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Liebe Leserinnen und Leser.

Statt eines Editorials veröffentlichen wir in dieser Ausgabe den Text der Videobotschaft von UN-Generalsekretär António Guterres anlässlich der Vorstellung des jüngsten Sachstandsberichts des IPCC in New York am 4.4.2022. Es ist uns völlig unverständlich, wie die Bundesregierung und die großen Medien angesichts dieser dramatischen, geradezu verzweifelten Worte sofort wieder zur Tagesordnung übergehen konnten.

In diesem Schwerpunkt des Solarbriefes stellen wir verschiedene Handlungsarenen vor, auf denen sich Menschen um Lösungen für die Klimakrise bemühen. Wir reißen einige Vorzüge, aber auch Probleme der einzelnen Arenen an – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Wir hoffen, damit zu weiteren Diskussionen anzuregen. Das eine Patentrezept haben wir nämlich auch nicht; wahrscheinlich gibt es das auch überhaupt nicht.

Den Einleitungen in die Handlungsarenen haben wir nicht nur Tipps für die weitere Beschäftigung hinzugefügt – Bücher, Videos, Petitionen und manches mehr. Sondern wir vertiefen sie auch mit exemplarischen Texten, für die wir namhafte Gastautor:innen gewinnen konnten. Auch diese Texte sind als Diskussionsbeiträge zu verstehen. Es geht hier nicht um die Verkündung einer „offiziellen“ SFV-Linie; das würde ja zu einer wenig hilfreichen Verengung des Stimmen-Spektrums führen. Wir haben aber durchwegs Texte erhalten, die wichtige, konstruktive Ansätze in den laufenden Strategie-Debatten verkörpern.

Wir wünschen Ihnen eine gewinnbringende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback. Gerne drucken wir auch Ihre Leserbriefe ab (wobei wir uns Auswahl und Kürzungen vorbehalten müssen).
 

 

António Guterres

Auf dem Weg in eine unbewohnbare Welt. 

 

Die Geschworenen haben ein Urteil gefällt. Und es ist vernichtend. Der Bericht des IPCC ist eine Litanei der gebrochenen Klimaversprechen. Es ist eine Akte der Schande, die die leeren Versprechen katalogisiert, die uns auf den Weg in eine unbewohnbare Welt bringen.

Wir befinden uns auf der Überholspur in die Klimakatastrophe. Große Städte unter Wasser. Noch nie dagewesene Hitzewellen. Schreckliche Stürme. Weitverbreitete Wasserknappheit. Das Aussterben von einer Million Pflanzen- und Tierarten. Dies ist keine Fiktion oder Übertreibung. Es ist das, was die Wissenschaft uns sagt, wohin unsere derzeitige Energiepolitik führen wird.

Wir sind auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung, die mehr als doppelt so hoch ist wie die in Paris vereinbarte Grenze von 1,5°C. Einige Regierungs- und Wirtschaftsführer sagen das eine, tun aber etwas anderes. Einfach ausgedrückt: Sie lügen. Und die Folgen werden katastrophal sein. Wir befinden uns in einer Klimakrise.

Klimawissenschaftler:innen warnen, dass wir bereits gefährlich nahe an Kipppunkten stehen, die zu kaskadenartigen und unumkehrbaren Klimaauswirkungen führen könnten. Doch die Regierungen und Unternehmen, die hohe Emissionen verursachen, verschließen nicht nur die Augen, sondern heizen die Flammen noch weiter an.

Sie ersticken unseren Planeten aufgrund ihrer Interessen und historischen Investitionen in fossile Brennstoffe, obwohl billigere, erneuerbare Lösungen grüne Arbeitsplätze, Energiesicherheit und größere Preisstabilität bieten. […] Die derzeitigen Klimazusagen würden […] einen Anstieg der Emissionen um 14 Prozent bedeuten. Und die meisten großen Emittenten unternehmen nicht die notwendigen Schritte, um selbst diese unzureichenden Versprechen zu erfüllen. Klimaaktivist:innen werden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt. Doch die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Länder, die die Produktion fossiler Brennstoffe steigern.

Investitionen in neue Infrastrukturen für fossile Brennstoffe sind moralischer und wirtschaftlicher Wahnsinn. Solche Investitionen werden schon bald verlorene Vermögenswerte sein – ein Schandfleck in der Landschaft und ein Makel in den Anlageportfolios. Aber das muss nicht so sein. […]

Wenn Sie in einer Großstadt, einem ländlichen Gebiet oder einem kleinen Inselstaat leben, wenn Sie in den Aktienmarkt investieren, wenn Ihnen Gerechtigkeit und die Zukunft unserer Kinder am Herzen liegen, wende ich mich direkt an Sie: Fordern Sie, dass erneuerbare Energien jetzt eingeführt werden - schnell und in großem Umfang; fordern Sie ein Ende der Kohleverstromung; fordern Sie ein Ende aller Subventionen für fossile Brennstoffe. […]

Eine Umstellung auf erneuerbare Energien wird unseren kaputten globalen Energiemix wieder in Ordnung bringen und Millionen von Menschen, die heute unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, Hoffnung geben. Klimaversprechen und -pläne müssen in die Tat umgesetzt werden, und zwar jetzt. Es ist an der Zeit, die Verbrennung unseres Planeten zu beenden und in die reichlich vorhandenen erneuerbaren Energien um uns herum zu investieren.

 

Vollständiger Text (englisch):

www.un.org/press/en/2022/sgsm21228.doc.htm