Wer hat die älteste Solaranlage?
Anlage aus dem Jahr 1991: Familie Lukes
Die Solaranlage der Familie Lukes aus Wolfenbüttel ist nicht nur in Bezug auf ihr Alter die Nr. 1 – auch was die Erträge betrifft, können wir vor dieser Leistung nur den Hut ziehen. Seit 34 Jahren läuft die 2 kWp-starke Anlage ohne eine einzige Reparatur. Die Aus- wertung der Ertragsdatenbank von 2024 zeigt, dass es keinen nennenswerten Rückgang der Erträge gibt: Die Anlage liefert pro kWp immer noch nah am bundesweiten Durchschnitt. Chapeaux! Trotz etlicher Hürden bei der Realisierung lässt sich zweifellos resümieren: Es hat sich gelohnt!
Hermann Lukes: „Eine PV-Anlage genehmigt zu bekommen, war damals ein unglaublicher Akt. Die Kommune hatte gar keine Vorstellung davon, wie eine PV-Anlage auf dem Dach überhaupt aussieht und war skeptisch. Da unser Haus ein Reihenhaus mit drei weiteren Parteien ist, mussten wir von allen Nachbarn eine schriftliche Einverständniserklärung einholen, die uns zum Glück alle gerne gewährten. Auch hinsichtlich der Baugenehmigung gab es etliche Hürden: Die Statik des Dachstuhls musste im Bauvorantrag geprüft und als geeig- net bewertet werden und ein Schlosser musste bescheinigen, dass die Unterkonstruktion sicher und das Dach dennoch dicht bleiben würde. „Panzertauglich“ nannte der Schlosser die Konstruktion am Ende – für die paar Module also mehr als ausreichend stabil.
Warum wir den Aufwand damals auf uns genommen haben? Nun ja, als uns der Aufruf zum 1000-Dächer Programm erreichte, bei dem auch unsere Stadtwerke teilnahmen, sagte mir mein Sohn: „Vati, du wolltest doch schon immer was für die Umwelt machen! Das ist die Gelegenheit“. Und so nahm alles seinen Lauf. Mein Dach wurde mit seiner Südausrichtung, 35° Neigung und nicht vorhandene Beschattung durch Bäume oder andere Häuser als geeignet bewertet und mit den Zuschüssen von Bund, Kommune und Stadtwerke sowie der Auflösung meines Bausparvertrags war die Finanzierung von 55.000 DM gesichert. Das Beste aber ist, dass die Anlage bis heute einwandfrei läuft. Die Erträge, die ich seit der Installation notiert habe, zeigen keinen nennenswerten Leistungsabfall. Selbst die zwei Wechselrichter musste ich nie austauschen. Meine Devise ist hier übrigens: Finger weg von der Anlage – keine Reinigung, und erst recht kein Schnee wegschieben! Einmal musste ich nach etlichen Jahren die Anlage wegen einer Fenstermontage abnehmen lassen: Die Module waren tadellos sauber. So läuft es jetzt seit 34 Jahren.“
Anlage aus dem Jahr 1993: Helmut Geng
Etwas unglücklicher lief es für Helmut Geng: Im Jahr 1993 wurde seine 3,1 kWp große Solaranlage im Rahmen des 1000- Dächer-Programms installiert – mit etwas holprigem Betrieb.
Helmut Geng: „So eine Anlage zu betreiben, war damals kein Selbstläufer. Täglich wurde morgens im Keller der Wechselrichter auf Funktion geprüft, da der Schütz bei Sonnenaufgang zeitweise den Wechselrichter nicht einschaltete. Dann musste man die internen Sicherungsschalter mehrmals aus und wieder einschalten, in der Hoffnung, dass er startet und der Schütz einrastete. Außerdem kam es bei Gewittern in der Umgebung regelmäßig vor, dass die DC-FI-Schalter in den Schaltkästen und im Wechselrichter ansprachen. In solchen Fällen war ein schnelles Nachjustieren erforderlich – vom Dachboden zurück in den Keller, um die Schalter wieder einzuschalten. Trotz dieser kleinen Unannehmlichkeiten läuft der Wechselrichter nach einer einzigen Reparatur auch nach 32 Jahren noch zuverlässig.
Nach fünf Jahren Betrieb wurde jedoch immer weniger Energie erzeugt, bis es zum Totalausfall von drei der sechs Strings kam. Der Grund war eine neuartige Verbundfolie, die die Zellverbinder von fast allen Modulen löste (auch an den Hotspots zu sehen). Einige langwierigen Gespräche später wurden alle 60 Module (noch auf Garantie) ausgetauscht. Die ausführende Firma verschraubte leider Module sehr mangelhaft, so dass nach drei Jahren wieder ein großer Teil der Module ausfiel. Es mussten alle Module mit neuen Dosendeckeln versehen werden, was mich anteilig über 1100 € kostete. Dies hielt mich jedoch nicht davon ab, im Jahre 2005 eine weitere 3 kWp Anlage auf meinem Hausdach installieren zu lassen.“
Anlage aus dem Jahr 1994: Peter Cramer
Auch Peter Cramer kann von kaputten Teilen viel erzählen. Probleme machten bei ihm die neuen Wechselrichter – das jedoch direkt 13 Mal in Folge. Am Ende kam die alte Trafotechnik zum Einsatz und löste das Problem.
Peter Cramer: „Im Jahr 1994 ging unsere Solaranlage in Betrieb – damals die zweite netzgekoppelte PV-Anlage in Schwäbisch Hall. Bei Inkrafttretens des EEG fiel die Anlage zum Glück noch nachträglich in die Förderung und profitierte somit ebenfalls von der damals attraktiven Einspeisevergütung. Ohne die EEG-Vergütung
hätte sich die PV-Anlage mit der 1994 gültigen Einspeisevergütung von nur 17,3 Pfennig pro kWh erst in etwa 131 Jahren amortisiert! Probleme machten anfangs nur die Wechselrichter: Die neuen Geräte von Solarkonzept fielen innerhalb der ersten Monate reihenweise aus – insgesamt 13 Stück. Zum Glück wurde jedes Mal
schnell Ersatz geliefert und eingebaut. Der Mühe überdrüssig, schlug Solarkonzept schließlich den Tausch in einen damals bereits veralteten Trafowechselrichter vor, der darüber hinaus mit 3 kW auch noch zu groß für die 2,475 kWp-Anlage war, aber bis heute anstandslos läuft. Ein Repowering nach Ablauf der Förderung kam nie in Frage, da wir die Lebensdauer der Anlage und den wenig verminderten Ertrag testen wollte – und auch aus Umweltgründen keinen unnötigen Elektronikschrott produzieren wollte. Inzwischen feierte die Anlage ihren 31. Geburtstag."
Anlage aus dem Jahr 1992: Familie Nölke
Die Kosten pro Kilowatt installierter Solarleistung betrugen 1990 über 17.000 DM. Eine Solaranlage war ein teures Investment. Mit dem damaligen 1000-Dächer-Programm kam es zu einer ersten finanziellen Förderung. Davon hat auch Jürgen Nölke profitieren können …
Jürgen Nölke: „Auf meinem Haus sind zwei PV-Anlagen installiert: eine von 1992 mit 1,4 kWp und eine von 1996 mit 1,98 kWp Leistung. Die Investitionskosten beliefen sich damals auf 35.000 und 30.000 DM. Im Rahmen des 1000-Dächer-Programms förderte der Staat die Anlagen mit jeweils 25.000 bzw. 14.000 DM. Zusammen mit der höheren EEG-Einspeisevergütung, die wir ab 2002 erhielten, amortisierten sich die Anlagen finanziell im Jahr 2010 – also nach 20, bzw. 14 Jahren Laufzeit und insgesamt 10 Jahren Einspeisevergütung. Ab 2010 konnten Gewinne verzeichnet werden, in Summe ca. 4100 Euro im Vergütungszeitraum – auch weil die Anlagen tadellos funktionierten, was damals niemand garantieren konnte. Ganz rund lief es jedoch nicht: Einmal musste der Wechselrichter ausgetauscht werden und 2014 gab es einen Steinschlag: Glücklicherweise brach nur das Glas und die Reparatur war vergleichsweise unkompliziert. Bis heute haben beide Anlagen zusammen 82.000 kWh Strom produziert.
Anlage aus dem Jahr 1994: Thomas Schultze
Viele Solaranlagen, die vor 2000 installiert wurden, haben im Laufe der Jahre ihr Betriebsmodell mehrfach gewechselt: Von der ursprünglichen Überschusseinspeisung über die volle Einspeisung ins Netz, bis hin zur Rückkehr zum Eigenverbrauch. So auch Familie Schultze: Mit Einführung des EEG 2000
stiegen die Vergütungen deutlich, sodass sie ihre Anlagen auf Volleinspeisung umstellten, um wirtschaftlich zu profitieren.
Thomas Schultze: „Unsere PV-Anlage gehört zu den ersten Anlagen auf einem Zweifamilienhaus. Bis zum Jahr 2000 lief die Anlage auf Überschusseinspeisung und es konnten etwa 23 % des PV-Stroms von den zwei Wohneinheiten im Haus verbraucht werden. Ab Juli 2000 wurde der gesamte Strom ins Netz gespeist, mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 2.430 kWh. Als 2022 die Anlage aus der Vergütung fiel, wurde sie wieder auf Eigenverbrauch umgerüstet. Die durchschnittliche Jahresproduktion hat sich seitdem nicht geändert – im Gegensatz zu unserem Stromverbrauch, den wir durch Einsparmaßnahmen um 30 % reduzieren konnten. Reparaturen gab es übrigens in der gesamten Zeit nur eine: Der Wechselrichter musste im August 2008 ausgetauscht werden.“
Anlage aus dem Jahr 1994: Familie Schenk
Statt nur das Betriebsmodell zu wechseln, wurde bei vielen Häusern mit Auslauf der EEG-Förderung die ganze PV-Anlage ausgetauscht. Herr Schenk zeigt mit seiner 3 kWp Anlage von 1994, dass ein Repowering einer Anlage nicht zwangsläufig ihr Ende bedeutet.
Rainer Schenk: „Damals war die 63.000 DM teure PV-Anlage die erste Netzgekoppelte in unserer Region. 27 Jahre hat sie zuverlässig Strom von der Sonne erzeugt – insgesamt über 80.000 klimafreundliche Kilowattstunden. Vor vier Jahren musste die ‚alte‘ 3 kW-Anlage einer neuen 27 kW-Anlage inklusive 21 kWh Speicher
weichen. Ein Recycling wäre viel zu schade gewesen, schließlich funktionierte die Anlage einwandfrei. Daher haben wir die Anlage kurzerhand auf das Dach eines Freundes umgezogen. Dort leistet sie weiterhin beste Dienste, liefert nach wie vor wertvollen Sonnenstrom und funktioniert somit seit 31 Jahren ohne Probleme.“
Anlage aus dem Jahr 1997: Familie Weischer
Für viele Solarpioniere ist es nicht bei einer Anlage geblieben. Kein Wunder, denn die Solartechnik hat von sich überzeugen können. Bei manchen Anlagen steigen auf ihre alten Tage sogar noch mal die Erträge ... wie bei Familie Weischer aus Emsdetten.
Andreas Weischer: „Unsere älteste PV-Anlage besteht aus 20 Modulen mit jeweils 110 Watt und ist von September 1997 und läuft und läuft und läuft … mehr als 27 Jahre fehlerfrei. Wir haben keine Reinigung, keine Wartung und keine Reparatur durchgeführt. Trotzdem sind die Erträge zuletzt sogar gestiegen, da aufgrund des Klimawandels die Anzahl der Sonnenstunden zunimmt. Mit dem Ende der EEG-Vergütung haben wir die Ü20-Anlage ins Hausnetz integriert und sie erhält jetzt den Marktwert Solar. Die 1997er PV-Anlage war übrigens nur der Startschuss: Mittlerweile trägt unser Hausdach Module in Richtung, Norden, Süden und Osten und auf dem Carport gibt es eine weitere Ost-West-Anlage.“