Divide et impera (Teile und herrsche). Großkonzerne haben dieser alten Herrschaftstechnik eine neue Variante hinzugefügt, indem sie nicht die zu Beherrschenden, sondern die Probleme gemäß ihren Interessen aufteilen. Dazu zwei Beispiele:

Mit Steuerpolitik wollte man ursprünglich einen Anreiz für weniger CO2-Ausstoß im Kfz-Bereich bewirken.

Mehr als eine Treibstoffsteuer wäre nicht nötig gewesen. Sie hätte nicht nur der Entwicklung sparsamerer Motoren, sondern sogar der Markteinführung von Elektroautos gedient. Stattdessen hat man auf Vorschlag der Automobil- und Ölkonzerne das Problem in Teilprobleme zerlegt. Man hat Hunderte von verschiedenen Fahrzeugtypen und -Baureihen auf Prüfständen getestet, die weder die verschiedenen Verhaltensweisen der Fahrer (Bleifuß oder Schleichfahrt) noch die verschiedenen Straßen (Autobahn oder Innenstadt) noch das unterschiedliche Gelände (Gebirge oder Flachland) noch die verschiedene Beladung (Einzelfahrer oder Familienkutsche) berücksichtigten. Und zu allem Überfluss hat man den Ablauf der Prüfung auch noch durch die Herstellerfirmen selbst vorbereiten (und verfälschen) lassen. Über der Aufteilung des Problems hat man das eigentliche Ziel aus den Augen verloren.

Ein zweites Beispiel: Die Flüchtlingsfrage überschattet zur Zeit alle Diskussionen. Flüchtlinge aufnehmen, ist ein Gebot der Menschlichkeit. Aber wenn wir nicht gleichzeitig die Fluchtursachen bekämpfen, ist es eine Strategie ohne Zukunft. Es gibt ja so viele Fluchtursachen, heißt es dann: Religiöser Wahnsinn, Machtinteressen, Korruption, planerische Unfähigkeit, Geldgier und vieles mehr. Alles Ursachen, die wir nicht ändern können! Dabei fällt auf, dass der Klimawandel nur selten aufgezählt, oft sogar in Abrede gestellt wird. Das Wort "Klimaflüchtling" hört man kaum. Hier kommen die Fossilkonzern-Interessen ins Spiel. Für mich war es deshalb ein ermutigendes Erlebnis, dass kürzlich ein CDU-Bundestagsabgeordneter sich den Zusammenhang bereitwillig erklären ließ.
Der Klimawandel führt z.B. dazu, dass Gletscher wegschmelzen und danach die aus ihnen gespeisten Bäche und Flüsse versiegen, dass Seen austrocknen, dass Trinkwasser knapp wird, ganze Landstriche unfruchtbar werden, Ernten ausbleiben und die Landbevölkerung in die Städte abwandert. In den Städten wächst dadurch ein Reservoir entwurzelter und verzweifelter Menschen, die für Hassparolen anfällig sind.
Auch das Ausbleiben der Regenfälle kann zur Katastrophe führen. Eine Studie des 'Lamont-Doherty Earth Observatory' der Columbia Universität in New York stützt diese These: Die Rekorddürre, die Syrien im Zeitraum 2006 bis 2010 heimsuchte, könnte einer der Auslöser für den Volksaufstand 2011 gewesen sein. Die bislang schlimmste Dürre in der Region hat die Landwirtschaft im ehemals fruchtbaren Norden Syriens zerstört. Mittellose Bauern wurden in die Städte getrieben, wo Armut, Missmanagement der Regierung und weitere Faktoren zu dem Aufstand im Frühjahr 2011 führten. Dann kamen die Giftgaseinsätze und die Fassbomben durch das Assad-Regime, und der brutale Terror des IS. Was ist nun hier der Fluchtgrund, was ist die Ursache? Wichtiger ist die Frage: Was können wir ändern!

Bei weiterem Ausstoß von CO2 wird es zu einem weiteren Temperaturanstieg kommen. Die einzige nachhaltige Lösung ist deshalb der Umstieg auf CO2-freie Techniken. Die Jahre von 2000 bis 2009 haben den Beweis erbracht, dass es funktionieren kann. Von Jahr zu Jahr wurden damals mehr Solaranlagen und größere Windanlagen installiert. Doch dann schoben die Vertreter der Stromwirtschaft die Lösung nebensächlicher Teilprobleme vor (divide et impera).

  • Fernleitungen sollen überschüssigen Windstrom aus Norddeutschland dorthin bringen, wo die Atomkraftwerke stillgelegt werden. Keine Rede davon, dass der Windstrom nur an wenigen Tagen Überschüsse in Norddeutschland erbringt, an viel mehr Tagen aber nicht einmal zur Versorgung Norddeutschlands ausreicht, so dass Speicherbau die angemessene Maßnahme wäre.
  • Keine Rede davon, dass man ja auch in Süddeutschland neue Windanlagen errichten könnte.
  • Braunkohlekraftwerke mit höherem Wirkungsgrad sollten gebaut werden. Keine Rede mehr von einem Umstieg auf eine CO2-freie Technik.
  • Der Ausbau der Erneuerbaren Energien soll verlangsamt werden, angeblich, damit der Bau der (unnötigen) Fernleitungen in Ruhe geplant und durchgeführt werden kann.

Immer neue angebliche Teilprobleme werden aufgetischt als Vorwand dafür, die Beseitigung des Grundproblems weiter hinauszuschieben.
Dem Motto der Großkonzerne: "Divide et impera" setzen wir deshalb unsere Dringlichkeitsreihenfolge entgegen: An erster Stelle steht für uns der Klimaschutz und Schutz vor Radioaktivität. Und Teilziele akzeptieren wir nur, wenn sie sich diesem Hauptziel unterordnen.

Ihr SFV- Geschäftsführer,
Wolf von Fabeck