Balkon ist nicht gleich Balkon! Es gibt Balkone in allen erdenklichen Bauweisen, Ausführungen und Maßen. Gitterbalkone, Glasbalkone, Betonbalkone, Balkone mit schmaler und breiter Brüstung, mit eckigen oder runden Streben, mit Versatz und ohne usw. ... Bei vielen passen vorgefertigte Montagesets nicht. Wir zeigen, mit welchen Systemen individuelle Lösung für Ihren Balkon schaffen können und wie sie vorgehen sollten.

1. Schritt: Ausmessen & Planen

 Zunächst sollten Sie das Balkongeländer generell auf Stabilität prüfen. Dazu gehört auch nach etwaigen Rostschäden zu schauen und alle Verschraubungen des Geländers zu untersuchen. Ist soweit alles in Ordnung, kann der Balkon ausgemessen werden. 

Ein Steckersolarmodul muss immer über eine 4-Punkt-Sicherung befestigt werden. Daher brauchen Sie sowohl im oberen als auch im unteren Bereich mindestens zwei Befestigungspunkte pro Modul. Die Breite bzw. Tiefe des Geländers entscheidet über die Auswahl der Schellen oder Haken für die oberen Befestigungspunkte. Die unteren Befestigungen gestalten sich oft schwieriger als erwartet. Nicht nur, weil passende Montagepunkte fehlen, sondern auch, weil die Erreichbarkeit für die Montagearbeiten nicht immer gegeben ist und man eigentlich von der Balkonaußenseite arbeiten muss. Manchmal muss man daher vom unteren Balkon des Nachbarn (gut gesichert) die Montage vornehmen oder eine Leiter aufstellen. In manchen Fällen ist die Installation des Balkonmoduls schlichtweg zu riskant oder mit zu hohem Zusatzaufwand verbunden. In den meisten Fällen gibt es aber eine Lösung! 

Neigungswinkel: Neben der Anzahl der anzubringenden Module muss entschieden werden, ob das Steckersolargerät parallel zum Balkongeländer oder angewinkelt montiert werden soll, und ob der Balkon für letzteres geeignet ist. Hier sollten Sie die Windlast berücksichtigen. Die geneigte Modulposition hat den Vorteil einer besseren Lichtausbeute, aber den Nachteil, dass die Windlast enorm zunimmt. Ein PV-Modul mit ca. 2 m² ist ähnlich groß wie das Segel eines Windsurfbretts — die Kraft, die bei Wind auf das System einwirkt, sollte nicht unterschätzt werden. Die Windlast ist bei Wohnungen im zehnten Stock zudem merklich höher als im Erdgeschoss. Zusätzlich gibt es eine Hebelwirkung auf das Balkongeländer. Wenn Sie sicher sein möchten, raten wir Ihnen, das Modul senkrecht zu montieren.

Zuletzt sollten Sie die benötigten Kabellängen messen und den Anschlusspunkt prüfen. Gibt es eine Außensteckdose oder kann eine installiert werden? Ist es möglich, eine Kabelführung in die Wohnung zu legen? Wenn beides nicht der Fall ist, gibt es noch Flachkabel als alternative Lösung. Hier muss der Wechselrichter allerdings im Haus montiert werden, was Sie für die Verkabelungsplanung berücksichtigen sollten. 

2. Schritt: Material einkaufen

Die Systeme, mit denen Sie Ihr Modul individuell befestigen, sollten genauso robust und sicher sein, wie die fertigen Sets, die es im Onlinehandel gibt. Aluminium oder Edelstahl bleiben rostfrei und bieten sich an. Zu empfehlen sind Industrieprofile (Nut 8) von Item oder vergleichbaren Herstellern (Abb. 13). Diese sind genormt, bei fachgerechter Montage ausreichend stabil und im Onlinehandel verfügbar. Eine 40x16er-Ausführung ist gut geeignet. Nutensteine, Schrauben, Scharniere und Verbinder gibt es passend zum Nut-8 Profil zu kaufen. Nutensteine können in das Profil eingeschwenkt werden. Wird eine Schraube in das Gewinde des Nutensteins geschraubt, zieht sie sich fest. Es ist auch möglich mit Hammermuttern zu arbeiten, aber hier besteht die Gefahr, dass diese sich nicht ordentlich festziehen und das gesamte Modul dann abrutscht. Um das zu verhindern kann auch durch die Profilschiene gebohrt werden, anstatt Nutensteinen zu verwenden. Die Schiene wird später an die im Modul vorgesehenen Befestigungslöcher geschraubt und mit selbstsichernden Stoppmuttern befestigt. 

Für die oberen Montagepunkte am Balkon eignen sich oft Halbschellen (z.B. von Rigatech) aus Aluminium oder Edelstahl. Diese sind TÜV-zugelassen und tragen bis zu 200 kg pro Schelle. Sie können über das Aluprofil am Modul befestigt werden (Abb. 3). Für Betonbalkone, bei denen marktübliche Haken nicht passen, kann mit Hilfe von Profilschienen und passenden Winkeln ein individuell angepasster Haken gebaut werden (Abb. 8). 

Soll das Modul angewinkelt werden, nutzen wir dazu meistens Gewindestangen (M8), passende Hülsenmuttern, Augenkopfschrauben, Nutensteine und Stoppmuttern (siehe Abb. 5 und 6). Für die auf Abb. 9 dargestellte Unterkonstruktion braucht es beispielsweise 8 Halbschellen, 4 Profilschienen, 4 Gewindestangen, 16 Augenkopfschrauben, 8 Hülsenmuttern, 4 Nutensteine und einige Schrauben mit Stoppmuttern. Das alles gibt es im Schraubenfachhandel zu kaufen. Die Kosten für solche Sonderlösugen liegen pro Modul zwischen 60 und 100,- €.

3. Schritt: Die Montage bei Metallstreben-Balkonen

Man beginnt mit der Vormontage der Unterkonstruktion am Modul. Jedes Modul hat mindestens vier vorgefertigte Befestigungslöcher im Rahmen, an denen man die Profilschienen oder Haken befestigen kann. Auf keinen Fall sollten Sie weitere Löcher in den Modulrahmen bohren – damit verlieren Sie die Garantie. Das Modul sollte nicht ausschließlich an den oberen Bohrlöchern hängen, um den Rahmen nicht einseitig zu stark zu belasten. Bevor also zwei Haken das gesamte Modul tragen, sollten Sie eine Profil-/ Loch- oder Dreiecksschiene zwischen Haken und Modulrahmen anbringen (Abb. 8).

Die Vormontage des Solarmoduls kann auf dem Balkon oder in der Wohnung erfolgen. Bei den meisten Steckersolarmodulen ist der Wechselrichter bereits vormontiert. Es müssen also nur Profilschienen, Winkel oder Schellen am Modul angebracht werden. 

Anschließend kommt die Verkabelung. Die Stecker der Module werden in die Eingänge vom Wechselrichter gesteckt. Die Kabel haben immer verpolungssichere MC4- Stecker – hier können Sie nicht viel falsch machen. Vom Wechselrichter führt ein weiteres Kabel zur Schuko- oder Wielandsteckdose (Netzkabel). Bei manchen Wechselrichtern gibt es nur ein kurzes Kabel mit "Betterie"-Stecker, welches dann mit einem weiteren Kabel (Betterie auf z.B. Schuko-Stecker) verlängert wird. 

Kabel sollten grundsätzlich keinem UV-Licht ausgesetzt und regen- und reibungsgeschützt befestigt werden. Zur Befestigung nutzen Sie im besten Fall UV-beständige Kabelbinder, zum Schutz des Kabels kommen Wellrohre zum Einsatz (Abb. 14). 

Ist die Vormontage erfolgt, kann das Modul am Geländer angebracht werden. Das Gewicht und die Größe der Module werden oft unterschätzt. Gängige Paneele sind unhandlich und mit 25 kg auch sehr schwer. Die Montage sollte im Team durchgeführt werden. Idealerweise zu dritt: Zwei halten das Modul fest, während eine Person das Montagesystem mit dem Balkon verschraubt. Die Schellen werden an die Brüstung geschraubt. Den Winkel des Moduls kann man einstellen, indem man die Kontermutter an der Profilschine löst und das Gelenk anschließend hoch oder runterschiebt.

Zuletzt kommt ein kleines Stahlseil von ca. 5 mm Durchmesser zum Einsatz. Damit hintersichern wir das Modul vor einem möglichen Absturz zusätzlich am Balkon: Das Stahlseil wird zwischen Profilschiene und Modulrückseite durchgeführt und einmal um den gesamten Balkon oder einzelne Metallstreben gebunden. 

Sobald der Stecker eingesteckt wird, erzeugt das Modul Strom. Der Wechselrichter blinkt rot. Sobald der Stecker dann mit der Steckdose verbunden wird, blinkt das Licht grün. Das ist das Zeichen, dass alles funktioniert und Strom eingespeist wird.

4. Die Montage an Betonbalkonen

Bei Betonbalkonen, in die nicht gebohrt werden darf, kann das Modul ggf. angeklemmt werden. Zunächst wird wieder die Aluprofilschiene an der Rückseite des Moduls befestigt. Mittels Winkeln und zugeschnittener Alu-Schiene wird ein Haken zusammengeschraubt, der sich über die Brüstung hängen lässt (Abb. 9 und 10). Um das Modul zu sichern, gibt es verschiedene Optionen: Manchmal ist es möglich, von unten an den Balkon zu schrauben. Eine sichere Erreichbarkeit vorausgesetzt, kann man dann die Profilschiene über einen Winkel von unten am Balkon befestigen. 

Ist das nicht möglich, kann ein Winkel auch ohne Bohrung verhindern, dass sich das Modul nach oben hin lösen kann (Abb. 11). Hier braucht es zusätzlich zwingend eine Stahlseilbefestigung, welche die Alu-Unterkonstruktion des Moduls an den Betonbalkon spannt. So kann sich das Modul weder nach oben noch nach vorne bewegen. Diese Lösung funktioniert jedoch nur, wenn der Balkon nicht lückenlos mit der Hauswand verbunden ist. Es muss eine Möglichkeit geben, mit dem Stahlseil eine Schlinge um den Balkon zu legen, um das Modul festzuspannen. 

Wichtig: Die Klemmvariante sollte nur von erfahrenen Handwerkern gebaut werden, die sicherstellen können, dass die Konstruktion dauerhaft hält.

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