Unser letzter Artikel über Balkonspeicher liegt bereits über zwei Jahre zurück. In diesem haben wir uns kritisch mit den Geräten auseinandergesetzt und einige Nachteile aufgezeigt. In der Zwischenzeit hat sich in der Welt der Balkonspeicher einiges getan – die Preise sind stark gesunken, und auch die Technik hat sich weiterentwickelt. Höchste Zeit, darüber zu berichten und ein Update zu liefern. Gleichzeitig klären wir, wann ein Speicher wirklich Sinn ergibt, denn nicht jede Mini-PV profitiert wirtschaftlich im gleichen Maß von einem Akku. Nachfolgend wird vereinfacht vom „Balkonspeicher“ gesprochen – das Gerät kann jedoch auch an anderen Orten aufgestellt werden.

1. Was gilt aktuell für Balkonkraftwerke und Balkonspeicher?

Im EEG und in DIN-Normen werden Balkonkraftwerke als “steckerfertige Solaranlagen” bezeichnet. Die PV-Modulleistung ist auf maximal 2000 Watt begrenzt. Sie wird auch als “Peak-”, “Gleichstrom- oder “DC-Leistung” bezeichnet. Gemeint ist die Summe der Maximalleistung aller PV-Module, z.B. 4 x PV-Module mit je 500 Watt(peak).

Auch die Wechselstromleistung ist begrenzt auf 800 Watt bzw. VA (Voltampere). Sie wird auch als AC-Leistung bezeichnet - also das, was in der Steckdose des Haushalts ankommt und nutzbar ist.

Die gleichen Regeln gelten, wenn das Balkonkraftwerk um einen Speicher ergänzt wird: Maximal 2000 Watt DC und maximal 800 Watt AC. Balkonkraftwerke und Speicher müssen im Marktstammdatenregister angemeldet werden.

Beispiel: Speicher vs. öffentliches Netz

Erzeugen die PV-Module 1200 Watt (DC), begrenzt der Wechselrichter die Leistung auf 800 Watt (AC). Liegt der Haushaltsverbrauch bei 300 Watt, würden 500 W Überschuss ohne Speicher ins öffentliche Netz fließen – ohne Vergütung. Ein Speicher fängt diese Überschüsse ab und stellt sie später bereit.

2. Wann lohnt sich ein Balkonspeicher?

Zwei wichtige Punkte für einen sinnvollen und rentablen Betrieb:

1. Ausreichender PV-Überschuss!
Mit nur zwei PV-Modulen (ca. 900 Watt) fällt – je nach Standort, Ausrichtung und Tagesprofil – oft zu wenig speicherbarer Überschuss an, besonders im Winter.

Praktische Erfahrungen zeigen, dass ein Batteriespeicher in der Regel erst ab 3-4 PV-Modulen (1500-2000 Watt) wirklich sinnvoll und rentabel ist. Damit steigt die Chance, den Speicher regelmäßig zu füllen und den Eigenverbrauch signifikant zu erhöhen. Sollten Sie also Platz für nur zwei PV-Module haben, können Sie auf den Speicher und die Extrakosten verzichten.

2. Messung & Steuerung ist Pflichtprogramm!
Die ersten Balkonspeicher vor einigen Jahren wurden oft noch ohne Messgeräte verkauft. Aber ohne eine Live-Messung am Hausanschlusspunkt kann der Speicher nicht bedarfsgerecht geladen und entladen werden. Ein sogenanntes “Energy-Meter” meldet Netzbezug und PV-Überschuss – der Speicher wird dann entsprechend gesteuert.
Die Geräte gibt es oft vom Speicherhersteller, aber es gibt auch Drittanbieterlösungen wie z.B. von Shelly 3EM, Ecotracker, IOMeter oder Consolino, die über Schnittstellen (z.B. WLAN) kompatibel zu verschiedenen Speichern sein können. Wichtig ist hier, die Kompatibilität vor dem Kauf genau zu prüfen.

Das Energy-Meter muss in der Hauptverteilung eingebaut werden. Die Hauptverteilung ist der zentrale Kasten, in dem der Strom in das ganze Gebäude verteilt wird. Viele Geräte messen den Strom mit CT-Klemmen, die um die drei Hauptleitungen gelegt werden. Dabei wird der Stromfluss über Induktion gemessen. Das bedeutet, dass das Gerät den Strom erkennt, ohne direkt mit ihm in Berührung zu kommen, ähnlich wie ein Magnet, der Strom in einer Leitung „spürt“. Für die Installation ist elektrotechnische Fachkenntnis notwendig - beauftragen Sie im Zweifel lieber eine Fachkraft!
Ohne ein solches Energy-Meter kann der Speicher in der Regel nicht sinnvoll gesteuert werden und arbeitet stattdessen oft mit fest eingestellten Lastprofilen oder Schwellwerten. Das kann zur Folge haben, dass Strom in den Speicher fließt, obwohl der Haushalt genug Bedarf hätte. Oder umgekehrt, dass Strom unnötig ins öffentliche Netz abgegeben wird.

3. Welche Arten von Balkonspeichern gibt es?

Der Markt für Balkonspeicher ist in den letzten Jahren enorm gewachsen und bietet mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Konzepte, die sich in Funktionsweise, Ausstattung und Leistung unterscheiden. Je nach Ausgangssituation - beispielsweise, ob schon ein Balkonkraftwerk vorhanden ist oder nicht - kann ein Speichersystem mehr Sinn ergeben als ein anderes. Die genannten Produkte sind nur einige ausgewählte Beispiele, es gibt eine Vielzahl von Herstellern am Markt.

1. Speicher mit integriertem Balkonkraftwerk-Wechselrichter
Diese Geräte vereinen Speicher und Wechselrichter in einem Gehäuse und werden deshalb auch oft als “All-in-One-System” bezeichnet. Die Solarmodule werden direkt an den Speicher angeschlossen, der den DC-Strom sowohl speichert als auch bei Bedarf umwandelt und in das Hausnetz einspeist. Dies vereinfacht die Installation und sorgt oft für eine höhere Effizienz, da weniger Umwandlungsschritte notwendig sind. Solche Systeme eignen sich besonders bei der Neuanschaffung eines Balkonkraftwerks. Beispiele für All-in-One-Systeme sind Anker SOLIX Solarbank 3, Zendure Solarflow 800, FoxEss Avocado 22.

2. Speicher ohne eigenen PV-Wechselrichter (DC- oder AC-Speicher)

  • DC-Speicher werden zwischen Solarmodule und Modulwechselrichter angeschlossen. Sie speichern den Gleichstrom (DC) direkt von den Modulen, bevor er zum Wechselrichter geleitet und in Wechselstrom (AC) umgewandelt wird. Dies ist eine günstige Methode zur Nachrüstung eines bereits vorhandenen Balkonkraftwerks. Beispiele für DC-Speicher sind Marstek Saturn B2500 oder Growatt NOAH 2000.
  • AC-Speicher sind in zwei Ausführungen erhältlich: Entweder werden sie AC-seitig zwischen den Modul-Wechselrichter und die Steckdose geschaltet, oder sie werden unabhängig vom Balkonkraftwerk direkt in eine beliebige Schuko-Steckdose eingesteckt. Die Schuko-Geräte sind sehr flexibel und einfach zu installieren, da sie an jede Steckdose angeschlossen werden können, unabhängig davon, wo das Balkonkraftwerk steht. Batteriezellen arbeiten mit Gleichstrom - die Geräte haben also durch die mehrfache Umwandlung von DC zu AC und zurück etwas höhere Verluste. Hierzu zählen beispielsweise der Hoymiles MS-A2 und der Ecoflow Stream AC.

Tipp: Test von Balkonspeichern

Es gibt einige Technik-Journale, die aktuelle Balkonspeicher genauer beleuchten und testen - beispielsweise bei Heise Online, Home&Smart, Energiemagazin, ComputerBILD u.v.m.

3. Speicher mit eingebauten Steckdosen und höherer Leistung
Einige der “All-in-One-Systeme” und “AC-Speicher” bieten eine oder mehrere integrierte Schuko-Steckdosen oder USB-Ladeanschlüsse. Die Entnahmeleistung an diesen Steckdosen kann teilweise sogar höher sein als die reguläre Einspeiseleistung von 800 Watt. Auch bei einem Stromausfall kann an diesen integrierten Steckdosen Strom entnommen werden, sofern Ladung und Leistung des Speichers ausreichen.

4. Speicher, die sich koppeln lassen
Einige Speicher sind modular aufgebaut. Das bedeutet, man kann mit einer Basiseinheit starten und bei Bedarf weitere Akku-Module hinzufügen. Somit kann die Gesamtkapazität gesteigert werden oder auch die Entnahmeleistung aus den Speichern weiter erhöht werden. AC-geführte Speichersysteme können an mehreren Orten im Haushalt aufgestellt werden, an denen höhere Entnahmeleistungen benötigt werden.

Bei allen Geräten wird dringend empfohlen, einen Energy-Meter zu installieren, damit die Ladung und Entladung des Speichers passend zum Verbrauch gesteuert werden kann.

4. Worauf ist beim Kauf eines Balkonspeichers zu achten?

Kosten: Einfache DC-Balkonspeicher mit 2 kWh gibt es für ca. 400-500€. All-in-One-Geräte sind je nach Ausstattung und Leistung teurer (Stand Oktober 2025)

Nutzbare Speicherkapazität: Balkonspeicher haben üblicherweise eine Kapazität von 1 bis 2,5 kWh. Eine größere Speicherkapazität ist bei einem Balkonkraftwerk mit maximal 2000 Watt meistens nicht erforderlich. Die Hinweise zur Speicherdimensionierung in unserem Basis-Artikel können auch bei Balkonspeichern angewendet werden.

Tipp: Kostengünstige Speicher

Günstige Balkonkraftwerk- und Speicher-Angebote findet man oft in der Mydealz-Community.

Ein- und Ausgangsleistung: Die maximale Eingangsleistung (in Watt) gibt an, wie viel PV-Leistung angeschlossen werden darf. Bei Balkonkraftwerken sind maximal 2000 W erlaubt. Die Ausgangs- oder Entladeleistung bestimmt, wie viel Strom gleichzeitig ins Hausnetz eingespeist oder von Geräten genutzt werden kann. Entlädt der Speicher ins Hausnetz, sind bei Balkonkraftwerken maximal 800 Watt erlaubt. Werden Verbraucher direkt an die integrierten Steckdosen des Speichers angeschlossen, sind oft höhere Entnahmeleistungen möglich.

Intelligente Steuerung: Bietet der Speicher eine App-Steuerung? Unterstützt er die dynamische Ladung/Entladung mittels Energy-Meter? Gibt es intelligente Lade-Modi, eventuell sogar eine Optimierung anhand von Wetterdaten oder dynamischen Stromtarifen?

Notstromfunktion: Ist eine Notstromversorgung bei Stromausfall für Sie wichtig? Prüfen Sie, ob der Speicher diese Funktion bietet und welche Leistung an den Notstrom-Steckdosen zur Verfügung steht. Den gesamten Haushalt kann ein Balkonspeicher nicht versorgen. Stromintensive Verbraucher sollten Sie deshalb nicht anschließen.

Wintertauglichkeit: Wird der Speicher im Freien aufgestellt, ist eine integrierte Heizfunktion wichtig. Diese stellt sicher, dass der Akku auch bei Minusgraden geladen werden kann und verlängert die Lebensdauer enorm. Wenn möglich, sollten die Speicher grundsätzlich drinnen aufgestellt werden, damit die Akkuzellen vor zu hohen und zu niedrigen Temperaturen geschützt bleiben. Das verlängert die Lebensdauer der Batterie.

Anmeldung des Balkonspeichers: Wenn ein Balkonspeicher ins Hausnetz entladen kann (max. 800 Watt), dann muss dieser – genauso wie das Balkonkraftwerk – im Marktstammdatenregister registriert werden.

5. Fazit: Lohnt sich ein Balkonspeicher heute?

Balkonspeicher sind günstiger und technisch ausgereifter geworden. Systeme mit Energy-Meter ermöglichen eine intelligente Steuerung, die den Eigenverbrauch maximiert, indem sie Ladevorgänge optimal auf den tatsächlichen Haushaltsverbrauch abstimmt. Allerdings gilt nach wie vor: Ein Speicher ist keine pauschale Empfehlung. Er ist erst dann wirtschaftlich sinnvoll und rentabel, wenn ein entsprechend großes Balkonkraftwerk einen ausreichenden PV-Überschuss generiert. Balkonspeicher sind eine sinnvolle Ergänzung für Mini-PV-Anlagen, ersetzen aber keine vollwertige PV-Anlage. Wer die Möglichkeit hat, eine große PV-Anlage auf dem Dach zu installieren, profitiert in der Regel von deutlich höheren Erträgen.

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