Im April stand die Entscheidung fest: Der SFV wird zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auf der größten Solarmesse Europas ausstellen - Dank der Einladung des Messeveranstalters Solar Promotion GmbH! Die Vorfreude war groß.


Wenn unsere Grafikdesignerin Kyra Schäfer kein Veto ausgesprochen hätte, wäre das SFV-Team vermutlich traditionell mit Rollup, Pavillon und Klapptisch angereist - schließlich kommt es auf die professionellen Beratungen an und nicht auf imposante Messestände. Letztere gab es auf der Intersolar in Hülle und Fülle, aber ein bisschen mehr Eindruck als ein einfacher Infotisch sollte unser Stand doch machen. Und so entwickelten die Kreativen im SFV-Team einen kostengünstigen und vielseitig einsetzbaren Messestand mit kleinem Transportmaß. Denn da folgte das nächste Problem: als überzeugte Radfahrer:innen besitzt von den SFV-Mitarbeiter:innen fast niemand ein Auto. Trotz geringem Packmaß bliebt die Ausrüstung zu sperrig für eine Fahrt mit dem Zug - so blieb nur ein Mietwagen übrig. Mit einem Kombi konnten wir unseren Messestand mit Flyern, Solarbriefen und Infomaterialien und drei von uns letztlich problemlos nach München transportieren. 


Der Aufbau der Messe glich einem Wespennest: Zwischen Hochglanz-Presentern und neuester Solartechnik wuselten hunderte Menschen umher, um den Ständen den letzten Schliff zu verpassen, während sich in den Gängen die Müllberge türmten. Als wir anfingen, mit Bambusstangen unsere Aufsteller zusammen zu stecken, wurden wir etwas irritiert begutatchtet. Aber was solls, immerhin schlagen wir jeden Stand in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis. Letztlich haben wir dann auch noch kurzerhand die fehlende Tisch-Lieferung mit einer weißen Platte und Tischbeinen aus einem Müllcontainer der Messe ersetzt - Improvisation ist alles! Am Ende konnte das Ergebnis glücklicherwiese auch unsere schärfste Kritikerin Kyra einigermaßen zufriedenstellen, sodass wir uns endlich auf das fokussieren konnten, wofür wir eigentlich gekommen waren: die Messe. 


Erste Messeeindrücke


Hier können wir in der Retrospektive sagen: Der Besuch bei der Messe war ein voller Erfolg! Unser Stand war gut besucht, und so konnten wir viele spannende Gespräche mit Besucher:innen und Aussteller:innen führen, Infomaterial verteilen und natürlich: Visitenkarten austauschen. Auch das Thema Mieterstrom - zu dem wir kurz vorher unsere Kernforderungen an die Politik veröffentlicht hatten ‒ wurde häufig nachgefragt. Besonders aber freuten wir uns darüber, zahlreiche, teils langjährige SFV-Mitglieder persönlich begrüßen zu können. 


Natürlich konnten wir uns nicht entgehen lassen, die anderen Messehallen zu erkunden und den vielen Herstellern einen Besuch abzustatten, um die neuesten Innovationen in Augenschein zu nehmen. Erst nach einigen Stunden, die wir zwischen den 2450 Austellern verbrachten, wurde uns das Ausmaß dieser Messe richtig bewusst. 18 Messehallen, das entspricht einer Größe von circa 28 Fußballfeldern, und während wir versuchten, uns zu orientieren, wurden wir von allen Seiten mit neuen Solarinnovationen abgelenkt. 

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© SFV Abb 1 — "Du hast nichts drauf? - Packsdrauf!" Unser Motto für die Intersolar sorgte bei einigen Besucher:innen für Belustigung •

Aus vielen Gesprächen ging hervor, dass der große Zuspruch zur Intersolar in diesem Jahr eine Aufbruchstimmung in der Branche repräsentiert. Viele Player sehen hier nun wieder die Chance, richtig Geld zu verdienen. Dass der Markt heute ganz überwiegend in asiatischen Händen ist, ließ sich leicht sowohl an den Aussteller-Ständen als auch beim Publikum in den Messehallen ablesen; aber auch zahlreiche europäische Unternehmen und Start-Ups stellten ihre Ideen vor, ausgehend von der Überzeugung, dass die PV-Herstellung nicht nur geopolitisch diversifiziert, sondern auch massiv gesteigert werden muss.

Nicht alles, was man auf oder im Umfeld der Messe sah – Coffee-to-go-Becher und überdimensionierte Elektro-SUVs –, zeugte von lupenreinem Öko-Bewusstsein. Das vermittelte manchmal zwiespältige Gefühle; aber auch schon vor 20 Jahren war es ja ein Merkmal der erfolgreich beginnenden Energiewende in Deutschland, Erneuerbare Energien auch für Menschen attraktiv zu machen, die nicht (allein) ökologischem Verantwortungsbewusstsein folgen, sondern privaten Gewinnerwartungen. 

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© SFV Abb 2 — Der erste SFV Infostand auf der Intersolar 2023. Nächstes Jahr kommen wir wieder •

Die Innovationen


Die Intersolar lieferte Einblicke in den Stand der Entwicklung der Photovoltaik-Technik. Große Freiflächenanlagen und Konzepte für Floating PV auf Gewässern spielten 2023 eine große Rolle. Aber auch für den dezentralen Ausbau der PV gibt es interessante Ansätze. Dienstleister bieten an, mit Hilfe von Drohnen die Dachflächen präzise zu vermessen oder bestehende PV-Anlagen auf Beschädigungen zu prüfen (durch „Elektrolumineszenz-Analysen“). Kleine Reinigungsroboter sollen künftig die PV-Module von Staub und anderen Verunreinigungen befreien. Auch große Reinigungsgeräte wurden auf der Intersolar vorgestellt: Fahrzeuge mit riesigen Bürsten zur großflächigen Reinigung von Freiflächen-PV-Anlagen (Abb. 3). Besonders in trockenen, staubigen und wüstenähnlichen Regionen ist eine regelmäßige Reinigung wichtig. Der Selbstreinigungseffekt durch Regen bleibt hier oft aus, durch die hohe Einstrahlung kommen Ertragseinbußen besonders schwer zum Tragen.

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© SFV

Wovon wir vor vielen Jahren beim SFV noch träumten, wird mehr und mehr zur Wirklichkeit. Es gibt kaum noch Denkverbote, wenn man Wünsche zur Größe, Beschaffenheit, Funktionalität und Farbe von Solarmodulen einbringt. Solarmodule lassen sich mittlerweile nicht nur überall technisch einbringen, sie werden ästhetisch immer anspruchsvoller und fügen sich harmonisch in die Städte und das Umland ein. Nicht nur das Dach, sondern die gesamte Gebäudehülle inklusive Nebengebäuden und Balkonen können individuell und bautechnisch ausgereift genutzt werden, um zur Solarstromproduktion beizutragen. 

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Auch Gründächer sind nun mit kleinen, vertikal aufgestellten PV-Modulen kombinierbar (siehe Abb. 6). Dabei ergänzen sich Dachbegrünung und PV gut: Die Begrünung sorgt durch Verdunstung für einen Kühleffekt, der die Effizienz der Module verbessert. Gleichzeitig beschatten die Module die Pflanzen. 

Farbige Paneele und PV-Dachziegel bieten vielfache Möglichkeiten, um zum Beispiel Bedenken des Denkmal- und Ensembleschutzes auszuräumen. Hier waren wir von der Vielfalt der angeboten Produkte überrascht. Mittlerweile können PV-Module in jedem beliebigen Farbton angefertigt werden. Somit können sie designtechnisch auch sehr gut als PV-Fassadenkonzepte in die Bauplanung integriert werden. Auch besonders blendarme, matte Module sind heutzutage kein Problem mehr (Abb. 5). 

PV-Dachziegel können Dank umfangreicher Forschung und modernen Fertigungsmethoden kaum noch von normalen Ziegeln unterschieden werden. Die MC4-Stecker am oberen Rand verraten jedoch die stromerzeugenden Fähigkeiten der Ziegel (Abb. 8). 

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Eine Innovation, die auf der Intersolar sogar einen Preis gewonnen hat, ist ein Paneel mit sehr niedrigem Rand, was mit dem Modulglas abschließt. So kann sich weniger Wasser und Dreck am Modulrand ansammeln. Nach vielen Jahren auf dem Dach kann bei herkömmlichen Modulen die Verschmutzung am Rand zu Leistungseinbußen führen und Flechten u.ä. können sogar unter das Glas wachsen und die Zellen zerstören.


Ein weiteres, interessantes Thema auf der Intersolar waren die sogenannten PVT-Module. Dabei handelt es sich um Hybridanlagen, die aus der Sonnenenergie zugleich Strom und Wärme gewinnen. Die ersten Anbieter solcher Module versprechen einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 80 %. Es wird sich aber noch herausstellen müssen, für welche Anwendungen der entsprechende Mengenmix aus Elektrizität und Wärme geeignet ist.


Fazit

Nach einer anstrengenden Woche auf der Messe kehrten wir erschöpft, aber inspiriert in unser Büro nach Aachen zurück. Seitdem haben wir Interviews mit den Messebekanntschaften von 2nd Life Solar (Seite 52) und Solar for Schools (Seite 34) geführt, und auch Ohne Hände Keine Wende (Seite 44) würden wir ohne die Messe vielleicht noch nicht kennen.

Das freut uns und eines wissen wir ganz sicher: 
Nächstes Jahr kommen wir wieder!

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