Die Welt brennt. Kalifornien versucht, die Brände zu löschen. Australien ist schon vergessen, Sibirien wird totgeschwiegen, und Brasilien dem schnellen Geld geopfert. Unsere Wälder sterben. Die Eifel sieht schlimmer aus in den Zeiten des „Waldsterbens“ in den Achtzigerjahren. Da braucht es keine Waldbrände mehr.

Vor zwei Jahren war der Rheinpegel auf historischem Tiefstand, und in diesem Sommer war nicht viel mehr drin. Das Wasser geht uns im Sommer aus: In manchen Gemeinden musste das Trinkwasser mit Lastwagen angeliefert werden, wenn es nicht gleich für ein paar Tage abgeschaltet wurde.

Müssen unsere Politiker die Auswirkungen der Klimakatastrophe erst am eigenen Leib erfahren, bevor sie aktiv werden? So wie das Corona-Virus auch hochrangige Politiker nicht verschont, bevor sie es entsprechend ernst nehmen? Müssen unsere Entscheidungsträger vielleicht erst einmal persönlich betroffen sein, bevor sie gegen den Klimawandel aktiv werden?

Wirtschaftsminister Altmaier scheint ja kürzlich die drohende Klimakatastrophe verstanden zu haben. Sein „mea culpa“ scheint auf den ersten Blick ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Doch zu einer echten „Buße“ gehört für einen guten Christen auch die Wiedergutmachung. Der Referentenentwurf für die anstehenden Änderungen des Erneuerbare-Energie-Gesetz ist jedoch eher das Gegenteil: Vorgaben aus der EU zur Bürgerenergie werden weiterhin missachtet und der Solarenergie durch eine Ausweitung von Ausschreibungen weitere Fesseln angelegt. Auch wenn in Zukunft der Klimaschutz stärker berücksichtigt werden soll, müsse doch weiterhin ein „Kompromiss“ mit der Wirtschaft gefunden werden. Als ob Klimaschutz und Erneuerbare Energien zueinander im Wiederspruch stünden. Namhafte Konzerne stehen hinter dem Pariser Klimaabkommen und fordern seit Jahren eine klimaneutrale Energiepolitik.

Und überhaupt: Für Kompromisse ist es inzwischen zu spät! Wir müssen bis allerspätestens 2030 unsere Wirtschaft auf Nullemissionen umstellen, wenn wir den Pariser Klimavertrag ernst nehmen. Darum haben wir kürzlich mit befreundeten Organisationen das gemeinsame Ziel beschlossen: 100% Erneuerbare Energien bis 2030!

Vele hoffnungsvolle Beispiele zeigen, dass das Ziel möglich ist. Wenn selbst Großkonzerne das Pariser Klimaabkommen einfordern und überall von unten Initiativen für Klimaschutz wachsen, besteht durchaus noch Hoffnung. Doch durch das Bohren dicker Bretter die Rahmenbedingungen dafür zu setzen kann nur eine Regierung erreichen, die Klimaschutz nicht als Alibi für den Wahlkampf betrachtet. Eine Mannschaft, welche einen grundlegenden Wandel in der Energiepolitik durchsetzt.

Welche die Eckpunkte eines Energie-Gesetz 2030 (oder Arbeitstitel EEG 2.0) umsetzt, welches Teile des SFV-Vorstandes in den letzten Wochen erarbeitet und im letzten Solarbrief vorgestellt haben. Lasst uns jetzt anfangen, diese Ideen unter den möglichen zukünftigen Entscheidungsträgern zu verbreiten!