Energie 2.0 - Die Energiezukunft ist grün

Die Erneuerbaren Energien sind unverzichtbar zur Lösung zentraler Probleme, vor denen die Weltgesellschaften heute stehen: Klimawandel, Energiepreisanstieg, Ressourcenverknappung, volkswirtschaftliche Krisen und Kriege um fossile Energien. Wir sind überzeugt, dass es nur mit einer vollständigen Umstellung unserer Energieversorgung auf Erneuerbare Energien möglich sein wird, diese Probleme zu lösen und damit Klima und Umwelt zu schützen. Eingeleitet haben wir die neue Energiepolitik mit der Ökosteuer, dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und dem Atomausstieg schon mit grüner Regierungsbeteiligung ab dem Jahr 1998. Nach nunmehr drei Jahren Stagnation gilt es, ab Herbst 2009 endlich wieder Fahrt aufzunehmen. Um dies zu erreichen, brauchen wir eine ambitionierte grüne Energiepolitik.

Wir wollen eine Begeisterung in der Gesellschaft hervorrufen, die die Probleme der Energiekrise an der Wurzel anpackt, und ohne Umschweife zu schnellen Lösungen führen. Wir spüren, dass in großen Teilen der Gesellschaft die Bereitschaft dafür bereits vorhanden ist.

Unsere Grünen Ziele für Deutschland heißen:

Wir wollen die vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien so schnell wie möglich – zuerst im Strombereich und dann auch für die Wärme und den Verkehr. 2020 wollen wir schon mehr als 40 % des Stroms aus Wind-, Wasser- und Sonnenenergie, Geothermie und Biomasse gewinnen - deutlich mehr als die Bundesregierung und jedes vergleichbare Industrieland der Welt.
Europa hat sich verpflichtet alles zu tun, dass die globale Erwärmung auf 2 Grad begrenzt wird. Dafür muss der CO2-Ausstoß der Welt halbiert werden. Für Europa heißt dies, 80% Reduktion bis 2050. Spätestens dann müssen wir 100% unserer Energie erneuerbar bereitstellen. Wir streben an, dieses Ziel bereits 2040 zu erreichen. Deshalb werden wir uns anstrengen, Strom 2030 komplett erneuerbar zu erzeugen.

Das Ziel ist ehrgeizig, aber wir können es erreichen, trotz der Versäumnisse der großen Koalition. Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien, durch konsequentes Energiesparen und hocheffiziente GuD- und KWK-Kraftwerke können wir unsere Energieversorgung auch ohne zusätzliche neue Kohlekraftwerke und ohne Atomkraft sicherstellen – klimaverträglich, kostengünstig und verlässlich.

Die Energiezukunft hat im Stromsektor längst begonnen: Noch vor 15 Jahren gab es kaum Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern. Heute gibt es bereits über 400.000 EigentümerInnen von Solarstromanlagen überall in der Republik. Schon in wenigen Jahren können Solarmodule so billig sein, dass es für die Verbraucherinnen und Verbraucher günstiger sein wird, ihren Strom selbst zu erzeugen als teuer einzukaufen. Windkraftanlagen sind heute zum Teil schon wettbewerbsfähig. So können die Erneuerbaren Energien im Jahr 2020 an jedem Tag, an dem viel Sonne scheint und viel Wind weht, soviel Strom erzeugen, dass selbst Grundlastkraftwerke zeitweise vom Netz genommen werden müssen.

Fossile Kraftwerke sind reine Dampfmaschinen und damit eine Technik aus dem 19. Jahrhundert. Wir müssen unsere Anstrengungen darauf richten, den Erneuerbaren Energien entschlossen den Weg zu ebnen. Wir haben dafür die Technologie, wir haben dafür die Köpfe und wir haben mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein entscheidendes Instrument geschaffen, um die neue Energieversorgung zu verwirklichen. Das EEG und seine künftigen Geschwistergesetze im Wärme- und Verkehrsbereich gehören zu einer Politik für die Energien der Zukunft: die Erneuerbaren Energien. Dank des EEGs gibt es jeden Tag neue Innovationen, neue Arbeitsplätze - heute sind es schon 250 000, viele davon im Osten - mehr dezentrale Energieerzeugung, gestärkte regionale Energieversorger und mehr Selbstbestimmung für die BürgerInnen.

Die Frage ist zum Glück nicht mehr, ob sich die Erneuerbaren Energien durchsetzen werden. Die Frage ist heute, ob die Gesellschaft sich rechtzeitig auf die technologische Revolution einstellt und alles Erforderliche tut, um an der Spitze der Veränderung zu stehen; auch, ob der Einzelne sein Leben ändert, in seinem persönlichen Energieverbrauch beim Wohnen oder Fahren. Wenn Deutschland die neue Energiezukunft annehmen will, dann brauchen wir eine Energieversorgungsstruktur, die sich an die zukünftige dezentrale Stromerzeugungsstruktur anpasst und Prozesswärme nutzt. Wir brauchen intelligente Stromnetze sowie Nah- und Fernwärmenetze. Wir brauchen intelligente Kühlschränke und Waschmaschinen, die auf Angebotsschwankungen reagieren können, und wir brauchen ein Stromerzeugungssystem, das sehr flexibel auf die Stromerzeugungsschwankungen der Wind- und Solarenergie reagiert.

Die Diskussionen um Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken, um Neubau konventioneller Kohlekraftwerke erweisen sich vor dem Hintergrund der zukünftigen Energieversorgungsstruktur als absurd. Wer weiter Milliarden Euro in und mit alten Technologien verbrennen will, verschwendet Kapital und schadet uns allen. Die heutigen Energiekonzerne sind gefordert, sich auf die neuen Technologien und Strukturen einzustellen, sonst wird die Entwicklung auf den Energiemärkten sie abhängen.
Vor großen Umbrüchen steht auch unsere Mobilität. Das Erdöl wird täglich knapper. Die Zeit eilt. Wir müssen weg vom Erdöl. Besser heute, als morgen. Die Elektromobilität wird auf Schiene, Straße und Gewässern die Hauptrolle spielen müssen. Daneben können die Batterien der Elektroautos für die Speicherung überschüssigen Wind- und Solarstroms verwendet werden. Übergangstechnologien wie Hybridmotoren werden den Weg dazu bereiten.

Das ökostrombetriebene Elektroauto muss schnell zur Serienreife gebracht werden. Die Erdölverknappung wird Benzin- und Dieselpreise weiter in die Höhe treiben. Elektromobilität und nachhaltige Biokraftstoffe werden in direktem Wettbewerb zu extrem klimaschädlichen Teersanden und Kohleverflüssigung stehen. Elektromobilität mit Strom aus Erneuerbaren Energien wird einer der wichtigsten Bausteine des Klimaschutzes werden. Klimaschutz, Versorgungssicherheit und ökonomische Zukunft sind gemeinsam davon abhängig, ob es uns gelingt, auch in diesem technologischen Feld Vorreiter zu werden. Hier entscheidet sich, ob auch in Zukunft noch Autos in Deutschland gebaut werden.
Das knappe Erdöl und damit verbunden das Erdgas werden auch die Heizungsrechnungen immer weiter erhöhen. Es bedarf einer enormen Kraftanstrengung, den Gebäudebestand auf die Zukunft vorzubereiten. Die vorhandenen Gebäude dürfen in Zukunft nur noch einen Bruchteil der heutigen Energie verbrauchen und dieser Teil muss sehr schnell durch Erneuerbare Energien erbracht werden. Neue Häuser müssen als Plusenergiehäuser mit optimaler Nutzung der Sonnenenergie errichtet werden. Wir müssen verhindern, dass immer mehr Menschen in Deutschland frieren müssen, weil sie sich die fossilen Energien nicht mehr leisten können. Darum brauchen wir dringend mehr Erneuerbare Energien im Wärmebereich. Energiepolitik wird so immer mehr zur Sozialpolitik.

"Energie 2.0" führt zu Lösungen in fundamentalen Fragen der heutigen Gesellschaft. Eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien ist Voraussetzung, um Konflikte um Rohstoffe zu beenden, eine bezahlbare und sichere Energieversorgung zu gewährleisten, Innovationen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, den CO2-Ausstoß drastisch zu verringern und viele weitere klassische Umweltprobleme zu lösen. Je erfolgreicher unsere Vorschläge für Energieeinsparung und effiziente Energienutzung sind, umso schneller wird eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien erreichbar sein.

Die Vorzeichen für eine neue Energiepolitik stehen gut. Die Kosten der Erneuerbaren Energien fallen weiter und sie werden von Tag zu Tag wettbewerbsfähiger. Die mit dem EEG angestoßenen Wachstumsgeschwindigkeiten der Erneuerbaren Energien im Stromsektor geben allen Anlass für Optimismus, dass eine völlige Umstellung bis 2030 realistisch ist. Im Wärme- und Transportsektor brauchen wir ähnliche Gesetze wie das EEG. Die steigenden Kosten für Erdöl und Kohle lassen schon heute nahezu jede Investition in die alte Energieproduktion zu Fehlinvestitionen werden. (...)


Quelle: www.hans-josef-fell.de