Aachen, 4.7.2025. Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) beteiligt sich mit einer ausführlichen Stellungnahme am Branchendialog der Bundesnetzagentur zur künftigen Struktur von Netzentgelten. Bereits am 12. Mai 2025 wurde das Diskussionspapier zur “Rahmenfestlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom (AgNes)” vorgestellt und hat bei Energiewende-Freunden eine Welle der Kritik ausgelöst. Unter anderem wird vorgeschlagen, künftig Netzgebühren auf den Strom aus Erneuerbaren-Energien-Erzeugungsanlagen für die Einspeisung zu erheben. Auch Baukostenzuschüsse für den Netzausbau würden von Anlagen-Betreibern gefordert.

Kritik an doppelter Bezahlung
Der SFV unterstützt die deutliche Kritik der Branche und weist zusätzliche Kosten für Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Anlagen und Speichern scharf zurück. Insbesondere Netzgebühren für Einspeiser würden eine doppelte Bezahlung bedeuten. Schließlich bezahlt der Verbraucher des Stroms ja schon Netzgebühren. “Das wäre so, als müsste der Empfänger eines Briefes eine weitere Briefmarke aufkleben.” erläutert Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt, 1. Vorsitzender des Vereins.

Nachhaltige Energieversorgung mit Netzentgelten gestalten
Der SFV fordert im Gegenteil konstruktive Maßnahmen, welche die Energiewende nicht behindern, sondern voranbringen. Dazu müssen wir jetzt die richtigen Weichen stellen: Wir können die Netzentgelte so gestalten, dass sie Investitionen in die Zukunft fördern, statt die Vergangenheit zu subventionieren.
Der Staat hat die Pflicht, für den Übergang zu einem sicheren, nachhaltigen und erschwinglichen Energiesystem Sorge zu tragen. Die Notwendigkeit zum Klimaschutz ist grundrechtlich verankert: Das Bundesverfassungsgericht legte am 24. März 2021 fest, dass der Staat die Freiheit und ihre elementaren Voraussetzungen Leben und Gesundheit gegen den Klimawandel schützen muss. 

Das Diskussionspapier der Bundesnetzagentur räumt dieser Pflicht nur eine untergeordnete Rolle ein. Dabei könnte die Netzentgeltsystematik der zentrale Hebel für eine effizientere, nachhaltigere und stärker dezentral ausgerichtete Energienutzung sein. Stattdessen werden emissionsintensive fossile Technologien noch immer gegenüber klimafreundlichen Alternativen bevorzugt. Viele fossile Großkraftwerke nutzen das Stromnetz auf weitreichende Weise, werden aber nur unzureichend an den Netzkosten beteiligt. „Es kann nicht sein, dass klimafreundliche Akteure das Netz finanzieren, während emissionsintensive Erzeuger überproportional entlastet werden“, sagt Susanne Jung, Geschäftsführerin des SFV. 

Ein modernes Energiesystem braucht Speicher und flexible Verbraucher. Sie stabilisieren das Netz, integrieren Erneuerbare Energien und entlasten die Infrastruktur. Bislang werden sie durch das bestehende Entgeltsystem strukturell benachteiligt, etwa durch doppelte Netzentgelte oder fehlende Anreize für netzdienliches Verhalten. Die Reform muss hier klare Signale setzen: Speicher und Flexibilitäten sind keine Belastung, sondern zentrale Lösungselemente.
Ein gemeinsames Zielbild ist notwendig, um die Reform der Netzentgelte fokussiert und ganzheitlich voranzutreiben. Dieses Zielbild muss ökologische Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen berücksichtigen. Wichtig ist dabei auch: Das Netzentgeltsystem darf Innovationen nicht bremsen, sondern muss Investitionen in Speicher, Steuerung und Sektorkopplung gezielt fördern.