Um was ging es?

Der SFV war in seiner Rundmail vom 1.2.2013 mit der Forderung nach einem Schluss mit den Experimenten am EEG sowie einer erneuten Darstellung unseres Speichervorschlags in die Öffentlichkeit gegangen:
 

Schluss mit den Experimenten am EEG

Der Solarenergie-Förderverein protestiert auf das Schärfste gegen alle Planungen, die Zahlung der gesetzlichen Einspeisevergütung von irgendwelchen Nebenbedingungen abhängig zu machen.

Das EEG mit seinen zentralen Komponenten Einspeisevorrang, Abnahme- und Vergütungsverpflichtung ist das einzige, derzeit wirksam funktionierende Klimaschutzinstrument. Wir dürfen uns in Verantwortung für zukünftige Generationen keine "Pausen" in der Umstellung unserer Energieversorgung leisten.

Wenn der Gesetzgeber eine gerechtere Verteilung der Lasten anstrebt, so hat er dafür viele Möglichkeiten, ohne die Säge an Kernbestandteile des EEG anzulegen.


 

Der darauf folgende Schriftwechsel mit Ralf Dyllick wird nachfolgend auszugsweise wiedergegeben, zeigt er doch, dass es deutliche Unterschiede in der Deutung der aktuellen energiepolitischen Herausforderungen gibt.

Am 01.02. antwortete Herr Dyllick auf unsere Rundmail wie folgt:

„Seitdem ich meine erste PV-Anlage im Sommer 2012 in Betrieb genommen habe, bin ich Mitglied des SFV. Ich fand und finde es gut, dass es den SFV als Interessenvertretung der Solarstrom-produzenten gibt.

Nun fühle ich mich aber in der Außenkommunikation immer weniger vom SFV vertreten. Einerseits ist es der schrille, alarmistische Ton, der mich besorgt. Andererseits beunruhigt mich die ständige Wiederholung von [..] Ideen (Speicherkonzept) [..].

Ich stimme mit den Aktivitäten des SFV insoweit überein, dass wir etwas tun müssen, um diesen Planeten für die lebenden und zukünftigen Generationen zu bewahren. Mir stößt die Argumentationsweise des SFV in dieser Hinsicht aber als überzogen auf. [..] Warum? Energiepolitik muss immer mehreren Zielen gerecht werden und findet in einem streng limitierenden Kontext statt. Die alleinige Unterordnung der deutschen Energiepolitik unter dem Ziel Klimaschutz – so verstehe ich die Kommunikation des SFV – und der Missachtung von anderen Fehlentwicklungen entspricht nicht meiner Sicht einer ausgewogenen Politik.

Auch ist die Argumentation des SFV nicht stringent. Mit Vehemenz wird der dezentrale Speicherausbau befürwortet. Der SFV bleibt aber die Antwort schuldig, mit welcher Technologie das geschehen soll [..] Der Aufbau von Bleispeichern in GWh-Skalen ist alles andere als ein Geschenk für zukünftige Generationen. Nickel-Cadmium kann es wohl auch kaum sein und auch Power-to-Gas wird es wohl im dezentralen Maßstab kaum geben. Ich habe bereits in einer früheren Wortmeldung auf dieses Defizit im Speicherkonzept des SFV hingewiesen. Ich wiederhole diesen Hinweis und verweise darüber hinaus auf den partiellen Widerspruch zum selbst gegebenen Weltrettungsmandat des SFV.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass der SFV weniger alarmistisch und mehr realistisch kommuniziert. Die Energiewende findet in Deutschland in rasendem Tempo statt. 7GW+ PV Neuleistung in 2010, 2011 und 2012 sind nur ein Symbol dafür. Deutschland ist damit weltweit in führender Position. Selbst das atomgeschädigte Japan ist meilenweit hinter uns. Die Institutionen in Deutschland haben es jedoch noch nicht geschafft, diesen raschen Wandel mitzumachen. Auch gibt es dafür weltweit keinen Blueprint. Wie integriert man 25% variable erneuerbare Energien in ein von Grundlastkraftwerken dominiertes System? Wie gleicht man Last und Produktionsunterschiede in einem unzureichend ausgebauten Übertragungsnetz aus? Wie kann ein Strommarkt, der auf Produktionsgeboten zu marginalen Kosten basiert, bei immer mehr wachsenden erneuerbaren Kapazitäten funktionieren? Das Stromnetz ist kein Experimentierkasten. Änderungen sind bis zu einem gewissen Grad von den bestehenden technischen Systemen und Institutionen absorbierbar, es gibt aber auch Wendepunkte [..], wo ein System entweder ins Positive oder Negative kippt. Diese Gefahr besteht in Deutschland. Dieser Gefahr sollte der SFV Rechnung tragen. Sollte es zu einem landesweiten Blackout kommen, dann ist die Solarförderung in Gänze Geschichte. Das kann nicht das Ziel des SFV sein - meines ist es nicht.
Beste Grüße, Ralf Dyllick

Allgemeine Antwort von Alfons Schulte, SFV am 13.02.2013, die er auch an Herrn Dyllick sandte :

Ist der SFV zu radikal in seinen Forderungen?

Eine zusammenfassende Reaktion auf kritische Stimmen zu unseren Rundmails

Uns erreichen dankenswerter Weise immer wieder Antwortschreiben auf unsere Veröffentlichungen, z.B. auf unsere Rundmails. Dabei sind neben vielen zustimmenden Meldungen auch kritische Anmerkungen zu hören. Mit einigen Argumenten kritischer Leser möchten wir uns in diesem Beitrag auseinandersetzen.

1. Wessen Interessen vertritt der SFV?
Der SFV ist satzungsgemäß ein gemeinnütziger Umweltschutzverein. In unserer Satzung heißt es dazu einleitend: „Zweck des Vereins ist Umweltschutz durch Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energien, insbesondere der Sonnenenergie, sowie durch umweltschonende Nutzung und Einsparung von Energie.“ Als gemeinnütziger Umweltschutzverein sehen wir uns in erster Linie den Interessen der kommenden Generationen verpflichtet, die selber keine Lobby für ihre Belange haben. Wir schämen uns für die Bedenkenlosigkeit, in der in Politik und Wirtschaft der augenblickliche Gewinn über die Daseinsvorsorge für die Nachkommen gesetzt wird.

2. Ist der SFV eine Interessenvertretung der dezentralen Solarstromerzeuger?
Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat uns gezeigt, dass bei den Betreibern dezentraler Solaranlagen das größte Interesse und das höchste Potential für eine rasche Ausweitung der Solarstromerzeugung zu finden ist. Mit einer gewinnbringenden Einspeisevergütung und einfachen Rechtsgrundlagen können Konflikte mit den Stromnetzbetreibern vermieden werden und kann ein nicht zu überbietendes Tempo in der Umstellung der (dezentralen) Energieversorgung erreicht werden. Aus diesem Grund fordert der SFV solche Rahmenbedingungen, die gut zu den kleinen privaten Anlagenbetreibern passen. Hier sind die Interessen nahezu deckungsgleich. Einschränkungen gibt es lediglich in solchen Fällen, in denen die Interessen der Anlagenbetreiber mit ökologischen Notwendigkeiten kollidieren. Daher besteht der SFV weiterhin auf einer Bevorzugung gerade der verbrauchernahen Kleinanlagen gegenüber den „billigeren“, aber Flächen beanspruchenden Freiflächenanlagen.

3. Warum mahnt der SFV so eindringlich zu mehr Tempo in der Umstellung der Energieversorgung?
Der Klimawandel hat in der Tat ein beängstigendes Tempo angenommen. Alle Klimakonferenzen der letzten Jahre sind praktisch ergebnislos geblieben. Bis auf die noch zaghaften „Alleingänge“ von einzelnen Staaten (u.a. Deutschland) hat es noch keine globale Bewegung zum Klimaschutz gegeben. Das IPCC (der sog. „Weltklimarat“) vereint Wissenschaftler und Klimaforscher aus allen Staaten der Welt, auch aus solchen, die dem Klimawandel eher skeptisch gegenüberstehen. Wenn sogar dieses Gremium zu der Erkenntnis gelangt, dass der aktuelle Klimawandel menschengemacht ist und maßgeblich auf die massive Verbrennung fossiler Energieträger zurückzuführen ist, so dürfen dessen Warnungen nicht einfach ignoriert oder in den Wind geschlagen werden. Wenn aber – auch von offizieller europäischer und deutscher Seite – der irrige Eindruck erweckt wird, als ob dem Klimawandel durch internationale Verhandlungen begegnet werden könne, so sind „alarmistische Töne“ nicht nur angebracht, sondern notwendig und unvermeidbar. Wie sonst soll den Menschen, die sich nicht täglich mit der Energie- und Klimaschutzproblematik auseinandersetzten, deutlich gemacht werden, wie bedroht unsere Zukunft und insbesondere die unserer Kinder ist und wie zaghaft und teilweise falsch die von offizieller Seite vorgesehenen Maßnahmen sind. Leider ist es aber so, dass selbst im Umfeld der Umweltschutzverbände kaum Konsens zu erzielen ist, welche Schritte zum Klimaschutz und wie schnell ergriffen werden müssen. Viele Umweltschutzvereine sind zwar um Klimaschutz bemüht, beziehen aber bereits im Vorfeld abgemilderte Positionen, die sie für „der Öffentlichkeit vermittelbar“ und damit konsensfähig halten. Sind diese Vereine auch noch von der Zuwendung öffentlicher Mittel abhängig, so können sie nur solche politischen Forderungen erheben, die eine weitere Zuwendung öffentlicher Mittel nicht gefährden. So kommt es, dass in der öffentlichen Diskussion von Umweltschutzverbänden oftmals „weichgespülte“ Positionen vertreten werden, die nach unserer Überzeugung keineswegs geeignet sind, eine der Bedrohung angemessene, und damit radikale Wende bei der gesamten Energieversorgung herbeizuführen.

Vor dem Hintergrund der Klimabedrohung und dem Misserfolg aller bisherigen Klimakonferenzen ist der von der Bundesregierung geprägte und im Konsens fast aller im Bundestag vertretenen Parteien besetzte Begriff der Energiewende unserer Meinung nach eine Irreführung. Wird doch eine Umstellung der Stromversorgung erst bis 2050 und auch zu nur mindestens 85 Prozent angestrebt. Wenn wir allerdings so lange warten und bis dahin weiter fossile Brennstoffe nutzen, werden selbst die schlimmsten Befürchtungen des IPCC übertroffen werden. Hinzu kommt, dass etliche Politiker unter Energiewende nur den Ersatz von Atomenergie durch Braunkohle verstehen. Der SFV nimmt in der öffentlichen Diskussion die Rolle eines Mahners ein, der seine Forderungen und Vorschläge nicht an der Konsensfähigkeit, sondern an den Notwendigkeiten (der Bedrohungslage) ausrichtet. Das mag für viele – sicher auch für einige SFV-Mitglieder – radikal erscheinen, wir sind jedoch als unabhängiger Verein davon überzeugt, dass wir unsere Stimme klar und deutlich in die Öffentlichkeit bringen müssen, auch wenn dies für viele sehr unbequem sein mag.

4. Sind die ständigen Forderungen des SFV nach beschleunigtem Ausbau von Onshore-Windenergie, Photovoltaik und der sofortigen Einführung dezentraler Speicher begründet?
Es ist sicher so, dass die Energiepolitik nicht allein vor dem Hintergrund des Klimawandels gesehen werden darf. Viele unterschiedliche Aspekte spielen hier eine Rolle: Versorgungssicherheit, Zugang für alle Menschen zu ausreichend Energie, Umweltfreundlichkeit, Bezahlbarkeit, Effizienzsteigerung, Energieeinsparung durch Wärmedämmung, KWK, Markteinführung für Power-to-Gas und Power-to-Liquid, höhere Anreize für Solarthermie und Wärmespeicherung und viele mehr. Es bedeutet keine Überheblichkeit gegenüber denjenigen, die sich z.B. um die Reaktivierung eines kleinen Wasserkraftwerkes verdient machen, oder ihr Haus dämmen, wenn wir ihre Anstrengungen weglassen. Im Gegenteil, wir begrüßen ihre Anstrengungen und hoffen, dass sie nicht ermüden. Aber wir wenden uns an die Politik und möchten vermeiden, dass über der Vielfalt der Notwendigkeiten der Blick für die Rangfolge der Notwendigkeiten verloren geht: Mit viel mehr Windenergie und Solarenergie schaffen wir die Grundlage für eine wirkliche Energiewende, die den Namen verdient. Wenn die Speicherkomponenten hinzukommen, so ist die Umstellung vollständig möglich.

5. Warum schockiert der SFV die Öffentlichkeit ständig mit Extremforderungen?
Wenn wir unsere Ideen veröffentlichen, dann versuchen wir, die Umstellung der Energieversorgung „aus heutiger Sicht zu Ende zu denken“ und nicht nur den nächsten (kleinen) Schritt. Hier setzt ja auch unsere Kritik an der Energiepolitik der jetzigen Regierung an. Es ist klar, dass es für die Energiewende keinen „Blueprint“, kein Patentrezept geben kann, denn diesen Weg ist bisher noch kein Land gegangen. Umso mehr halten wir es jedoch für notwendig, dass die Politik den Bürgern erklärt, wie sie die komplexe Umstellung aus heutiger Sicht durchführen würde und welche Maßnahmen sie dazu einleitet. Da zu argumentieren, wie dies auch Umweltminister Altmaier in öffentlichen Auftritten tat, es könne gar nicht das von einigen geforderte Gesamtkonzept für die Energiewende geben, da niemand die Ergebnisse von Forschung und Entwicklung in den nächsten Jahren vorhersehen könne, ist nach unserer Überzeugung ein Ablenkungsmanöver. Ohne ein zu Ende gedachtes Gesamtkonzept kann die Politik nicht die richtigen Rahmenbedingungen setzen, die aus heutiger Sicht notwendig sind um in Richtung des Ziels ambitioniert voranzuschreiten. Genau hier liegt ein Kernproblem der schwarz-gelben Energiewende: Da eine genaue Zielvorstellung fehlt und das Ziel zudem noch in so weiter Zukunft liegt, werden viele Dinge sich selbst oder „dem Markt“ überlassen. Der Markt jedoch hat nur Sensoren für heutige und bestenfalls für morgen antizipierte Preisentwicklungen, nicht jedoch kann er von sich aus den Weg zu einer vollständigen Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien ebnen, denn der Markt verfügt über keine Instrumente, Schäden durch die fossile und atomare Energiebereitstellung von morgen und übermorgen schon heute so auf die Preise abzubilden, dass daraus die richtigen Entwicklungen in Gang gesetzt werden. Deswegen ist ja gerade die Politik gefragt, ein schlüssiges Umstiegskonzept so zu definieren, dass die Entwicklung in die gewünschte Richtung läuft. Den Politikern der FDP und speziell Herrn Wirtschaftsminister Rösler sei gesagt: Der Markt kann immer nur Mittel zum Zweck sein, niemals aber Selbstzweck! Wir möchten jedoch auch nicht missverstanden werden. Wenn wir die aus unserer Sicht notwendigen Schritte fordern, so müssen wir doch immer wieder eine Überprüfung unserer Positionen vornehmen. Das haben wir bereits einmal in spektakulärer Form getan, als wir der bis dahin von uns geforderten energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe ausdrücklich abgesagt haben.Nicht nur Ergebnisse von Forschung und Entwicklung, auch gesellschaftliche Entwicklungen, (globale) politische Veränderungen und nicht zuletzt der Klimawandel selbst werden uns immer wieder zwingen, unser Konzept zu überprüfen und zu überdenken. Das entbindet uns jedoch nicht von der Verantwortung, die aus heutiger Sicht notwendigen Schritte klar und deutlich zu formulieren und zu fordern. Wenn wir neben dem beschleunigten Ausbau der Onshore-Windenergie und der Photovoltaik heute so vehement die Einführung (dezentraler) Speicher fordern, dann deshalb, weil wir davon überzeugt sind, dass Speicher die noch fehlende Schlüsselkomponente für die Energiewende darstellen. Kaum jemand mit Sachverstand bezweifelt heute noch, dass es technisch möglich ist, auch in Deutschland praktisch nur aus Wind und Sonne die gesamte benötigte Energie zu beziehen. Allerdings: Die Sonne scheint bekanntlich nicht immer und der Wind weht auch nicht entsprechend dem Bedarf. Die Ungleichgewichte in Erzeugung und Verbrauch können zwar durch Netze räumlich besser verteilt, niemals aber durch Netze allein ausgeglichen werden. Selbst ein europaweites oder sogar bis Nordafrika reichendes „Supergrid“ würde diesen Ausgleich ohne entsprechende Speicherkapazitäten nicht leisten können. Denn an manchen Tagen gibt es nirgendwo in ganz Europa genügend Sonne und Wind. An diesem Punkt führt uns die heutige Politik in die Irre: Sie lässt uns glauben, der Ausbau des Übertragungsnetzes würde noch auf mittlere Sicht ausreichen, erste Speicher würden allenfalls ab etwa in acht bis 10 Jahren benötigt. Wer so argumentiert vergisst oder verdrängt, dass – im Gegensatz zur regenerativen Erzeugung von Wind- und Solarenergie – die Speicher noch entwickelt werden müssen. Es hat etwa 10 Jahre EEG bedurft, um durch Anreize einer Gewinn versprechenden Vergütung zu einer Verbilligung durch Massenproduktion zu kommen, wie wir sie bei der Photovoltaik gesehen haben. Ein ähnlicher Weg liegt für die Speicher noch vor uns. Außerdem wird von denjenigen, die Speicher erst viel später für notwendig erachten, übersehen, dass schon heute und mit zunehmender Tendenz Situationen im Stromnetz entstehen, in denen aufgrund von Überproduktion massiv Strom auf Kosten der Endverbraucher ins Ausland „verschleudert“ wird. Der SFV ist sich dessen bewusst, dass die heute verfügbaren Technologien (Bleibatterien und Lithium-Ionen- Batterien) das Speicherproblem nicht vollständig werden lösen können, sie können aber ein erster Schritt sein. Neue Techniken wie NaS-Speicher oder Redox-Flow-Systeme müssen entwickelt und zur Serienreife gebracht werden. Das braucht Zeit. Deshalb müssen wir jetzt beginnen, auch wenn es zunächst zusätzliches Geld kostet. Darüber hinaus müssen neben den (dezentralen) Batterien für die Solaranlagen speziell für windschwache Zeiten Techniken zur Langzeitspeicherung in Angriff genommen werden, damit sie uns in einigen Jahren zur Verfügung stehen. Eine Schlüsselfrage im Zuge der Energiewende wird jedoch die Strukturfrage sein. Wir müssen uns die Frage beantworten, wie die Struktur einer vollständig regenerativen Energieversorgung in Deutschland aussehen soll. Wird dies eine vorwiegend dezentrale, auf ganz Deutschland verteilte Erzeugungs- und Speicherinfrastruktur sein oder eine weiterhin zentrale. Der SFV bezieht hier eindeutig Position: Wir setzen auf eine dezentrale Erzeugungs- und Speicherstruktur. Der wichtigste Grund ist für uns, dass die Akteure in einem dezentralen System ein eigenes Interesse am schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien haben. Außerdem: Nur so können unnötige Transportwege (=Netze) eingespart und die Versorgungssicherheit im Katastrophenfall gewährleistet werden. Zudem gelangt so ein Großteil der Verantwortung für die zukünftige Versorgung zurück in Bürgerhand. Dezentrale Lösungen haben zudem den Vorteil, dass sich vielfach die Vernetzung von Strom-, Wärme- und Verkehrsbereich besser und effizienter realisieren lassen. Die Energiewende bietet die große Chance, das bestehende Monopolsystem zu überwinden. Wir im SFV-Vorstand sind davon überzeugt, dass die Energiewende viel zu wichtig ist als sie den Gewinnerzielungs-interessen der institutionellen Eigentümer der heutigen Strom- oder Ölkonzerne bzw. Übertragungsnetzbetreiber zu überlassen. Insofern hat die Energiewende – wenn sie in dezentralen Lösungen mündet – das große Potential einer Rückgewinnung von Bürgerautonomie, wie Hermann Scheer es formuliert hat.

Am 21.02.2013 antwortete Herr Dyllick auf das Schreiben von Herrn Schulte wie folgt:


Sehr geehrter Herr Schulte,

ich weiß Ihre Rückmeldung sehr wohl zu schätzen. Insbesondere eine so ausführliche hätte ich nicht erwartet.

Und noch aus einem zweiten Grund weiß ich Ihre Rückmeldung zu schätzen: Es ist offensichtlich, dass Sie einerseits mein Schreiben aufmerksam gelesen und sich andererseits auch bemüht haben, sich auf meine Argumente einzulassen. So erkannte ich an unterschiedlichen Stellen in Ihrem Dokument meine Wortwahl wieder.

Wenn ich dieses Schreiben und Ihre früheren Emails richtig deute, dann war ich nicht der einzige, der sich kritisch zur Kommunikation des SFV Vorstands geäußert hat. Vielmehr interpretiere ich meine Rolle als zufälligerweise derjenige "Kritiker", der im Vorstand zum Anlass genommen wurde, eine generelle Stellungnahme zu verfassen. Ich finde es ein sehr gutes Zeichen, wenn sich der Vereinsvorstand in dieser Art und Weise mit den Rückmeldungen aus der Basis auseinandersetzt.

Ich habe Ihr Schreiben mehrmals gelesen und auch nicht unmittelbar geantwortet. Ich wollte ein paar Nächte drüber schlafen. Nun nach einigen Tagen (und Nächten) der Reflexion komme ich für mich zu dem Schluss, dass Ihre Position und die meinige wohl unvereinbar weit auseinander liegen.

Dies soll kein Werturteil sein, sondern eine nüchterne Feststellung, da es ein "richtig" oder "falsch" in diesem Sachverhalt nicht gibt.
Ich stimme mit Ihnen grundsätzlich in der Analyse der Bedrohungslage überein: Der Klimawandel ist eine ungeheure Gefahr für das Leben auf diesem Planeten. Es ist offensichtlich, dass insbesondere die noch ungeborenen Generationen, die keine eigene Interessenvertretung haben, am stärksten davon betroffen sein werden. Der Konsens in der Analyse kontrastiert jedoch mit dem offensichtlichen Dissens über die abgeleiteten Implikationen.

• Der SFV betont die deutsche Verantwortung und fordert ein "schneller, schneller" in der Energiewende. (Zitat: "Warum fordert der SFV eindringlich zu mehr Tempo in der Energiewende"). Vor diesem Hintergrund wird die deutsche Politik als "zaghaft" interpretiert und das erneuerbare Energie-Ziel von 85% bis 2050 als zu wenig und zu langsam bezeichnet. Für den SFV gibt es keine Frage: Das Primat der Energiepolitik muss die Nachhaltigkeit sein.

• Demgegenüber meine Position: Ich sehe die Verantwortung Deutschlands und befürworte das gute Beispiel, mit dem unsere Heimat voranschreitet. Gleichzeitig sehe (ich) aber nicht, dass Deutschland im Alleingang den Klimawandel aufhalten kann. Ich betone den internationalen Kontext. Ich bin kein großer Freund der Energiepolitik der CDU-FDP Regierung, aber im internationalen Vergleich ist sie immer noch vorbildlich und die Leistungen Deutschlands werden in der Welt bestaunt und bewundert. Ich finde das 85% Ziel bis 2050 ein gutes und sehr ambitioniertes Ziel. Wir sollten uns darauf konzentrieren, dieses Ziel zu erreichen, ohne die anderen Ziele der Energiepolitik aus den Augen zu verlieren: Wirtschaftliche Entwicklung und vor allem Versorgungssicherheit. Das ist für mich das vorrangige Ziel der Energiepolitik und alle anderen Aspekte müssen sich dieser Maxime unterordnen.

Ich habe es in meinem letzten Schreiben schon gesagt, ich wiederhole es hier und ergänze es um einen weiteren Aspekt: Sollte es in Deutschland zu einem Versorgungsproblem kommen, dann werden im Kalenderjahr drauf die Atomkraftwerke wieder angeworfen und die EEG-Förderung nur noch eine Erinnerung sein. Ein bedächtiges Vorgehen ohne Überlastung der bestehenden Institutionen ist allein daher schon angebracht. Weiterhin muss man damit rechnen, dass andere Länder sich von Deutschland als Vorbild abwenden würden, wenn so etwas passiert. Weder das eine noch das andere kann in unserem Interesse sein.

Es gibt noch eine weitere Dimension, in der wir uns unterscheiden, nämlich bezüglich der Gerechtigkeit. Sie betonen die Intergenerationengerechtigkeit. Dies ist mit Sicherheit absolut richtig. Ich denke aber auch, dass wir die soziale Gerechtigkeit in den heute lebenden Generationen nicht vernachlässigen dürfen. Wenn die Energiewende weiterhin als Instrument der Umverteilung von unten nach oben wahrgenommen wird, dann droht die gesellschaftliche Haltung gegen die Energiewende zu drehen. Mit einer Erosion der gesellschaftlichen Unterstützung der Energiewende stehen alle Klimaschutzziele auf der Kippe.

Nach dieser allgemeinen Einleitung möchte ich noch auf einzelne Passagen Ihres Textes eingehen und sie kommentieren. Der Unterschied zu meinen Kommentaren oben ist, dass wir in den folgenden Punkten nicht nur in der Bewertung, sondern auch in der sachlichen Analyse auseinanderliegen.

• "Wir schämen uns für die Bedenkenlosigkeit, in der Politik und Wirtschaft der augenblickliche Gewinn über die Daseinsberechtigung für die Nachkommen gesetzt wird." Die Vertretung von Partikularinteressen kann aus der Politik nicht wegdiskutiert werden. Soweit gebe ich Ihnen recht. Aber der Weiterbetrieb von Atom- und Braunkohlekraftwerken ist nicht allein auf dem Gewinnbestreben der Betreiber gegründet. Es gibt weitere und stichhaltige Argumente für deren Weiterbetrieb. Dabei handelt es sich auch um so wichtige Institute wie Rechts- und Investitionssicherheit und ist auch dem internationalen Wettbewerb geschuldet, dem wir in Deutschland ausgesetzt sind.

• „Mit einer gewinnbringenden Einspeisevergütung und einfachen Rechtsgrundlagen können Konflikte mit den Stromnetzbetreibern vermieden werden..." Der Gesetzgeber hat in einem vergleichsweise einfachen Gesetz (dem EEG) die Lasten der Energiewende sehr einseitig auf die Netzbetreiber verlagert. Dank der darin enthaltenen klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten liegt es nun bei den Stromnetzbetreibern, mit den wachsenden Externalitäten des raschen Erneuerbaren-Ausbaus fertig zu werden. Mit einem solchen Vorgehen beugt man Rechtsstreitigkeiten vor, Konflikte werden damit aber in keinster Weise vermieden. Ich würde eher sagen im Gegenteil, Fronten verhärten sich und werden, wenn auch nicht vor Gericht, so doch an anderen Orten ausgetragen. Analogie auf das private Leben: Konflikte mit der Ehefrau gehen auch nicht weg, nur weil man Sie auffordert, sich mit der Situation anzufreunden. Ihre Argumentationsweise empfinde ich als äußerst naiv und der Komplexität der Interessenlagen inadäquat.

• "Wenn wir unsere Ideen veröffentlichen, dann versuchen wir, die Umstellung der Energieversorgung aus heutiger Sicht zu Ende zu denken und nicht nur den nächsten kleinen Schritt." Für mich muss die Forderung nach einer Beschleunigung der Energiewende mehr sein als die Forderung nach einem Speicherförderungsprogramm und der Fortführung der Einspeisevergütungen. Auch wenn technisch heute machbar, so erweist sich in der Realität die Umsetzung deutlich langwieriger als geplant. Noch schlimmer: Wie soll eine Umsetzung geplant werden, wenn man gar nicht weiß, was geändert werden muss. Ich betone nochmals die Überforderung der bestehenden Institutionen (Nobelpreisträger Douglas North als Aushängeschild der neuen Institutionenökonomie definierte Institutionen als "humanly devised constraints that shape human interactions"). Eine solche Institution sind die bestehenden Strommärkte. Aus meiner Sicht werden diese in Zukunft bei weiterem Ausbau der Erneuerbaren ihre allokative Koordinationsfunktion verlieren. Dann muss ein neues Modell her. Dieses Modell ist weder in der Forschung und geschweige denn in der Politik auch nur angedacht. Auch der SFV sagt dazu kein Wort. Den eigenen Anspruch "Ideen bis zum Ende zu denken", finde ich daher sehr gewagt.

• Zu Ihrem Speicherkonzept: Sie begründen die Förderung von heutigen Speichern auf dreierlei Art: 1. Speicher zur Integration von mehr PV und Wind in die Netze; 2. als Mittel zur Preisreduktion durch Massenproduktion und 3. zur Förderung von Forschung und Entwicklung. Ich bin voll auf einer Linie mit Ihnen, was das erste Argument angeht. Bei Argument Nr. 2 und 3 wäre ich vorsichtiger. Es bestehen weltweit schon große Produktionskapazitäten für Blei und Lithiumbatterien, die ohne jedes Zögern als Massenmärkte bezeichnet werden können: In jedem Auto steckt eine Bleibatterie, in (fast) jedem Handy eine Lithiumbatterie. Damit sind diese Technologien in einem ganz anderen Lebenszyklus als es PV und Wind vor 15 Jahren waren, bevor diese die wohlbekannte Erfahrungskurve durchlaufen haben. Die fantastischen Lern- und Skaleneffekte, wie sie bei der Photovoltaik zu sehen waren, wird es bei diesen Speichersystemen daher wohl nicht geben. Speicher werden dann zwar billiger, aber nicht in den Größenordnungen, die man sich erhofft. Zu Argument Nr.3: Den bestehenden Technologien wird ein eher geringes Entwicklungspotential zugeschrieben. Durch die vorgeschlagene Förderung werden aber vor allem diese existierenden Technologien gefördert. Revolutionäre Technologien (Power-to-Gas) profitieren davon nur sehr indirekt. Also muss man sich die Frage stellen, ob diese sehr indirekte Förderung innovativer Technologien ein effizientes Instrument ist.

• Zu der Diskussion der Strukturfrage dezentral vs. zentral: Aus meiner Sicht kommen wir an einem starken Netz (d.h. Netzausbau) auch bei einer dezentralen Struktur nicht vorbei. Im Gegenteil, die dezentrale Struktur verursacht und wird in Zukunft auch weiterhin massive Netzanpassungen nach sich ziehen. Dies lässt sich heute schon auf Verteilnetzebene beobachten. Viele Verteilnetzbetrei­ber geben viele Millionen Euro für Netzverstärkungen aus, um ihrer gesetzlichen Anschlusspflicht von Wind und Solaranlagen nachzukommen (siehe oben zum Thema Konflikte). Und auch auf Übertragungsnetzebene wird vermutlich stark ausgebaut werden müssen: Aufgrund der variablen erneuerbaren Stromproduktion ist der aus der Nutzung von unterschiedlichen Erneuerbaren resultierende Diversifizierungseffekt von großer Wichtigkeit. Diese Diversifikation lässt sich jedoch nur über starke Netze realisieren. Die Alternative ist die Schaffung von Überkapazitäten auf dezentraler Ebene (Produktion und Speicher) – eine ökonomisch keinesfalls effiziente Methode zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Gerne diskutiere ich diese Fragen weiter mit Ihnen. [..}
Ich hoffe, meine Argumente regen weiter die Diskussion im Vorstand des SFV an. Ralf Dyllick

Antwort von Alfons Schulte vom 02.03.2013 an Herrn Dyllick

Sehr geehrter Herr Dyllick,

zunächst vielen Dank für Ihre ausführliche Rückmeldung. Es freut mich, dass Sie sich so gründlich mit unseren Argumenten auseinander gesetzt haben und so ausführlich Stellung genommen haben. [..] Ich will unten nur auf wenige Punkte kurz antworten, ansonsten die beiden Sichtweisen aber einfach nebeneinander stehen lassen:

Ein zentraler Punkt, in dem unsere Beurteilung differiert, ist Ihr Zweifel, dass Deutschland im Alleingang den Klimawandel aufhalten kann.

Wir haben diesen Zweifel nicht. Wenn Deutschland oder ein anderes großes Industrieland die Solarenergie und die Stromspeicherung durch Massenanwendung so weit verbilligt, dass sie wettbewerbsfähig wird gegen fossile Kraftwerke, dann erzielen wir einen weltweiten Effekt. Große Umwälzungen in der Technik sind nie durch internationale Verträge in Gang gesetzt worden.

Der SFV-Vorstand ist der Auffassung, dass wir angesichts der Bedrohungslage nicht auf internationale Abmachungen warten können. Die Geschichte der Klimakonferenzen zeigt eindringlich, dass dieses Warten zu praktisch gar nichts führen wird, außer direkt in den Klimakollaps. Als Alternative bleibt nur, eine Koalition der Willigen zu schmieden. Jedes Land, das davon überzeugt ist, dass die Umstellung der Energieversorgung (und weiterer Aspekte unserer Lebensführung) zur Vermeidung einer Klimakatastrophe unvermeidbar ist, sollte ambitioniert vorangehen und sich von anderen nicht aufhalten lassen. Diese Umstellung als "Last" zu verstehen, ist eines der zentralen Missverständnisse unserer Zeit. Hermann Scheer spricht von den großen Chancen, die sich daraus ableiten: Energieautonomie, Selbstbestimmung, Re-Demokratisierung, Vermeidung von Konflikten um Ressourcen, ... . Ein "weiter-so wie bisher" wird über kurz oder lang eh zu großen Problemen führen. Natürlich erfordert ein ambitioniertes Vorangehen Mut, aber hier geht es um nichts weniger als die Zukunft unserer Kinder!

Wir vom SFV-Vorstand sehen die Versorgungssicherheit als eine zentral wichtige Aufgabe des Energiesystems. Wir sagen ja auch nicht, dass alle konventionellen Kraftwerke von heute auf morgen abgeschaltet werden sollen. Nur: Die Anreize müssen in die (aus heutiger Sicht) richtigen Technologien geleitet werden. Neben einem forcierten Ausbau der Erneuerbaren Erzeugungsleistung bedeutet dies auch flexible (Gas-)Kraftwerke, die die Schwankungen der Erneuerbaren schnell ausregeln können. Stattdessen werden aber nicht Gaskraftwerke, sondern neue Kohle und insbesondere die besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke neu gebaut und ans Netz gebracht. Ein nicht funktionierender Emissionshandel (die Zertifikatspreise bewegen sich nahe Null) führt dazu, dass die klimaschädlichen Kraftwerke die klimafreundlichen aushebeln. Wir haben in Deutschland weniger ein Problem des "zu wenig" an Erzeugungskapazität, sondern eher eins des "zu viel". Ohne Verzicht auf die Versorgungssicherheit wäre es längstens angebracht gewesen, die schlechtesten Braunkohlemeiler stillzulegen. Unflexible Grundlastkraftwerke (Braunkohle und Atom) sind nun einmal nicht mit einer schnell fluktuierenden Erneuerbaren Stromversorgung kompatibel. Hier liegt das Problem!
Auch an diesem Punkt haben wir es in der Hand, welchen Akteuren wir die Energiewende anvertrauen wollen. Das ist selbstverständlich auch eine soziale Frage. Jede weitere Konzentration auf Großkonzerne - wie sie die jetzige Bundesregierung mit der Priorität für die Offshore-Windenergie im Blick hat - führt zu der von Ihnen vorgezeichneten Umverteilung von unten nach oben. Werden jedoch Bürger die Akteure der Energiewende (z.B. in Bürgersolarparks, in Bürgerwindanlagen, etc.) so bleibt diese Umverteilung weitgehend aus. Unabhängig davon müssen sozial Benachteiligte aus Steuermitteln Hilfe zu einer angemessenen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten. Dies ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und nicht nur eine Frage von steigenden Energiepreisen.

Der Bereich der Netzbetreiber ist heute ein durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) regulierter Bereich. Die Unternehmen dürfen mit festgelegten Renditen auf ihr eingesetztes Kapital kalkulieren und stehen damit besser da als manch anderer Betrieb im internationalen Wettbewerb. Dass wir in Deutschland eine derartige Zersplitterung bei Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern haben, ist teilweise historisch bedingt, sicher aber auch eine Fehlentwicklung, der die Politik nicht rechtzeitig entgegengewirkt hat.

Ich gebe Ihnen an vielen Stellen Recht. Die Umstellung ist eine komplexe Aufgabe und auch wir haben natürlich nur Teilaspekte davon betrachtet. Das heißt aber nicht, dass die bestehenden Institutionen nicht schneller reformiert werden könnten. Die rasante Entwicklung im Telekommunikationsbereich zeigt, wie schnell das gehen kann. Von dieser (aus unserer Sicht notwendigen) Transformationsgeschwindigkeit ist der Energiesektor heute noch weit entfernt.

Wir müssen im Speicherbereich weit über die heute verfügbaren Technologien hinaus denken. Es kann sein, dass wir mit Lithium- und Bleibatterien die Skaleneffekte nicht bekommen, die wir benötigen, aber vielleicht mit innovativen neuen NaS-Lösungen. Das wird Zeit brauchen, deshalb müssen wir JETZT beginnen. Gleiches gilt für die Power-to-Gas- oder Power-to-Liquid-Technologie für die saisonale Speicherung.

Der Verteilnetzausbau, den Sie erwähnen, ist bei der dezentralen Lösung unverzichtbar. Allerdings wird sich der Übertragungsnetzausbaubedarf verringern, wenn gleich die entsprechenden Speicherkapazitäten dezentral mit eingeplant werden. Ein System aus dezentralen Lösungen, die (im Notfall) als Teilnetz isoliert funktionieren können, ist allemal robuster und krisensicherer als ein auf Pan-Europa ausgelegtes Verbundsystem, das nur als Ganzes funktioniert.