Vom 21.8.96

Kostendeckende Vergütung oder Grüner Tarif?

Eine bundesweite forsa-Umfrage des SFV zur Ergänzung der forsa-Umfrage des RWE.

Die forsa-Umfrage des RWE

Ende Januar 1996 hatte RWE durch forsa, Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH eine Umfrage zu den erneuerbaren Energien durchführen lassen. Die Umfrage ergab eine überraschend hohe Bereitschaft der RWE-Kunden für einen Aufschlag auf den Strompreis zugunsten der erneuerbaren Energien. Diese Zahlungsbereitschaft will der Essener Konzern jetzt im Rahmen des neu aufgelegten Umwelttarifs austesten.

Der Umwelttarif des RWE

Stromkunden dürfen freiwillig einen Aufschlag auf ihren Strompreis bezahlen. RWE will von diesen Mehreinnahmen zusätzliche Solar- und Windstromanlagen errichten und dazu sogar einen Teil (20 Mio DM) seines Gewinnes beisteuern.

Falsche Schlußfolgerungen?

Unter den Umwelt- und Verbraucherverbänden entstand allerdings der Eindruck, daß RWE aus einer guten Studie die falschen Schlußfolgerungen zieht. Erstens ist der Gewinn eines Unternehmens nicht dazu da, den Umstieg in eine wichtige Zukunftstechnik zu finanzieren. Ein Stromkonzern, der diesen Weg wählt, fordert den Widerstand seiner Aktionäre heraus, die auf eine hohe Dividende hoffen und beschränkt unnötig seinen finanziellen Spielraum. Zweitens waren die Kunden nicht befragt worden, ob sie auch dann noch zu ihrer Zahlungsbereitschaft stehen würden, wenn sich herausstellt, daß nur wenige mitmachen.
Es verwundert eigentlich, daß die Verantwortlichen bei RWE sich diese Frage nicht selber gestellt haben, denn allgemeine Lebenserfahrung zeigt, daß Freiwilligkeit rasch erlahmt, wenn sie sich alleine glaubt. Außerdem gab die Antwort auf Frage sechs der RWE-forsa-Befragung deutliche Hinweise darauf, daß die Befragten wohl eher an eine Strompreiserhöhung gedacht hatten, die von allen gleichermaßen mitgetragen werden würde.

Die forsa-Umfrage des SFV

Zur Klärung der offen gebliebenen Fragen führte Forsa Anfang Juli 1996 eine bundesweite Repräsentativumfrage im Auftrag des SFV durch. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

1. Wir wollten wissen, wieviele Bürger die Solarstromerzeugung finanziell fördern wollen, obwohl sie als die teuerste unter den Erneuerbaren noch erheblich teurer ist als die konventionellen Energien.
68 % der Befragten waren zu einer finanziellen Förderung über den Strompreis bereit.
27 % der Befragten wollten dafür sogar 20 DM monatlich aufwenden.

2. Wir wollten wissen, ob die Zahlungswilligen sich einen freiwilligen Aufschlag auf den Strompreis (Grüner Tarif) vorstellen oder eine allgemeine Erhöhung des Strompreises, wie sie der SFV vorschlägt.
Unter den Zahlungswilligen wünschten 59 % eine Strompreiserhöhung für alle, aber nur 28 % entschieden sich für eine freiwillige Zahlung.
Das bedeutet 2 : 1 gegen den Grünen Tarif.

3. Wir wollten herausfinden, ob die Zahlungswilligen einverstanden damit sind, daß ihre Mehreinzahlungen zur kostendeckenden Vergütung von privat erzeugtem Solarstrom verwendet werden. (Beim Umwelttarif plant RWE den Bau RWE-eigener Anlagen).

Trotz abschreckender Fragestellung (Strompreiserhöhung bis 5%) entschieden sich 68 % der Zahlungswilligen für kostendeckende Vergütung von privat erzeugtem Solarstrom und nur 24 % dagegen.

Ein eindeutiges Votum für die kostendeckende Vergütung von Solarstrom!


Die Forsa-Fragen des SFV

1. Solarstrom, also Strom aus Sonnenenergie, wird zwar umweltfreundlich erzeugt, ist jedoch zur Zeit noch etwa zehn mal teurer als Strom aus Kohle oder Kernenergie.
Welchen Aufschlag auf Ihre monatliche Stromrechnung wären Sie bereit zu bezahlen, wenn das Geld ausschließlich zur Erzeugung von mehr Solarstrom verwendet wird?
20 DM, 10 DM, 5 DM, 1 DM
oder wären Sie nicht bereit, einen Aufschlag zu zahlen?
68% der Befragten wollten zahlen

2. Was meinen Sie: Sollte ein Aufschlag auf den Strompreis zugunsten von Solarstrom eingeführt werden, der von allen Stromkunden gleichermaßen oder von einzelnen Kunden freiwillig bezahlt wird oder sind Sie gegen einen solchen Aufschlag?
Nur 27% der Befragten plädierten für freiwillige Zahlungen

3. Wenn Bürger oder private Unternehmer Solarstrom mit Solaranlagen auf ihren Dächern erzeugen und in das öffentliche Stromnetz einspeisen, erhalten sie dafür von den Energieversorgungsunternehmen eine Vergütung, die geringer ist als die tatsächlichen Erzeugungskosten.
Was meinen Sie: Sollten die Energieversorgungsunternehmen (um den Bau von privaten Solaranlagen zu fördern) für Solarstrom einen höheren Preis bezahlen, der die Erzeugungskosten deckt, auch wenn dadurch der Strompreis für uns alle um bis zu 5 Prozent steigen wird, oder sollten sie das nicht tun? Kostendeckende Vergütung von privat erzeugtem Solarstrom wünschten 53%. Das sind 68% der Zahlungswilligen.
Die Umfrage im Wortlaut und ihre aufgeschlüsselten vollständigen Ergebnisse können Sie beim SFV als Info 180 anfordern.