweifeln am Klimawandel und am Potential der Erneuerbaren Energien und an ihrer Sinnhaftigkeit.
Ich möchte nun gerne mit Ihnen - liebe Zuhörer - einen kleinen Test durchführen: Wer von Ihnen hat schon die Behauptung gehört, dass Photovoltaikanlagen bei ihrer Herstellung mehr Energie verbrauchen, als sie später wieder liefern können? Ich bitte Sie einmal um Ihr Handzeichen.
Obwohl diese Behauptung durch drei Studien widerlegt wurde, bei denen zweimal sogar die Forschungsstelle für Energiewirtschaft selbst beteiligt war, wird diese hinterhältige Falschbehauptung immer wieder geschickt unter das Volk gebracht.
Sogar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung habe ich sie schon gelesen. (04.06.2004, Nr. 128 auf Seite 1). Hier gleich die Richtigstellung: Tatsächlich erzeugen Solaranlagen im Lauf von 20 Jahren etwa siebenmal so viel Energie, wie zu ihrer Herstellung benötigt wurde.
Oder das Märchen von den Schattenkraftwerken, die angeblich unter unnützem Brennstoffverbrauch ständig gleichzeitig mit den Windparks betrieben werden müssten, um bei Windstille oder bei Abschaltung der Windanlagen wegen zu viel Wind sofort einspringen zu können. Wer hat davon schon gehört?
Tatsächlich sind „Schattenkraftwerke“ schon deshalb nicht nötig, weil die Stromnetzbetreiber die zu erwartende Windleistung mit Hilfe immer weiter verbesserter regionaler Wettervorhersagen in ihrer Kraftwerksplanung berücksichtigen.
Außerdem ist die Europäische Stromwirtschaft darauf vorbereitet, sogar den unerwarteten Ausfall von zwei Großkraftwerken auszugleichen, indem sie zunächst die Reserven ihrer Pumpspeicherkraftwerke einsetzt und innerhalb von Minuten einige ihrer in Teillast arbeitenden Kraftwerke auf volle Leistung hochfährt. Diese Einsatzreserve kann natürlich auch beim Ausfall eines oder mehrerer Windparks eingesetzt werden.
Nun zu weiteren Irreführungen: So erschien z.B. im Jahr 26.06.93 in allen großen Deutschen Tageszeitungen eine Anzeige mit dem Text: „Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 Prozent unseres Strombedarfs decken.“
Folie 5 – Anzeige

Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 Prozent unseres Strombedarfs decken.

 
Diese Anzeige erschien, obwohl eine Studie an der Universität Hannover aus dem selben Jahr ergeben hatte, dass in der Großstadt Aachen bei konsequenter Nutzung der Sonnenenergie in der Jahressumme 65 Prozent des Strombedarfs (auch der Aachener Industriebetriebe z.B. Uniroyal und Talbot-Wagonbau usw) gedeckt werden konnten.
Folie 6 - 65% Sonnenenergie

65% des jährlichen Strombedarfs in Aachen
kann durch Solarzellen auf den Dächern der Stadt gedeckt werden.

Diplomarbeit am Institut für Elektrowärme der
Universität Hannover im Juni 1993

 
Die Anzeige mit den 4 Prozent wurde überall gelesen. Sogar Frau Merkel wiederholte den Text in ihrem ersten Rundfunkinterview als frischgebackene Umweltministerin.
Die Studie mit 65% Solarenergie dagegen verschwand im Panzerschrank und dem Verfasser der Studie wurde strikte Verschwiegenheit auferlegt - ähnlich wie das sonst bei Forschungsarbeiten in der Wehrtechnik geschieht.
Und warum hat die Energiewirtschaft so viel Erfolg mit ihren irreführenden Darstellungen?
Unglücklicherweise stehen die meisten Energieexperten im Dienst der Energiewirtschaft. Und viele Politiker holen sich energietechnischen Rat immer noch bei den sogenannten „Fachleuten“ der Energiewirtschaft.
Und unglücklicherweise sind die meisten Zeitschriften auf die Einnahmen aus Werbeanzeigen der Energiewirtschaft angewiesen. So werden Politik und Öffentlichkeit nicht zutreffend über die Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien informiert.
Folie 7 - Der SPIEGEL " Windmühlenwahn" und Ruhrgas-Werbung

 

Auf der Titelseite die Ankündigung des Artikels "Windmühlenwahn. Auf der hinteren Umschlagseite der selben Ausgabe eine ganzseitige Werbung von E.ON Ruhrgas

 
Im SPIEGEL Nr. 14/2004 erschien ein Hetzartikel zur Windenergie "Der Windmühlenwahn - Vom Traum umweltfreundlicher Energie zur hoch subventionierten Landschaftszerstörung", in dem nahezu sämtliche Vorurteile gegen die Windenergie aufgewärmt wurden ... und auf der hinteren Umschlagseite der selben Ausgabe erfolgte prompt die Belohnung für die Zeitschrift, eine mit zigtausend EURO bezahlte Werbeanzeige von E.ON-Ruhrgas. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!
Zwei Redakteure des SPIEGEL (Gerd Rosenkranz und Harald Schumann) kündigten daraufhin ihre langjährigen Stellungen bei dieser Zeitschrift aus Protest gegen die Verletzung der unabhängigen Berichterstattung und veröffentlichten eine eigene Darstellung der Verhältnisse auf dem Energiemarkt im Internet unter http://www.netzeitung.de/medien/280662.html
Die falsche Information der Bevölkerung darf uns nicht gleichgültig sein. Von Hermann Scheer, Träger des alternativen Nobelpreises 1999 und Präsident von EUROSOLAR stammt dazu der aus dem Solarzeitalter 4/2006 auf Folie 8 zu lesende Kommentar.
Folie 8 - No future Mentalitäten

„(...) man darf eine Gesellschaft nicht mit der Gefahrenbeschreibung allein lassen. Es ist sozialpsychologisch ein zwingendes Gebot, im selben Atemzug den Weg aufzuzeigen, wie wir der Gefahr noch entkommen könnten. Wird das unterlassen, ist die wahrscheinliche Reaktion einer schweigenden Mehrheit nicht etwa deren massenhafte Aktivierung, sondern das Ausbreiten von "no-future"-Mentalitäten, Apathie, Lethargie, Nihilismus.
Wird das zum Massenphänomen, kommt die Zerstörung der "moralischen Ökologie" noch vor der der physischen Ökologie. Dann geht der Zivilisation das Wichtigste verloren, was sie für ihr Überleben braucht, nämlich genug aktive Kräfte, die sich für ein kollektives Überleben engagieren."

 

So empfehle ich als zweites das Buch „Energieautonomie“ von Hermann Scheer, Mai 2005, Verlag Antje Kunstmann, München. In diesem Buch zeigt Scheer, wie dringend und naheliegend die Umstellung der Energieversorgung auf HEIMISCHE Erneuerbare Energien ist. Dieses mitreißende Buch zeigt auch, wie die gegenwärtigen Machtstrukturen der Energiewirtschaft eingesetzt werden, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu verhindern.
Besonders wendet sich Scheer gegen die Vorstellung, dass der Umstieg auf Erneuerbare Energien eine volkswirtschaftliche Last sei, der sich ein Land möglichst entziehen solle.
Dieser Irrtum ist der Grund dafür, dass auf endlosen Klimakonferenzen die Staaten ergebnislos darum feilschen, um wieviel Prozent der CO2-Ausstoß ihrer Kohlekraftwerke vermindert werden soll.
Wussten Sie, dass die Konferenz im Dezember 2007 in Bali bereits die 13. internationale Klimakonferenz seit 1992 ist?

Wer zwingt uns eigentlich, klimaschädigende Kohlekraftwerke durch neue Kohlekraftwerke zu ersetzen, die um drei oder fünf Prozentpunkte weniger CO2 ausstoßen, dafür aber das Klima mindestens vierzig zusätzliche Jahre heftigst schädigen werden? Warum steigen wir nicht sofort auf eine CO2-freie Technik um? Warum werden die fossilen Energien nicht international geächtet?
Zunächst brauchen wir einen Paradigmenwechsel!
Was ein Paradigma ist? Dazu erzähle ich Ihnen am besten eine Geschichte aus der Anfangszeit unseres Vereins:
Wir hatten unsere Solarstromvorführanlage am kürzesten Tag des Jahres, bei bedecktem Himmel und leichtem Nieselregen auf einem Platz in Aachen aufgebaut. Das trübe Licht reichte natürlich nicht aus, unsere drei handelsüblichen Haushaltsgeräte: Schlagbohrer, Küchenmaschine und Stichsäge gleichzeitig anzutreiben, aber immerhin - die Stichsäge alleine lief noch wacker und hoppelte mit herausgenommenem Sägeblatt über das Pflaster. Wir waren wirklich stolz auf die gelungene Vorstellung. Doch keiner der vielen Vorübergehenden blieb stehen.
Schließlich sprach ich einen intelligent aussehenden jungen Mann an - vermutlich einen Studenten der Technischen Hochschule - ob ihn diese Vorführung denn nicht interessiere. Seine verächtliche Antwort war niederschmetternd: „Ihr habt da irgendwo eine Batterie versteckt“.Er wollte sich auch nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Ähnlich reagierten weitere Passanten. Seitdem machen wir unsere Vorführungen nur noch bei schönem Wetter.
In der Verhaltenswissenschaft wird der Begriff Paradigmenparalyse verwendet. Damit wird beschrieben, dass logische Denkprozesse – und in der Folge konsequentes Handeln – durch längst überholte Paradigmen gelähmt (paralysiert) oder verhindert werden können.
Das überholte Paradigma, dem die Mehrzahl unserer Politiker noch unterliegt, lautet: „Auf die konventionellen Energien können wir nicht verzichten“.
Wir müssen dieses alte Paradigma durch ein neues ersetzen. Das neue Paradigma lautet:

Eine Umstellung der Energieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien ist möglich und notwendig.

Deutschland kann zu 100% aus Heimischen Energien versorgt werden. Diese Erkenntnis ist nicht nur von nationaler, sondern auch von globaler Bedeutung, weil Deutschland das Land ist, bei dem diese Aufgabe besonders schwer zu erfüllen ist.
Ich will das kurz erklären: Die Erneuerbaren Energien brauchen Flächen, auf denen sie „geerntet“ werden können; Flächen zur Montage von Solaranlagen, Flächen zur Aufstellung von Windanlagen.
Die Bodenfläche von Deutschland ist klein, wenn man sie zu dem erheblichen Energiebedarf des Industriestandorts Deutschland ins Verhältnis setzt. Nur Japan und die Niederlande haben ein noch etwas ungünstigeres Verhältnis von Bodenfläche zu Energieverbrauch.
Und TROTZDEM kann Deutschland sich selber mit Erneuerbaren Energien versorgen. Wenn Deutschland das kann, können das auch alle übrigen Länder der Welt, die ein günstigeres Flächen-zu-Energieverbrauch-Verhältnis haben. Schon aus diesem Grund ist es in der gegenwärtigen Diskussion wichtig, den Nachweis für die nationale Lösung 100% zu führen.
Auf unserer Internetseite www.sfv.de finden Sie deshalb einen Beitrag von Dr. Eberhard Waffenschmidt, der diese nationale Lösung in einem Powerpointvortrag vorstellt. Auf Einladung kann der SFV auch Referenten stellen, die diese Lösung in einem öffentlichen Vortrag erläutern. Auf der selben Internetseite finden Sie auch Hinweise auf andere Studien zum Thema 100 Prozent Erneuerbare Energien.
Damit Sie sich besser mit dem Gedanken an eine Umstellung der Energieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien vertraut machen können, sind wir dabei, einen Energiewenderechner für Deutschland im Internet zu installieren. Er wird es jedem Benutzer ermöglichen, die unterschiedlichsten Kombinationen von Sonnenenergie- Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie auszuprobieren. So können Sie sich selber davon überzeugen, dass es eine Fülle von Variationsmöglichkeiten gibt, wie man die Aufgabe 100% für Deutschland lösen kann.
Sie können zum Beispiel den Anteil der Windenergie verringern und dafür den der Biomassenutzung erhöhen. Sie können den Anteil der Geothermie verringern und können zum Ausgleich mehr Flächen für die Solarthermie nutzen und zusätzlich Parkplätze und Innenstadtstraßen mit Überdachungen zur Aufnahme von Photovoltaik vorsehen. In jedem Fall zeigt Ihnen der Rechner in einer Bilanz an, ob die von Ihnen angenommene Lösungsvariante den von Ihnen angenommenen Energiebedarf einschließlich der für unvermeidlich gehaltenenen Speicherverluste decken kann.
Der Umstieg einer bedeutenden Industrienation auf Erneuerbare Energien bringt die Techniken in die preissenkende Massenproduktion - das gilt besonders für die Photovoltaik. Die Zeit ist nicht mehr fern, dass Solarstrom billiger erzeugt werden kann als Strom aus einem Dieselgenerator. Damit ist weltweit ein Durchbruch geschafft.
Der nächste Durchbruch wird erreicht, wenn Strom aus Solaranlagen mit Speicherbatterie die Kosten eines Kohlekraftwerkes und die dazugehörigen Verteilungskosten (Netzkosten) unterbieten kann.
So wird es möglich, dass Deutschland - ganz ohne internationale Verträge (Kyotoprotokoll und andere mühselige und unzureichende Verträge) - die Umstellung der Energieversorgung der ganzen Welt einleitet.
Das Motto lautet: Mit einer nationalen Vorreiterrolle globale Wirkungen erzielen.

Folie 9 - Nationale Vorreiterrolle

 

Die technischen Möglichkeiten

Zwei mutmachende Zahlenwerte möchte ich Ihnen mit Folie 10 zeigen.

Folie 10 – Mehr als 100% sind möglich

 

Da Bodenflächen in Deutschland knapp sind, plädieren wir für die Nutzung der Solarenergie vorrangig auf und an Bauwerken. Zur Abschätzung der maximalen Solarstromleistung brauchen wir die Dach- und Fassadenflächen aller Gebäude in Deutschland. Die sind jedoch beim statistischen Bundesamt nicht verfügbar. Bekannt sind nur die Flächen der (so wörtlich) „Gebäude und Freiflächen“ (23.938 qkm). Die „Freiflächen“ in diesem Begriff sind keine Ackerflächen sondern Gärten, Höfe, private Parkplätze und alles was so zu einem Grundstück dazugehört. Wir schätzen nun, dass mindestens 10% dieser „Gebäude und Freiflächen“ mit echten Gebäuden bestanden sind. Also etwa 10% der Gebäude- und Freiflächen sowie alle geeigneten Fassadenflächen sollte man mit Sonnenkollektoren zur Warmwassergewinnung oder Photovoltaikmodulen zur Stromgewinnung belegen. Man kann auf diese Weise etwa die Hälfte des derzeitigen Strombedarfs und des Warmwasserbedarfs decken. Falls man noch mehr Solarstrom benötigt, könnte man Lärmschutzwände und schließlich sogar Überdachungen von Verkehrswegen hinzunehmen.

Nun zur Windenergie im Binnenland
Auf landwirtschaftlich genutzen Flächen kann man ohne nennenswerte Einbußen an Nutzfläche Windparks errichten, die den Anbau von Nahrungsmitteln nur unwesentlich beeinträchtigen. Wenn wir auf 20% der landwirtschaftlich genutzten Flächen Windparks errichten würden, würden wir 640 Mrd. kWh pro Jahr ernten. Das ist deutlich mehr als der derzeitige Stromverbrauch in Deutschland (520 Mrd. kWh).
Die Zahlenwerte zeigen, dass wir gerade bei der Windenergie noch sehr große Spielräume haben. Würde man noch mehr Strom benötigen, so könnte man einen höheren Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche oder sogar Waldgebiete oberhalb der Baumwipfel mit Windparks bestücken. Das ist weder ein ökologisches noch ein wirtschaftliches, noch ein technisches Problem sondern ausschließlich eine Frage der Akzeptanz.
Bei der Akzeptanz spielen Gewohnheiten und Befürchtungen eine große Rolle. Aber Akzeptanz hängt auch damit zusammen, ob wir die Notwendigkeit der neuen Technik anerkennen und welche Alternativen wir sehen. Aus diesem Grund auch habe ich Ihnen anfangs das Überschwemmungsbild von Norddeutschland gezeigt.
Die Energiewirtschaft jedenfalls setzt alles daran, die Akzeptanz der Windenergie zu schädigen. Auf der sachlichen Ebene können wir diesen Versuchen entgegentreten und folgende Feststellungen treffen:

Das Flügelrauschen von WEA bei starkem Wind wird durch "natürliche"
Windgeräusche an Bäumen und Hausecken in der Nachbarschaft übertönt.

In einer Entfernung von 500 Metern sind WEA akustisch nicht mehr
wahrnehmbar.

Windanlagen erzeugen keinen unmerklichen schädlichen "Infraschall".

Trifft rythmischer Schattenwurf ein bewohntes Gebäude, so muss die WEA solange abgestellt werden.

Der Beitrag von WEA zum Elektrosmog ist nur in unmittelbarer Nähe messbar. Er nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab.

 
Aus Zeitgründen gehe ich nicht auf weitere Techniken der Erneuerbaren Energien ein, nicht auf Offshore-Windanlagen, auf Wasserkraft, auf Geothermie und Biomasse. Stattdessen will ich ein paar Worte zu der Frage verlieren, wie man das wetterbedingt wechselnde Angebot von Wind und Sonne ausgleichen kann.
Bisher hat man kaum daran gedacht, dass die anderen Erneuerbaren Energien, insbesondere Wasserkraft aus Talsperren, Geothermie und Biomasse gut geeignet sind, immer dann einzuspringen, wenn Sonne und Wind gleichzeitig eine „Schwächeperiode“ haben. Dazu müssen die erwähnten Kraftwerke in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert werden, damit sie nicht mehr im gleichförmigen Dauerbetrieb, sondern intelligent bedarfsorientiert mit erhöhter Leistung genutzt werden können. Noch fehlen hierzu die wirtschaftlichen Anreize.
Für die Nutzung der zu erwartenden Stromüberschüsse ist die Schaffung und Bereitstellung geeigneter Stromspeicher eine wichtige Voraussetzung für eine wirtschaftliche Nutzung der Erneuerbaren Energien Wind und Solarenergie.
Sie können die schnelle Weiterentwicklung der Batterietechnik im Alltag an der Entwicklung der Handys, der Laptops und der Hybridautomobile abschätzen. Hybridaustos können wahlweise mit flüssigem Treibstoff auf langen Strecken oder mit Elektroantrieb ohne direkte Emissionen in der Innenstadt fahren. Auf der diesjährigen Automobilmesse in Frankfurt wurden gleich mehrere neue Automobile mit sogenannten „Plug-In Hybridantrieb“ vorgestellt. Man kann sie an der Steckdose aufladen und sie können mit einer Batterieladung auch Langstrecken der Größenordnung 100 km mit Elektroantrieb fahren. Ihre Nachfolger wird man künftig an Tagen mit überschüssiger Wind- oder Solarenergie aufladen.
Soviel heute zum ersten Teil unseres Vorschlages: Vollständige Umstellung der Energieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien (Folie 11)

Folie 11 - Doppelstrategie

 

Den Energiehunger der Volkswirtschaften durch Einsatz von Intelligenz verringern

Ich möchte nun noch andeuten, wie wir auch den Energiehunger der Volkswirtschaften verringern können, ohne das Wirtschaftswachstum zu stoppen.

Gegenwärtig befindet sich die Menschheit in einer lebensbedrohlichen Zwickmühle: Jede Steigerung des Bruttoinlandprodukts wird bezahlt mit einem höheren CO2-Ausstoß.
Im Jahr 2006 z.B. hat der CO2-Ausstoß der Bundesrepublik wegen des Wirtschaftswachstums nicht ab- sondern um ein halbes Prozent zugenommen!!!
Das Wirtschaftswachstum sollte deshalb zukünftig - wenn überhaupt - nicht durch Einsatz von mehr Energie sondern durch Einsatz von mehr Intelligenz erreicht werden. Wie das funktionieren wird, kann ich aus Zeitgründen nur kurz andeuten: Wirtschaftswachstum basiert zur Zeit auf dem Einsatz von Energie. Dasrührt daher, dass Energie so maßlos billig ist.
Sie finden, dass Energie zu teuer ist? Dann raten Sie mal, wie teuer die elektrische Energie zu Haushaltsstrompreisen wäre, wenn Sie einen Bergsteiger mit Ausrüstung - insgesamt 100 kg - von Meereshöhe bis auf den Mt. Everest (8848 m) heben wollten

Folie 12 - Mit 40 Cent auf den Mt. Everest

 

Um Sie nicht mit Erinnerungen an den Physikunterricht zu quälen, nenne ich Ihnen ganz schnell die Lösung: Die elektrische Energie, die benötigt würde, um einen Bergsteiger mit voller Ausrüstung auf den Mt. Everest zu heben, kostet derzeit nur ca. 40 Cent.
Im Wirtschaftsleben werden große Gewinne mit der automatisierten Herstellung von Massenprodukten gemacht, weil Energie so billig ist.
Ich will das an einem Beispiel erläutern: Eine defekte Küchenmaschine durch eine neue zu ersetzen ist derzeit billiger als einen gut ausgebildeten Handwerker den Fehler suchen und reparieren zu lassen. Für die Neuanfertigung braucht man Automaten, die mit Energie angetrieben werden und man braucht Grundstoffe wie Kupfer, Stahl, Kunststoffgranulat, die mit hohem Energieaufwand aus den Bodenschätzen Kupfererz, Eisenerz, Erdöl gewonnen werden. Vereinfacht: Man braucht Energie und schädigt das Klima
Für die Reparatur würde man geschultes Personal brauchen. Vereinfacht: Man schont das Klima durch den Einsatz von Intelligenz und außerdem schafft man Arbeitsplätze.

Folie 13 - Umschichtung Abgabenlast

Umschichtung der Abgabenlast auf die Energiesteuer verteuert den Einsatz von Energie und verbilligt den Einsatz von menschlicher Intelligenz

 

Der Grund, warum trotzdem derzeit die Neuanfertigung bevorzugt wird, liegt darin, dass sie billiger ist.
Nun werden sicher einige von Ihnen darauf hinweisen, dass Energie aber doch schon sehr hoch besteuert wird. Dieser Eindruck täuscht jedoch ebenfalls.
Folie 14 Ungleichgewicht bei Steuern und Abgaben

6,6 Mrd. Stromsteuer
41,8 Mrd. Mineralölsteuer

48 Mrd.

389 Mrd. Sozialbeiträge
124 Mrd. Lohnsteuer

513 Mrd.

 

Bundesweit wird der Energieverbrauch steuerlich weit weniger als ein Zehntel so stark belastet wie die Arbeitsleistung von Personal mit Steuern und Sozialabgaben. Nur 48 Mrd. Euro gegenüber 513 Mrd.
Unser Vorschlag sieht deshalb vor, den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung zukünftig mit Hilfe einer erhöhten Energiesteuer zu finanzieren, damit personalintensive Betriebe höhere Gewinne erzielen; energieintensive Betriebe dagegen weniger Gewinne.
Lassen Sie mich einige personalintensive Wirtschaftszweige aufzählen, die davon einen Vorteil hätten:
• Forschung und Entwicklung
• Erziehung und Ausbildung
• Persönliche Zuwendung in Heil- und Pflegeberufen
• Instandsetzung
• Ökologische Landwirtschaft

Folie 15 - Energiesteuer und Energiegeld

Energiesteuer inanziert den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung und ermöglicht ein Energiegeld von 100 Euro monatlich für jeden Bewohner

 

Energiesteuer finanziert den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung und ermöglicht zusätzlich sogar ein Energiegeld von 100 Euro monatlich für jeden Bewohner.
Wichtig ist der soziale Ausgleich für den privaten Energieverbrauch, denn auch der wird teurer. Nach unserem Vorschlag wird jedem Einwohner des Landes vom Säugling bis zum Greis ein gleich hohes Energiegeld ausgehändigt in Höhe von 100 Euro monatlich. Dieses Energiegeld wird aus den erhöhten Energiesteuereinnahmen finanziert und entspricht den durchschnittlichen Mehrausgaben für die persönlich benötigte Energie.
Dies stellt einen Anreiz auch zum Energiesparen dar, denn wer mehr einspart als der Durchschnitt seiner Mitbürger, darf den überschüssigen Betrag des Energiegeldes trotzdem behalten.
Wir haben unser Konzept in der Zeitschrift Energie & Zukunft Nr. 2 ausführlich erklärt. Diese Zeitschrift können sie beim SFV anfordern.

Folie 16

 

Zusammenfassung:

Das wichtigste Ziel meines Vortrages war es, Ihnen zu zeigen: Der Klimawandel lässt sich nur mildern, wenn wir die Energieversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien umstellen. Dazu müssen wir das Paradigma der Hoffnungslosigkeit überwinden, indem wir bei uns im Land anfangen.
Ein Umstieg in der Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien ist sogar in Deutschland möglich.
Eine nationale Vorreiterrolle bedeutet volkswirtschaftlich einen Vorteil für unser Land. Sie wird die Erneuerbaren Energien in die preissenkende Massenproduktion bringen. Die Preise für konventionelle Energien dagegen steigen unaufhörlich. So werden die Erneuerbaren Energien weltweit wettbewerbsfähig. Damit kann unser Land den Anstoß für einen weltweiten Umstieg auf die Erneuerbaren Energien geben. Sie alle sind aufgerufen, beim Kampf gegen die Mutlosigkeit mitzuhelfen. Suchen Sie das Gespräch zu diesem Thema und geben zu erkennen, dass Sie die 100% selbstverständlich für möglich halten. Wenn Sie meinen Vortrag nachlesen wollen, so empfehle ich Ihnen unsere Internetseite www.sfv.de
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre interessierte Aufmerksamkeit.

Wenn Sie meinen Vortrag nachlesen wollen, so empfehle ich Ihnen unsere Internetseite www.sfv.de

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre interessierte Aufmerksamkeit.